Romantic Comedy -  Curtis Sittenfeld

Romantic Comedy (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
DuMont Buchverlag
978-3-7558-1062-9 (ISBN)
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Sally Milz ist Comedyautorin für eine der bekanntesten Late-Night-Shows in Amerika. Ihr Job ist ihr Leben, das Thema Beziehung hält sie mit den Waffen der Ironie auf Distanz. Als ihr Kollege Danny Horst mit einer Schauspielerin zusammenkommt und sich damit in die gar nicht so kleine Riege eher durchschnittlicher Männer, die mit unglaublich schönen und erfolgreichen Frauen eine Beziehung führen, einreiht, platzt ihr fast der Kragen. Warum tritt der umgekehrte Fall eigentlich nie ein? Sie tut, was sie immer tut, schreibt einen Sketch und verwandelt ihre Gefühle in Comedy. Doch dann tritt Noah Brewster in ihr Leben. Der Popstar ist als musikalischer Gast für die Show engagiert. Sie verstehen sich auf Anhieb, und Sally fragt sich bald, ob da nicht vielleicht mehr zwischen ihnen sein könnte. Aber das hier ist keine romantische Komödie, sondern das wahre Leben. Und im echten Leben würde sich jemand wie er niemals auf jemanden wie sie einlassen, oder? Curtis Sittenfelds Beobachtungen sind lustig und schlau zugleich. Voller Scharfsinn seziert sie die sozialen Regeln und Machtdynamiken von Romantik und Beziehungen zwischen den Geschlechtern.

CURTIS SITTENFELD, geboren 1975, veröffentlichte 2005 ihren hochgelobten Debütroman >Eine Klasse für sich<. Sie ist die Autorin von insgesamt sieben Romanen und einem Kurzgeschichtenband. Ihre Werke standen auf der New-York-Times-Bestsellerliste und wurden in dreißig Sprachen übersetzt.

KAPITEL 2

Juli 2020

Von: Noah Brewster <NoahRBrewster@gmail.com>

An: Sally Milz <Smilz@TNOshow.com>

Datum: 20. Juli 2020, 23:42 Uhr

Betreff: Ehrlicherweise

Ist die hier noch aktuell?

Von: Sally Milz <Smilz@TNOshow.com>

An: Noah Brewster <NoahRBrewster@gmail.com>

Datum: 21. Juli 2020, 8:04 Uhr

Betreff: Ehrlicherweise

Ja, meine Mail ist noch aktuell.

(Okay, meine innere Anglistik-Studentin steckt jetzt echt in der Zwickmühle. Sie sollen wissen, dass ich weiß, dass es in Satz Eins streng genommen »meine E-Mail« und noch besser »meine E-Mail-Adresse« heißen müsste, aber ich will auch nicht, dass Sie mich für überkorrekt halten. Habe ich den Schaden einigermaßen begrenzt? Übrigens: Als Kind dachte ich, eine Zwickmühle wäre eine echte Mühle, in der man gezwickt wird.)

Ich hoffe, Sie kommen gut durch diesen, äh, tödlichen globalen Albtraum.

Von: Noah Brewster <NoahRBrewster@gmail.com>

An: Sally Milz <Smilz@TNOshow.com>

Datum: 21. Juli 2020, 13:36 Uhr

Betreff: Ehrlicherweise

Ich dachte bis zur fünften Klasse, Nudeln wären aus Käse. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass Nudeln aus Käse wohl ganz lecker wären.

In sprachlicher Hinsicht bin ich nicht so streng, nur das groß geschriebene »Eins« irritiert mich ein bisschen. Andererseits würde jeder, der kein völliger Ignorant ist, die Expertise der Frau mit dem noblen Universitätsabschluss anerkennen, auch wenn die noble Universität nicht Harvard war. Moment … ist das Wort Ignorant anstößig?

Sind Sie in N. Y.? Nicht, dass Sie gefragt hätten, aber ich bin gerade in L. A.

Von: Sally Milz <Smilz@TNOshow.com>

An: Noah Brewster <NoahRBrewster@gmail.com>

Datum: 21. Juli 2020, 19:04 Uhr

Betreff: Ehrlicherweise

Ich habe Ignorant gerade gegoogelt, und ich weiß es immer noch nicht. Aber Sie wissen doch noch, dass viele meinen, TNO würde es darauf anlegen, anstößig zu sein, oder? Nach der ersten Folge in diesem Jahr, bevor uns allen klar geworden ist, dass noch ganz andere Probleme auf uns zukommen würden, hat ein hohes Tier im Democratic National Committee getweetet, ein Sketch von mir sei die Apotheose der politischen Gleichgültigkeit der Mittzwanziger. Als jemand, der im Oktober 39 wird, habe ich das mit den Mittzwanzigern als Kompliment genommen. Aber Mittzwanziger sind die am wenigsten gleichgültigen Menschen, die ich kenne! Das sind die, die Metallstrohhalme verwenden. Die vor allen anderen zu den Black-Lives-Matter-Demos gegangen sind. (Waren Sie diesen Sommer auf einer?) Jedenfalls sollten Sie mich nicht als Maßstab dafür nehmen, was anstößig ist und was nicht.

Und ich bin ehrlicherweise in (Achtung, jetzt wird’s ganz glamourös) Kansas City, Missouri. In meinem alten Kinderzimmer. Ich wohne mit meinem 81-jährigen Stiefvater und seinem Beagle Sugar zusammen. Es wird immer glamouröser! Ich bin ein bisschen belämmert, weil ich zu denen gehöre, die aus New York geflüchtet sind, aber als alles dichtgemacht wurde, hatte ich das Gefühl, den Verstand zu verlieren (also in echt, nicht bloß als Redensart). Wie ist es in L. A.?

Nudeln aus Käse wären fantastisch! Man könnte sie frittieren und in Marinarasoße dippen und – ach du Schande, ich glaube, ich habe gerade Mozzarella-Sticks erfunden! Übrigens, schreiben Ihnen manchmal völlig Fremde, die Ihre überraschend offensichtliche E-Mail-Adresse ausgeknobelt haben?

Von: Noah Brewster <NoahRBrewster@gmail.com>

An: Sally Milz <Smilz@TNOshow.com>

Datum: 22. Juli 2020, 22:36 Uhr

Betreff: Ehrlicherweise

Ich werde noch vor Ihnen 39, am 5. 9. Ich weiß nicht genau, wie man während eines »tödlichen globalen Albtraums« einen Geburtstag feiert, vielleicht indem man Nudeln aus Käse isst und durch einen Metallstrohhalm trinkt? Es gibt so viele Möglichkeiten!

Wo wir gerade schon bei der Pandemie sind … Ganz im Ernst, darum hatte ich Ihnen geschrieben. Hat Sie das gar nicht gewundert? Falls doch, war es nett von Ihnen, so zu tun, als wäre das nicht irgendwie komisch und völlig unerwartet.

Also … ich hatte im Februar Covid. Zuerst möchte ich vorausschicken, dass ich mich nicht beschweren sollte, weil ich sehr privilegiert bin … und dann möchte ich sagen, dass es zum Kotzen war. Ich war fast drei Wochen lang kurzatmig, hatte den schlimmsten Husten meines Lebens, war erschöpft, mir tat alles weh, ich hatte permanent Kopfschmerzen. Es war die Hölle, und dazu die Angst, nie wieder singen zu können oder zumindest nicht mehr so wie vorher. Zum Glück war das nicht der Fall, aber für jemanden wie mich ist alles, was meine Stimme und meine Atmung angreift, wirklich beängstigend. Während ich das Ganze schreibe, kommt mir der Gedanke, dass Sie es vielleicht auch hatten und sich gerade denken: Der stellt sich ja an wie ein Baby! Ich hoffe, Sie hatten es nicht.

Aber als ich krank war, hatte ich Zeit zum Nachdenken über … über vieles, ehrlich gesagt. Unter anderem über meine Woche bei TNO im Jahr 2018, insbesondere die Arbeit mit Ihnen, und darüber, dass es so blöd zu Ende ging. Das tut mir leid, und ich möchte mich ganz offiziell entschuldigen. Ich finde Sie cool und klug, und ich hätte mir gut vorstellen können, nach dieser Woche noch mehr Zeit mit Ihnen zu verbringen, und dann … na ja, dazu kam es dann eben nicht mehr. Hätte es aber vielleicht tun sollen, wissen Sie?

Um Ihre Fragen zu beantworten:

Ich war auf einer BLM-Demo. Ich hatte vorher lange hin und her überlegt, weil ich es nicht zur Selbstdarstellung nutzen wollte, aber ich habe mich entschieden, einfach hinzugehen und es darauf ankommen zu lassen, dass irgendwer meine Motive infrage stellt … es wäre weder das erste noch das letzte Mal. Ich habe den Leuten, die für mich die sozialen Netzwerke bespielen, gesagt, sie sollten dazu nichts posten, wobei letztlich doch ein paar Fotos im Netz aufgetaucht sind. Haben Sie demonstriert?

Ja, ein paarmal im Jahr kriege ich E-Mails von völlig Fremden, die entweder schreiben: »Ich bin dein allergrößter Fan und brauche $500 für eine Operation«, oder: »Deine Musik ist scheiße.« Einmal hat mir einer geschrieben, der das Geld für mein letztes Album zurückwollte und sich lang und breit über die Gründe ausließ. In ein paar Punkten hatte er recht, also habe ich zurückgeschrieben: »Okay, Mann, schick mir deinen Nutzernamen auf Venmo, und du kriegst die zehn Kröten.« Ich habe nie wieder von ihm gehört.

Meine E-Mail-Adresse ist zugegebenermaßen einfallslos, aber kriege ich nicht wenigstens ein paar Punkte dafür, dass ich den Anfangsbuchstaben meines zweiten Vornamens eingebaut habe? Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass sich Ihre Adresse ein bisschen wie »smiles« liest … was Sie sich wahrscheinlich auch ausgesucht hätten, wenn Sie die Wahl gehabt hätten. Apropos E-Mails: Ich glaube, das ist die längste, die ich seit Anfang der 2000er geschrieben habe!

Von: Sally Milz <Smilz@TNOshow.com>

An: Noah Brewster NoahRBrewster@gmail.com

Datum: 23. Juli 2020, 11:27 Uhr

Betreff: Ehrlicherweise

Zuerst einmal tut es mir leid, dass Sie so krank waren. Das klingt schrecklich. Geht es Ihnen wieder richtig gut, oder haben Sie Langzeitsymptome? Konnte sich jemand um Sie kümmern? Waren Sie zu der Zeit auch in L. A.? Ich hatte noch kein Covid, oder wenn doch, habe ich es nicht bemerkt. Ein großes Glück, weil es einige bekommen haben, kurz nachdem TNO dichtgemacht hat, unter anderem auch Henrietta, ihre Frau Lisa (die jetzt im achten Monat schwanger ist) und Viv (die zufällig auch im achten Monat schwanger ist). Vivs Mann, der Arzt ist, hat es aus irgendeinem Grund nicht gekriegt. Viv, Lisa und Henrietta scheint es wieder gut zu gehen, aber ich weiß, dass sie sich Sorgen über die potenziellen Auswirkungen von Covid auf die ungeborenen Babys machen. Viv sorgt sich verständlicherweise auch um die Entbindung. Ich muss gestehen, dass ich nicht wusste, dass schwarze Frauen und ihre Babys über alle Klassenschranken hinweg aufgrund von Rassismus/schlechter Versorgung weit häufiger im Kindbett sterben.

Was die BLM-Demos angeht, ich war auch auf einer – Sie haben vielleicht mitbekommen, dass sie hier recht heftig abliefen, und einige fanden in der Nähe vom Haus meines Stiefvaters statt –, aber ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass sich niemand genug für meine Anwesenheit interessiert hat, um Bilder von mir im Netz zu posten. Einerseits finde ich es so bizarr und so peinlich, dass Weiße und von Weißen geführte Unternehmen eines Tages aufgewacht sind und sich entschieden haben zuzugeben, dass Rassismus existiert. Andererseits, besser zu spät (400 Jahre) als nie, oder? Viv hat mir erzählt, nachdem George Floyd getötet wurde, hätten sich irgendwelche weißen Bekannten aus dem Nichts bei ihr gemeldet und gefragt: Wie geht’s dir? Nein, im Ernst, wie geht’s dir wirklich???, und sie dachte sich nur: Na ja, ich bin erschöpft, weil in meiner Gebärmutter ein Mensch heranwächst, aber ich glaube nicht, dass ihr das meint. (Randbemerkung: Natürlich fürchte ich neuerdings, eine von diesen weißen Frauen zu sein, die glauben, Viv viel näherzustehen, als sie das empfindet, aber ich werde sie jetzt ganz bestimmt nicht um...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2024
Übersetzer Stephan Kleiner
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7558-1062-X / 375581062X
ISBN-13 978-3-7558-1062-9 / 9783755810629
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