Der Mantel des Kaisers (eBook)

Oder die Frage: Wie cool kann Geschichte eigentlich sein?
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2024 | 1. Auflage
340 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-9784-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Mantel des Kaisers -  Christina Maus
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Staufer oder Welfe? Was für eine blöde Frage. Zumindest wenn man sie dem großen Frankenkönig Karl dem Großen stellt. Aber wie gelangt Karl eigentlich zwischen die Fronten der verfeindeten Adelsgeschlechter? Auf seiner ganz besonderen Zeitreise durch die deutsche Geschichte nimmt er dich an die Hand und stürzt sich mit dir in jedes Abenteuer, das euch und Karls Rittern auf eurem Weg begegnet. Egal ob Merowingerkönige, Hexen, Nibelungen oder Kreuzritter: Karl kennt sie alle und quetscht sympathisch, ehrlich und neugierig alle Informationen über das Werden und Sein unseres Landes aus ihnen heraus. 2000 Jahre zum Staunen, Schmunzeln und Mitfiebern. Und am Ende wieder eine Frage: Wie cool kann Geschichte eigentlich sein?

Christina Maus stammt aus dem schönen Münsterland, liebt Geschichte und alte Burgen und findet Lesen und schöne Bücher einfach wunderbar. Genau wie Frankenkönig Karl der Große in ihrem Buch "Der Mantel des Kaisers" reist sie gerne und entdeckt dabei immer wieder neue spannende Bruchstücke aus der großen Entwicklungsgeschichte unseres Landes. Mut steht am Anfang des Weges, Glück am Ende.

Kapitel 1


Mit einem lauten Platsch sprang der König ins Wasser. Heftig schwangen die Wellen in der heißen Quelle hin und her, denn der König hatte einen breiten und kräftigen Körperbau und war nicht unbedingt zu dünn, denn zu einem leckeren Rebhuhn an der abendlichen Tafel sagte er nur selten nein. Dann beruhigte sich das Wasser wieder und außer dem Dampf, der über dem Becken durch die kalte Luft waberte, stiegen nur ein paar lautlose dicke Luftblasen an die Oberfläche. Doch plötzlich teilte sich das Wasser wieder und die großen freundlichen Augen Karls des Großen tauchten aus der dampfenden Quelle auf. Direkt nach den Augen kam eine ebenso gewaltige Nase und ein heiteres Gesicht mit einem weißen Bart, aus dem es triefte, zum Vorschein.

„Ach, ist wusste gar nicht, dass wir heute noch Besuch an unserem Hof erwarten. Dann hätte ich mit meinem Bad noch ein wenig gewartet. Verzeiht mir diese Unhöflichkeit. Aber diese warmen Quellen hier in Aachen sind einfach herrlich.“

Der König kniff verschmitzt ein Auge zu, blies die Backen auf und tauchte abermals unter.

Nachdem er noch einige Bahnen gezogen hatte, kletterte er zurück auf die taunasse Wiese und hüllte sich in mehrere dicke Pelze, die ihm ein Diener zurechtgelegt hatte. Danach zog er seinen meergrünen Lieblingsmantel über die Pelze, schlüpfte in seine mit Edelsteinen besetzten Schuhe und ließ sich seufzend auf einem Stuhl neben seinem Besucher nieder.

„Du musst wissen, diese warmen Quellen waren der Grund dafür, dass ich meinen Hauptwohnsitz hierher nach Aachen verlegt habe.

In meinem riesigen Frankenreich besitze ich zwar viele Pfalzen (Pfalz von lat.: `palatium`; Burg oder Palast), die mir und meinem Gefolge auf Reisen und Kriegszügen als Rückzugsort und zur Versorgung meiner Truppen dienen. Aber regieren will ich nur noch hier in Aachen.

Denn hier ist es nicht nur schön ruhig, sondern ich komme von hier auch schnell zu meinen anderen Burgen und wir befinden uns hier in der Nähe vieler großer Flüsse. Ganz praktisch also.

Mal abgesehen von meiner mächtigen Königshalle mit bronzenen Türen und meiner eigenen Palastkapelle im Aachener Münster. Dort wurden nach meinem Tod im Jahr 814 noch viele Jahrhunderte lang deutsche Könige gekrönt. 32 um genau zu sein. Aber ich will nicht angeben. Das geziemt sich nicht für einen frommen Herrscher.“ Karl setzte sich aufrecht hin und räusperte sich.

„Wie wäre es, hast du Lust, dir meinen Palast anzuschauen? Wir könnten zuerst in die große Bibliothek mit Schreibstube gehen. Dort sitzt mein guter Freund Einhard gewiss schon wieder bei Kerzenschein und schreibt an seiner Biographie über mich. Komm, ich zeig es dir.“

Flink stand der König auf und ging mit raschen Schritten durch die von Rosen umrankte Pforte des Gartens, über den staubigen Hof vorbei an den Pferdeställen bis zu einem großen Gebäude mit einer breiten Fensterfront. An der Tür stand ein Diener, der seinem Herrn und dessen Besuch eilig die schwere Eichentür aufstieß. „Das ist unsere Hofschule. Ich bin sehr stolz auf meine eigene Akademie. Hierher lade ich aus allen Teilen meines Reiches die schlauesten Köpfe ein und bespreche mich mit ihnen über Grammatik, Astronomie, Musik und philosophische Fragen.

Wir haben auch viele Mönche hier, die schreiben können und das Wissen in Büchern festhalten und dann über mein ganzes Reich verbreiten.“

Karl tippte sich auf seinen mit beeindruckenden Muskeln versehenen Arm und dann an seinen Kopf. „Nicht nur das hier zählt, sondern auch das hier.“ Der mächtige Herrscher lächelte und stieß die Tür zur Schreibstube auf. „Habe ich es doch gewusst! Da sitzt mein fleißiger Freund Einhard so wie jeden Abend mit dem Federkiel.“

Karl lachte donnernd und schlug dem etwas schmächtig wirkenden Einhard auf den Rücken, wobei ein dicker Klecks Tinte quer über das halb beschriebene Pergament spritzte. Doch der König bemerkte die Schweinerei gar nicht und faltete die dicken Pergamentseiten, so dass er den Titel besehen konnte.

Vita Caroli Magni“, las er mit leicht zusammengekniffenen Augen, „ein Buch über mein Leben als König und Kaiser der Franken. Hat auch nicht jeder!“, rief Karl und schlug dem armen Einhard noch einmal kräftig auf den Rücken. „Ich freu mich schon, wenn es fertig ist.

Du kannst es dir übrigens selbst einmal ansehen, es liegt heute in Wien in der österreichischen Nationalbibliothek.

Und Einhard, sag an, wie war dein Tag? Wollte nicht heute ein Mönch aus dem Kloster in Fulda vorbeikommen und dir etwas über eine neue Art zu schreiben beibringen?“

„Oh ja, der war da. Ein sehr netter Bursche.“ Einhard begrüßte den Besuch kurz mit einem Nicken und fuhr fort.

„Er hat mir etwas über die Karolingische Minuskel erzählt. Eine neue Art der Schrift mit Groß- und Kleinbuchstaben. Natürlich haben sie sie nach dir benannt. Bei der althergebrachten Majuskelschrift, die wir alle benutzen, sind ja alle Buchstaben gleich groß. Die neue Schrift ist viel eleganter und angemessener für einen König.“

Einhard schwang seinen Federkiel formvollendet durch die Luft und spritzte dabei noch mehr Tinte auf das Pergament. „Oh, na diese Seite war eh nicht mehr zu retten. Ich habe ihm direkt die von euch in Auftrag gegebene neu erstellte Grammatik mitgegeben. Dann kann er den Mönchen endlich beibringen, was ein Genitiv ist. Und ich habe ihm gesagt, er soll die Liste mit den Namen der Monate im ganzen Frankenreich verteilen. Wann kommen euch nur immer diese tollen Ideen, mein König? Den Monaten deutsche Namen geben, ha.“

„Beim Schwimmen, mein guter Freund. Das belebt und erfrischt den Geist nach getaner Arbeit. Nun denn, dann wollen wir euch nicht länger stören. Ich werde unserem Besuch nun meinen Thron im Münster zeigen. Gehabt euch wohl!“

Mit einer einladenden Geste deutete Karl seinem Gast an, ihm zu folgen. Einhard faltete seufzend die bekleckste halb beschriebene Pergamentseite zusammen und warf sie unter sein Schreibpult auf den staubigen Boden.

*

Marmorthron im Aachener Dom

(Aachen, Dom; private Aufnahme).

Das Aachener Münster wurde in der Form eines Oktogons, also achteckig gebaut. Die Wände entlang des äußeren Rundganges werden von antiken Säulen gestützt; die hohen Decken sind prachtvoll mit Gold, farbenfrohen Mosaiken und Wandmalereien verziert. Völlig egal, an welcher Stelle des Rundlaufes im ersten oder zweiten Geschoss man sich befindet, hat man von allen Seiten einen unversperrten Blick in den Innenraum, in dessen Mitte ein gewaltiger, reich geschmückter, goldener Kronleuchter hängt.

In der ersten Etage des Rundganges steht ein schlichter Thron aus Marmorplatten auf einem Steinpodest, auf den Karl sich schnaubend niederließ. „Von diesem Thron aus habe ich mein Weltreich regiert, aber es war ein langer Weg bis dahin.“ Karl rutschte etwas zur Seite und klopfte mit der Hand auf den freien Platz neben sich. „Komm mein Freund, mach es dir bequem. Ich erzähle dir von Anfang an.

Wie der Name „Germany“ schon verrät, liegen unsere Ursprünge in den germanischen Volksstämmen. Dabei lag die Urheimat dieser germanischen Völkerfamilie 2000 Jahre vor der Geburt Jesu in Südskandinavien, Schleswig- Holstein und Niedersachsen. Also so ziemlich in der Mitte des heutigen Europas. Wie viele solcher Stämme gab es? Leider gibt es nicht viele erhaltene schriftliche Aufzeichnungen darüber, aber der antike Geschichtsschreiber Tacitus hat alles über die Germanenstämme gesammelt und in seinem Buch „Germanica“ zusammengefasst. Darin erwähnt er rund 60 solcher Stämme, darunter die Teutonen, die Cherusker, die Friesen, die Langobarden, die Alemannen, die Salier, die Sachsen, die Thüringer und die Bayern.

Diese Germanenstämme waren recht unruhige Zeitgenossen. Statt irgendwo an einem Fluss zu siedeln und Häuser zu bauen, zogen sie lieber immerzu umher.

Sie betrieben keinen Ackerbau, denn das hätte ja bedeutet, dass man in der Nähe der bestellten Felder leben müsste, sondern ernährten sich von der Jagd und konzentrierten sich darauf, Krieg mit anderen Stämmen zu führen.

Die Germanen waren also tapfer und sie lehnten es ab, Dinge zu besitzen (sonst hätten sie bei ihren ganzen Wanderungen ja auch immer alles mit sich herumschleppen müssen). So machten sie im Lauf der Jahrhunderte ganz schön Meter und besiedelten bald ganz West-, Mittel- und Osteuropa. Man unterscheidet dabei drei große Gruppen: Die Nordgermanen blieben in Skandinavien und bildeten den Ursprung der Dänen, Schweden, Norweger und Isländer. Die Ostgermanen (Goten, Wandalen und Burgunder) zog es nach Süden; die Westgermanen blieben in der Mitte Europas und besiedelten zusätzlich noch die britischen Inseln.

Jetzt könnte man meinen, dass doch irgendwann jeder Germanenstamm ein unbesiedeltes Fleckchen...

Erscheint lt. Verlag 25.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Deutschland • Geschichte • Karl der Große • Mittelalter
ISBN-10 3-7597-9784-9 / 3759797849
ISBN-13 978-3-7597-9784-1 / 9783759797841
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