Poesie des Todes -  J.T. Ellison

Poesie des Todes (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
416 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3478-0 (ISBN)
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Der Southern Strangler zieht seine blutige Spur durch den Südosten der USA. An jedem Leichenfundort lässt er ein grauenhaftes Souvenir zurück: die abgetrennte Hand des vorherigen Opfers.
Was für Lieutenant Taylor Jackson zu einer Mördersuche wird, die sie in die tiefsten menschlichen Abgründe führt, bedeutet für die Fernsehreporterin Whitney Connolly das Ticket in die große, weite Welt. Denn sie hat Informationen, die den Fall lösen könnten - der Mörder schickt ihr Gedichte per E-Mail. Diese Nachrichten bringen die Polizei auf die Spur des Killers, und bald schon können sie ihn verhaften.

Doch dann erhält Whitney ein weiteres Gedicht ...



J.T. Ellison wuchs in Colorado und Virginia auf und arbeitete nach dem Studium zunächst im Weißen Haus, bevor sie als Finanzanalystin und Marketing Director in die Privatwirtschaft wechselte, wo sie für verschiedene Verteidigungs- und Luftfahrtunternehmen tätig war. Ihr Debüt und gleichzeitig ihren Durchbruch erlangte sie mit ihrer »Taylor-Jackson-Reihe« . Für die Recherche hat sie eng mit der Forensischen Abteilung des Metro Police Department Nashville sowie dem FBI zusammengearbeitet, um ihre Bücher möglichst authentisch zu gestalten. Sie lebt mit ihrem Mann in Nashville.

3. KAPITEL


»Ich bin froh, dass wir nicht in Kalifornien leben.«

Die Detectives Pete Fitzgerald, Lincoln Ross und Marcus Wade schlugen die Zeit tot. Die kriminellen Elemente von Nashville schienen Ferien zu machen. Seit fast zwei Wochen hatte es keinen Mordfall mehr gegeben. Die Stadt war ungewöhnlich ruhig gewesen. Sogar der Nationalfeiertag hatte keine Toten geliefert, an denen sie ihre investigativen Fähigkeiten hätten austoben können. Es gab keine Gerichtstermine, zu denen sie erscheinen mussten, und ihre offenen Fälle waren entweder inzwischen gelöst oder wurden von den Untersuchungen im kriminaltechnischen Labor aufgehalten. Es herrschte buchstäblich tote Hose.

Die drei Männer hatten sich in das Büro ihrer Chefin gequetscht und schauten fern. Ein höchst akzeptabler Zeitvertreib, vor allem seit das Department einen Deal mit dem Kabelanbieter geschlossen hatte. Auf den Fernsehern sollten eigentlich vierundzwanzig Stunden Nachrichtensender laufen, aber natürlich wurde immer wieder umgeschaltet. Meistens, um sich dem heimlichen Vergnügen des Daily-Soap-Schauens hinzugeben, dem viele Detectives verfallen waren.

Heute hatte jedoch eine wilde Autoverfolgungsjagd durch Los Angeles die Aufmerksamkeit der drei Detectives erregt. Aufregend, sensationell. Ein Kidnapping, eine schussbereite, halb automatische Waffe im Anschlag, sogar ein gestohlener roter Jaguar. Das Auto raste über die verschiedenen Highways, selten mit weniger als siebzig Meilen pro Stunde, und fesselte die Nachrichtensprecher, die atemlos darüber spekulierten, ob das Entführungsopfer sich noch im Wagen befand oder nicht. Die Männer des Morddezernats feuerten ihre Kollegen in den blauen Uniformen an.

Fitz hob einen muskulösen Arm und sah auf seine Uhr. Die Verfolgungsjagd dauerte nun schon beinahe zwei Stunden. »Vor ungefähr fünf Minuten haben sie die Nagelbänder ausgelegt, also müssten bald die ersten Reifen runterkommen.«

»Ha, da ist es schon.« Marcus deutete auf den Bildschirm, wo ein großes Stück vom Hinterreifen des Jaguars wegflog und nur knapp das verfolgende Auto verpasste. Seine braunen Augen glänzten vor Aufregung. Fitz grinste. Der Kerl war noch so jung.

»Hast du jemals an einer Verfolgungsjagd teilgenommen, Marcus?«, fragte er und lehnte sich zurück, die Arme vor seinem gewaltigen Bauch verschränkt.

»Nein, aber ich habe alle Trainings dafür absolviert. Ich kann fahren! Mann, ich kann echt fahren.«

»Erinnere mich daran, dir niemals die Schlüssel zu geben. Ah, es ist vorbei.« Lincoln Ross stand auf und streckte sich, wischte unsichtbare Falten aus seinem kohlegrauen Armani-Anzug. »Er fährt nur noch auf den Felgen, jetzt können sie ihn seitlich von hinten rammen und damit ausschalten. Siehste, da ist es schon.«

Das verfolgende Auto schlich sich wie eine schwarzweiße Schlange an den Jaguar an und touchierte ihn dann leicht am hinteren rechten Kotflügel. Und wie im Bilderbuch drehte sich der Jaguar, rammte die Leitplanke, verlor einen Kotflügel und kam mit der Nase entgegen der Fahrtrichtung zum Stehen. Sofort war er von weiteren Fahrzeugen umringt; Polizisten zielten mit Gewehren und Handfeuerwaffen auf ihn. Keine Chance zur Flucht.

Die Nachrichtensprecher gratulierten sich zu einer hervorragenden Berichterstattung, die nach ihren Aussagen irgendwann in den nächsten fünf Minuten bis fünf Stunden zu Ende sein dürfte. Mit dem Versprechen, die Übertragung nicht zu unterbrechen, bis der Fall endgültig erledigt wäre, kamen jetzt die Experten zu Wort – ein ehemaliger Police Officer und ein in Geiselverhandlungen geschulter Polizeipsychologe –, um die notwendigen Spekulationen über die Vergangenheit des Täters auszuführen.

Um für die Öffentlichkeit ungeeignete Bilder noch rechtzeitig herausnehmen zu können, wurden solche Live-Berichte von Verbrechen mit einer fünfminütigen Verzögerung gesendet. Ein Produzent irgendwo in New York nahm diese Verzögerung jedoch etwas zu früh heraus, und die Detectives in Nashville starrten fasziniert auf den Fernseher, als sich die Tür des Jaguars öffnete. Der Verdächtige sprang heraus und zog eine Frau an den Haaren mit sich aus dem Auto.

Hektische Betriebsamkeit auf dem Boden, ein schnelles Zusammenziehen der Absperrung um den Entführer. Der Verdächtige schaute nach oben, um sicherzustellen, dass der Kameramann im Helikopter ein gutes Bild seines grinsenden Gesichts einfangen konnte. Er zog die Frau auf die Füße, hob seinen Arm und schoss ihr in den Kopf. Er wurde niedergeschossen, bevor sein Opfer noch den Boden berührte. Ein schrecklicher Tumult brach los. Für einen Herzschlag wurde der Bildschirm schwarz, dann erschien das Gesicht des erschrockenen Nachrichtensprechers. Er sah etwas grün um die Nase aus.

»Wie ich schon sagte, ich bin verdammt froh, dass wir nicht in Kalifornien leben«, grummelte Fitz.

Das Telefon klingelte, und er nahm den Hörer ab, hörte aufmerksam zu und machte sich Notizen. »Wir sind dran.«

»Was ist los?« Marcus hatte sich mit seinem Stuhl so weit zurückgelehnt, dass er Gefahr lief, hintenüberzukippen.

»Leiche in Bellevue. Ich übernehm das. Ich werde Taylor vom Auto aus anrufen.«

Sofort waren Lincoln und Marcus auf den Beinen. »Wir kommen mit«, sagte Marcus. »Ich will hier nicht länger dumm rumsitzen. Du etwa, Lincoln?«

»Oh Gott, bloß nicht!«

Pflichtbewusst verließen sie das Büro und sammelten auf dem Weg nach draußen ihre Jacketts und Schlüssel ein. Lincoln grinste, froh, endlich das Gebäude verlassen zu können. »Wenigstens wird es dabei keine Verfolgungsjagden geben.« Der Tag war drückend, die Luftfeuchtigkeit lag hoch in den Neunzigern, am Horizont lauerte drohend der Regen. Auch wenn es helllichter Tag war, schien keine Sonne. Wie ein Pesthauch verdeckte ein dicker Nebelschleier den Himmel, färbte das Blau zu Grau. Nashville im Sommer.

Am Schauplatz des Verbrechens tummelten sich schwitzende Männer und Frauen. Ihre Bewegungen waren träge, eingeübt, überhaupt nicht eilig. Einige trugen Masken, um ihre sensiblen Geruchsrezeptoren vor dem Gestank zu schützen. Ein verwesender Körper bei 32°C konnte den stärksten Beamten umhauen.

Sie hatten sich auf einem grasbewachsenen Feld in der Nähe der westlichsten Ecke von Davidson County versammelt, dort wo sich der Highway 70 und der Highway 70 Süd teilten. Die Gegend war unter dem Namen Bellevue bekannt und lag nur fünfzehn Minuten von der Innenstadt entfernt. Ein paar Meilen weiter, und die Kollegen von Cheatham County würden jetzt hier in der Sonne stehen. Doch stattdessen hatte die Metro-Mordkommission den Anruf erhalten. Taylor hatte die gleiche Langweile gespürt wie ihre Detectives und war froh über die Ablenkung.

Sie stand neben dem Körper, nahm die Szene in sich auf. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengefasst, ihr schlanker Körper warf groteske, schweigende Schatten auf das hohe Gras. Sie trug keine Maske. Ihre Nasenflügel zusammengezogen, atmete sie durch den Mund, um den Tod nicht zu inhalieren. Eine unbekannte weibliche Leiche, jung, die braunen Haare eine wirre Masse unter ihrem angeschwollenen Körper. Braune Augen glitzerten stumpf durch leicht geöffnete Augenlider. Die Käfer hatten ihre Pflicht getan, hatten geknabbert, Eier gelegt, ihre Mannschaft neu bevölkert. Eine sich windende weiße Larve fiel aus dem Mund des Mädchens.

Taylor verlor beinahe die Fassung, stellte sich diesen Wurm in ihrem eigenen Mund vor, und aus Versehen nahm sie einen tiefen Atemzug durch die Nase. Sie zuckte zusammen und drehte sich für einen Moment weg, konzentrierte sich auf die . Aktivitäten um sie herum. Normalerweise schwirrten die Leute am Tatort selbst wie eine eigene Insektenart umher, doch heute schien niemand in großer Eile zu sein. Fitz schlenderte zurück zur provisorischen Kommandozentrale am Rande des Feldes; nach einem kurzen Blick auf die Leiche hatte er sich ein Taschentuch vor den Mund gehalten und sich höflich entschuldigt. Sie konnte Marcus und Lincoln sehen, die etwas weiter weg in eine Unterhaltung vertieft waren. Hitzewellen schimmerten um ihre Körper. Kriminaltechniker trugen braune Papiertüten zu ihren Fahrzeugen, Streifenpolizisten standen mit den Rücken zur Toten. Die Szenerie vibrierte unterschwellig, trotzdem wirkte die gesamte Truppe apathisch und träge in der Hitze.

Außer einem Mann, der mühelos mit großen Schritten auf sie zukam. Er war groß, mit dunklen Haaren, sehr elegant. Er war keiner von ihren Männern.

Vor einem der Streifenpolizisten blieb er stehen, klappte ein kleines, ledernes Identifikationsmäppchen auf und sagte laut genug, dass Taylor es auch hören konnte: »Special Agent John Baldwin, FBI.«

Der Officer trat einen Schritt zur Seite, um Baldwin den Weg frei zu machen, der ihn weiter direkt auf Taylor zuführte. Er steckte das Mäppchen in seine Brusttasche, und kam dann, mit ausgestreckter rechter Hand, auf sie zu. Er zwinkerte, als er ihre Hand nahm. Sie fühlte die Wärme seines Händedrucks, eine erschütternde Berührung, die bis in die Zehenspitzen prickelte. Sie stellte sich aufrechter hin. Mit einem Meter dreiundachtzig überragte sie die meisten Männer. Aber dieser war mindestens zehn Zentimeter größer, und sie musste zu ihm hochschauen, um ihm in die Augen sehen zu können. Sie hatten die seltsamste grüne Schattierung, dunkler als Jade, heller als Smaragde. Katzenaugen, dachte sie.

Ihr Herz schlug ein wenig schneller. Mit der rechten Hand fasste sie sich an den Hals, eine unbewusste Geste. Die acht...

Erscheint lt. Verlag 25.6.2024
Übersetzer Ivonne Senn
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-8412-3478-X / 384123478X
ISBN-13 978-3-8412-3478-0 / 9783841234780
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