Die Frage nach dem (Ab)Grund (eBook)
342 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-8956-3 (ISBN)
Andrea Titzki, geboren 1975 in Frankfurt (Oder), arbeitet hauptberuflich als Telekommunikationsspezialistin in der IT-Branche und gibt neben ihrer Leidenschaft für Sport auch der Schreibstlust Raum. Sie schreibt erfolgreich Bühnenstücke für das Erfolgsmusical "Snowys Abenteuer" und konnte bereits mit den Buch-Veröffentlichungen "Alles beginnt mit dem Ende" und "Nie wieder Rote Bete" ihre Leser gewinnen. Nun erscheint der erste Krimi aus der Hand der Autorin. Die Idee dazu existierte schon länger. Jetzt ist er da. "Die Frage nach dem (Ab)Grund" entführt die Leser nach Irland und Wales und verbindet die Reiselust der Autorin mit der Fantasie, Geschichten zu kreieren. Bei Instagram und Facebook lässt sich ihr kreativer Zeitvertreib verfolgen.
Kapitel 2 - vermisst
Allan Foster hat in den vergangenen zwei Jahren alles darangesetzt und nichts unversucht gelassen, um den Tod seiner Frau aufzuklären. Sein Ziel ist es weiterhin, dass man die oder den Täter findet und zur Verantwortung zieht. Vor allem aber will er wissen, warum? Was war der Grund, dass ausgerechnet sie sterben musste? Und warum auf diese unvorstellbare Weise? Von wem? Wer zog einen Vorteil daraus? In den Abgrund gestoßen, wie sich bei der Obduktion herausstellte. Sie war nicht gesprungen, wie es erst hieß. Sie war nicht versehentlich in den Abgrund gestürzt, wie man ihm glauben machen wollte. Allan Foster kämpfte so lange, bis der Leichnam seiner Frau genauer untersucht wurde und sie die blauen Flecken und die Prellungen an den Rippen fanden, die ihr vor dem Aufprall zugefügt worden sind. Es war Mord; oder Totschlag. Für ihn dasselbe, denn das Ergebnis brachte ihn fast mit um. Genau würde er es erst wissen, wenn er den Täter reden hört. Er will ein Geständnis, um beinahe jeden Preis.
Der Polizeibericht endete mit umherziehende Jugendbanden und Akte geschlossen / Fall ungelöst.
»Das kommt vor«, erklärt der ermittelnde Kriminalbeamte. »Die Verantwortlichen finden sie nie. Sie ziehen umher, randalieren, verwüsten, verletzen. Und wenn es sich anbietet, stoßen sie eben auch jemanden die Klippen hinunter. Dann verschwinden sie wieder in ihren Löchern. Das gibt es hier in der Gegend eben. Auch früher schon.«
Allan Foster will sich damit keinesfalls zufriedengeben.
»Aber Sie werden doch verstehen, dass mir das nicht ausreicht. Ich will wissen, wer es war und dass man denjenigen vor Gericht bringt. Wer hat meine Frau getötet? Die Mutter meiner Kinder!« Fassungslos und ratlos redet er weiter eindringlich auf den Beamten ein, der den Ordner mit dem beendeten Fall endgültig ins Regal zurückstellen muss. Er fleht den Mann in Uniform beinahe an, der bereits seinen Rechner auf dem Schreibtisch sperrt und sich auf seinen Feierabend freut.
»Mister Foster«, seufzt der Beamte und redet dann weiter: »Wie oft haben wir diese Unterhaltung nun schon geführt? Wie oft habe ich Ihnen schon erklärt, dass wir da nichts mehr machen können? Sollte sich irgendwann ein ähnlicher Fall in der Gegend auftun und wir neue Indizien oder Beweise finden, werden wir auch Ihren Fall wieder aufgreifen. Und vielleicht finden wir ja tatsächlich noch den oder diejenigen, die für den Tod Ihrer Frau verantwortlich sind. Behalten Sie das im Hinterkopf und leben Sie Ihr Leben weiter. Mehr können Sie und ich nicht tun.«
»Mein Leben weiterleben?!« Foster ist aufgebracht und stellt sich dem Kriminalkommissar dicht vors Gesicht.
»Hören Sie überhaupt, was Sie da reden? Meine Frau wurde umgebracht. UM-GE-BRACHT. Wie soll ich einfach weiterleben? Ich stehe morgens auf und mein erster Gedanke ist, dass sie tot ist. Ich gehe abends ins Bett, warte auf den Schlaf und hoffe die ganze Zeit, dass es nur ein Traum ist.« Allan holt kurz Luft und hält sich dabei am Schreibtisch des Polizisten fest. Mit gebrochener Stimme und unter aufkommenden Tränen spricht er weiter.
»Wissen Sie, wie es mir geht? Können Sie sich vorstellen, was aus meinem Leben geworden ist? Das ist kein Leben mehr. Ich finde keinen Frieden, solange ich nicht weiß warum und dass der Schuldige bestraft wird. Ich bin so kaputt.« Der Witwer sinkt zu Boden und klammert sich an das Tischbein des Schreibtisches, seinen Kopf an das kantige Holzstück angelehnt. Seine Beine streckt er völlig erschöpft aus und weint. Kriminalkommissar Bergman gießt ihm ein Glas Wasser ein, reicht es ans Tischbein und klopft Foster auf die Schulter.
»Das wird schon wieder.« Dann verlässt er das Büro, in dem Allan nun allein am Boden kauert.
Allan Foster hat nicht nur seine Zeit und das gesamte Ersparte der Familie für die Suche aufgebraucht, er hat außerdem auf Kontakte zu Freunden und Bekannten verzichtet und seine Kinder meist nur dann wahrgenommen, wenn sie sich am unauffälligsten verhielten. Wenn sie sich selbst vollständig zurückgezogen haben und die Welt um sich herum ausblendeten. Die Familie Foster, die sie einst waren, deren Lachen und Fröhlichkeit in der Straße mit den Reihenhäusern im kleinen ruhigen Stadtteil im Osten von Cardiff so bekannt war, wird von den Nachbarn und Anwohnern vermisst. Selbst der Familienhund scheint die Lethargie der Hausbewohner übernommen zu haben. Und tollt nicht mehr wie aufgezogen über den kleinen Rasen zwischen Haustür und Fußweg an der mäßig befahrenen Straße.
Eine Nachbarin erzählte jüngst, dass sie davon hörte, dass die Kinder sogar ihr Taschengeld zur Verfügung stellen und auf das alljährliche Sommercamp verzichten, das sie in den Ferien immer besucht hatten. Sie wollen so ihrem Vater helfen, damit er weiter nach den vermeintlichen Mördern der Mutter suchen kann. Er arbeitet seit dem Schicksalsurlaub nicht mehr und hat auch keinen einzigen Ausflug mit den Kindern unternommen, noch sich selbst einen entspannenden Moment gegönnt. Nur noch selten sieht man Freunde der Kinder ins Haus kommen. Sie spielen weder vor noch hinter dem Haus und führen den Hund stumm und unaufgeregt zum Gassigehen aus. Nur durch das Viertel bis zum Waldrand und zurück. Innerhalb kurzer Zeit wurde sein Fell an einigen Stellen weiß. Vor allem rund um die Schnauze und die Augen. Die Augen selbst sind inzwischen trüber geworden. Keiner weiß, wie viel er noch sehen kann.
Das Haus der Familie ist stets ein offenes gewesen. Meistens roch es nach frisch gemahlenem Kaffee, schon wenn man den Flur betrat. Oder es wurde gekocht und geredet, und immer viel gelacht. Im Hauseingang türmten sich die Schuhberge, über die man stolperte. Und man musste gekonnt über den Hund steigen, um hineinzugelangen, der seinen Lieblingsplatz als Wachposten direkt im Durchgang zur großen Küche liegend eingenommen hatte. Eine ganz normale Familie. Einmal in der Woche kam die Hausfee. Sie nahm den berufstätigen und in ihren Bereichen sehr engagierten Eltern viel der Hausarbeit ab und hat ein ganz wunderbares Verhältnis zu den Kindern. Mrs. Dean kommt noch immer zur Familie Foster.
Nachdem Allan heute Morgen einen Brief seiner Hausbank dem Briefkasten entnimmt, liest er die emotionslosen und nicht unterschriebenen Zeilen zweimal:
»Sehr geehrter Mister Foster. Wir möchten Ihnen nahelegen, Ihre Recherchen einzustellen oder sich dafür einen Sponsor zu suchen. Sie haben bereits all Ihre finanziellen Sicherheiten aufgebraucht. Die laufenden Rechnungen übersteigen in Kürze Ihre Kreditwürdigkeit. Sie müssen ein monatliches Grundeinkommen nachweisen, damit Sie weiter zahlungsfähig bleiben. Wir bedauern diese Umstände und stehen Ihnen für Rückfragen zur Verfügung«
Wütend zerreißt Foster den Brief und will ihn in seine Hosentasche stopfen, da hört er von drinnen das Telefon läuten. Euphorisch und in Erwartung auf positive Nachrichten zu seinem Fall, lässt er die Papierreste fallen und läuft ins Haus, um ans Telefon zu gehen.
»Ja, bitte?«
»Mister Foster?«
»Ja!«
»Hier ist das Hotel Daily Breakfast. Ihre letzte Hotelrechnung ist zurückgebucht worden. Ist es möglich, dass Sie sie umgehend ausgleichen? Ich müsste Ihnen sonst eine Mahnung zuschicken. Sie können den Betrag einfach überweisen. Soll ich Ihnen unsere Zahlungshinweise durchgeben? Vielleicht lassen Sie auch besser Ihre Kreditkarte prüfen. Damit scheint etwas nicht zu stimmen.« Die Dame am Telefon hält kurz inne, als warte sie auf eine Antwort. Dann spricht sie weiter.
»Bis die Rechnung beglichen ist, müssen wir leider Ihre Buchungen stornieren. Mister Fletcher sollte sich so lange ein anderes Zimmer suchen. Vielleicht in einer Pension im Nachbarort. Da sind sie günstiger. Das verstehen Sie doch, oder? Mister Foster? Sind Sie noch da? Haben Sie verstanden, was ich Ihnen gesagt habe?« Die freundliche Dame von der Hotelrezeption in Irland spricht sehr einfühlsam. Wenngleich sie nichts daran ändern kann, dass Allan nun vollständig bankrott ist.
»In Ordnung. Danke. Ich kümmere mich darum«, erwidert Allan Foster.
»Es tut mir leid. Wenn das alles geregelt ist, heißen wir Sie gern wieder willkommen. Schönen Tag Ihnen. Auf Wiederhören.«
Allan legt auf. Enttäuscht, wieder keine neuen Informationen zu erhalten. Stattdessen gleich zwei Hinweise nacheinander, wie es um seine finanziellen Mittel bestimmt ist. Ihm steht das Wasser bis zum Hals. Mit seiner Hand noch auf dem Telefon, und seinen Blick aus dem Fenster gerichtet, bleibt er wie erstarrt stehen. Er denkt nichts. Alles ist leer. Er atmet nur noch und starrt nach draußen.
»Mister Foster? Ich habe Ihnen die Rechnung für den abgelaufenen Monat mitgebracht. Wir sehen uns dann Montag wieder.« Allan Foster antwortet nicht. Da Mrs. Dean aber eine Reaktion erwartet, fragt sie weiter:
»Mister Foster? Sind Sie anwesend? Geht es Ihnen gut?« Sie fasst ihm...
Erscheint lt. Verlag | 23.5.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Cardiff • Cold Case • cosy krimi deutsch england kindle • Dunkle Vergangenheit • England Krimi Buch • Hundekrimi für Erwachsene • Krimi mit Hund • Krimis über organisiertes Verbrechen • Medizinische Experimente • Mord • mysteriöse Vorfälle • Pageturner • Privatdetektiv • private Ermittler • Spannung pur • wales krimi |
ISBN-10 | 3-7597-8956-0 / 3759789560 |
ISBN-13 | 978-3-7597-8956-3 / 9783759789563 |
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