Curly Jack und der einhändige Marshal: Western -  McKendree Long

Curly Jack und der einhändige Marshal: Western (eBook)

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2024 | 1. Auflage
300 Seiten
Alfredbooks (Verlag)
978-3-7452-3827-3 (ISBN)
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Western von McKendree Long Curly Jack, der ehemalige Texas-Ranger, ruft seinen alten Freund, den einhändigen Marshal Brodie Dent, zu Hilfe, um viel Geld nach dem Verkauf einer Rinderherde unbeschadet nach Hause zu bringen. Wie Jack befürchtet hatte, kommt es zu einem Überfall - ausgerechnet ein langjähriger Cowboy von ihm entpuppt sich als Räuber und geht dabei gewissenlos über Leichen. Eine unglaubliche Verfolgungsjagd setzt ein, die nicht auf Texas beschränkt bleibt.

Kapitel 1


Ich bin nicht gerade das, was man als »handwerklich geschickt« bezeichnen würde. Das Problem ist, dass ich Rechtshänder bin, und damit meine ich nur Rechtshänder. Meine linke Hand wurde mir vor ein paar Jahren südlich von Santa Fe weggeschossen.

Ich sage den Leuten, dass ich einhändig bin, aber meine Frau widerspricht mir. Sie sagt, ich sei »eineinviertelhändig«, da mein linker Daumen noch intakt ist. Es ist mir ein Rätsel, wie sie darauf kommt, dass ich nach dem Verlust von vier Fingern und dem größten Teil meiner Handfläche nur noch ein Viertel einer Hand habe. Rechne das mal aus.

Es könnte daran liegen, dass sie mich nie anders gekannt hat. Einer der Männer, die sie entführt und missbraucht hatten, hatte mir etwa drei Sekunden, nachdem ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, in die linke Hand geschossen. Dann hat er es wieder getan.

Das war um 1879, und ich hatte über elf Jahre Zeit, mich an meine Krallen zu gewöhnen. Es waren mehrere, ganz normale, weil sie rosten und verbogen werden. In all dieser Zeit habe ich es immer noch geschafft, ihre Kleider, Tischdecken, Möbel und so weiter zu krallen.

»Du bist nicht sehr geschickt, Brodie Dent«, sagte sie gerade, nachdem ich ihr die Schürze entrissen hatte. Sie zerrissen habe.

Ich sagte: »Ach ja? Komm her und probiere die andere Hand. Und es ist eine zarte kleine Frau, die einen armen, wehrlosen Krüppel verhöhnt.«

»Wehrlos?« Sie schnaubte. »Gegen was, eine Elefantenherde?« Sie zog die Schürze ab und steckte einen Finger durch das letzte Loch. »Erzähle diese wehrlose Geschichte all den Männern, die du erschossen oder ins Gefängnis gebracht hast.«

»Nun, gegen deine Zunge konnte ich mich noch nie wehren, du verdammtes Fischweib. Ich werde dir eine neue Schürze besorgen. Und ich werde versuchen, vorsichtiger zu sein, Mistress Emmalee Dent.«

Sie warf die Schürze in die Lumpenkiste und sprang mir auf den Schoß. »Es ist nicht anständig, nett zu sein, Marshal.«

Sie ist wirklich klein. Und wirklich, wirklich hübsch, immer noch, nach all den Jahren der harten Zeiten mit mir und ihrem ersten Mann. Ich mag sie wirklich sehr, sehr gern.

Gerade als der Morgen interessant zu werden begann, kam unser Adoptivsohn Wade, fünfzehn Jahre voller aufgestauter Energie, durch die Seitentür der Küche hereingestürmt.

»Whoa. Wollt ihr, dass ich später komme?« Breites Grinsen.

»Sinnlos«, sagte ich. »Du hast es ruiniert. Was hast du?«

Emmalee stand auf und richtete ihr Kleid, dann gab sie mir einen Klaps auf den Hinterkopf.

»Post«, sagte Wade. »Du hast einen verdammten Brief bekommen.«

So etwas hört man in Mobeetie, Texas, nicht jeden Tag.

»Es ist von jemandem namens Sentell«, grinste Wade. »Kennst du ihn?«

Emmalees Fingerknöchel wanderte zu ihrem Mund. »Oh, Gott«, murmelte sie.

Ich sagte: »Das kann nicht gut gehen.«

Wade reichte mir den Umschlag. »Ach, komm schon, Paps. Du hast immer Spaß mit Onkel Jack.«

Wie üblich verschwendete Curly Jack Sentell keine Worte.

»Nimm den Zug«, schrieb er. »Triff mich und Squeak in Woodward, erste Augustwoche. Kennst du noch jemanden, der schießen kann, bring ihn mit. Oder zwei. Ich zahle. Verkaufe eine Herde.«

Emmalee stieß einen langsamen Seufzer der Erleichterung aus. »Woodward, drüben im Indianerterritorium. Also nicht so schlimm. Er hat eine Herde verkauft. Er sucht nur nach einer Eskorte zurück zur Ranch. Meinst du nicht auch, Brodie?«

Ich nickte.

»Das macht keinen Sinn, Mama Em. Er wird sechs oder acht Cowboys haben, die ihm auf dem Weg nach oben geholfen haben. Warum sollte er mehr brauchen, um nach Hause zu kommen?« Wade schaute von mir zu Emmalee, aber ich konnte sehen, dass es ihn bereits juckte.

Ich sagte: »Er wird mit einer größeren Summe nach Hause kommen. Einige seiner Männer werden ihren Lohn nehmen und in Woodward bleiben, um ihn zu verjubeln. Einige sind Vaqueros und werden ihren Anteil nach Mexiko bringen. Manchen kann man nicht trauen. Er könnte zehn- oder zwölftausend in bar haben, nachdem er die Leute ausgezahlt hat.«

Wade kam direkt zu dem juckenden Teil. »Also, wen nimmst du?«

Ich zwinkerte Emmalee von der Seite zu. »Ich habe an Seth Burton gedacht. Vielleicht Paco Ramirez.«

Wade sagte: »Seth Burton hat ein gebrochenes Bein, Paps. Ich dachte, du wüsstest das. Und Paco ist nach Amarillo gezogen. Und du kannst kaum deinen Hilfssheriff mitnehmen. Jemand muss ja auf die Stadt aufpassen.« Er fuhr völlig aus der Haut.

»Ich schätze, ich muss das alleine machen.«

»Ach, Paps, das ist doch nicht richtig. Du hast gesagt, du würdest mich das nächste Mal gehen lassen, wenn der Job nicht so schlimm ist. Das ist keine Menschenjagd oder so. Alles, was du brauchst, ist ein Schrotflintenreiter. Das kann ich machen.«

Emmalee sagte: »Er macht sich über dich lustig, mein Sohn. Geh packen. Dieser Brief ist zwei Wochen alt. Ihr müsst morgen nach Canadian fahren und den Nachmittagszug erwischen.« Sie zerzauste sein Haar.

»Verdammter Mist!« Er johlte, als er auf die Leiter zusteuerte.

Emmalee schlug ihn härter, als sie mich zuvor geschlagen hatte. »Halt’s Maul!«, schnappte sie.

»Ja, Mama Em. Es tut mir leid. Aber, ich meine, verdammt noch mal!« Er verschwand auf dem Dachboden.

»Es ist Zeit«, sagte sie. »Er ist fast sechzehn und so groß wie du. Und er lebt in Ehrfurcht vor dir und Curly Jack.«

»Bist du überrascht?«

»Ganz und gar nicht, Brodie. Aber ich glaube, du verstehst nicht, worauf ich hinaus will. Er ist leicht zu beeindrucken. Ihr beide müsst ihm mehr beibringen als nur eure höllischen Kriegsgeschichten, während ihr euch herumtreiben könnt.«

»Kriegsgeschichten?«

»Du weißt ganz genau, was ich meine, Brodie. Deine Heldengeschichten von waghalsigen Taten. Deine und die von Curly. Ich behaupte, sie werden jedes Mal besser und weiter von der Wahrheit entfernt, wenn du sie erzählst. Hast du vergessen, dass ich bei vielen dieser Vorfälle dabei war?« Eine Hand an ihrer Hüfte, die andere in meinem Gesicht.

»Nun, nein, ich habe nur …«

»Und er glaubt, ihr beide hättet den Krieg der Rebellen für den Süden gewonnen. Irgendwie ist ihm entgangen, dass ihr etwa zehn Jahre alt wart, als der Bürgerkrieg endete.«

»Ich habe nie gesagt …«

»Und wir haben gewonnen.«

Da war es wieder. Ich denke, ein Mann sollte gut darüber nachdenken, bevor er eine verdammte Yankee heiratet, egal wie sehr er sie liebt.


*


Ich war hundemüde, als Wade und ich am nächsten Morgen aufsattelten. Emmalee hatte eine ihrer Albtraum-Nächte hinter sich. Das heißt, ich auch. Das erste Mal rüttelte sie mich gegen viertel nach eins wach.

»Ich war in einem großen Handelshaus, Brodie. Größer als hier. Wie die im Territorium von New Mexico. Weißt du noch? Die hatten alles.«

»New Mexico?«

»Santa Fe, Brodie. Und Las Vegas. Hörst du mir zu? Es war, als ob ich nichts finden könnte. Ich habe versucht, dich und Wade für eure Reise vorzubereiten. Es gab Schinken, aber keine Bratpfanne. Bohnen, aber keine Kanne. Kaffee, aber kein Wasser. Eine Socke. Keiner wollte mir helfen, und du hattest es so eilig. Halt mich fest, Brodie. Lass mich nicht wieder abrutschen.«

Ich hielt sie und tätschelte ihr den Rücken und tat so, als ob ich mich um sie kümmern würde, vielleicht zehn Minuten lang, während sie wimmerte und Dinge murmelte, die ich nicht verstand, und dann wieder einschlief. Bis vielleicht halb drei.

»Das ist dir doch egal, oder? Ich komme hier nicht raus, und du schnarchst? Ich glaube, ich werde verrückt, Brodie. Alles ist einfach unerreichbar für mich. Die Stiefel von Wade sind weg.«

Ich rieb mir die Augen und zog sie wieder unter meinen Arm. »Nein, Baby. Du träumst nur wieder. Du …«

»Das weiß ich, Brodie. Hilf mir, da rauszukommen. Ich schließe meine Augen und rutsche gleich wieder hinein. Ich möchte schreien.«

»Ich verstehe, Emmalee. Mir ging es auch schon so. Als ob ich nicht reisefertig wäre. Ich habe alle meine Gewehre, aber keine Patronen. Keine. Das Pferd ist gesattelt, aber ohne Zügel oder Bauchgurt. Alle gehen, nur ich nicht.«

»Sind das Albträume, Brodie? Machen sie dir Angst?«

»Nein, Em. Es ist nur eine Sorge. Frustration. Curly sagt, es ist nur die Angst vor der Reise.« Ich klopfte ihr noch einmal auf den Rücken und versuchte, wieder einzuschlafen. Ich schaffte es fast.

»Angst«, schnaubte sie. »Ich wusste nicht, dass er dieses Wort kennt. Hat Mister Sentell auch diese Träume?«

»Curly Jack? Ist das dein Ernst? Curly hat keine Angst vor nichts. Er denkt, ich bin verrückt. Er sagt, wenn man aufwacht, weil man was vergessen hat, soll man aufstehen, es richten und weiterschlafen. So einfach ist das, sagt er.«

Ich lag da und dachte über Curly Jack nach. Er konnte eine Schießerei, eine Stampede oder einen Sandsturm überstehen, sich für die Nacht zurückziehen, fressen und dann im Handumdrehen wie eine ausgeblasene Kerze erlöschen. Das Pferd abgesattelt, gefüttert, getränkt, abgewischt und gehumpelt, und er lag auf dem harten Boden. Mit seinem Lasso um sich herum, um Schlangen fernzuhalten. Und dann wachte er auf, wann immer er es wollte.

Ich bemerkte, dass neben mir ein leises Summen zu hören...

Erscheint lt. Verlag 13.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7452-3827-3 / 3745238273
ISBN-13 978-3-7452-3827-3 / 9783745238273
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