Tom Prox 150 -  Erik A. Bird

Tom Prox 150 (eBook)

Das Ende eines großen Bluffs

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
64 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-6754-5 (ISBN)
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Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Eine bittere Erfahrung, die auch all diejenigen machen müssen, die auf die Aktienschwindler-Bande hereingefallen sind. Die Banditen verkaufen Anteile an vermeintlichen, ergiebigen Gold-Claims, die tatsächlich aber kaum mehr als eine Handvoll Gold enthalten.
Längst sind Captain Tom Prox und Sergeant Snuffy Patterson dieser Bande auf der Spur. Als die Gangster aber die Mescalero-Apachen mit allerlei Mummenschanz und falschen Versprechungen aufhetzen, droht alsbald ein neuer blutiger Krieg mit den Indianern, der unzählige Opfer fördern könnte. Nur die beiden Ghosts könnten das jetzt noch verhindern, dann aber geraten sie selbst in allerhöchste Lebensgefahr. Häuptling Großer Bär verurteilt die Freunde zum Tod am Marterpfahl ...

1. Kapitel


Blauweiß züngelten die feurigen Schlangen der Blitze aus dem pechschwarzen Firmament und warfen gespenstische Lichter über die Zacken des wilden Gebirges, das sich aus dem grünen Meer des Nadelwalds in fantastischen Formen in den Himmel erhob. Um die spitzen Basaltnadeln geisterten die leuchtenden Entladungen der Elmsfeuer gleich geheimnisvollen Aureolen. In unablässiger Reihenfolge rollten krachende Donnerschläge. Ein schweres Gewitter tobte über der Reservation der Mescalero-Apachen.

Nahe der Spitze eines kegelförmigen Berges, der aus einem gewaltigen Talkessel wohl fünfhundert Meter hoch in die dunkle Nacht ragte, trat ein Mann in den Eingang einer Höhle und blickte hinaus in das Rasen der Elemente.

Das fahle Licht der Blitze verlieh dem von einem weißen Bart umrahmten und von unzähligen Falten durchzogenen Gesicht des Mannes ein dämonisches Gepräge.

Unbeweglich wie eine Bildsäule starrte er minutenlang in den Talkessel hinunter. Erst als aus dem alles verhüllenden Wolkenvorhang erlösender Regen fiel, kam wieder Leben in seine Gestalt. Er wandte sich ab und verschwand im Innern des Berges. Weit hinten in der Höhle flackerte ein grünes Licht und zauberte huschende Schatten auf die dunklen Felswände.

Der Mann trug Stiefel mit dicken Gummisohlen, sodass seine Schritte gänzlich unhörbar waren, als in die kleine Felshalle trat, in der sich die Lichtquelle befand.

An der Decke des Gewölbes hing eine kopfgroße Kristallkugel, in der grüne Dämpfe zischten und brodelten. Das smaragdfarbene Licht, das sie aussandten, brach sich hundertfach und hüllte die Felsenhalle in einen zauberhaften, von Strahlenbündeln durchzuckten Schein.

Im Hintergrund des Gewölbes stand neben einem durch Sackleinen verhüllten Ausgang ein hoher, mit Fell überzogener Lehnstuhl. Sonst war es hier gänzlich leer. Der alte Mann setzte sich auf den Stuhl und wartete.

Das eintönige Rasen des Regens, der draußen über das Gebirge niederging, wurde allmählich schwächer und verstummte schließlich ganz. Noch eine Viertelstunde verging; dann wurden in dem Gang Schritte laut, und sieben hochgewachsene Indianer erschienen in der Halle. Grüßend hoben sie die Hand an die Stirn und setzten sich auf eine Handbewegung des Alten im Halbkreis vor ihm nieder.

»Seid mir gegrüßt, ihr Weisen der Mescaleros!«, sagte der Mann auf dem Stuhl mit einer tiefen, metallenen Stimme. »Ich habe euch gerufen, um mit euch über das Wohl eures Volkes zu beraten.«

»Wir haben dein Licht gesehen, heiliger Mann«, antwortete einer der Roten, der an seinem Federschmuck als Häuptling zu erkennen war. »Und wir haben erkannt, dass du ein mächtiger Zauberer bist. Der Regen, den du herbeigerufen hast, wird das verdorrte Land neu beleben.«

»Ich lebe nur noch für die Mescaleros«, erwiderte der Alte. »Durch mich werdet ihr, du und dein Volk, zu neuer Macht und Größe kommen. Meine eigenen Brüder haben mich aus ihren Reihen ausgestoßen, weil ich für die roten Männer eintrat. Jetzt sind sie meine Feinde, die ich mit eurer Hilfe vernichten werde, wenn der Tag gekommen ist. Morgen treffen meine Agenten mit achthundert Gewehren und ebenso vielen Revolvern am ›Turm der Adler‹ ein. Sie bringen auch viele Kisten Munition mit. Jeder der Männer deines Stammes wird eine Winchesterbüchse und einen Revolver erhalten. Hast du das Geld für die Waffen, Großer Bär?«

»Es liegt bereit«, antwortete der Häuptling.

»Gut. Mit diesen Waffen kannst du die Reservation verteidigen, wenn die habgierigen Blassgesichter in eure letzte Zuflucht eindringen wollen, um hier nach Erz zu graben. Ich aber werde euch mit Blitz und Donner zu Hilfe kommen, wenn es notwendig sein sollte.«

Die Indianer neigten zustimmend ihre Köpfe. Nur einer von ihnen ließ ein verächtliches Zischen hören. Respektlos blickte er auf den Alten.

»Du lügst, Heiliger«, sagte er. »Es gibt keine Zauberer. Ich habe vier Jahre unter den Weißen gelebt und weiß, dass es sinnlos ist, mit ihnen einen Krieg zu beginnen.« Er blickte den Alten durchdringend an. »Außerdem wird uns niemand aus der Reservation vertreiben wollen. Unsere Grenzen sind garantiert, und alles, was sich innerhalb des Territoriums befindet, ist unser Eigentum. Niemals wird ohne unsere Zustimmung auf unserem Gebiet nach Erz geschürft werden. Die Gesetze der Regierung sind ganz eindeutig. Wir haben unsere Verträge mit Washington.«

»Gesetze!« Der Alte lachte höhnisch. »Die Weißen haben alle Gesetze, die zu eurem Schutz erlassen wurden, gebrochen! Sie sind von dem großen Wasser der aufgehenden bis zum großen Wasser der untergehenden Sonne vorgedrungen. Ihr Weg ist gepflastert mit gebrochenen Versprechungen und gesäumt von den Gräbern der Söhne des Großen Geistes. Sie werden auch dieses Mal nicht anders handeln.«

»Sie werden es«, widersprach der Indianer. »Denn sie besitzen das ganze Land mit all seinen Bodenschätzen und werden es niemals riskieren, sich der Entrüstung in ihren eigenen Reihen auszusetzen, indem sie uns aus der Reservation vertreiben. Die Zeit hat sich wesentlich geändert. Das weißt du am besten, der du hier den Heiligen spielst und meinen Stammesbrüdern dein Theater vorführst, um sie zu Torheiten zu verlocken, die nur zum Untergang der Mescaleros führen können.«

In dem faltigen Gesicht des alten Mannes regte sich bei diesen Beschuldigungen kein Muskel, aber in seinen großen, dunklen Augen erschien ein böses Funkeln.

»Habe ich nicht den Regen herbeigezaubert, Männer der Mescaleros?«, wandte er sich an die übrigen Anwesenden.

»Ja«, bestätigten diese einstimmig.

»Bah«, sagte der Indianer, der den Alten angegangen hatte, »in den großen Städten der Weißen gibt es Stationen, die vierundzwanzig Stunden vorher sagen können, ob es regnet. Lasst euch von diesem Lügner nicht übertölpeln! Ihr rennt sonst ins Verderben! Niemals könnt ihr den Weißen widerstehen, wenn ihr den Kriegspfad beschreitet.« Er überlegte kurz.

»Denkt nur an die Yaqui in Mexiko, die sich nach ihrem Aufstand ins Gebirge zurückzogen und deren Felsenfestungen von den Bomben tragenden Metallvögeln der Weißen vernichtet wurden! Uns würde es nicht anders ergehen. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat Soldaten, zahlreich wie die Körner des Sandes am großen Wasser, und sie haben Maschinengewehre und Kanonen ...«

»Die ihnen gar nichts nützen werden«, unterbrach ihn der Alte, »denn ich werde sie allesamt mit meinen Blitzen zerschmettern. Mein ist die Macht über Wasser und Feuer.«

»So beweise es!«, forderte ihn der Indianer auf. »Ich habe dich einen Lügner genannt. Zerschmettere mich, wenn du es vermagst!«

Langsam richtete sich der Alte in seinem Stuhl auf. Seine Augen schienen beinahe zu brennen vor Wut.

»Ihr habt es gehört, Männer der Mescaleros!«, sagte er zu den anderen Rothäuten. »Er hat es selbst so gewollt.«

In atemloser Spannung starrten die Indianer auf den Alten, der sich erhob und mit ausgestreckten Armen auf seinen Herausforderer zuschritt. In seinem weiten schwarzen Umhang, dessen bauschige Ärmel seine Hände verdeckten, machte er einen unheimlichen Eindruck.

»Du hast den Gesandten Manitus beleidigt, Flinker Puma«, knirschte er düster. »Stirb!«

Sein Gegner lachte verächtlich auf. Aber noch während dieses Lachen durch das Gewölbe klang, zuckte ein blauer Blitz aus dem Ärmel des Alten, und Flinker Puma brach zusammen.

»Weh!«, schrien die Indianer. Wie ein Mann federten sie aus der Hocke hoch und rannten zu dem Niedergestreckten, der mit verzerrtem Gesicht auf dem Rücken lag. Mitten auf seiner Stirn befand sich ein schwarzer Fleck verbrannter Haut.

»Der Blitz hat ihn getroffen!«, flüsterte Großer Bär.

Gleich seinen Männern hob er den entsetzten Blick zu dem Alten, der mit verschränkten Armen vor seinem Opfer stand.

»Glaubt ihr nun, dass ich dem Feuer gebiete?«, fragte der alte Mann kalt. »So wie ich diesen hier erschlagen habe, der an meiner Macht zweifelte, so kann ich auch die Soldaten vernichten.«

Der Häuptling trat vorsichtshalber einen Schritt zurück.

»Wir glauben dir, heiliger Mann«, antwortete er noch ganz unter dem Eindruck des Geschehnisses, »und wir werden tun, was du uns rätst. Morgen werden meine Männer am ›Turm der Adler‹ sein, um die Waffen zu holen. Was soll weiter geschehen?«

»Ich werde erst Manitu in der Flamme befragen«, sagte der Alte, indem er die Verschränkung seiner Arme löste. »Kommt!«

Er verließ die Halle und schritt dem auf Ausgang der Höhle zu. Zwei der Indianer fassten den Toten auf einen Wink ihres Häuptlings unter den Armen und an den Beinen und trugen ihn hinter den anderen Mescaleros her, die scheu dem Alten folgten. Der führte sie in eine muldenförmige Vertiefung neben dem Höhleneingang, die von Krüppelkiefern gesäumt war....

Erscheint lt. Verlag 15.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7517-6754-1 / 3751767541
ISBN-13 978-3-7517-6754-5 / 9783751767545
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