Der Waldvogel (eBook)

Dunkle Spuren im Unterholz
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
360 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-5460-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Waldvogel -  Gudrun Leyendecker
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Eine Serie von Verbrechen bereitet Kommissar Louis Becker schon seit einer ganzen Weile Kopfzerbrechen. Dunkle Spuren führen ins Unterholz des Waldes, in dem sich nicht nur die Füchse Gute Nacht sagen. Janina, die Tochter des Kommissars, und Dominik, der neugierige Journalist, sind eifrig bemüht, die Knoten des akuten Falles zu lösen, doch die Verwirrung vergrößert sich. Welche dunklen Geheimnisse verbirgt der flüsternde Wald?

Gudrun Leyendecker ist seit 1995 Buchautorin. Sie wurde 1948 in Bonn geboren. Siehe Wikipedia. Sie veröffentlichte bisher circa 80 Bücher, unter anderem Sachbücher, Kriminalromane, Liebesromane und Satire. Leyendecker schreibt auch als Ghostwriterin für namhafte Regisseure. Sie ist Mitglied in schriftstellerischen Verbänden und in einem italienischen Kulturverein. Erfahrungen für ihre Tätigkeit sammelte sie auch in ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit als Lebensberaterin.

Kapitel 1


Auf dem braunen, hölzernen Schreibtisch häufen sich die Stapel von Akten, Papiere liegen verstreut umher.

Der ältere Mann schiebt die Tasse beiseite. Seine Stimme klingt missmutig. „Der Kaffee ist kalt.“

„Ich mach schnell einen neuen“, bietet ihm der junge Kollege an. „Ist sofort fertig.“

„Nicht nötig. Ich habe meiner Tochter versprochen, heute früher nach Hause zu kommen. Sie will mir ihren neuen Freund vorstellen, und wir wollen ein bisschen grillen.“ Sein Gesicht entspannt sich.

„Janina hat wieder einen neuen Freund? Das hast du mir noch gar nicht erzählt. Hatte sie nicht gerade noch Liebeskummer, Louis?“

„Ist auch noch ganz frisch. Er ist Journalist, und ich hoffe, er hat sich nicht an sie herangemacht, um mehr über den Mordfall herauszufinden, als bereits allgemein bekannt ist. Wenn du mal eine Tochter hast, wirst du meine Sorgen verstehen, Hanno.“

„Das hat noch ein bisschen Zeit. Und außerdem, meine Generation sieht das ein bisschen lockerer. Vielleicht verbündest du dich mit dem jungen Mann. Manchmal entdecken diese Journalisten interessante Quellen. In unserem Fall könnte das nützlich sein.“

Louis verdreht die Augen. „Er hat wohl einen Kollegen, der ihm ständig die Schau stiehlt. In unserem Fall gibt es nur eines: Wir müssen noch einmal ganz von vorn anfangen, denn die Befragungen im Kommissariat haben uns nicht weitergebracht. Zu allem Übel hatte das Opfer keine Verwandte, aus dieser Quelle können wir keine Auskünfte schöpfen.“

Hanno lächelt geheimnisvoll. „Und ich weiß schon, was du vorhast, wir werden alle Verdächtigen in ihrer persönlichen Umgebung besuchen. Das hattest du doch vor, oder?“

„Ich wünschte, wir hätten einen Verdächtigen. Unsere Informationen stammen lediglich von den Personen, mit denen Natascha zuletzt Kontakt pflegte.“

Der junge Kommissar steckt sich ein Hustenbonbon in den Mund und lutscht es genüsslich. „Und von diesen Personen wirkte bisher einer so harmlos wie der andere.“

Sein älterer Kollege legt den Kugelschreiber weg. „Man sieht eben keinem hinter die Stirn, und hinter mancher Fassade können dich böse Überraschungen erwarten. Morgen suche ich zuerst die Vermieterin auf.“

„Sie wirkt auf mich sehr korrekt“, findet Hanno und kneift die Augen zusammen.

„Ich halte sie nicht für verdächtig, nur weil sie sich zur Tatzeit in der Nähe des Opfers befunden hat. Welches Motiv sollte sie für die Tat haben? Mit der Miete konnte Frau Marek ihre Witwenrente aufbessern und Natascha konnte für sie eine interessante und vielseitig begabte Gesellschaft sein. Mit ihr war es bestimmt nie langweilig.“

Louis Becker kratzt sich am Kopf. „Und trotzdem! Jeder noch so kleine Hinweis kann für uns wichtig sein.“ Er sieht auf die Wanduhr. „Ich muss noch im Supermarkt vorbei, dort ist das Grillfleisch billiger. Man weiß ja nie, wie viel Hunger so ein junger Mann mitbringt.“

*

Die Morgensonne scheint durch das Küchenfenster des kleinen Einfamilienhauses. Käthe holt sich die exakt geschnittenen Papp-Vorlagen aus der Schublade und stellt den großen Wäschekorb auf den Hocker. Die kleinen Vorlagen sind für die Unterwäsche und die Küchentücher, die größeren für Handtücher und Pullover.

Stück für Stück streicht sie jedes Wäschestück glatt und faltet es auf die jeweils vorgegebene Größe. Doch so sehr sie sich auch bemüht, es gelingt ihr nicht immer gleichmäßig. Ihr strenger Blick lässt weder Falten noch Größenunterschiede gelten. Jede Unregelmäßigkeit lässt eine tiefe Furche auf ihrer Stirn entstehen, ungnädig betrachtet sie jedes Teil, das ihren Ansprüchen nicht genügt, reißt es auseinander und faltet es erneut. Es dauert eine ganze Weile, bis sie mit ihrer Arbeit zufrieden ist und die gefaltete Wäsche in einzelnen Stapeln ins Schlafzimmer trägt und in der großen Kommode verstaut.

Nachdem das letzte Wäschestück seinen Platz in einer großen Schublade gefunden hat, der Wäschekorb im Badezimmer an seinem angestammten Platz steht, atmet Käthe erleichtert auf. Sie hat ein Stück Ordnung in ihr Leben gebracht.

Befreit kehrt sie in die Küche zurück, holt sich ein Glas aus dem Schrank und hält es ins Licht. Ist es sauber genug? Immerhin hat es seit dem gestrigen Abend schon dort gestanden. In den vielen Stunden zersetzt sich so manches zu Staub, der überall feindlich herumwirbelt.

Käthe hält das Glas unter fließendes Wasser. Was mag wohl in dieser scheinbar klaren Flüssigkeit alles drin sein? Wo ist es überall her geflossen, welchen Schmutz hat es bereits wegwaschen müssen. Welche unappetitlichen Rohre hat es durchlaufen? Und was hat man bei der Trinkwasserzubereitung alles hineingetan? Chlor wahrscheinlich, und eine ganze Menge anderer Chemie.

Mit heißem Wasser spült sie das Gefäß gründlich ab, lässt es kurz abtropfen und trocknet es mit dem frischen Geschirrtuch. Jetzt schnell noch einmal etwas blank polieren! Aber Käthe hat immer noch keine Freude daran.

Missmutig schenkt sie sich das stille Wasser aus der PET-Flasche ein, trinkt einen Schluck und verzieht das Gesicht. Die Welt ist wirklich ein Jammertal, nichts ist perfekt, nein im Gegenteil, überall lauern Gefahren, Ärgernisse und Schmutz.

In diesem Augenblick ertönt der melodische Glockenton, der wie gewöhnlich einen Besuch ankündigt.

Beim Öffnen der Haustür erkennt sie Janina Becker, die Tochter des Kommissars, der sie erst kürzlich im Kommissariat befragt hat.

Käthe zeigt ihr freundliches Gesicht. „Wie schön, dass du mich wieder einmal besuchst! Früher hast du mir immer die frischen Eier vom Hühnerhof deiner Tante mitgebracht.“

„Meine Tante lebt leider schon lange nicht mehr, und die Hühner sind auch schon tot. Kann ich einen Augenblick hereinkommen? Ich will dich nicht lange stören, nur ein paar Minuten?“

Aus den Augenwinkeln beobachtet die ältere Frau, wie Janina sorgfältig die Schuhsohlen auf der Matte abstreift. „Geh gleich durch auf die Terrasse! Die Sonne scheint heute so freundlich, da sitzen wir in der Natur am besten.“

Die junge Frau kennt sich aus, strebt durch den Flur und gelangt auf den besenrein gefegten Sitzplatz, der von gepflegtem Rasen umgeben ist.

„Ich bewundere immer wieder die Ordnung in deinem Garten“, lobt sie. „Man sieht wieder einmal, wie sehr du das alles liebst.“

Käthe hebt die Augenbrauen. „Was kann ich für dich tun?“

„Es geht um Natascha. Ich möchte gern mehr über sie erfahren. Kannst du mir etwas erzählen?“

„Ich habe deinem Vater doch schon alles gesagt, was ich weiß. Mehr kann ich auch nicht sagen.“ Ihre Augen verengen sich.

„Ja, ich weiß. Mein Vater darf mir gar nichts darüber sagen. Aber es bedrückt mich schon. Schließlich war die Tote eine junge Frau in meinem Alter, und an dem kleinen Weiher im Wald, an dem man sie fand, bin ich oft, um mir ein paar Wildblumen zu pflücken. Du erinnerst dich bestimmt daran, dass ich mich früher schon viel mit Blumen beschäftigt habe.“

„Einer deiner Trockenblumensträuße hat sehr lange gehalten“, erinnert sich Käthe. „Bis kurz vor dem Tod meines Mannes. Aber du müsstest keine Angst im Wald haben, wenn sich dein Vater um den Vogelmann kümmern würde.“

Janina reißt die Augen auf. „Den Vogelmann? Meinst du den Waldvogel, diesen Einsiedler, der dort einmal in einer kleinen Hütte gehaust haben soll? Ich dachte, der wäre nach Kanada ausgewandert.“

„Ein Förster will ihn wieder hier im Wald gesehen haben, und das ist gar nicht so lange her.“

Janina betrachtet einen Schmetterling, der über dem kurz gemähten Rasen tanzt. „Ich dachte, man darf gar nicht so einfach im Wald wohnen.“

„Das ist in diesem Fall etwas komplizierter“, weiß Käthe. „Irgendeinem Urgroßvater von ihm gehörte ein Stück Land dort, auch mit etwas Wald, und sein Großvater hat es irgendwie durchgesetzt, dass er darauf eine Hütte bauen darf. Genau weiß ich auch nicht, wie das alles abgelaufen ist. Jedenfalls hat es der Vogelmann oder auch Waldvogel, wie du ihn nennst, geerbt und auch ziemlich lange dort gewohnt.“

„Und warum sollte er etwas mit Nataschas Tod zu tun haben?“

„Das liegt doch auf der Hand. Ein Mann allein im Wald, der den Umgang mit Menschen meidet, das ist ein Außenseiter, der auf eine Begegnung mit einer jungen Frau sicher ziemlich intensiv reagiert. Wer weiß, was da vorausgegangen ist.“

„Du denkst daran, dass sie vielleicht in dem Teich gebadet oder ihn auf andere Weise ungewollt provoziert...

Erscheint lt. Verlag 30.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte atmosphärische Spannung • Beeindruckende Deutschkrimis • Bücher Mordfall • Crimefighting • Crimes & Criminals • dunkles Geheimnis • Ermittler-Duo • Geschenkbuch Geburtstag • Krimis & Thriller • Krimis, die man gelesen haben muss • Mord über geheimnisvolle Morde • Nervenkitzeln • Spannender Krimi für Erwachsene • Spurensuche • Verschwinden
ISBN-10 3-7597-5460-0 / 3759754600
ISBN-13 978-3-7597-5460-8 / 9783759754608
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