Cypher - ein schicksalhafter Blick (eBook)
353 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-2510-0 (ISBN)
Autorin von zahlreichen Büchern zum Großteil aus dem Bereich Fantasy mit LGBTQ+-Hintergrund. Neuigkeiten und Aktionen gibt es auf dem Instagram-Profil emhollandauthor oder dem Facebook-Profil E.M. Holland.
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Kapitel 1
Für drei Tage blieb Aaron an diesen Felsen angekettet. Niemand kam, niemand interessierte sich für ihn. Er hielt die Augen geschlossen, nur ab und zu schaute er nach rechts zu dem Mann, dessen Zustand von Stunde zu Stunde besser wurde. Sein Körper heilte und bald war er auch in der Lage zu sprechen.
Mit mitleidigen Augen schaute dieser ihn an. „Hallo, mein Name ist Andrew. Wer bist du?“, waren die ersten Worte, die dieser zu ihm sagte.
Aaron schaute ihn nur kurz an. Sollte er mit ihm reden? Er war sich unsicher, doch er brauchte Informationen. Wenn er wusste, was kam, konnte er sich wappnen, sich darauf vorbereiten. „Aaron. Kannst du mir erzählen, wo wir sind und was hier passiert?“, fragte er ruhig, auch wenn er wusste, was dieser Ort war.
Andrew schaute mitleidig zu dem jungen Mann vor ihm. Er war vielleicht Anfang oder Mitte Zwanzig.Sein Körper war trainiert und muskulös und sein Gesicht – attraktiv, anziehend, exotisch. Die kurzen dunkelbraunen Haare hingen diesem leicht ins Gesicht, doch am faszinierendsten waren dessen auburnbraunen, ja fast rötliche Augen, die einen Blick trugen, der viel zu alt für sein wahres Alter war. Was hat dieser junge Mann erlebt, bevor er hergekommen ist?
„Wir sind in der Hölle, genauer gesagt im Inferno – dem Bereich für die Seelen, die die schlimmsten Verbrechen begangen haben. Wir werden hier gefoltert, bis wir unsere Strafe verbüßt haben und das Recht auf Wiedergeburt erlangen. Unsere Folterknechte sind Dämonen.“ Das war die Kurzfassung, doch er sah zu seiner Verwunderung keine Angst in den Augen des Jungen.
Was hast du getan, um hier zu landen? Er konnte sich nicht vorstellen, was Aaron passiert war, denn er war ruhig, schien nicht psychotisch oder verrückt.
„Was tun sie einem an?“, fragte die leicht rauchige Stimme des jungen Mannes.
Für einen Moment zögerte Andrew. Sollte er ihm die Wahrheit sagen? Ein Schauer ging durch seinen Körper. Er wollte nicht lügen und noch mehr Schuld auf sich laden. „Sie foltern dich körperlich. Je nachdem, welchen Dämon du erwischst, fügen sie dir auf unterschiedliche Weise Schmerzen zu. Der Dämon mit dem Hyänenkopf peitscht dich meist mit der Stacheldrahtpeitsche aus, die graue Frau aus Stein schneidet dich mit ihren Messern und wenn sie besonders schlecht drauf ist, teilweise die Haut vom Körper.“ Und so erzählte er weiter.
Aaron blieb ruhig. Nun wusste er immerhin, was ihn erwartete.
„Junge, was hast du getan, um hier zu landen?“, fragte Andrew, doch Aaron schwieg. Er hatte sein Leben hinter sich gelassen und würde nicht mehr darüber sprechen. Es ist endlich vorbei, ich werde nur nach vorne sehen. Er würde seine Strafe hier absitzen und seine zweite Chance nutzen.
Der Mann wartete auf eine Antwort, merkte aber, dass er keine bekommen würde. „Ich habe den Mann meiner Exfrau umgebracht. Für dieses Verbrechen sitze ich nun schon über zwanzig Jahre hier“, sagte dieser und Aaron konnte die Reue hören.
Zwanzig Jahre für einen Mord. Wie lange würde er dann hier sitzen? Es machte keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen. „In welchen Abständen erfolgt die Folter?“ Der Mann war seit drei Tagen hier und niemand hatte ihn seitdem geholt. Es gab also eine Totzeit dazwischen, damit die Gefangenen heilen konnten.
„Einmal in ein bis zwei Wochen, je nachdem wie beschäftigt sie sind. Doch bei Neulingen eher öfter da sie … da sie sie brechen wollen.“
Das hatte er sich schon gedacht. Er sah, dass Andrew bereits aufgegeben hatte. Er wehrte sich nicht mehr, leistete keinen Widerstand. Sein Wille war bereits gebrochen. Wille. Das Einzige, was jemals nur Aaron gehört hatte, war sein Wille. Sie werden mich nicht brechen.
Wie Andrew angekündigt hatte, kamen schon bald die Folterknechte zu ihm. Es war der Hyänendämon und die Steindämonin, der ihn musternd anschaute, während sie einen neutralen Gesichtsausdruck hatte.
„Wie ist dein Name, Seele?“, fragte dieser und schaute erwartungsvoll zu Aaron. Dieser schaute nicht auf, schaute sie nicht an. Das ärgerte ihn. „Nicht zu schüchtern“, sagte der Dämon, riss das Kinn des Menschen nach oben, sodass er ihn anschauen musste. Er schaute in diese Augen, die ihn an Granatsteine erinnerten – sah den kalten, ruhigen Blick. Er arbeitete schon lange hier, doch noch nie hatte ihn eine Seele so angeblickt.
Er wich einige Schritte zurück zu seiner Partnerin. „Er besitzt einen starken Willen. Ich gebe ihm drei Tage, Kloe“, sagte der Dämon.
Seine Partnerin war eher nachdenklich. „Eine Woche, Iken, mehr nicht. Du darfst mit ihm anfangen, ich nehme ihn übermorgen“, erwiderte Kloe.
Immer wieder wunderte Iken es, wie kalt und gelassen sie war und doch sah er etwas, was er schon seit langem nicht mehr gesehen hatte, so etwas wie Interesse. Interessanter junger Mann.
Aaron schaute die Dämonen ruhig an. Sie heißen also Iken und Kloe. Nun kannte er die Namen seiner Folterknechte und wusste, dass ihm diese Woche zwei Folterungen bevorstanden.
Der Hyänendämon löste die Eisenkette, die von seinem Halsband ausging, von dem Felsen und zog ruckartig daran. Unsanft wurde er nach vorne gerissen und stand auf. Er verzog nicht einmal das Gesicht, lief den beiden einfach hinterher. Gegenwehr war sinnlos, das wusste er.
Während sie durch diesen Höllentopf liefen, sondierte er die Umgebung und speicherte die Informationen ab. Bald schon sah er einen Bereich an einer großen Wand, an der mehrere Eisenringe hervorstanden. Blutspritzer bedeckten diese in jeglicher Höhe und erzählten die grausigen Geschichten derer, die dort gestanden hatten. Doch zuvor bogen sie nach links ab, zu einer kleinen Schmiede.
Laute Schmiedegeräusche, das Hämmern auf Metall und anderes drangen an seine Ohren. Er sah, wie ein Dämon mit langen dunkelblauen Haaren und türkisfarbenen Augen an einem großen Schmiedeofen stand und sich den Schweiß abwischte. Er trug weiße Kleidung und eine graue Schürze, dazu dicke graue Handschuhe. Er war eher zierlich gebaut.
„Was braucht ihr?“, fragte dieser die zwei Wärter, ohne sich umzudrehen und blies währenddessen Luft in das Feuer, um es heißer zu machen.
„Zwei Handfesseln“, sagte Kloe kurz angebunden.
Aaron hatte eine ungute Vermutung und diese sollte sich bestätigen. Der Dämon riss ihn nach vorne, packte ihn am Halsband und drückte ihn auf eine Bank. Unsanft schlug Aaron mit dem Kopf darauf auf und verlor kurz die Orientierung. Seine Arme wurden links und rechts ausgestreckt angebunden, während die Kette an einem Eisenhaken links neben der Bank eingehakt wurde, sodass er sich nicht aufrichten konnte. Er lag dort wie ein Opferlamm, konnte den Kopf nicht heben, nur nach links und rechts drehen.
Der Sylphdämon mit den blauen Haaren betrachtete den Gefangenen und vermaß mit den Augen dessen Handgelenke. Daraufhin schürte er das Feuer und nahm zwei Prototypen, die er bereits geschmiedet hatte, und passte sie an. Als der erste Ring fertig war, holte er das glühende Metall aus dem Ofen und ließ es etwas abkühlen.
Leider hatte Iken etwas anderes im Sinn. „Leg sie ihm direkt an.“
Der Dämon schaute ihn entsetzt an, dann zu dem Menschen. Er wusste, dass er keine Wahl hatte. Es war lange her, dass dieser so etwas von ihm verlangt hatte. Er war Schmied, kein Folterknecht. Der Blick in den Augen des Hyänendämons war eindeutig.
Aaron sah, wie das Metall zu seinem rechten Handgelenk geführt wurde, spürte die Hitze schon von weitem. Sie wollen mir glühendes Metall anlegen? Langsam schloss er die Augen, machte sich bereit. Das heiße Metall traf auf seine Haut und wurde angelegt. Die Haut zischte und der Geruch von verbranntem Fleisch stieg auf. Aarons Körper verkrampfte und er bäumte sich auf, doch gab er keinen Laut von sich. Er atmete gegen den Schmerz, was so gut wie unmöglich war.
Iken und Kloe waren mehr als erstaunt. Auch bei der zweiten Fessel hörten sie keinen Schrei. Unmöglich. Vielleicht war der Mensch stumm, konnte deshalb nicht schreien.
Kloe ging zu der zitternden Seele, löste die Kette vom Haken und zog ihn daran hoch, sodass sie sein Gesicht sehen konnte. Blut lief an dessen Kinn, denn er hatte sich die Lippe blutig gebissen. In seinen Augen stand kalte Wut. „Wie ist dein Name?“, fragte sie.
Aaron sagte nichts, spukte das Blut aus. Ohne Vorwarnung wurde er nach oben gerissen und mitgeschleift, seine Hände hingen kraftlos neben ihm, während er hinter ihnen her torkelte. Sie liefen zu der Wand, die er zuvor gesehen hatte.
„Du willst ihn noch weiter foltern?“, fragte die Dämonin ihren Partner überrascht. Sie wusste nicht, warum Iken das tat.
Der Gefangene kratzte ihn auf und würde nun dafür leiden. Aaron wurde zu der Wand geführt, an der bereits Eisenketten an Haken von der Wand hingen. Anders als sonst kettete Iken ihn mit den neuen Handfesseln mit dem Rücken zur Wand an. Die Ketten an der Wand verbanden sich mit dem Metall an Aarons Armen, sodass seine Arme von ihm gestreckt waren.
Ruhig schaute er zu Boden, schloss kurz die Augen. Sie werden mich nicht brechen. Immer wieder sagte er sich diesen Satz vor. Sein Kopf driftete ab und er zog sich an einen Ort zurück, an dem der Schmerz nicht so schlimm war. Er hatte gelernt, dass es nur schlimm war, wenn man sich wehrte und ihn zuließ. Ihr könnt mir wehtun, es wird nichts bringen. Schmerz war ein fester Bestandteil seines alten Lebens gewesen.
Iken sah, dass der Mensch erneut die Augen schloss. „Sag mir deinen Namen und deine Strafe wird milder ausfallen“, sagte er. Der...
Erscheint lt. Verlag | 7.6.2024 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | BoysLove • Dämonen • Engel • Fantasy • LGBT • Romance • Übernatürliches |
ISBN-10 | 3-7598-2510-9 / 3759825109 |
ISBN-13 | 978-3-7598-2510-0 / 9783759825100 |
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Größe: 1,6 MB
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