Not in Love - Die trügerische Abwesenheit von Liebe (eBook)
479 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3579-4 (ISBN)
Rue Siebert musste lange für das kämpfen, was ihr im Leben Halt gibt: wenige, aber gute Freunde, auf die sie zählen kann, jene finanzielle Sicherheit, nach der sie sich als Kind immer gesehnt hat, und eine Karriere als Biotech-Ingenieurin bei Kline, einem aufsteigenden Startup in der Lebensmitteltechnologie. Aber dann droht ein Investor, genauer: dessen attraktiver Vertreter Eli, alles kaputtzumachen.
Eli Killgore und seine Geschäftspartner wollen Kline - Punkt. Eli hat seine eigenen Gründe, diesen Deal zu forcieren, und er ist ein Mann, der bekommt, was er will. Mit einer einzigen, umso peinvolleren Ausnahme: Rue. Die Frau, die für ihn ein absolutes No-Go ist. Die Frau, an die er immer wieder denken muss.
Hin- und hergerissen zwischen Professionalität und Anziehungskraft, werfen Rue und Eli schon bald jegliche Vorsicht aus den Laborfenstern. Ihre Affäre bleibt geheim, unverbindlich und hat eine logische Deadline: den Tag, an dem eines ihrer Unternehmen die Oberhand gewinnen wird. Aber das Spiel mit dem Herzen ist ein riskantes - und es hat einen hohen Preis ...
Spicy und verletzlich wie nie: die erste aus zwei Perspektiven erzählte Lovestory von SPIEGEL-Bestsellerautorin Ali Hazelwood.
Ali Hazelwood hat unendlich viel veröffentlicht (falls man all ihre Artikel über Hirnforschung mitzählt, die allerdings niemand außer ein paar Wissenschaftlern kennt und die, leider, oft kein Happy End haben). In Italien geboren, hat Ali in Deutschland und Japan gelebt, bevor sie in die USA ging, um in Neurobiologie zu promovieren. Vor Kurzem wurde sie zur Professorin berufen, was niemanden mehr schockiert als sie selbst. Ihr erster Roman »Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe« wurde bei TikTok zum Sensationserfolg und ist ein internationaler Bestseller. Zuletzt erschienen von ihr bei Rütten & Loening »Das irrationale Vorkommnis der Liebe«, »Die Unannehmlichkeiten von Liebe«, »Love, theoretically« und »Bride«. Mehr unter: www.AliHazelwood.com; Instagram: @AliHazelwood
1
Ganz einfach
RUE
Ladys, ich habe eine ernst gemeinte, nicht rhetorische Frage an euch: Wie überlebt ihr zwei in der wirklichen Welt?«
Ich erwiderte Nyotas herablassenden Blick und ließ die ganz spezielle Form der Demütigung kurz wirken, dass ausgerechnet die kleine Schwester meiner besten Freundin (der wir konsequent den Zutritt zum Baumhaus im Hinterhof verwehrt hatten, die noch zu Weihnachten 2009 in aller Öffentlichkeit einen Popel verzehrt hatte und nur wenige Monate später dabei erwischt wurde, wie sie im Wäscheschrank mit einer Clementine rummachte) meine Fähigkeit anzweifelte, ein produktives Leben zu führen.
Ganze drei Jahre älter als sie, hatten Tisha und ich damals einen eindeutig unangebrachten Überlegenheitskomplex entwickelt. Jetzt – da die kleine Nyota vierundzwanzig und eine frischgebackene Fachanwältin für Insolvenzrecht war und sich noch dazu als juristisches Ausnahmetalent erwiesen hatte, dessen Stundenlohn höher war, als meine grauenhaft teure Autoversicherung kostete – wussten wir es besser. Zu allem Überfluss folgte ich ihr auf Instagram, wo ich hatte zur Kenntnis nehmen müssen, dass sie mehr als ihr Körpergewicht stemmen konnte, absolut umwerfend in einem Monokini aussah und regelmäßig Focaccia mit Zwiebeln und Rosmarin selbst backte.
In einer beeindruckenden Machtdemonstration, deren Brillanz mich nachts wach hielt, hatte Nyota sich nie die Mühe gemacht, mir auch zu folgen.
»Du kennst uns doch«, sagte ich und entschied mich für Ehrlichkeit statt Stolz. Tisha und ich kauerten dicht zusammengedrängt in unserem winzigen Büro bei Kline und beim Face-Timen mit einer Frau, die wahrscheinlich nicht mal unsere Nummern gespeichert hatte. Unsere Würde zu bewahren, konnten wir eh vergessen. »Wir halten uns gerade so über Wasser.«
»Kannst du bitte einfach die Frage beantworten?«, brauste Tisha auf. So erniedrigend das für mich auch sein mochte, für Tisha musste es noch viel schlimmer sein. Immerhin war Nyota ihre Schwester.
»Echt jetzt? Ihr ruft mich bei der Arbeit an, um zu fragen, was eine Forderungsabtretung ist? Hättet ihr das nicht einfach googeln können?«
»Haben wir«, erklärte ich, behielt aber lieber für mich, dass wir bei der Suchanfrage für Dummies hinzugefügt hatten. Aber trotzdem … »Wir glauben, das Wichtigste haben wir verstanden.«
»Großartig, dann seid ihr ja bestens vorbereitet. Ich lege jetzt auf, wir sehen uns zu Thanksgiving …« Es war Ende Mai.
»Allerdings«, unterbrach ich sie, »lassen die Reaktionen einiger Kline-Kollegen darauf schließen, dass wir noch nicht ganz erfasst haben, was es mit dieser Forderungsabtretung auf sich hat.« Meine Toleranzgrenze für seltsames Benehmen war hoch, und ich hatte es noch als bedeutungslos abtun können, dass unser HR-Vertreter ungeniert an seinem Stehpult auf monster.com herumgesurft war, ein paar Chemiker mit mir zusammengeprallt und einfach weitergelaufen waren, ohne auch nur »Ups« zu sagen, und Matt, unser normalerweise diktatorischer Chef, reglos ins Leere gestarrt hatte, als ich ihm mitteilte, dass ich mindestens drei Stunden länger für den Bericht brauchen würde, den er dringend erwartete. Doch dann, als ich gerade meine Wasserflasche über einer Topfpflanze leerte, die schon länger in unserem Pausenraum lebte, als ich zur Arbeiterschaft gehörte, war ein Techniker in Tränen ausgebrochen und hatte mich regelrecht angefleht: Sie sollten Christofarn mit nach Hause nehmen, Dr. Siebert. Er sollte nicht sterben, bloß weil Kline keine Zukunft mehr hat.
Ich hatte absolut keinen Plan, was hier abging. Ich wusste nur, dass ich meinen Job bei Kline liebte, sich das wichtigste Projekt meines Lebens in einer entscheidenden Phase befand und ich sozial deutlich zu inkompetent war, um einfach so eine neue Stelle zu finden. Insofern verhießen die heutigen Ereignisse nichts Gutes. »In fünfzehn Minuten findet eine Versammlung statt«, erklärte ich, »und wir hätten gern eine bessere Vorstellung davon, was uns …«
»Ny, hör auf rumzuzicken, und erklär es uns, als wären wir fünf«, befahl Tisha.
»Leute, ihr seid promoviert«, merkte Nyota an – was kein Kompliment war.
»Okay, jetzt hör mir mal genau zu, Ny, denn das wird dich vom Hocker hauen und wir müssen es womöglich der UNO melden und den Fall vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag bringen: Die Themen Private-Equity-Unternehmen und Forderungsabtretungen wurden in keinem einzigen Kurs unseres Studium der Chemischen Verfahrenstechnik behandelt. Ein schockierendes Versäumnis, ich weiß, und ich bin sicher, die NATO wird militärisch dagegen …«
»Halt die Klappe, Tish. Du kannst mir nicht so dreist kommen, wenn du was von mir willst. Rue, wie hast du von der Forderungsabtretung erfahren?«
»Florence hat eine Rundmail geschickt«, antwortete ich. »Heute Morgen.«
»Florence ist die Geschäftsführerin von Kline?«
»Ja.« Das fühlte sich irgendwie nach einer reduzierten Darstellung an, also fügte ich hinzu: »Und die Gründerin.« Damit wurde ich ihr immer noch nicht gerecht, aber jetzt war wohl kaum der richtige Zeitpunkt, um zu fangirlen.
»Stand dort irgendetwas darüber, welcher private Investor euer Darlehen übernommen hat?«
Ich überflog die Mail noch einmal. »Die Harkness Group.«
»Hmm. Kommt mir bekannt vor.« Nyota tippte wortlos auf ihrem Laptop, die New Yorker Skyline im Hintergrund. Ihr Büro befand sich in einem Wolkenkratzer – Tausende Meilen und ein ganzes Universum von North Austin entfernt. Wie Tisha und ich hatte sie es kaum erwarten können, aus Texas wegzukommen. Im Gegensatz zu uns war sie jedoch nie dorthin zurückgezogen. »Ach ja, diese Typen«, sagte sie schließlich und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm.
»Kennst du sie?«, fragte Tisha. »Sind sie etwa berühmt?«
»Die Harkness Group ist ein Private-Equity-Unternehmen, keine K-Pop-Band. Aber in Tech-Kreisen bestens bekannt.« Sie biss sich auf die Lippe. Plötzlich war ihr Gesichtsausdruck alles andere als beruhigend, und ich fühlte, wie Tisha sich neben mir anspannte.
»Das ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert«, sagte ich. Ich würde nicht in Panik verfallen. Ich hatte vor einem Jahr meinen Abschluss an der UT Austin gemacht, aber ich hatte schon vor meinem Ph.D. für Florence Kline gearbeitet. »Es gibt ständig irgendwelche Aufregungen im Management und Probleme mit Investoren. Das legt sich mit der Zeit wieder.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob es diesmal auch so laufen wird.« Nyota runzelte die Stirn. »Hört zu, Harkness ist ein Private-Equity-Unternehmen.«
»Ich weiß immer noch nicht, was das bedeutet«, erwiderte Tisha ungehalten.
»Wie ich euch gerade erklären wollte, sind Private-Equity-Unternehmen … Gruppen von Leuten mit sehr, sehr viel Geld und Freizeit. Und statt sich wie der alte McDuck in ihrem hart erarbeiteten Geld zu suhlen oder es wie ihr auf Sparkonten versauern zu lassen …«
»Ganz schön kühn von dir anzunehmen, ich hätte Ersparnisse …«, murmelte Tisha.
»… benutzen sie es, um andere Firmen aufzukaufen.«
»Und sie haben Kline gekauft?«, fragte ich.
»Nein. Kline ist nie an die Börse gegangen – man kann keine Aktien von Kline kaufen. Aber als die Firma gegründet wurde, brauchte sie Geld, um … Ravioli herzustellen? Das macht ihr doch, oder?«
»Nanotechnologie für Lebensmittel.«
»Dann halt das. Tun wir mal so, als würde das irgendwas bedeuten. Jedenfalls hat Florence einen großen Kredit aufgenommen, als sie Kline gegründet hat. Aber wer auch immer ihr diesen Kredit gegeben hat, hat jetzt beschlossen, ihn an Harkness weiterzuverkaufen.«
»Und das bedeutet, dass Kline das Geld jetzt Harkness schuldet?«
»Korrekt. Siehst du, Rue, ich...
Erscheint lt. Verlag | 11.6.2024 |
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Übersetzer | Anna Julia Strüh |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Not In Love |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
ISBN-10 | 3-8412-3579-4 / 3841235794 |
ISBN-13 | 978-3-8412-3579-4 / 9783841235794 |
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