Jerry Cotton Sonder-Edition 237 (eBook)

Ein guter Ort zum Sterben

(Autor)

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2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6721-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 237 - Jerry Cotton
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Der Film The Hero sollte alle Kassenerfolge des Kinogeschäfts übertreffen. Schon während der Dreharbeiten machte er sensationelle Schlagzeilen, als Gangster das Filmgelände stürmten, scharfe Schüsse in den Kulissen abgefeuert, der Produzent ermordet und Schauspieler bedroht wurden. Die Unterwelt wollte die Filmmillionen kassieren. Beim Endkampf, als auch das FBI mitmischte, erwies sich der Atlantik vor der Traumvilla des Stars Pardee als ein guter Ort zum Sterben ...

1


Father Pete Fenta von der St.-Mary's-Gemeinde in Little Italy war allerhand gewohnt. Was die neunzehnjährige Anna Montori beichtete, verschlug ihm jedoch den Atem.

»Das kann nicht wahr sein!«, sagte er lauter als beabsichtigt, und die betenden alten Frauen vorne in der Bank verrenkten die Hälse und spitzten die Ohren.

Sie waren brandneugierig, etwas zu erlauschen. Nach ihrer Meinung konnte die Tochter des Bäckers Montori einen Priester sicher nur mit Sexgeschichten geschockt haben. Na ja, die heutige Jugend!

Die beiden Alten irrten sich. Father Pete flüsterte durch das Gitter des Beichtstuhls: »Dafür kann ich dir Lossprechung nicht geben. Du musst zum FBI gehen, Anna, oder du machst dich einer Todsünde schuldig. Das musst du der Bundespolizei melden.«

»Father, bitte! Al ist doch der Vater meines ungeborenen Kindes. Wir wollen heiraten!«

»Trotzdem. Nach dem, was du mir gesagt hast, ist er ein Mörder. Es handelt sich um schwere Verbrechen. Es ist ungeheuerlich.«

»Father, ich kann nicht zum FBI. Ich ...«

Eine MP-Garbe schnitt Anna das Wort ab. Der Killer war still und leise in die Kirche gekommen, die Uzi unter der Jacke verborgen. Er hatte in der dämmrigen, nach Weihrauch riechenden Kirche die Knie gebeugt, sich bekreuzigt und war im Mittelgang vorgeschritten. Gedämpftes Licht und die Kerzen am Altar machten Umrisse sichtbar.

Jetzt zuckte das Mündungsfeuer. Kugeln stanzten in den hölzernen Beichtstuhl. Anna Montori und das Kind in ihrem Leib starben, noch ehe Anna begriff, worum es ging. Father Pete streckte abwehrend die rechte Hand aus dem Beichtstuhl, dessen Türfenster ein Vorhang verhüllte.

»Dies ist ein Ort des Herrn!«, rief er.

»Krepieren sollst du!«, knirschte der Killer. »Du wirst gleich bei deinem Chef sein.«

Drei Kugeln waren noch im Magazin, und der Killer jagte sie heraus. Father Pete stöhnte auf. Seine blutige Hand verschwand. Die beiden alten Frauen in ihren schwarzen Kleidern saßen wie gelähmt da, als Anna tot aus dem Beichtstuhl fiel. Vier weitere Kirchenbesucher warfen sich auf den Boden.

Das Gesicht des hochgewachsenen, breitschultrigen Killers war eine starre Grimasse. Er hatte seinen Hut tief ins Gesicht gezogen. Jetzt wechselte er das Magazin aus. Er schaute zum Beichtstuhl. Ätzender Korditgestank überdeckte den Weihrauchduft, und der Pulverdampf wölkte sich.

Aus der Sakristei kam der Kirchendiener gelaufen. Er war ein alter, aber noch athletisch wirkender Mann. Er sah das Blutbad, stutzte und eilte in wildem Zorn, ungeachtet der Gefahr, dem Killer entgegen.

»Mörder!«, gellte es dem Gangster in die Ohren. »Dafür sollst du zur Hölle fahren.«

»Eher du«, sagte der Killer und richtete die MP auf den Küster. Doch sie hatte eine Ladehemmung. Ohne sich weiter aufzuhalten, flüchtete er. Der Küster verfolgte ihn aus der Kirche.

Geschockt kehrte er in die Kirche zurück, wo eine Frau hysterisch zeterte und ein Kind schluchzte.

Father Pete lebte. In blutbeschmierter Soutane kniete er neben Anna Montori. Er zeichnete ihr ein Kreuz auf die Stirn. Eine blutige Spur blieb, und er faltete die blutbefleckten Hände.

»Ego te absolvo a peccatis tuis in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen.« Er fügte hinzu: »Möge deine Seele den Frieden finden.«

Für Father Pete war der Friede jedenfalls gestorben, denn er war nun mit dem Wissen belastet, dessentwegen man Anna Montori ermordet hatte. Der Kirchendiener betrachtete ihn.

»Sind Sie schwer verletzt, Hochwürden?«

Jetzt erst dachte Father Pete an sich. »Ich glaube nicht, Giorgio. Ich hatte Glück.«

Die Ambulanz brachte ihn ins Bellevue Hospital in die Chirurgie. Wie sich herausstellte, hatte der Killer ihm den kleinen Finger der rechten Hand abgeschossen und ihm einen Streifschuss zugefügt. Davon abgesehen war Father Pete unverletzt geblieben. Ein wahres Wunder, wie seine Gemeindemitglieder sagten, wenn sie den von Kugeln zersiebten Beichtstuhl betrachteten. Man behielt Father Pete im Hospital, obwohl er sofort wieder nach Hause wollte.

Die Ärzte kannten da keinen Pardon.

»Sie haben einen Schock erlitten, Father«, sagte der Oberarzt. »Wenn wir Sie weglassen, klappen Sie am Ende noch irgendwo zusammen und erleiden einen Kollaps. Das kann tödlich enden. Sie bleiben über Nacht hier. Morgen sehen wir weiter.«

»Aber ... ich muss zurück in meine Kirche und zu meiner Gemeinde. Nach diesem unerhörten Anschlag muss ich am Platz sein und mein Priesteramt versehen. Außerdem bin ich Tatzeuge. Die Polizei will mich sicherlich sprechen.«

»Das regelt sich alles«, sagte der Oberarzt und drückte ihn ins Bett zurück. »Für die Seelen mögen Sie zuständig sein, Father, doch über Ihren Körper und Ihre Knochen bestimme ich jetzt aufgrund meiner ärztlichen Pflicht. Sie erhalten gleich eine Beruhigungsspritze. Was wollen Sie denn draußen? Hier im Krankenhaus haben Sie Ruhe. Der Wirbel beginnt noch früh genug für Sie.«

Das sah Father Pete ein. Er erklärte, bleiben zu wollen, und der Oberarzt ließ ihn in dem Einzelzimmer allein.

Zu dem Zeitpunkt wollte ich gerade Dienstschluss machen. Natürlich wussten wir von dem Mord in der St. Mary's Church. Ganz New York wusste es. Noch lagen die Ermittlungen jedoch in den Händen der City Police, und die Mordkommission unter Lieutenant Easton war am Tatort. Ein Mord, ob in einer Kirche oder sonst wo begangen, fiel nicht in den Zuständigkeitsbereich des FBI.

Das Telefon klingelte, gerade als ich das Office verlassen wollte. Es war nach acht Uhr abends, und Phil hatte schon Feierabend gemacht. Mr. High bestellte mich zu sich. Der Chef hatte nur ein einziges Blatt Papier auf seinem peinlich sauberen Schreibtisch.

Ein Fernschreiben vom Police Headquarters.

»Die Schießerei in der St. Mary's Church fällt doch in unseren Zuständigkeitsbereich, Jerry. Die Ballistiker der City Police haben sich mächtig beeilt. Laut dem Untersuchungsergebnis ist die MP, mit der der Killer feuerte, schon einmal bei einem Bankraub in Connecticut verwendet worden. Damals wurde ein Bankangestellter damit erschossen.«

Ich studierte das Fernschreiben, das knappe, genaue Angaben machte. John D. Highs Künstlerfinger spielten mit dem silbernen Kugelschreiber, die einzige Emotion, die er sich gestattete.

»Das sind skrupellose Gangster«, sagte er. »Die junge Frau war im vierten Monat schwanger. Ich erwarte bald Ergebnisse von Ihnen, Jerry.«

»Ja, Sir. Ich bin schon unterwegs.«

Ich holte den Jaguar aus der Tiefgarage, wo seine 260 Pferdchen geruht hatten, informierte mich über Polizeifunk und fuhr bei Phil vorbei. Man hatte ihn vom FBI Office aus angerufen. Er stand gestiefelt und gespornt, also zum Einsatz bereit, an der Ecke. Der Wagenschlag fiel dumpf hinter ihm zu, und ich quetschte den Jaguar mit Sirenengeheul und Warnlicht durch den träge schleichenden Verkehr von Manhattan.

Es war Spätherbst, trüb, neblig und nieselig. Die Wolkenkratzer erschienen noch höher als sonst, die Straßen kälter. Wir fuhren nach Little Italy, wo wir Cleary Eastons Spurensicherungsexperten bei der Arbeit antrafen. Der Lieutenant selbst war schon weg.

Sein baumlanger Stellvertreter Ed Schulz erstattete uns Bericht. Ich sah den Beichtstuhl, die Kugeleinschläge und das Blut. Es war ein scheußlicher Anblick. Den Packard, mit dem der Killer geflohen war, hatte man natürlich nicht erwischt. Schwarze Wagen von der Klasse gab es in New York massenhaft. Die Zeugenaussagen waren längst aufgenommen, und es lohnte nicht, die Leute schon wieder zu befragen.

»Der Priester müsste mehr wissen«, sagte Sergeant Schulz. »Die Frau hat schließlich bei ihm gebeichtet. Bisher will er sich nicht sprechen lassen. Versucht ihr mal, ob ihr was aus ihm rausbekommt.«

»Was soll denn daran so schwer sein?«, fragte Phil. »Er wird wohl kein Interesse haben, die Schuldigen an dem Mord an seinem Beichtkind zu decken.«

»Du spielst auf das Beichtgeheimnis an, Ed«, erwiderte ich. »Ein katholischer Priester hat es unter allen Umständen zu wahren. Ganz gleich, worum es sich handelt. Er kann einem Menschen, der ihm ein Verbrechen beichtet, höchstens die Lossprechung verweigern und ihn ermahnen, sich den Behörden zu stellen. Anzeigen darf er ihn nicht.«

Phil fuhr auf. »Sollen wir deshalb einen brutalen Mörder laufen lassen? Das will ich sehen, ob sich dieser Father Pete weigert. In dem Fall gehe ich bis zum Kardinal von New York!«

Wir verließen die Kirche und fuhren zum Bellevue Hospital. Father Petes Zustand war unbedenklich. Doch er hatte eine Beruhigungsspritze erhalten und schlief. Ich fragte den Oberarzt Dr. Myers, ob sich der Priester zu ihm über das Verbrechen geäußert habe.

»Er sagte mir nicht mehr und nicht weniger, als sie in den Nachrichten sowieso durchgeben. Glauben Sie, dass er den Mörder kennt, G-men?« Der kugelrunde Arzt mit dem rosigen Kindergesicht geriet in Aufregung. »Dann müssen wir aufpassen. Es könnte ein Mordanschlag auf der Station erfolgen. Diese Gangster schrecken vor nichts zurück.«

»Ich rufe im Police...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2024
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-6721-5 / 3751767215
ISBN-13 978-3-7517-6721-7 / 9783751767217
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