Tödlicher Sturz von den Kreidefelsen -  Holger Nielsen

Tödlicher Sturz von den Kreidefelsen (eBook)

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2024 | 1. Auflage
112 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-3996-4 (ISBN)
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Vier Paare aus verschiedenen Regionen in Deutschland treffen in ihrem Urlaub in der Villa Anna in Sassnitz auf Rugen aufeinander und müssen sich im täglichen Miteinander arrangieren. Dabei treten ihre sehr unterschiedlichen Eigenschaften, Absichten und Interessen zu Tage und führen zu diversen Konflikten. Diese gipfeln in einem Mord und einer Erpressung. Aber sonst ist es ein gelungener Urlaub für die vier Paare.

1. Intrade1: Wer macht mit?


Angenommen, ich würde – ich betone ausdrücklich – ich würde einen Mord begehen wollen, wie würde ich das planen? Ist dieser Gedanke abnorm oder krank? Ich glaube nicht! Ich unterstelle, daß schon manche(r) insgeheim aus niedrigen Beweggründen und ohne sich dessen richtig bewußt zu sein, Mordgedanken gehegt hat. Mögliche Gründe gibt es viele: Eifersucht, Hass, Habgier um nur einige zu nennen. Und ich will solch einen Mordfall konstruieren: mich interessiert also nur, was Menschen zum Ausführen von Mordgedanken verleiten kann und wie sie dies Vorhaben so organisieren, daß sie straffrei davon kommen können. Also tatsächlich nur ein hypothetischer Mord, will ich doch hoffen! Wenn es auch etwas seltsam anmuten mag, so werde ich jetzt die beteiligten Personen für den geplanten Mordfall auswählen und für die zukünftige Handlung in Position bringen, ähnlich wie ein Puppenspieler seine Marionetten griffbereit an ihren Schnüren aufhängt. Aber im Unterschied zu ihm werde ich mittelbar selbst am Spielablauf teilnehmen müssen, etwa wie ein Trainer vom Spielfeldrand aus versucht, seine Mannschaft zum Sieg zu lenken. Um bei dem Vergleich zu bleiben: Auf welches Ziel hin will ich meine ausgewählten Personen dirigieren? Tatsächlich etwa Mord? Lassen wir diese Frage jetzt erst einmal auf sich beruhen und wenden uns der drängenderen Frage zu, wer eigentlich mitspielen soll.

Es ist reizvoll und aktuell, die Ost-West-Problematik mit einzubauen. Also nehme ich ein kinderloses Paar aus dem Rheinland, das in meiner Heimat, Sassnitz auf Rügen, Urlaub machen will und damit zum ersten Mal für längere Zeit in der ehemaligen DDR wohnen wird. Sie, Sabine Meinhart, ist promovierte Tierärztin und der dominierende Part in der Zweierbeziehung, die sie mit Stolz ihre2 Ehe nennt. Er, Konrad Scheller, ist Elektriker und passionierter Funkamateur. Wie ist dieses ungleiche Paar entstanden? Konrad wurde von Frau Meinhart rein zufällig auf einem Volksfest zum Ehemann ausgesucht und dann auch flugs geheiratet. Bei ihr war der finanzielle Aspekt, die Steuerersparnis, das entscheidende Argument für diese Bindung. Hinzu kam von ihrer Seite eine gewisse Trotzreaktion: Vor Kurzem war eine jahrelange Beziehung zu einem fast gleichaltrigem Zahnarzt in die Brüche gegangen, weil er ihr unmißverständlich klar gemacht hatte, daß für ihn eine Heirat nicht in Frage komme. Und der Status „verheiratet“ war ihrer Ansicht nach gesellschaftlich von Vorteil und klingt nach gut situiert. Dieses ungleiche Ehepaar wollte also zum ersten Mal in ihrem silberfarbenen BMW in den „Osten“ fahren, für beide fast so aufregend wie eine Expedition in die Kalahari. Sie gehörten zu der Sorte hochnäsiger „Wessis“, die – wenn sie unter Ihresgleichen waren – von „Dunkeldeutschland“ redeten, wenn sie die ehemalige DDR meinten.

Dazu brauche ich die ältere Dame Isolde Dobberkau mit ihren Pekinesen Fritzi und Minzi. Sie ist eine äußerst selbstbewußte, stattliche Witwe mit Permanent-Makeup, blonder Dauerwelle und beachtlicher Körperfülle. Sie war als junge Frau erst Verkäuferin in einer der zahlreichen Filialen des Fleischermeisters Dobberkau gewesen und hatte sich erfolgreich „nach oben“ gedient, das heißt, sie war schließlich die glücklich verheiratete Chefin Dobberkau geworden und führte ein außerordentlich straff organisiertes Regime in dem Betrieb ihres Gatten. Nach dem Ableben ihres um etliche Jahre älteren Gatten zog sie sich aus dem Betrieb zurück und überließ seine Leitung einem entfernten Verwandten ihres Verblichenen. Sie wohnte – oder trefflicher ausgedrückt – residierte in einer großzügigen Villa in Falkensee, also im sogenannten Speckgürtel von Berlin, und war hauptsächlich damit beschäftigt, das Geld ihres Verblichenen auszugeben. So hatte sie spontan beschlossen, für ein paar Wochen nach Binz auf Rügen zu fahren, als ihre – sagen wir mal – Gesellschafterin Theresa, eine Polin mittleren Alters, in den höchsten Tönen von dem mondänen Strandleben in Binz geschwärmt hatte. Aber auch eine Isolde Dobberkau schafft es nicht, im Sommer mitten in der Hochsaison noch eine freie Unterkunft in einem Hotel, das ihren Ansprüchen genügte, in Binz zu finden. Da sie aber stur ihren Kopf durchsetzen wollte, mußte sie auf eine Pension in Sassnitz ausweichen. Sie tröstete sich damit, daß sie ja tagsüber nach Binz hinüber fahren könnten.

Kommen wir nun zu der Familie Weiß aus Lachendorf bei Celle. Das Ehepaar Weiß, Franziska und Uwe sowie Sohn Stephan, war mittleren Alters und hatte vor gut zehn Jahren im Neubaugebiet von Lachendorf die Hälfte eines Doppelhauses im – wie Uwe immer wieder behauptete – Landhausstil erworben. Wobei diese Meinung des Hauseigentümers für einen Außenstehenden nur schwer nachzuvollziehen war. Höchstens der üppige Bewuchs des Hauses mit wildem Wein konnte einen Stadtmenschen zu dieser Meinung verleiten. Aber das entsprach genau dem Naturell der Gattin Franziska. Sie kokettierte gar zu gern damit, wie sehr ihr die Natur am Herzen liege. Im Übrigen hatte sie in Gartenpflege keinerlei praktische Erfahrung, tat aber sehr klug und kundig. Gegen jeden Heckenschnitt protestierte sie augenblicklich vehement, weil gerade dort jeden Morgen eine Amsel sitzen würde. Die Krone eines Pflaumenbaums durfte nicht reduziert werden, weil sonst die Eichhörnchen nicht mehr ihren gewohnten Weg zur Futterstelle finden würden. Auch in ihrem eigenen Leben schien sie von Illusionen und Vorurteilen ernstlich befangen. So betonte sie immer, daß sie jederzeit wieder an ihrer alten Arbeitsstelle anfangen könne. Sie hatte dort in der Lohnbuchhaltung bei Telefunken in Celle 1999 vor ihrer Heirat aufgehört und hatte vollkommen verdrängt, daß es Telefunken seit 2003 in Celle gar nicht mehr gab. Ihr Uwe hatte sich im Laufe der verflossenen Ehejahre mit den Kapriolen seiner Gattin arrangiert. Da sie es zum Beispiel fast nie schaffte, das Abendbrot vernünftig und vollständig vorzubereiten, ging er regelmäßig nach der Arbeit in ein griechisches Lokal und verputzte dort meist einen üppigen Gyrosteller, bevor er gut gesättigt zu Hause erschien. Seiner Frau sagte er nichts davon. Überhaupt war er ihr gegenüber aus Erfahrung wenig mitteilsam, weil sie nie etwas für sich behalten konnte und private oder berufliche Dinge bei jeder passenden oder leider auch unpassenden Gelegenheit an zufällig anwesende Dritte ausplauderte. Weil er auch die Neugier seiner Frau zur Genüge kennengelernt hatte, ließ er seinen Aktenkoffer immer im Kofferraum seines „EssJuWie“3 zurück und brachte damit seine Frau nicht in Versuchung, in seinen beruflichen Unterlagen neugierig herumzuwühlen.

Dies ungleiche Ehepaar hatte einen Sohn, den Stephan, einen spacken Halbwüchsigen von blasser Gesichtsfarbe. Er war von bedauernswerter Schüchternheit und das klägliche Erziehungsprodukt seiner unfähigen, sich aber sehr kompetent fühlenden Eltern.

Stephans Mutter hatte kürzlich in ihrer Gymnastikgruppe vom Weltkulturerbe Jasmund auf Rügen gehört und wollte nun ihrerseits unbedingt dorthin. Zum nächsten Frühstück stand sie ausnahmsweise rechtzeitig auf, um mit Mann und Sohn gemeinsam am Tisch zu sitzen. Aus Erfahrung wußte Uwe, daß das ungewöhnlich frühe Aufstehen seiner Frau ein untrügliches Zeichen dafür war, daß sie irgendetwas im Schilde führte. Dementsprechend angespannt versuchte Uwe scheinbar völlig ruhig, sein Müsli wie jeden Morgen zu mischen und mit Milch zu übergießen. Seine werte Gattin fackelte auch nicht lange und kam sofort zur Sache. Sie habe aus verlässlicher Quelle – das unterstrich sie mit erhobenen Zeigefinger – erfahren, daß eine Sympathie-Aktion für den Buchenhochwald auf dem Jasmund laufe, daß der als Weltkulturerbe sowieso unter besonderem Schutz stehe, aber daß es dringend notwendig sei, die breite Öffentlichkeit zu informieren und sie zur Unterstützung zu gewinnen, usw. . Uwe mümmelte zufrieden sein Müsli, denn solche „grünen Anfälle“ seiner Franziska kannte Uwe zur Genüge. So nahm er Franziskas Suada4 scheinbar gleichmütig hin und murmelte etwas wie „einverstanden“ und „ja, machen wir natürlich“, als seine Frau mit dem Vorschlag herausrückte, sie müßten unbedingt und sofort zwei Wochen Urlaub auf Rügen machen und zwar in Sassnitz, da wären sie unmittelbar am Jasmund. Was seine Frau nicht wußte, Uwe kam es sehr entgegen, ausgerechnet nach Sassnitz zu kommen, wo er doch schon seit geraumer Zeit nach einem plausiblen Grund suchte, sich einmal ohne Aufsehen zu erregen, den Fährhafen Sassnitz genauer anzusehen.

Aber lassen wir die Drei jetzt ihr...

Erscheint lt. Verlag 5.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7597-3996-2 / 3759739962
ISBN-13 978-3-7597-3996-4 / 9783759739964
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