Das galaktische Imperium
Heyne, W (Verlag)
978-3-453-52146-9 (ISBN)
- Titel erscheint in neuer Auflage
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Isaac Asimov zählt gemeinsam mit Arthur C. Clarke und Robert A. Heinlein zu den bedeutendsten SF-Autoren, die je gelebt haben. Er wurde 1920 in Petrowitsch, einem Vorort von Smolensk, in der Sowjetunion geboren. 1923 wanderten seine Eltern in die USA aus
I AURORA 1. Der Nachkomme | 2. Der Ahne? | 3. Die Krise | 4. Ein weiterer Nachkomme | II SOLARIA 5. Der verlassene Planet | 6. Die Mannschaft | 7. Der Aufseher | III BALEYS WELT 8. Die Siedlerwelt | 9. Die Rede | 10. Nach der Rede | IV AURORA 11. Der alte Führer | 12. Der Plan und die Tochter | 13. Der telepathische Roboter | 14. Das Duell | V ERDE 15. Die Heilige Welt | 16. Die City | 17. Der Attentäter | 18. Das Nullte Gesetz | 19. Allein | I Aurora 1. DER NACHKOMME Gladia betastete die Rasenliege, um sich zu vergewissern, daß sie nicht feucht war, dann setzte sie sich. Ein Schalterdruck paßte sie so an, daß sie halb zurückgelehnt liegen konnte, ein weiterer aktivierte das diamagnetische Feld und vermittelte ihr, so wie es das immer tat, die Empfindung völliger Entspannung. Und warum auch nicht? Sie schwebte tatsächlich - einen Zentimeter über dem Stoff. Die Nacht war warm und angenehm. Gladia fand den Planeten Aurora zu der Zeit am schönsten - würzig duftend und sternenhell. Mit einem Anflug von Traurigkeit studierte sie die zahlreichen winzigen Funken, die den Himmel mit Mustern überzogen; Funken, die jetzt ganz besonders hell wirkten, weil sie veranlaßt hatte, daß die Lichter ihrer Niederlassung gedämpft wurden. Sie fragte sich, warum sie in all den dreiundzwanzig Dekaden ihres Lebens nie die Namen der Sterne gelernt hatte. Dabei war einer von ihnen der Stern, um den ihr Geburtsplanet Solaria kreiste; der Stern, der für sie in den ersten dreieinhalb Dekaden ihres Lebens nur ›die Sonne‹ gewesen war. Gladia hatte einst ›Gladia Solaria‹ geheißen. Das war, als sie nach Aurora gekommen war, vor zwanzig Dekaden - vor zweihundert galaktischen Standardjahren - und man hatte ihr diesen Namen verliehen, um auf nicht besonders freundliche Art ihre fremde Herkunft hervorzuheben. Vor einem Monat war das zweihundertste Jubiläum ihrer Ankunft gewesen; etwas, das sie nicht besonders gefeiert hatte, weil sie sich nicht an jene Tage erinnern wollte. Vorher, auf Solaria, war sie Gladia Delmarre gewesen. Sie bewegte sich unruhig. Jenen ersten Namen hatte sie fast vergessen - weil das alles so weit zurücklag? Oder einfach nur, weil sie sich bemüht hatte, zu vergessen? All die Jahre hatte sie Solaria nicht vermißt, hatte es nicht bedauert, daß sie hierhergekommen war. Aber jetzt? Kam ihre Stimmung nur daher, weil sie ganz plötzlich feststellen mußte, daß sie Solaria überlebt hatte? Solaria gab es nicht mehr - eine historische Erinnerung - und sie lebte noch. Vermißte sie es deshalb? Ihre Stirn furchte sich. Nein, sie vermißte es nicht, entschied sie dann resolut. Sie sehnte sich nicht danach, wünschte auch nicht, dorthin zurückzukehren. Es war einfach nur ein eigenartiges Bedauern wegen etwas, das einmal Teil von ihr gewesen war - und wenn auch noch so destruktiv - und das jetzt nicht mehr war. Solaria! Die letzte der Spacer-Welten, die man besiedelt und zu einem Heim für die Menschheit gemacht hatte. Und demzufolge vielleicht durch irgendein geheimnisvolles Gesetz der Symmetrie auch die erste Spacer-Welt, die wieder gestorben war? Die erste? Hieß das, daß ihr eine zweite und eine dritte und so weiter folgen würde? Gladia spürte, wie ihre Traurigkeit zunahm. Es gab Menschen, die tatsächlich so dachten. Wenn sie recht hatten, würde Aurora, ihre neue Heimat, als die erste Spacer-Welt, die man besiedelt hatte, durch die gleiche Regel der Symmetrie die letzte von den fünfzig sein, die sterben würde. In dem Fall könnte sie schlimmstenfalls ihre eigene ausgedehnte Lebenszeit überdauern, und das würde dann reichen müssen. Wieder suchten ihre Augen die Sterne. Es war hoffnungslos. Für sie war es unmöglich, herauszufinden, welcher jener Lichtpunkte Solarias Sonne war. Sie stellte sich vor, daß es einer der helleren sein müßte; aber selbst davon gab es Hunderte. Sie hob den Arm und machte das, was für sie ihre ›Daneel-Geste‹ war. Daß es dunkel war störte dabei nicht. Roboter Daneel Olivaw stand fast im gleichen Augenblick neben ihr. Jemand, der ihn vor etwas mehr als zwanzig Dekaden gekannt hätte, als Han Fastolfe ihn konstruiert hatte, hätte an ihm nicht den geringsten Unterschied feststellen können. Sein breites Gesicht mit den hohen Wangenknochen und dem kurzen, bronzefarbenen, nach hinten gekämmten Haar, die blauen Augen, sein großer, wohlproportionierter und perfekt humanoider Körper wären ihm so jung und so emotionslos wie eh und je vorgekommen. »Kann ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein, Madam Gladia«, sagte er mit gleichmäßiger Stimme. »Ja, Daneel. Welcher von diesen Sternen ist die Sonne Solarias?« Daneel blickte nicht nach oben. »Keiner von ihnen, Madam Gladia«, sagte er. »Derzeit geht Solarias Sonne etwa um drei Uhr zwanzig morgens auf.« »Oh?« staunte Gladia. Irgendwie hatte sie angenommen, jeder Stern, für den sie sich gerade zufällig interessierte, würde jederzeit sichtbar sein, wenn es ihr in den Sinn kam, ihn sehen zu wollen. Natürlich gingen sie zu unterschiedlichen Zeiten auf und unter - das wußte sie. »Dann habe ich wohl ins Nichts gestarrt.« »Wie ich aus den menschlichen Reaktionen gelernt habe«, meinte Daneel, als wollte er sie trösten, »sind die Sterne immer schön, ob nun ein bestimmter von ihnen sichtbar ist oder nicht.« »Ja, wahrscheinlich«, sagte Gladia etwas bedrückt und richtete die Liege mit einem kurzen Schalterdruck auf. Sie stand auf. »Aber ich wollte Solarias Sonne sehen - aber so sehr auch nicht, daß ich hier bis drei Uhr zwanzig sitzen bleiben würde.« »Selbst wenn Sie das täten«, meinte Daneel, »würden Sie ein Glas brauchen.« »Ein Glas?« »Ja. Sie ist mit unbewaffnetem Auge nicht sichtbar, Madam Gladia.« »Das wird ja immer schlimmer!« Sie wischte über ihre Hose. »Ich hätte dich vorher fragen sollen, Daneel.« Jeder, der Gladia vor zwanzig Dekaden gekannt hatte, als sie auf Aurora eingetroffen war, hätte eine Veränderung feststellen können. Im Gegensatz zu Daneel war sie nur ein Mensch. Sie war immer noch hundertfünfundfünfzig Zentimeter groß; fast zehn Zentimeter weniger als die ideale Größe für eine Spacer-Frau. Sie hatte darauf geachtet, ihre schlanke Gestalt zu bewahren, und an ihrem Körper war keine Spur von Schwäche oder Steifheit zu bemerken. Aber ihr Haar zeigte ein paar graue Strähnen, und es gab da ein paar feine Fältchen um ihre Augen und eine Andeutung von Körnigkeit an ihrer Haut. Es war durchaus möglich, daß sie noch weitere zehn oder zwölf Dekaden lebte; aber daß sie nicht länger jung war, war nicht zu leugnen. Doch das störte sie nicht. »Kannst du alle Sterne identifizieren, Daneel?« fragte sie. »Ich kenne die, die für Menschen mit unbewaffnetem Auge zu sehen sind, Madam Gladia.« »Und du weißt, wann sie auf- und untergehen, und zwar für jeden Tag des Jahres?« »Ja, Madam Gladia.« »Und auch sonst alles mögliche, was sie betrifft?« »Ja, Madam Gladia. Dr. Fastolfe hat mich einmal gebeten, astronomische Daten zu sammeln, um sie jederzeit zur Hand zu haben, ohne seinen Computer konsultieren zu müssen. Er sagte immer, es sei sympathischer, wenn ich da wäre, um sie ihm zu sagen, als das seinem Computer zu überlassen.« Und dann, als hätte er ihre nächste Frage vorausgeahnt: »Warum das so sein sollte, hat er mir nicht erklärt.« Gladia hob den linken Arm und machte die entsprechende Bewegung. Ihr Haus war sofort beleuchtet. In dem weichen Licht, das jetzt zu ihr drang, bemerkte sie unterschwellig die schattenhaften Gestalten einiger Roboter, achtete aber nicht darauf. In jeder geordneten Niederlassung gab es stets Roboter in Reichweite der Menschen, sowohl zu deren Sicherheit als auch, um ihnen zu dienen. Gladia warf einen letzten flüchtigen Blick zum Himmel, wo die Sterne jetzt schwächer zu leuchten schienen. Sie zuckte die Achseln. Was hätte es ihr schon genützt, wenn sie die Sonne jener Welt hätte sehen können, die jetzt verloren war - ein schwacher Punkt unter vielen anderen? Ebensogut konnte sie sich willkürlich einen Punkt auswählen und sich sagen, dieser Punkt sei die Sonne Solarias, und dann ihn anstarren. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich R. Daneel zu. Er wartete geduldig auf sie, und sein Gesicht lag zum größten Teil im Schatten. Sie ertappte sich erneut bei dem Gedanken, wie wenig er sich doch verändert hatte, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte, damals vor so langer Zeit, als sie in Dr. Fastolfes Niederlassung angekommen war. Natürlich war er einige Male repariert und überholt worden; das wußte sie. Aber es war ein vages, unbestimmtes Wissen, das man von sich schob und auf Distanz hielt. Das war ein Teil der typischen, übertriebenen Empfindlichkeit, die die Menschen hier an sich hatten. Zwar pflegten die Spacer sich mit ihrer eisernen Gesundheit zu brüsten und damit, daß sie dreißig bis vierzig Dekaden lebten; aber ganz immun gegenüber dem Angriff des Alters waren sie nicht. Einer von Gladias Oberschenkelknochen saß in einem Hüftgelenk aus Titan-Silikon. Ihr linker Daumen war künstlich, obwohl niemand das ohne eine Ultraschall-Tomographie hätte feststellen können. Selbst ein paar ihrer Nerven waren nachgezogen. Und so ziemlich jeder Spacer ähnlichen Alters von jeder der fünfzig Spacer-Welten würde so etwas von sich sagen müssen - nein, neunundvierzig, denn Solaria durfte man nicht länger mitzählen. Irgendwelche Hinweise auf solche Dinge freilich galten als ein Höchstmaß an Obszönität. Die ärztlichen Aufzeichnungen, die notwendig waren, da es ja sein konnte, daß Nachbehandlungen erforderlich wurden, wurden nie freigegeben. Das Einkommen der Chirurgen, das beträchtlich höher als selbst das des Vorsitzenden war, war zum Teil deshalb so hoch, weil sie praktisch Ausgestoßene der Gesellschaft waren. Immerhin wußten sie Bescheid. Das alles war ein Teil der Fixiertheit der Spacer auf ihr langes Leben und darauf, nicht zuzugeben, daß es so etwas wie Alter gab. Aber Gladia hielt sich nicht mit irgendwelchen Ursachen oder Analysen auf. Sie fühlte sich bei solchen Gedanken einfach unruhig und unwohl. Wenn es eine dreidimensionale Karte ihrer Person gäbe, in der alle Prothesen, alle reparierten Körperteile rot eingezeichnet wären, im Gegensatz zum Grau ihres natürlichen Ichs, so würde sie aus der Ferne rosa erscheinen - wenigstens stellte sie sich das so vor. Aber ihr Gehirn war noch intakt und vollkommen; und solange das so war, war auch sie intakt und vollkommen, ganz gleich, was mit dem Rest ihres Körpers geschah. Und das brachte sie zu Daneel zurück. Obwohl sie ihn seit zwanzig Dekaden kannte, gehörte er ihr erst seit dem letzten Jahr. Als Fastolfe gestorben war (wobei die Verzweiflung sein Ende vielleicht beschleunigt hatte), hatte er alles der Stadt hinterlassen, so wie es allgemein üblich war. Zwei Dinge freilich hatte er Gladia vererbt (sah man einmal davon ab, daß er sie als Eigentümerin ihrer Niederlassung und seiner Roboter und anderer Legate bestätigt hatte, mit dem dazugehörigen Grund). Und dazu hatte auch Daneel gehört. Gladia fragte: »Erinnerst du dich an alles, was du im Laufe von zwanzig Dekaden je deinem Gedächtnis eingeprägt hast, Daneel?« Daneel antwortete darauf bedächtig: »Ich glaube schon, Madam Gladia. Natürlich würde ich es nicht wissen, wenn ich irgend etwas vergessen hätte, denn dann wäre es vergessen, und ich könnte mich auch nicht daran erinnern, es mir je gemerkt zu haben.« »Das ist keineswegs logisch«, sagte Gladia. »Du könntest dich sehr wohl daran erinnern, es zu wissen, aber nicht imstande sein, im Augenblick daran zu denken. Ich hatte schon häufig etwas sozusagen auf der Zungenspitze, war aber nicht imstande, es herauszubekommen.« »Ich verstehe nicht, Madam«, sagte Daneel. »Wenn ich etwas wüßte, dann wäre es doch ganz sicher zur Hand, wenn ich es brauchte.« »Perfektes Wiederauffinden?« Sie gingen langsam zum Haus. »Lediglich auffinden, Madam. Ich bin so konstruiert.« »Und wie lange noch?« »Ich verstehe nicht, Madam.« »Ich meine, wieviel wird dein Gehirn halten können? Mit den angesammelten Erinnerungen aus ein wenig mehr als zwanzig Dekaden - wie lange hält es das noch durch?« »Das weiß ich nicht, Madam. Im Augenblick bemerke ich noch keine Schwierigkeiten.« »Das wirst du vielleicht auch nicht - bis du plötzlich entdeckst, daß du dich an nichts mehr erinnern kannst.« Daneel wirkte einen Augenblick lang nachdenklich. »Das mag so sein, Madam.« »Du weißt doch, Daneel, daß nicht all deine Erinnerungen in gleicher Weise wichtig sind.« »Darüber kann ich nicht urteilen, Madam.« »Andere können das. Es wäre durchaus möglich, dein Gehirn zu säubern, Daneel, und es dann unter Aufsicht nur mit dem wichtigen Inhalt an Erinnerungen wieder zu füllen - sagen wir mit zehn Prozent des Ganzen. Dann würdest du viele Jahrhunderte länger fortfahren können, als du es sonst könntest. Mit wiederholten Behandlungen dieser Art könntest du unendlich lang fortfahren. Das ist natürlich eine teure Prozedur, aber ich wäre da nicht kleinlich. Du wärest es wert.« »Würde man mich in dieser Angelegenheit befragen, Madam? Würde man meine Zustimmung zu einer solchen Behandlung einholen?« »Selbstverständlich. In einer solchen Angelegenheit würde ich dir nichts befehlen. Das wäre ein Verrat an Dr. Fastolfes Vertrauen.« »Ich danke Ihnen, Madam. In dem Fall muß ich Ihnen sagen, daß ich mich nie freiwillig einer solchen Prozedur unterziehen würde, sofern ich nicht feststellen würde, daß ich tatsächlich meine Erinnerungsfunktion verloren habe.« Sie hatten jetzt die Tür erreicht, und Gladia blieb stehen. Sie schien ehrlich erstaunt. »Warum, in aller Welt, nicht, Daneel?« Daneel antwortete darauf mit leiser Stimme: »Es gibt Erinnerungen, deren Verlust ich nicht riskieren darf, Madam; weder unabsichtlich noch infolge fehlerhafter Entscheidung seitens jener, die die Prozedur durchführten.« »Wie das Auf- und Untergehen der Sterne? Verzeih mir, Daneel, ich wollte mich nicht lustigmachen. Was für Erinnerungen meinst du?« Und als Daneel diesmal antwortete, war seine Stimme noch leiser: »Madam, damit meine ich meine Erinnerungen an meinen ehemaligen Partner, den Erdenmenschen Elijah Baley.« Und Gladia stand wie vom Blitz gerührt da, so daß schließlich Daneel die Initiative ergreifen und das Signal geben mußte, daß die Tür sich öffnete. 2 Roboter Giskard Reventlov wartete im Wohnzimmer, und Gladia begrüßte ihn mit dem gleichen Anflug von Verlegenheit, die sie stets empfand, wenn sie sich ihm gegenübersah. Im Vergleich zu Daneel war er primitiv. Er war ganz offensichtlich ein Roboter - aus Metall gebaut, mit einem Gesicht, an dessen Ausdruck nichts Menschliches war; mit Augen, die schwachrot glühten, was man sehen konnte, wenn es dunkel genug war. Im Gegensatz zu Daneel, der Kleidung trug, vermittelte Giskard nur die Illusion von Kleidung - wenn auch eine geschickte Illusion, denn Gladia selbst hatte sie entworfen. »Nun, Giskard«, sagte sie. »Guten Abend, Madam Gladia«, sagte Giskard und neigte dabei leicht den Kopf. Gladia erinnerte sich an die Worte von Elijah Baley vor langer Zeit. Sie waren wie ein Flüstern in den Tiefen ihres Gehirns. »Daneel wird sich um dich kümmern. Er wird dein Freund und zugleich dein Beschützer sein, und du mußt ihm Freundin sein - um meinetwillen. Aber auf Giskard sollst du hören. Er soll dein Berater sein.« Gladia hatte die Stirn gerunzelt. »Warum er? Ich bin gar nicht sicher, ob ich ihn mag.« »Ich verlange auch nicht, daß du ihn magst. Ich bitte dich nur, ihm zu vertrauen.« Warum er das wollte, sagte er nicht. Gladia versuchte, dem Roboter Giskard zu vertrauen, und war froh, daß sie gar nicht erst zu versuchen brauchte, ihn zu mögen. Er hatte etwas an sich, das sie frösteln machte. Daneel und Giskard waren viele Dekaden lang praktisch Teil ihrer Niederlassung gewesen, wenn auch Fastolfe in all der Zeit nominell der Besitzer gewesen war. Erst auf seinem Totenbett hatte Han Fastolfe das Eigentum an ihnen tatsächlich übertragen. Giskard war der zweite Gegenstand nach Daneel, den Fastolfe Gladia hinterlassen hatte. Sie hatte zu dem alten Mann gesagt: »Daneel genügt schon, Han. Deine Tochter Vasilia würde gern Giskard haben, dessen bin ich ganz sicher.« Fastolfe lag still im Bett, die Augen geschlossen, und sah friedlicher aus, als sie ihn seit Jahren gesehen hatte. Er gab nicht gleich Antwort, und einen Augenblick lang dachte sie, er hätte sich so still aus dem Leben geschlichen, daß sie es gar nicht bemerkt hatte. Instinktiv verstärkte sich der Druck ihrer Hand an der seinen, und seine Augen öffneten sich. Er flüsterte: »Biologische Töchter sind mir gleichgültig, Gladia. Zwanzig Dekaden lang habe ich nur eine echte Tochter gehabt, und das warst du. Ich möchte, daß du Giskard bekommst. Er ist wertvoll.« »Warum ist er wertvoll?« »Das kann ich nicht sagen. Aber seine Anwesenheit hat immer beruhigend auf mich gewirkt. Du darfst ihn nie weggeben, Gladia. Das mußt du mir versprechen.« »Ich verspreche es«, sagte sie. Und dann hatten sich seine Augen ein letztes Mal geöffnet, und seine Stimme hatte, als würde sie ein letztes Reservoir der Kraft finden, in fast natürlichem Tonfall gesagt: »Ich liebe dich, Gladia, meine Tochter.« Und Gladia hatte gesagt: »Ich liebe dich, Han, mein Vater.« Das waren die letzten Worte gewesen, die er gehört und gesagt hatte. Plötzlich hielt Gladia die Hand eines Toten und brachte es nicht über sich, sie loszulassen. Und so kam es, daß Giskard ihr gehörte. Und doch vermittelte er ihr ein Gefühl des Unbehagens, und sie wußte nicht, warum das so war. »Nun, Giskard?« sagte sie. »Ich habe versucht, Solaria zwischen den Sternen am Himmel zu erkennen. Aber Daneel sagt, daß ich es erst um drei Uhr zwanzig sehen kann und selbst dann ein Glas brauchen würde. Hättest du das gewußt?« »Nein, Madam.« »Sollte ich all die Stunden warten? Was meinst du?« »Ich schlage vor, Madam Gladia, daß es für Sie besser wäre, zu Bett zu gehen.« Irgend etwas in Gladia bäumte sich dagegen auf. »Wirklich? Und wenn ich mich dafür entscheide, aufzubleiben?« »Das ist nur ein Vorschlag, Madam. Aber Sie werden morgen einen schweren Tag haben und werden es ohne Zweifel bedauern, den Schlaf versäumt zu haben, wenn Sie jetzt aufbleiben.« Gladia runzelte die Stirn. »Weshalb werde ich morgen einen schweren Tag haben, Giskard? Mir ist nichts von bevorstehenden Schwierigkeiten bekannt.« Giskard antwortete: »Sie haben eine Verabredung, Madam, mit einem gewissen Levular Mandamus.«
Reihe/Serie | Heyne Bücher |
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Illustrationen | Fred Gambino |
Übersetzer | Heinz Zwack |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Robots and Empire |
Maße | 115 x 183 mm |
Gewicht | 420 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Science Fiction |
ISBN-10 | 3-453-52146-3 / 3453521463 |
ISBN-13 | 978-3-453-52146-9 / 9783453521469 |
Zustand | Neuware |
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