Blutige Spätlese (eBook)

Der Kraichgau-Thriller mit dem Hoffenheim-Kick
eBook Download: EPUB
2024 | 3. Auflage
492 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-2091-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blutige Spätlese -  Matthias Melich
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Ein idyllischer Ort im Kraichgau döst friedlich in der sommer­lichen Glut­hitze. Alles ist wie immer! Auch für Familie Stetten, deren Le­ben in den gewohnt beschaulichen Bahnen verläuft. Doch dann wird ihr Heimat­ort jäh aufgeschreckt. Auf den Stufen der Pfarr­kirche wird die geschändete Leiche einer unbe­kannten Frau gefunden. Die wochen­lan­gen polizei­lichen Ermitt­lungen ver­laufen ergebnislos im Sande. Als To­bias Stetten zu­fällig auf neue Hinweise stößt und ihm niemand glaubt, be­ginnt der Fami­lien­vater auf eigene Faust mit Nach­forschungen und kommt so der grau­sa­men Wahrheit lang­sam auf die Spur. Doch mit jeder Ent­deckung wächst gleich­zeitig die Gefahr für ihn und seine ge­samte Familie, denn der ruch­lose Mör­der versucht mit allen Mit­teln seine Iden­tität zu ver­schleiern. So ent­spinnt sich gegen den skru­pel­losen Feind im Scha­tten ein töd­licher Kampf, der die Stettens ins Ver­der­ben zu reißen droht. Alle Einnahmen aus dem Verkauf dieses Buches werden zugunsten des Kampfes gegen Kinderhirntumor gespendet. Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Weitere Informationen zum Spendenzweck finden Sie auf https://www.ein-kiwi-gegen-krebs.de.

Matthias Melich studierte Englische Philologie und Mathematik an den Universi­täten Rochester, New York und Köln, wo er zum computer­ge­stütz­ten Fremd­spachen­lernen promovierte. Nach über 25 Jahren erfolg­rei­cher Tätigkeit in unterschiedlichen Funk­tionen bei SAP liegt sein Hauptaugenmerk heute auf kreativen und karitativen Aktivitäten.

Matthias Melich studierte Englische Philologie und Mathematik an den Universi­täten Rochester, New York und Köln, wo er zum computer­ge­stütz­ten Fremd­spachen­lernen promovierte. Nach über 25 Jahren erfolg­rei­cher Tätigkeit in unterschiedlichen Funk­tionen bei SAP liegt sein Hauptaugenmerk heute auf kreativen und karitativen Aktivitäten.

2

Spectre


Heute Morgen sah das Wetter ungemütlich aus. Kein Sonnen­schein, nur Nie­sel­regen und kühle Temperaturen. Hatte das Wetter auf Herbst um­ge­schaltet? Es sah ganz danach aus. Heute würde also der Tag sein, an dem Tobias vom Fahrrad auf das Auto umstieg. Bis zum Frühling keine frische Luft mehr auf dem Weg zur Arbeit, keine Fasane oder Rehe, die er morgens in den Feldern auf­schrecken konnte, keine freie Fahrt zur Arbeit ohne Stau. Schade!

„Kinder! Heute Morgen fahren wir mit meinem Wagen. Ich setze euch an der Haltestelle ab und fahre dann direkt weiter zu SO Soft!“

„Oh, wir nehmen also den kleinen Wagen. Warum?“

„Mir ist es zu kalt und zu nass fürs Fahrrad.“

„Okay! Wir kommen gleich.“

Hoffentlich sprang sein Wagen an. Da das Wetter in diesem Jahr lange mild gewesen war, hatte Tobias sein Auto wochen­lang nicht be­nutzt.

„Alle da?“

„Ja, auf geht’s, Papa!“

„Dann drückt mal die Daumen, dass der Motor anspringt.“

„Machen wir!“

Bitte, liebes Auto, lass mich nicht im Stich! Ich weiß, ich habe dich ver­nach­lässigt, aber tue mir den Gefallen und spring an.

„Das Auto klingt aber ziemlich müde!“

„Tja, der Wagen wurde halt lange nicht benutzt:“

Ah, geklappt. Gott sei Dank! Ein bisschen müh­sam, aber die alte Bat­terie hatte es geschafft. Der Motor lief.

„Leute! Der Tag ist gerettet. Der Wagen läuft!“

„Gut, Papa! Zu Fuß würden wir es nicht mehr bis zur Haltestelle schaf­fen.“

„Und ich würde nicht zur Arbeit kommen, wenn das Auto streikt!“

Stimmt! Sie waren spät dran. Nur noch drei Minuten bis zur Abfahrt des Busses an der Kirche. Tobias musste sich sputen.

„Sieht so aus, als ob der Bus noch kommt. Wir haben es recht­zeitig ge­schafft. Schönen Tag!“

„Der Bus kommt fast immer zu spät, Papa! Bis heute Abend.“

Rumms! Offensichtlich strotzten die Kinder heute Morgen vor Ener­gie. Die Beifahrer- und die Hintertür waren zu. Fest zu sogar! Gut, dass sie einen stabilen Wagen hatten.

Jetzt aber los in Richtung Arbeit. Sieben Uhr dreißig. Die Straßen müss­ten noch leer sein. Der große Stau zu SO Soft bildete sich näm­lich erst kurz vor acht. Tobias konnte also in aller Ruhe durch Malsch fahren, ohne für­chten zu müssen, im Industriegebiet in Rot im Verkehr stecken zu bleiben.

Die Ampel an der B3 zeigte grün. Sehr gut! Tobias konnte die viel be­fah­rene Bundesstraße ohne anzuhalten überqueren. Über die Eisen­bahn­brücke, dann links ab ins Industriegebiet und am großen Reifen­handel sofort wieder rechts. Befand er sich jetzt auf der Lanz­straße? Hmmh. Kein Straßenschild zu sehen. Aber ja! Wenn sich Tobias richtig erinnerte, dann war dies die Lanzstraße. Da vorn befand sich nämlich der Caracho Auto­zubehörhandel, bei dem Tobias vor vielen Jahren einen Fahrrad­halter für sein Auto gekauft hatte. Und Caracho lag an der Lanzstraße.

Das war doch auch die Adresse von InterService. Lanzstraße 12. Das hatte auf der Visitenkarte gestanden. Aber wo war die Zwölf? Wenn Tobias langsam fuhr, dann würde er die Hausnummern lesen können. Gut, dass er früh dran war. Der Blick in den Rückspiegel zeigte, dass ihm kein un­geduldiger Kol­lege auf der Stoßstange hing.

Befanden sich die geraden Hausnummern auf der rechten oder der lin­ken Straßenseite? Moment! Das Gebäude vor ihm auf der Bei­fahrer­seite trug die zehn. Die geraden Hausnummern waren also auf der rech­­ten Seite. Da vorn. Die heruntergekommene Halle. Das musste es sein. Das Ge­­bäude, das die zwölf trug. Die Geschäfts­adresse von Inter­Service. Wirkte auf den ersten Blick nicht reprä­sentativ. Unglaublich. Seit Jahren nahm er den gleichen Weg zur Arbeit und kam jeden Tag an InterService vorbei, ohne es zu ahnen. Wie klein die Welt doch war. Der Parkplatz vor der Halle war leer. InterService öffnete vermutlich später.

Ja, doch! Wer hupte da so blöd? Ah! Hinter ihm. Sicher ein Kollege, der es eilig hatte. Ich fahr' ja schon. Nur die Ruhe! Es ist noch früh am Morgen!

Schluss für heute. Tobias hatte lange genug in Telefonkonferenzen ge­han­gen und E-Mails bearbeitet. Jetzt war es Zeit, nach Hause zu gehen. Morgen war schließ­lich auch noch ein Tag.

Gleich würde er nach links in die Lanzstraße abbiegen. Oh! Da stand ja ein Auto auf dem Parkplatz der Nr. 12. Hatte InterService ge­öff­net? War Lu­gano­witsch im Büro? Sollte Tobias auf den Parkplatz fah­ren und nach­schauen? Die Gelegenheit war günstig. Zu Hause war­tete niemand auf ihn, und das Büro von InterService schien besetzt. Aber war das in Ord­nung? Tobias hatte versprochen, seine Vermutung be­züg­lich der toten Frau nicht weiter­zu­ver­folgen. Wenn er jetzt auf den Parkplatz fuhr, dann tat er genau das. Dann er­mittelte er auf eigene Faust. Und eine Ausrede hatte er auch nicht. Bei dem Stopp in der Wohn­wagen­siedlung konnte er gel­tend machen, dass er eine Ver­schnauf­pause von der anstrengenden Ra­delei brauchte. Dies war jetzt nicht der Fall, denn er saß bequem im Wa­gen. Wenn Tobias auf den Park­platz bog, dann brach er sein Ver­sprechen.

Er musste sich entscheiden. Abbiegen oder weiterfahren? Was soll's! Ab­­biegen! Wer konnte sagen, wann er wieder hier vorbeikam und das Büro besetzt war? Luganowitsch war sicher viel unterwegs, musste Ver­träge mit Winzern unter­schreiben, seine Arbeiter kon­trollieren, neue Leu­te in Bulgarien anheuern, die Fahrt nach Deutsch­land organi­sieren, die not­wen­digen Papiere besorgen. Dass er jetzt an seinem Schreib­tisch saß, war ein Glücksfall, den man nicht verstreichen lassen durfte.

Und wenn es gefährlich würde? Was würde Tobias dann tun? Kei­ne Ahnung. Er würde vorsichtig sein. Die Situation ausloten. Seinen Ge­sprächs­partner ge­nau beobachten. Nur dann das Thema auf die tote Frau lenken, wenn Tobias ein gutes Gefühl hatte. Und für den Fall der Fälle den Wagen so hinstellen, dass er schnell ver­schwin­den konnte. Also erst das Auto wenden und dann rück­wärts einparken. Sicher ist sicher!

Mein lieber Mann. Das Auto neben ihm war ein Mercedes-AMG Sport Coupé. Mit weißen Ledersitzen. Und vermutlich allen Schma­kazien, die auf der Preisliste standen. Ein schwerer Schlitten. Herrn Lugano­witschs Geschäfte schienen blendend zu laufen. Vermutlich war die Ver­mittlung von Saison­ar­beits­kräften ein einträgliches Geschäft. Das Kenn­zeichen passte auch. HD-LU 996. HD für Heidelberg, LU für Luganowitsch. Oder für Lubomir. Nur die Zahl war komisch. 996. Was hatte das wohl zu bedeuten? Vielleicht ein Geburts­datum. Wie dem auch sei, es bestand kein Zweifel. Die Luxuskarosse gehörte Lubomir Luganowitsch. Der Mann war also im Büro.

Und nun? Nachdem klar war, dass der Chefvermittler von Saison­ar­beits­kräf­­ten in seinem Büro saß, was würde Tobias machen? Was war der nächs­­te Schritt? Bevor er die Höhle des Löwen betrat, sollte er sich um­schau­en. Die Umgebung sondieren. Ein Gefühl für die Situ­ation be­kom­men.

Das Auto stand im krassen Gegensatz zur Halle. Während der Wa­gen in Top­zustand war, machte das Gebäude eher einen schä­bi­gen Ein­druck. Über­all blätterte der Putz, und die verbliebene Farbe war verblichen. An den Wänden verliefen viele senkrechte Dreck­spuren. Ver­mutlich waren die Regenrinnen undicht, sodass das Wasser an den Mauern hinunterlief. An der linken Ge­bäude­vor­der­seite klammerte sich ein altersschwacher Kamin verzweifelt an die Wand. Ein kräftiger Herbst­sturm würde vermut­lich ge­nü­gen, um die Rohre aus der Ver­an­kerung zu reißen. Auf der rechten Ge­bäu­deseite prangte eine ver­waschene Aufschrift, die Lam­pen, Ge­schen­ke und Bergbau anpries. Berg­­bau­artikel? Für wen waren die ge­dacht? Ver­mut­­lich für nieman­den, sodass der Nie­dergang des Vor­be­sitzers un­ver­meid­lich gewesen war. Wer kaufte Berg­bau­artikel im Ge­wer­be­gebiet St. Leon-Rot?

Luganowitsch hatte die Halle übernommen und keinen Cent in die Re­­no­­vie­rung gesteckt. Brauchte er kein einladendes Business-Am­biente für seine Fir­ma? Vermutlich nicht. Ein dicker Schlitten, mit dem er bei sein­en Kun­den und seiner Arbeiterschaft vorfuhr, schien wichtiger für sein Ge­schäft zu sein als ein schickes Büro.

Wo war eigentlich der Eingang zu Lulus Reich? Auf der Ge­bäu­devor­der­seite gab es keinen Eingang. Vielleicht an der Seite. Sollte Tobias aus­steigen und den Eingang suchen oder den Wagen wieder star­ten und nach Hause fahren? Klüger war vermutlich letzteres. Aber wollte er das? Nein! Eigentlich wollte er aussteigen, hinein­ge­hen und Luga­no­witsch kennen­lernen. Heimfahren konnte er auch noch in zwan­zig Minuten. Nach seinem Besuch bei InterService!

Er hätte seinen Schirm aus dem Kofferraum holen sollen. Der sanf­te Nieselregen war stärker geworden, seit er bei SO Soft los­ge­fah­ren war. Da vorn an der Gebäudeseite war eine Tür. War dies der Eingang zu Inter­Service? Ver­mut­lich, denn eine andere Tür war weit und breit nicht zu sehen. Noch ein paar Schritte, und er hatte den Eingang er­reicht. Mist! Kein Dach zum Unter­stellen. Wo waren die Klingel und das Türschild? Ah, da! Der Schriftzug war kaum erkennbar. Inter­Service. Den Eingang hatte Tobias also gefunden.

Letzte Möglichkeit, seinen Besuch bei InterService abzubrechen und nach Hause zu fahren. Noch einmal tief durchatmen. War es klug hinein­zugehen? Nein! Würde er damit das Versprechen brechen, das er seiner Frau und seinem Tennisfreund gegeben hatte? Ja, das würde er! War es unter Umständen sogar ge­fährlich, mit Luganowitsch zu sprech­en? Ja, das war es. Würde er es...

Erscheint lt. Verlag 29.5.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Benefiz-Thriller • Ein Kiwi gegen Krebs • Kinderhirntumor • Kraichgau • Malsch • SAP • TSG 1899 Hoffenheim
ISBN-10 3-7598-2091-3 / 3759820913
ISBN-13 978-3-7598-2091-4 / 9783759820914
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