John Sinclair 2395 (eBook)

Teufelsbande

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6582-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair 2395 - Ian Rolf Hill
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Der Ort Egloskerry in Cornwall ist schon mehrmals Schauplatz unheimlicher und grausamer Ereignisse geworden. Vor einigen Monaten verlor dort Laura Patterson ihr Leben, als angebliche Hexe gesteinigt von einem aufgebrachten Mob. Die Täter wurden zwar verhaftet, aber ihr junger Bruder Timothy kommt über diesen schrecklichen Verlust nicht hinweg.
Auf einmal tauchen mehrere Jugendliche in Egloskerry auf. Coole Typen und Mädchen, die bald das Sagen an der Schule haben. Und sie wollen, dass Timothy Mitglied ihrer Clique wird.
Der ahnt noch nicht, dass er es mit einer wahren Teufelsbande zu tun hat ...

Teufelsbande

von Ian Rolf Hill

»Lass mich in Ruhe, blöde Kuh!«

Timothys Schritte polterten über die Stufen der hölzernen Treppe in den ersten Stock. Eine Tür wurde mit solcher Wucht zugeworfen, dass der Knall wie das Echo eines Schusses durch das gesamte Haus hallte.

Imogen Shaw stand mit geballten Fäusten im Flur, direkt vor der Treppe, neben der offenen Küchentür und somit im Blickfeld ihrer Eltern, die am gedeckten Tisch standen und eigentlich nur noch auf die beiden Teenager gewartet hatten, die soeben aus der Schule gekommen waren.

Wortlos stürmte nun auch Imogen die Treppe hinauf, ohne ihre Eltern zu beachten.

»So kann das nicht weitergehen, Jon«, murmelte Helen.

»Der Junge hat seine Schwester verloren«, entgegnete Jonathan Shaw. »Er braucht Zeit!«

Die Frau des Landwirts schaltete den Herd aus, nahm den Topf von der heißen Platte und drehte sich zu ihrem Gatten um. »Vor allem braucht er jemanden, der mit ihm redet. Lauras Tod liegt nun schon Monate zurück, wie viel Zeit willst du ihm denn noch geben?«

»So viel er eben braucht.« Jon atmete tief durch. »Jeder trauert auf seine eigene Weise. Frag Pater Franklin.«

»Ich habe Pater Franklin gefragt«, erwiderte Helen. »Und er ist wie ich der Meinung, dass wir Timothy unterstützen sollten.«

»Das tun wir doch«, protestierte Jon. »Wir haben ihn bei uns aufgenommen. Ihm ein Zuhause gegeben.«

»Ich fürchte nur, dass das nicht ausreicht. Sieh dir doch bloß mal unsere Tochter an. Vor einem Jahr wäre sie bestimmt vor Freude an die Decke gesprungen, wenn Timothy bei uns eingezogen wäre. Jetzt vergeht kaum ein Tag, an dem sie sich nicht zanken. Und wenn sie sich nicht streiten, gehen sie sich aus dem Weg.«

»Es sind Teenager.« Jonathan verzog die Mundwinkel. »Und Tim ist ein Junge, der ohne Eltern aufwachsen musste. Er hat seine ganze Familie an diesen ... diesen Nachzehrer verloren. Laura war alles, was ihm noch geblieben war. Wenn du mich fragst, hat er allen Grund, wütend zu sein.«

»Aber nicht auf uns und unsere Tochter.«

Darauf wusste Jonathan keine gescheite Antwort. Helen hatte ja recht.

In den ersten Tagen nach Lauras Tod war Timothy Patterson wie gelähmt gewesen. Regelrecht lethargisch. Er hatte seinen Kummer förmlich in sich hineingefressen. Und weder Imogen noch sein Hund Barry, geschweige denn Miles Franklin, der Pfarrer von Egloskerry, hatten ihn aus seinem Schneckenhaus locken können.

Allerdings hatte auch niemand daran Anstoß genommen. Immerhin hatte Timothy mit Laura nicht nur seine letzte Angehörige verloren, sondern auch sein Zuhause, das bei der Hexenjagd, der seine Schwester zum Opfer fiel, in Flammen aufgegangen war.*

Zwei Monate nach Lauras Beerdigung war Timothy wieder zur Schule gegangen. Anfangs hatte es auch tatsächlich so ausgesehen, als würde sich der Junge fangen. Bis es zu den ersten Verhaltensauffälligkeiten gekommen war.

Zunächst waren es nur Kleinigkeiten gewesen. Konzentrationsschwächen, vergessene Hausaufgaben, der typische Leistungsabfall eines Teenagers, der andere Dinge im Kopf hatte als Englisch, Mathe und Erdkunde.

Leider waren es in Timothys Fall keine Mädchen, die ihn vom Lernen abhielten.

Später waren noch andere Dinge hinzugekommen. Mal eine Schlägerei, mal eine geschwänzte Schulstunde. Einmal war er sogar einem Lehrer gegenüber ausfallend geworden.

Trotzdem hatten alle versucht, Verständnis für den Jungen aufzubringen.

Vielleicht ein wenig zu viel Verständnis? Jonathan war sich dessen nicht so si‍ch‍er, doch auch ihm war klar, dass etwas geschehen musste.

Der breitschultrige Landwirt seufzte schwer. »In Ordnung, ich rede mit ihm!«

Helen legte ihrem Mann die Hand auf die Schulter. »Danke!«

Jon nickte bloß, während er aus der Küche schlurfte und den Weg über die Treppe in den ersten Stock nahm. An seinen Füßen schienen Bleigewichte zu hängen, so mühsam setzte er die Schritte.

Wenn er ehrlich zu sich selbst war, fürchtete er sich ein wenig vor dem kommenden Gespräch ...

Die Shaws hatten zwar Timothys Vormundschaft übernommen, aber Jonathan war nun mal nicht der Vater des Jungen. Er hatte keine Ahnung, wie er das Gespräch beginnen und was er tun sollte, wenn Timmy beispielsweise in Tränen ausbrach. Andererseits konnte er die Verantwortung auch nicht auf Helen oder Pater Franklin abwälzen.

Er erreichte den oberen Treppenabsatz. Die Dielen knarrten bei jedem Schritt. Bislang hatte sich der Landwirt daran nie gestört, heute war das seltsamerweise anders.

Trotz der vorgerückten Stunde war es hell genug, um den Schatten zu erkennen, der in der Mitte des Flurs auf dem Läufer lag und sich selbst dann nicht rührte, als Jon vor ihm stehen blieb.

Es war Barry, der wie bestellt und nicht abgeholt am Boden kauerte, genau zwischen den Türen der beiden Kinderzimmer.

Laura und Timothy hatten den Hirtenhund adoptiert, nachdem Mörderspinnen sein früheres Herrchen, den Schäfer Frank, getötet hatten. Jon erinnerte sich nur ungern an die Invasion der Spinnen und Insekten, die durch das Blut eines Riesen mutiert waren. Damals war seine Tochter Imogen praktisch tot gewesen. Erst ihre Katze Bastet hatte sie mit ihrem letzten Atemzug wieder zum Leben erweckt.*

So viel Schauriges und Unheimliches war schon in Egloskerry passiert. Und ausgerechnet Laura hatte man dafür verantwortlich gemacht, als Hexe beschimpft – und getötet!

Auch der Hund litt unter Timothys Trauer. Tiere haben ein feines Gespür für Stimmungen und Gefühle von Menschen, die ihnen nahestehen. Daher wunderte es Jon ein wenig, dass Barry allein hier draußen im Flur lag und nicht bei Tim im Zimmer war.

Jon ging neben dem Hund in die Hocke und strich ihm sanft über den Kopf. Traurig hob Barry den Blick und schaute den Landwirt auf eine Weise an, wie es nur Hunde vermögen.

»Ich weiß, mein Junge«, murmelte Jonathan. »Du hast alles getan, um ihm zu helfen. Aber manchmal passieren Dinge im Leben, da muss man allein durch.«

Dem Landwirt schnürte es die Kehle zu. Auch Barry war damals übel mitgespielt worden, als die Dorfbewohner Jagd auf Laura gemacht hatten. Selbst für Jonathan war es schwer zu begreifen, wie es dazu hatte kommen können. Wie sollte es da erst Timothy ergehen?

Einige Dorfbewohner, darunter der Bauerssohn Oswald Spencer, waren von Maggy Carson, der Witwe des Gastwirts, und dem Arzt Gregory Simmons gegen Laura aufgehetzt worden. Angeblich war sie eine Hexe gewesen, die das Dorf Eg‍loskerry mit einem Fluch belegt hatte.

Simmons, der die vakante Stelle von Lauras väterlichem Freund Dr. James Farnsworth übernommen hatte, hatte sich bewusst Menschen ausgesucht, die durch die dämonischen Angriffe in der Vergangenheit nahestehende Personen verloren hatten. Maggy ihren Ehemann und Oswald seinen Bruder Bernd.

Gregory Simmons war seitdem spurlos verschwunden.

Ein gedämpftes Schluchzen riss Jonathan Shaw aus seinen düsteren Erinnerungen. Es war hinter der Tür zu seiner Linken erklungen. Dort hatte Imogen ihr kleines Reich.

Ächzend erhob sich der Landwirt. Barry winselte leise.

»Ja, du hast recht«, flüsterte Jon.

Kurz entschlossen trat er an die Zimmertür seiner Tochter und klopfte. Das Schluchzen verstummte.

»Wer ist da?«

»Ich bin's.« Jonathan war sich sicher, dass Imogen seine Stimme erkannte.

»Was willst du?«

»Mich mit dir unterhalten. Darf ich reinkommen?«

Imogens Antwort bestand aus einem undeutlichen Murmeln, das der Landwirt als Zustimmung wertete. Sie hatten schon immer ein gutes Verhältnis zueinander gehabt, Imogen war eindeutig ein Vaterkind, wie man so schön sagt.

Er öffnete die Tür, worauf Barry anscheinend nur gewartet hatte. Der Hund schlüpfte durch den Spalt und lief zu dem Bett, in dem Imogen saß.

Die Beine hatte sie angezogen, ihre Arme umklammerten ein großes Kissen in Form eines Smileys, das sie an ihre Brust drückte. Den Rücken hatte sie gekrümmt, und die dunkelblonden Haare bedeckten ihre vom Weinen verquollenen Augen.

Doch davon ließ sich Barry nicht beirren. Mit wedelndem Schwanz trat er an das Bett und drückte Imogen seine feuchte Schnauze ins Gesicht.

»Bäh!«, machte das Mädchen und richtete den Oberkörper auf. Sie blieb auf der Tagedecke hocken und wischte sich mit dem Ärmel Tränen, Haare und eingebildeten Hundesabber aus dem Gesicht.

Jon musste sich ein Lächeln verkneifen und nahm sich vor, Barry später eine kleine Leckerei zuzustecken. Der Hund hatte geschafft, woran er kläglich gescheitert wäre: Er hatte Imogen aus ihrem Jammertal geholt.

Der Landwirt zog sich den Schreibtischstuhl heran und nahm darauf Platz, dann kraulte er Barry das Nackenfell.

»Was ist los mit dir, mein Schatz?«

Sie hob die Schultern. »Nichts, was soll schon sein?«

Fast hätte Shaw mit den Augen gerollt. »Erzähl mir nicht, dass du einfach nur so weinst. Es ist wegen Timothy, stimmt's?«

Imogen zuckte mit den Schultern.

»Es war...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2024
Reihe/Serie John Sinclair
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-6582-4 / 3751765824
ISBN-13 978-3-7517-6582-4 / 9783751765824
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