Der Wind flüstert von Freiheit -  Jody Hedlund

Der Wind flüstert von Freiheit (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-776-7 (ISBN)
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Colorado Territory, 1867: Brody McQuaid setzt sich für wilde Mustangs ein, die von den Ranchern der Gegend verfolgt und eingefangen werden. Die Fürsorge für die ungestümen, sensiblen Wildpferde tut ihm gut, denn sein Einsatz im Bürgerkrieg hat bei ihm bleibende Narben hinterlassen. Aber da ist ja auch noch seine kleine Nichte Flora, die etwas Sonnenschein in sein Leben bringt. Als er der faszinierenden Savannah Marshall begegnet, erkennt er in ihr sofort eine Seelenverwandte. Sie ist eine passionierte, vielversprechende junge Tierärztin - und auf der Flucht vor einer arrangierten Ehe mit einem Mann, der ihr alle Freiheiten rauben wollte. Während sich Brody und Savannah um verletzte Mustangs kümmern, entdecken sie Horizonte voller neuer Möglichkeiten ... Doch die neu geschenkte Freiheit ist hart umkämpft.

Jody Hedlund lebt mit ihrem Mann, den sie als ihren größten Fan bezeichnet, in Michigan. Ihre 5 Kinder werden zu Hause unterrichtet. Die Zeit, die ihr neben dieser Tätigkeit noch bleibt, widmet sie dem Schreiben. www.jodyhedlund.com Instagram: jodyhedlund Facebook: Jody Hedlund

Kapitel 1

Front Range, Colorado Territorium
Mai 1867

Savannah Marshalls Herz war angespannt wie ein Seil beim Tauziehen.

In der Dunkelheit vor Tagesanbruch hielt sie an der Haustür inne und warf einen Blick hinter sich auf die geschwungene, breite Treppe. Sie sollte eigentlich schnurstracks in ihr Zimmer zurückkehren, sich wieder ins Bett legen und weiterschlafen.

Aber der weiche Teppich in der Eingangshalle schien ihre Füße zu fesseln und sie zurückzuhalten. Sie konnte diese Hochzeit nicht durchziehen. Sie musste sich heute aus dem Haus schleichen, auf ihr Pferd steigen und wegreiten.

Aber konnte sie das tatsächlich? Verschwinden, ohne sich zu verabschieden?

Sie legte die Hand auf den Türgriff. Sie musste gehen. Wenn nicht, würden alle sie überreden, Chandler Saxton zu heiraten – wie sie es schon seit Wochen versuchten.

Sie drückte eine Hand an ihre Brust und versuchte, den Kampf in ihrem Inneren zu ersticken. Sie sagte ja nicht für immer Nein. Sie konnte nur jetzt noch nicht Ja sagen.

Sie schob ihre Tasche auf ihre Schulter, öffnete die Tür, trat auf die Veranda hinaus und atmete die kühle Mailuft ein.

Sobald sie auftauchte, stand Mr Pritchard von seinem Schaukelstuhl auf und zog an seiner Pfeife. Der gelborange Lichtschein beleuchtete das gegerbte Gesicht des freundlichen Tierarztes, das unter seiner Hutkrempe zu sehen war. »Bereit?«

War sie bereit?

Sie zog die Tür hinter sich zu und wehrte sich gegen den Drang, einen Rückzieher zu machen.

»Ja, Sir.« Ein kalter Wind wehte von den Rocky Mountains im Nordwesten, die in den höheren Regionen immer noch schneebedeckt waren, über die Front Range. Savannah zog ihre Canvas-Jacke enger um sich. Die Jacke war mit Leinöl behandelt, um den Wind und das Wasser besser abzuwehren, und mit Flanell gefüttert, um besser zu wärmen. Sie war nicht so schwer wie ihr Mantel, den sie an den kältesten Tagen des Jahres trug, aber sie würde sie bei ihrem Ritt hinauf ins Hochland gut schützen. Savannah hatte bereits ihre Kalbslederhandschuhe angezogen und ihr wehendes blondes Haar unter ihrem Hut hochgesteckt. Der Hut hatte früher Hartley gehört.

»Sind Sie sicher, dass Sie heute mitkommen wollen?« Mr Pritchard stapfte mit seinen schweren Stiefeln polternd die Verandastufen hinab. »Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie viel zu tun haben. Die Vorbereitungen für Ihre große Hochzeit laufen bestimmt auf Hochtouren.«

Die Hochzeit sollte in drei Tagen stattfinden und Mama verbreitete wegen der letzten Vorbereitungen, die noch zu treffen waren, viel Hektik. Genau genommen verbreitete Mama Hektik, seit sie Anfang des Monats aus ihrem Winterdomizil in St. Louis zurückgekehrt war und ein Brautkleid, jede Menge Dekoration und eine To-do-Liste mitgebracht hatte, die so lang war wie ein Präriezaun.

Savannah folgte Mr Pritchard schnell. »Eine Pause von den ganzen Planungen tut mir bestimmt gut.« Ja, sie ging nur weg, weil sie eine Pause brauchte. Das war alles.

»Wie Sie meinen.« Unter Mr Pritchards Stiefeln knirschte der Raureif, der das Gras überzog. »Wenn Sie sich sicher sind.«

War sie sich sicher?

Sie warf einen Blick hinter sich auf die dunklen Fenster des großen Hauses, in dem alle noch schliefen. Ihr Vater hatte das schöne Haus für Mama gebaut, damit sie sich auf der Ranch in Colorado wohlfühlte, obwohl sie nach wie vor nur das halbe Jahr hier wohnte. Mit dem langen Säulengang, der die volle Länge der Vorderseite umspannte, ähnelte das Haus im Stil der griechischen Renaissance dem Haus auf ihrer Plantage in Georgia, in dem sie vor dem Krieg gewohnt hatten. Die Inneneinrichtung war genauso schön wie die Außenfassade. Dafür hatte Mama gesorgt.

Savannah verlangsamte ihre Schritte. Was würden ihre Eltern tun, wenn sie Chandler und sein Geld nicht heiratete? Sie brauchten das Vermögen, das ihnen diese Heirat bescheren würde, damit Daddy wieder in Eisenbahnen investieren konnte. Aber wie würde Savannahs Leben als Mrs Chandler Saxton aussehen? Chandler hatte klargestellt, dass sie als Frau eines angesehenen Mannes aus den Südstaaten keine niedrigen Tätigkeiten auszuüben hatte. Er war sich mit Mama einig, dass sich Savannah auf ihr Haus und ihre Kinder konzentrieren müsste und dass ihre Tage als Tierärztin der Vergangenheit angehören würden.

Sollte sie ihre Zeit mit nichts Besserem verbringen als damit, ihr Haus zu dekorieren?

Sie wollte nicht genauso unglücklich enden wie ihre Mutter. Natürlich versuchte ihre elegante und freundliche Mutter, ihre Unzufriedenheit zu verbergen. Aber sie war trotzdem nicht zu übersehen. Das war auch einer der Gründe, warum ihr Vater unbedingt wieder in den Osten ziehen wollte, nach Atlanta, zurück in die Zivilisation, wo Mama Freundinnen und mehr Gesellschaft hätte.

Savannah richtete ihre Aufmerksamkeit auf den großen Pferdestall und Silas, der aufgestanden war, um ihre Pferde zu satteln, und jetzt laut gähnend an der großen Tür stand. Er hielt eine Laterne hoch, die ihren schwarzen Morgan-Hengst, Molasses, beleuchtete, obwohl sie normalerweise Sugar, ihre Appaloosa-Stute, ritt.

Das Problem bei Sugar war nur, dass die Stute unverwechselbar war. Mit ihrem silberweißen Fell und ihren leopardenähnlichen dunklen Flecken fiel das Pferd überall auf. Wenn Daddy und Chandler anfingen, Savannah zu suchen, bräuchten sie nur das Pferd zu beschreiben und wären ihr sofort auf der Spur.

Mit Molasses konnte sie mehr Zeit gewinnen. Sie brauchte mehr Zeit, nicht wahr? Ein paar Wochen oder vielleicht sogar einen Monat, um einen klaren Blick zu bekommen. Vielleicht könnte sie sich danach überwinden, die Hochzeit durchzuziehen.

»Es tut mir leid, Daddy«, flüsterte sie. »Ich weiß, dass du enttäuscht sein wirst.« Seit Chandler in den Westen gekommen war und ihnen half, die Ranch zu führen, war er für ihren Vater wie ein zweiter Sohn geworden. Nachdem Daddy unter Hartleys Tod so schwer gelitten hatte, wollte sie ihm nicht zumuten, auch noch Chandler zu verlieren.

Aber einzuwilligen, dass sie Chandler heiraten würde, war etwas völlig anderes, als ihn tatsächlich zu heiraten. Je näher die Hochzeit rückte, umso mehr fühlte sie sich wie ein wilder Mustang, der auf einer kleinen Koppel eingesperrt war. Sie drehte sich im Kreis und lief in die eine Richtung und dann in die andere. Aber jetzt, da ihr jemand einen Sattel und Zaumzeug anlegen wollte, musste sie ausbrechen. Sie musste frei sein, um entscheiden zu können, was sie selbst mit ihrem Leben anfangen wollte!

»Danke, Silas.« Mr Pritchard nahm die Zügel seines Pferdes von dem älteren Stallknecht entgegen.

Savannah reichte Silas einen Beutel und hoffte, er würde nicht nachfragen, warum sie das zusätzliche Gepäck bei sich hatte. Ihre Ledertasche mit dem langen Riemen trug sie immer diagonal über ihrer Schulter, wenn sie mit Mr Pritchard die tierischen Patienten besuchte. Sie war genauso auf alle Verletzungen und Krankheiten von Tieren vorbereitet wie der Tierarzt.

»Befestige die Tasche bitte an meinem Sattel.« Sie stellte den Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel.

Der Blick des Stallknechts wanderte von ihr zu der Tasche und dann wieder zu ihrem Gesicht.

Sie tat, als würde sie ihn nicht beachten und es sich im Sattel bequem machen.

Silas hob den Beutel zögernd hoch.

»Beeile dich, Silas. Mr Pritchard und ich müssen los.« Sie legte ihren Hosenrock auf beiden Seiten über die Hose, die sie daruntertrug, und betete, dass Silas die Frage, die in seinen warmen braunen Augen stand, nicht aussprechen würde.

Er begann, ein Seil um ihre Tasche zu schlingen und sie am Sattel zu befestigen. Nachdem er den letzten Knoten festgezogen hatte, trat er zur Seite und hängte nachdenklich die Finger in seine Hosenträger. »Sie nehmen heute wirklich viel Zeug mit, Miss Savannah.«

Ihr Magen zog sich nervös zusammen, als auch noch Mr Pritchard einen Blick auf die Tasche warf und eine Braue hochzog.

Sie tat seine Bedenken mit einer lässigen Handbewegung ab. »Das sind nur ein paar Extrasachen. Nicht der Rede wert.«

Silas schürzte die Lippen, ein untrügliches Zeichen, dass er ihr nicht glaubte.

Sie setzte Molasses in Bewegung. Obwohl die Knechte und Cowboys auf der Ranch wahrscheinlich schon wach waren und sich auf den Tag vorbereiteten, befanden sich ihre Hütten und die Ställe der Tiere auf der anderen Seite der östlichen Weide, ein gutes Stück vom Haupthaus entfernt. Das bedeutete, dass sie sich keine Sorgen machen musste, auf Chandler oder einen der anderen Cowboys zu stoßen. Aber die Hausbediensteten würden bald aufstehen, und sie wollte schon fort sein, bevor noch jemand ihre Tasche sah und sich fragte, was sie im Schilde führte.

»Ihr Vater weiß, wohin Sie reiten?«, rief Silas ihr nach.

»Natürlich weiß er das.« Sie konnte nur beten, dass ihr Brief, in dem sie ihm alles erklärte, genügte. Sie hatte ihn in einem Umschlag auf die Kommode in ihrem Zimmer gelegt. Die Hausangestellten würden ihn heute sehen, wenn sie kamen, um ihr Zimmer aufzuräumen und zu putzen, aber sie würden ihn liegen lassen. Erst wenn sie nicht zurückkam, würde Daddy anfangen nachzuforschen und die Nachricht finden, in der sie die Verlobung mit Chandler löste.

Wenn er den Brief las, würde er seine Schultern hängen lassen und die Falten in seinem markanten...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2024
Übersetzer Silvia Lutz
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-96362-776-X / 396362776X
ISBN-13 978-3-96362-776-7 / 9783963627767
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