Die Erforschung des Uhuversums -  Gerhard A. Spiller

Die Erforschung des Uhuversums (eBook)

Schlaraffische Forschung mit Augenzwinkern
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2024 | 1. Auflage
200 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-1675-0 (ISBN)
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Die Schlaraffia ist ein 1859 in Prag gegründeter Männerbund, der Kunst, Humor und Freundschaft pflegt. Gerade der Humor zeigt sich auf verschiedene Weise. Hier sind nun die mit einem Augenzwinkern verfassten wissenschaftlichen Texte erstmals in einem Band vereint, die Fakten und Fiktion humorvoll verbinden. Für einige Aufsätze ist dies die Erstveröffentlichung in Buchform.

Gerhard A. Spiller wurde 1964 im niedersächsischen Ölsburg geboren. Seit Beendigung seines Studiums der Verwaltungswissenschaft in Konstanz am Bodensee arbeitet er als Beamter in einer nieder-sächsischen Kommunalverwaltung. Er ist seit acht Jahren Mitglied der Schlaraffia Peine.

3. Uhu oder Klabautermann - Der maritime Einfluss auf den schlaraffische Gründungsgedanken


Wie im vorstehenden Kapitel aufgezeigt wurde, weist die Kultur der Rapa Nui eine ganze Reihe von Eigenarten auf, die man auch im schlaraffischen Spiel wieder findet und die möglicherweise als Grundlage bei der Festlegung des ersten Regelwerkes gedient haben könnten. Damit stellt sich jedoch die Frage, wie im Jahre 1859 das Wissen von der Osterinsel nach Prag gekommen sein könnte. Dieser Problemstellung werden die folgenden Ausführungen unter Einbeziehung aktueller Theorien nachgehen.

3.1 Das Problem des internationalen Kulturaustausches


Mit Ausnahme einer kleinen Minderheit waren die Europäer des siebzehnten Jahrhunderts von der Existenz und dem Einfluss übernatürlicher Wesen überzeugt.54 Nur langsam breitete sich das Wissen durch Medien wie beispielsweise Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Universitäten, Flugblätter usw. aus. Neuigkeiten wurden in dieser Zeit zu einer Handelsware.55 Insbesondere das Wissen aus und über fremde Kulturen bereicherte mehr und mehr das Denken der Europäer und faszinierte diese zugleich.

Behindert wurde der Kulturaustausch durch die weiten Entfernungen zwischen dem Abfahrts- und dem Zielpunkt. Die Strecken mussten mit Segelschiffen zurückgelegt werden, was wegen diverser Stürme nicht nur gefährlich, sondern wegen der Abhängigkeit von den Windverhältnissen zudem noch sehr langwierig war. Dennoch schafften es viele Schiffe, die Entfernungen zu überwinden und neben allerlei Waren auch Informationen, Legenden und Lügen mitzubringen und in ihrer Heimat zu verbreiten. Allerdings waren die neuen Kenntnisse über andere Kulturen an Bord eines Schiffes ungleich verteilt: Sie waren dem Kapitän und den Offizieren vorbehalten, die wirklich wichtigen und seriösen Informationen bekam das einfache Schiffsmitglied dagegen nicht zu hören, sodass diesem Personenkreis die eher sagenhaften und unglaubwürdigen Geschichten blieben.

3.2 Der Klabautermann als Bindeglied zwischen den Kulturen


Die wirklich wichtigen und seriösen Kenntnisse über die Sitten und Gebräuche in fremden Kulturen wurde durch die aufkommende Überseeschifffahrt transportiert und in den jeweiligen Heimathäfen weitergereicht. Allerdings wurden diese Informationen gewöhnlich zwischen dem Kapitän und den Offizieren der Schiffe, über die jeweilige Admiralität und Handelsgesellschaften sowie bestenfalls an interessierte Wissenschaftler weitergegeben. Damit scheinen die Informationswege offen dargelegt zu sein. Dabei übersieht man jedoch ein wesentliches Element, denn nicht nur Menschen und Schiffskatzen haben sich auf einem Überseeschiff befunden, sondern es war auch immer ein so genannter Klabautermann mit an Bord. Es wäre überaus unwahrscheinlich, wenn dieser nichts von den Informationen mitbekommen hätte, die der Kapitän für sich behielt. Es ist im Gegenteil eher sehr wahrscheinlich, dass er über alle Kenntnisse verfügte und diese im Hafen mit den anderen Klabautermännern abgeglichen hat. Auf diese Weise dürfte das Wissen der Klabautermänner dem Kenntnisstand der Menschen zumindest ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen gewesen sein.

3.2.1 Die grundsätzliche Bedeutung des Klabautermannes


Der Name ‚Klabautermann’, auch Klabatersmann genannt, leitet sich mehrheitlich aus der Bezeichnung ‚Kalfatermann’ ab. Dessen Aufgabe war das Verstopfen von undichten, schwer zugänglichen Stellen mit Pech und Werg unter Zuhilfenahme eines Kalfaterhammers.56 Andererseits wird von Mensing das Wort ‚klabastern’ mit ‚polternd laufen’ und anderen ähnlichen Bezeichnungen übersetzt und mit ‚klabautern’ gleichgesetzt. Daneben gibt es weitere Erklärungsansätze über die Herkunft des Namens, etwa Heims Versuch als Ableitung von ‚Klütermann’ aus ‚klütern’ oder ‚geschäftig sein’. Aber auch aus der Sprachwissenschaft gibt es von Schmidt einen Ansatz, nämlich ‚Klabautermann’ als Zusammenschluss des aus Wikingerzeiten bekannten zwergenhaften teuflischen Götterpaare ‚Kla’ und ‚Klau’.57

Auch wenn sich um die Herkunft des Namens also noch viele Theorien ranken, ist die Bedeutung eines Klabautermannes auf einem Schiff relativ klar erforscht. Aus vielen Sagen erfährt man, dass er Matrosen- oder Seemannskluft trägt. Das Bedeutendste ist sein Auftreten in Zeiten von Gefahr und Tod. Man sah in dem Klabautermann den guten Geist des Schiffes und zugleich in ihm einen Glücksbringer, der bei drohender Gefahr für Schiff und Mannschaft helfend eingriff. Andererseits enthüllte er auch Fehler auf einem Schiff, allerdings dürfte das der Sicherheit gedient haben. Insgesamt bestand die Ansicht, dass auf einem Schiff alles in Ordnung sei, solange der Klabautermann an Bord sei. Man ging sogar so weit zu sagen, dass mit ihm an Bord ein Schiff nicht sinken könne.58

Zudem galt der Klabautermann angesichts des ihm zugeschriebenen Weitblicks als Warner vor jeglicher Katastrophe und wurde geradezu als Schutzengel von Schiff und Besatzung bezeichnet. Einem Hauskobold gleich bewachte er ‚sein’ Schiff, weil es das ‚Haus des Seemanns’ sei. Er galt dabei als wohltätig, seine Gegenwart als wohltuend. Dennoch wurde er von der Schiffsbesatzung gefürchtet59, wahrscheinlich weil er trotz aller guten Eigenschaften auch sensibel und launisch gewesen sein soll60.

Zu den wertvollsten Eigenschaften eines Klabautermannes gehörte jedoch die Warnung vor Katastrophen, beispielsweise durch das rechtzeitige Wecken des Kapitäns bei heraufziehender Gefahr, wodurch er so manches Schiff gerettet haben soll.61

Gerade aus dieser letzten Überlieferung ergibt sich allerdings logisch zwingend die Erkenntnis, dass sich ein Klabautermann auf dem gesamten Schiff ungesehen bewegen konnte. Wenn ihm das aber möglich war, liegt die Annahme auf der Hand, dass er alles, was an Bord gesprochen oder schriftlich vorhanden war, ebenfalls kannte. Vor diesem Hintergrund kann nur der Schluss gezogen werden, dass einem Klabautermann auch die an Bord eines Schiffes gesammelten Kenntnisse über fremde Kulturen und deren Sitten und Gebräuche bestens geläufig waren, auch wenn sie der Kapitän unter noch so festem Verschluss hielt.

Damit kommen wir zu einer bedeutsamen Frage, nämlich die nach der Anzahl von Klabautermännern. Zwar ist über ihre Population keine Statistik auffindbar, aber da jedes Schiff bis zum 19. Jahrhundert einen Klabautermann an Bord hatte, muss ihre Anzahl also mindestens mehrere hundert Wesen umfasst haben. Diese werden sich durch die gemeinsamen Aufenthalte der Schiffe in den einzelnen Häfen untereinander sehr gut gekannt haben, sofern sie nicht sogar miteinander verwandt waren. Während sich die Mitglieder der Schiffsbesatzung gleich welchen Ranges im Hafen gerne dem Spiel, dem Trunke oder der Liebe hingaben, war den Klabautermännern diese Art von Freizeitgestaltung fremd, zumindest haben sich bislang keine gegenteiligen Hinweise finden lassen. Es dürfte vielmehr anzunehmen sein, dass sie sich über die Verläufe ihrer Schiffsreisen, Risiken und andere nautischmaritime Themen ausgetauscht haben. Auch ein Informationstransfer über Sitten und Gebräuche fremder Kulturen dürfte zu den Gesprächsthemen gehört haben, da diese Informationen für die Zukunft eines Schiffes in einem fremden Hafen von Bedeutung gewesen sein dürften. Nicht ausgeschlossen kann aber werden, dass letztgenannter Austausch auch zur reinen Zerstreuung stattgefunden haben könnte.

Alles in allem weist die Klabautermannforschung noch große Lücken auf, aber ohne die vorstehend genannten Annahmen sind die Ergebnisse der Forschung von Spiller nicht zu verstehen.

3.2.2 Der Einfluss des Klabautermannes auf die Gründung Schlaraffias


Wie schon oben dargestellt, wurde die Schlaraffia im Jahre 1859 gegründet. Ein paar Jahre zuvor, nämlich um das Jahr 1855 herum, nahm ein junger Klabautermann seinen ersten Dienst als Schiffsgeist auf und fuhr zur See. Leider bekam ihm das überhaupt nicht, denn er wurde immerzu seekrank. Aus diesem Grund nahm ihn schließlich Papa Klabautermann beiseite und schlug ihm vor, statt sich der Meeresschifffahrt lieber der Flussschifffahrt zu widmen.62

Das tat Klabautermann junior dann auch: Er heuerte auf einem Ausflugsschiff an, das immerzu einen Fluss namens Moldau befuhr. Die Seekrankheit belastete ihn nicht mehr, da er ja ständig das Ufer sehen konnte. Zudem bereitete es ihm unbändige Freude, immerzu neue Menschen um sich zu haben. Da ein Klabautermann ja ein feinstoffliches Wesen ist, konnte er sich immerzu ungesehen den Menschen nähern und sie belauschen. Ganz besonders scheinen ihn die Berichte vom Deutschen Theater in Prag angesprochen zu haben, denn Klabautermann junior beschloss nicht nur einen Besuch, sondern setzte diesen Beschluss beim nächsten Aufenthalt des Flussschiffes in Prag in die Tat um.63

Nach Annahme von Spiller ist der...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7597-1675-X / 375971675X
ISBN-13 978-3-7597-1675-0 / 9783759716750
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