Miss Daisy und der geheimnisvolle Verführer -  Lorraine Heath

Miss Daisy und der geheimnisvolle Verführer (eBook)

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2024 | 1. Auflage
384 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2684-5 (ISBN)
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Schockiert beobachtet Miss Daisy den leidenschaftlichen Kuss zwischen ihrer Arbeitgeberin und dem teuflisch gut aussehenden David Blackwood. Als sie damit droht, den Ehebruch zur Anzeige zu bringen, hat Mr. Blackwood zu ihrer Überraschung jedoch nichts dagegen: Sein Geschäft besteht darin, verzweifelten Frauen den Ausweg aus einer unglücklichen Ehe zu eröffnen, indem er einen Scheidungsgrund liefert. Von seinen noblen Beweggründen ist Miss Daisy sehr angetan, und der Kuss, den sie beobachtet hat, sah ebenfalls verlockend aus ... Doch plötzlich steht der schreckliche Verdacht im Raum, dass David einen ungeliebten Ehemann ermordet haben soll!



Lorraine Heath wurde in England geboren, zog jedoch als Kind mit ihren Eltern in die USA. Geblieben ist ihr eine tiefe Zuneigung zu beiden Ländern. Die Charaktere in ihren erfolgreichen Romanen werden oft als besonders lebensnah bezeichnet, was die New-York-Times-Bestseller-Autorin auf ihre im Psychologiestudium erworbenen Kenntnisse zurückführt. Lorraine Heath lebt mit ihrem Mann in Texas. Noch mehr über die Autorin erfahren Sie auf ihrer Homepage: www.lorraineheath.com

1. KAPITEL


London

April 1875

Läufer, der Lump

David Blackwood, genannt Läufer, fand, dass ein Mann schlimmer beschimpft werden konnte. Er saß am Mahagonischreibtisch in seiner eleganten Bibliothek und las die Klatschspalten. Es war schon erstaunlich, wie schnell und endgültig der gute Ruf eines Mannes durch einen Skandal zerstört werden konnte. Im letzten Herbst waren zwei Verstöße gegen die guten Sitten an die Öffentlichkeit gezerrt worden und jetzt wurden sie in den Klatschspalten noch einmal durchgekaut. Sie sollten den frisch in die Gesellschaft eingeführten Debütantinnen und den anderen Damen, die auf der Suche nach einem Ehemann waren, eine Warnung sein: sich mit ihm einzulassen war der sichere Weg in den Ruin. Er war zwar nicht der Einzige, der auf dieser verteufelten Liste stand, aber er schien einen Spitzenplatz innezuhaben. Offenbar war er derjenige, dem man am dringendsten aus dem Weg gehen musste. Zum Glück konnte er das eher amüsant finden als kränkend, denn er war nicht auf der Suche nach einer Ehefrau. Weder diese Saison noch in der nächsten oder den folgenden fünfzig. Ihm war wohl bewusst, welche Fallstricke eine Ehe mit sich brachte, und hatte nicht vor, sich zu binden, bis er seinen letzten Atemzug tat.

„Sir?“

Er sah zu seinem feingliedrigen, grauhaarigen Butler auf, der stocksteif im Türrahmen stehengeblieben war. „Was gibt es denn, Perkins?“

„Ich bitte um Entschuldigung für die Störung, ich weiß, dass Sie zu tun haben, aber eine Mrs. Mallard bittet um Ihr Gehör.“

Er holte seine goldene Taschenuhr aus der Westentasche und sah nach, wie spät es war. Kurz nach sieben. Um neun wollte er sich mit den Schachfiguren treffen, ein Spitzname, den man ihm und seinen drei engsten Freunden wegen ihrer skrupellosen strategischen Investitionen gegeben hatte, während sie in Oxford studiert hatten. Dort hatten sie fleißig gelernt und Unruhe gestiftet. Genau diese Skrupellosigkeit war der Grund dafür, dass er jetzt tun und lassen konnte, was er wollte, ohne sich um das Urteil der vornehmen Gesellschaft kümmern zu müssen. „Ich kann sie empfangen, aber bitte lassen Sie die Kutsche vorfahren. Ich möchte sofort aufbrechen, wenn die Angelegenheit erledigt ist.“

Sobald sein Butler verschwunden war, legte er die Zeitung weg, ebenso wie die zahlreichen Berichte über verschiedene Investitionsmöglichkeiten, die er in Erwägung ziehen wollte. Als sein Schreibtisch aufgeräumt genug war, schob er den stabilen, ledergepolsterten Stuhl zurück, auf dem er saß, und stand auf, um sich in die Mitte des riesengroßen Raumes zu begeben. Er hatte dieses lächerlich große Haus gekauft, weil sein Vater es gewollt hatte, und Läufer hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, seinem Erzeuger alles zu verweigern, was der sich wünschte.

Jetzt wartete er geduldig auf seinen Gast. Es kam nie etwas Gutes dabei heraus, wenn man vorschnell urteilte, und er hatte schon vor langer Zeit gelernt, abzuwarten, bis sich die Situation, in der er sich befand, in all ihren Aspekten offenbart hatte.

Es vergingen nur wenige Minuten, bis Perkins zurückkehrte. Die Frau, die ihm folgte, erinnerte ihn an eine Ente. Sie war klein und trug ein dunkelblaues Kleid, das bis unters Kinn zugeknöpft war. Ihr blondes Haar war unter einem Hut mit schmaler Krempe aufgesteckt, dessen Kopf nur mit ein paar hellblauen Blüten und einem grünen Zweig geschmückt war.

„Mrs. Ava Mallard“, verkündete Perkins feierlich und die Lady zuckte so erschrocken zusammen, als ob er ihr in den Hintern gekniffen hätte. Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick die Flucht ergreifen, wenn man ihr einen Grund dazu gab. Ein lautes Geräusch. Eine unerwartete Bewegung. Das Flackern einer Gaslampe.

Er gab sich Mühe, ruhige, lange Schritte zu machen, die nicht bedrohlich wirkten, als er auf sie zuging. Sie stand wie angewurzelt da. „Mrs. Mallard, wie kann ich Ihnen behilflich sein?“

Sie sah erst Perkins an und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder ihm zu. Mit einem kaum hörbaren Flüstern fragte sie: „Sind Sie der Läufer?“

„Einfach nur Läufer, das ist ein Spitzname, den meine Freunde mir verpasst haben, als wir noch Studenten waren. Ich muss zugeben, dass er an mir hängen geblieben ist.“

„Mrs. Winters hat gesagt, Sie hätten ihr im letzten Herbst geholfen.“

„Das habe ich, in der Tat.“ Diese Hilfe hatte ihn fünftausend Mäuse gekostet, nachdem Mr. Winters ihn auf Schadensersatz verklagt hatte, aber er hielt es für eine sinnvolle Ausgabe und sein Vermögen hatte keinen bleibenden Schaden davongetragen. „Wollen Sie sich nicht setzen und wir unterhalten uns in Ruhe über den Grund für Ihren Besuch?“

Sie sah sich um und nagte dabei an ihrer Unterlippe. „Wenn ich es mir genau überlege, hätte ich wahrscheinlich nicht herkommen dürfen.“

„Sie haben hier bei mir nichts zu befürchten, Mrs. Mallard. Perkins, bitte lassen Sie uns Tee bringen.“

„Jawohl, Sir.“ Der Butler zog sich hastig zurück. Ihm war in Gegenwart der Damen, die oft zu Besuch kamen, noch nie ganz wohl gewesen, und er war schrecklich schlecht darin, sein Missfallen über ihre Anwesenheit zu verbergen.

Läufer zog sich ein paar Schritte zurück. „In diesem Sessel hier werden Sie es am bequemsten haben, denke ich. Ich bleibe neben dem Kamin stehen. In Ordnung?“

Sie nickte halb, ehe sie zu einem großen Ohrensessel hinüberschlurfte. Er blieb vor seinem Barwagen stehen, und schenkte sich einen Scotch ein, ehe er zu dem riesengroßen Kamin hinüberging, sich anlehnte und die Frau musterte, die nervös zuckend vor ihm saß. „Ich nehme an, Sie sind zu mir gekommen, weil Sie sich eine Scheidung wünschen.“

Sie nickte zögerlich und verschränkte die Hände fester ineinander. „Er ist nicht untreu, aber er ist auch kein guter Mann. Er hat unglaublich hohe Erwartungen und wenn diese nicht erfüllt werden …“

Er schüttelte mitfühlend den Kopf. „Sie brauchen mir die Einzelheiten nicht zu erzählen, Mrs. Mallard. Dass Sie sich von ihm befreien wollen, ist für mich Grund genug.“

„Ich mache mir allerdings Sorgen, ob ich das Unausweichliche nicht vielleicht schon zu lange aufgeschoben habe. Ich glaube, er möchte mich loswerden, vielleicht einweisen lassen … oder noch Schlimmeres.“

Er hörte Porzellan klappern und hielt einen Finger an die Lippen. Wenn er diesen Frauen mit Erfolg zu ihrer Freiheit verhelfen wollte, durfte niemand erfahren, was genau er für ein Verhältnis zu ihnen hatte.

Eine anmutige junge Frau, die er nicht kannte, kam mit einem Teetablett in den Händen in seine Bibliothek. Ihr blondes Haar hatte dieselbe Farbe wie der Honig, mit dem er morgens seine Scones bestrich. Sie hatte es unter ihrem weißen Häubchen zu einem festen Knoten aufgesteckt. Ihre Augen hatten ein hypnotisierendes, strahlendes Blau wie der Rittersporn, den seine Mutter mit so großer Freude gezüchtet hatte. Ihr Blick war aufmerksam und voller Neugier. Sie schien ihre Umgebung in allen Einzelheiten wahrzunehmen und sich alles genau zu merken. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid und eine mit Rüschen besetzte weiße Schürze, aber sie brauchte auch keinen weiteren Schmuck, um die schönste Frau zu sein, die er je in seinem Leben gesehen hatte. Perkins kümmerte sich um Einstellungen und Entlassungen beim Personal und Läufer interessierte sich in der Regel kaum dafür. Aber bei ihr war das irgendwie etwas anderes, sie zog Aufmerksamkeit auf sich, einfach nur, indem sie da war. Sie stellte das Tablett auf einem Beistelltisch direkt neben Mrs. Mallard ab.

„Hat man Sie mir schon vorgestellt?“ Es war nicht üblich, dass er Fragen stellte, auf die er die Antwort bereits kannte – wenn er ihr schon einmal auf einem Flur begegnet wäre, hätte er es nicht vergessen – aber er hatte nach etwas Unverfänglichem gesucht und „Wer zum Teufel sind Sie?“ schien ihm nicht der richtige Weg zu sein.

Sie hatte seinen Gast angesehen, aber sie wandte ihm sofort ihre Aufmerksamkeit zu und machte einen schnellen Knicks. „Nein, Sir. Ich bin seit weniger als einer Woche in Ihren Diensten.“

„Ihr Name?“

„Daisy.“

Er runzelte die Stirn. Für ihn sah sie überhaupt nicht wie eine Daisy aus. Der Name klang viel zu gewöhnlich und er nahm an, dass sie alles andere als durchschnittlich war. Es lag an dem Selbstbewusstsein, mit dem sie sprach und seinen Blick erwiderte. Im Gegensatz zum Rest des Personals wirkte sie in Gegenwart ihres Dienstherrn weder eingeschüchtert noch ehrfürchtig. Er hätte ihr gerne weitere Fragen gestellt, aber dafür war jetzt keine Zeit. „Schenken Sie Mrs. Mallard bitte Tee ein.“

Seine Besucherin hatte sich ein wenig beruhigt, während er mit dem Dienstmädchen gesprochen hatte. Vielleicht hatte sie jetzt nicht mehr das Gefühl, verhört zu werden. Es war ihm lieber, wenn die Frauen, die ihn aufsuchten, nicht zu nervös waren. Das Dienstmädchen schien es jedenfalls nicht zu sein. Sie machte sich ohne viele Umstände am Teetablett zu schaffen.

„Milch und Zucker?“, fragte sie mit sanfter Stimme, in deren Tonfall etwas Vornehmes mitschwang. Er selbst war zwar nicht in den Hochadel hineingeboren worden, aber er hatte Freunde, die aus dieser Schicht stammten. Er hatte sie hin und wieder auf Gesellschaften in ihren Kreisen begleitet und war genügend Bekannten von ihnen vorgestellt worden, um deren vornehme Sitten zu erkennen, wenn sie ihm begegneten. Er fragte sich, wie es dazu gekommen war, dass sie ein Dienstmädchen geworden war.

„Ja, bitte“, sagte Mrs....

Erscheint lt. Verlag 25.5.2024
Übersetzer Simone Wolf
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7515-2684-6 / 3751526846
ISBN-13 978-3-7515-2684-5 / 9783751526845
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