to meet again (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
394 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-8027-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

to meet again -  Beate Finckh
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Die junge Geschäftsfrau Anita aus Hamburg erfährt, dass ihr Onkel Hans unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist und ihr seinen Haubarg in Nordfriesland vererbt hat. Hans' und Maikes Adoptivsohn Jörg, der die ersten Kinderjahre Einzelkind und Mittelpunkt auf dem Haubarg war, fühlt sich durch Anita von seinem ersten Platz verdrängt. Durch seine Eifersucht - seelisch tief verletzt - wird er kriminell. Jetzt fordert er sein vermeintliches Erbe, das im Haubarg versteckt liegen soll und schreckt dabei vor nichts zurück. Kripohauptkommissar Jan Diercks versucht Anita vor der ständigen Bedrohung, die von ihrem Cousin Jörg ausgeht, zu schützen. Dabei entwickelt sich eine spannende Beziehung zwischen Anita und Jan, die beide nach England zu dem Medium Carol führt. Eingebettet in einen spannenden Krimi, begleiten wir die Protagonistin auf ihrem Lebensweg durch gefährliche Herausforderungen, denen sie sich stellen muss. Wird sie ihre Vision realisieren können?

Beate Finckhs Lebensweg führte über ein klassisches Schauspielstudium in Hamburg, verschiedene Theaterengagements, zahlreiche TV-Produktionen, mehrere Kinofilme und Drehbuchprojekte zu tiefgreifenden, prägenden Lebenserfahrungen, die in diesem Buch thematisiert werden.

Beate Finckhs Lebensweg führte über ein klassisches Schauspielstudium in Hamburg, verschiedene Theaterengagements, zahlreiche TV-Produktionen, mehrere Kinofilme und Drehbuchprojekte zu tiefgreifenden, prägenden Lebenserfahrungen, die in diesem Buch thematisiert werden.

2. Hans



Fraukes Bruder Hans, Anitas Onkel, bewohnte einen großen, stattlichen Haubarg, zehn Kilometer von Anitas Eltern entfernt. In den letzten Jahren litt er an einem schweren Diabetes. Seit dem Tod seiner Frau Maike ging es mit Hans bergab. So erzählen es die Leute aus dem Dorf. Hans wurde zum Einzelgänger. Verschlossen und brummig, brach er jeden Kontakt zu seiner Schwester Frauke und anderen Menschen ab.

Ziellos wandert er durch die stillen Räume des Haubargs. Die Stille schreit. Die Trauer frisst. Sie umklammert ihn wie ein Riesenkrake mit seinen mächtigen Fangarmen. Erbarmungslos, ihn immer fester umschlingend. Verändert sein Wesen. Dem Schmerz nicht gewachsen, ihm unterliegen und erschöpft aufgeben. Er sucht ihr Lachen, ihre Wärme, nachts ertastet seine Hand das leere Bett neben ihm. Er liegt schlaflos in tiefer Nacht. Sein erschöpfter Körper fällt in eine erbarmungsvolle Bewusstlosigkeit, dann ist sie bei ihm. Er fühlt einen süßen Trost kurz nach dem Aufwachen, als hätte jemand seine Wunde zärtlich geküsst. Sein Herz bleibt für einen Moment ruhig, als ob es von goldenen Händen schützend gehalten würde. Doch dann fällt er wieder ins Bodenlose.


Anita fragte oft nach ihm. Onkel Hans? Doch Frauke schüttelte jedes Mal traurig den Kopf. „Min Broder is wohl verrückt worn. He is nu en Sonderling!“ Anita war feige, sie hatte Angst, sie drückte sich. Zurück nach Hamburg. Wieder aufgeschoben. Das eigene Leben ging vor.


Von Jörg, dem Adoptivsohn von Hans und Maike, fehlt jede Spur. Das Ehepaar hätte gerne eigene Kinder gehabt. Aber Maike verlor schon als junge Frau ihre Gebärmutter. Ein Krebsgeschwür hatte sich dort eingenistet, und alle waren froh, dass die zwanzigjährige Maike mit dem Leben davonkam. Dass diese heimtückische Erkrankung sie später wieder einholte und ihr Leben viel zu früh beendete, vermutete damals niemand. Am allerwenigsten Maike selbst, die mit ihrer sprühenden Vitalität und Lebensfreude alle Menschen in ihrem Umfeld mitzureißen und zu bezaubern vermochte.


Jörg ist vier Jahre älter als Anita. „Du dummer kleiner Fratz. Hau ab.“ Und das kleine Mädchen rennt weinend zu Tante Maike.


Eindringling!


Maike steht in der Tür seines Zimmers. Gute Nacht, mein Junge. Er schleicht ihr nach. Schaut vorsichtig durch den Türspalt. Sie sitzt bei Anita. Streicht ihr über den Kopf. Anita fragt, Maike lacht und antwortet. Die kleine Nachttischlampe wirft einen warmen Schein über seine Mutter und das Mädchen. Aber nicht auf ihn. Jörg steht im Dunkeln. In der Kälte. Außerhalb. Er bemerkt nicht, dass Tränen über sein Gesicht laufen.

Er entwickelt sich zu einem hinterhältigen, brutalen, kleinen Jungen. Eines Tages verbrennt er Anitas Katze, später prügelt er auf andere Kinder ein, stiehlt in Geschäften, in der Schule. Als Jörg vierzehn Jahre alt ist, entschließen seine Adoptiveltern sich schweren Herzens, ihn in ein Internat zu geben. Sie werden mit Jörg nicht mehr fertig. Untragbar, sagt Hans, und Maike weint sich abends am Kamin die Augen aus. Sie hatten viele Monate darum gekämpft, den kleinen Jörg überhaupt zu bekommen.


Die Behördengänge waren anstrengend und nervenaufreibend. Im Büro der Landeshauptstadt Kiel hatten sie viele Stunden vergeblich Akten und Babyfotos angeschaut. Sie wurden in tragische Familienschicksale eingeweiht. Väter, die Alkoholiker geworden waren, junge Mütter, die von der Droge nicht mehr loskamen, sie wurden mit bitterer Armut konfrontiert, mit Krankheit und Tod. Die Unterhaltung mit den Sachbearbeitern war deprimierend und belastend. Hans hatte auf der Rückfahrt trotzig geschwiegen, und Maike versuchte vergeblich ihren sensiblen Ehemann auf andere Gedanken zu bringen.

Als sie bei der Adoptionsvermittlungsstelle in Hamburg ein Foto von dem süßen, blauäugigen Jörg sah, war es um Maike geschehen. Diesen kleinen Jungen wollte Maike haben und ihm ihre ganze Liebe schenken, ihn umsorgen und großziehen. Jörg war in einer Decke gewickelt aufgefunden worden. Es gab keinen Hinweis auf seine leiblichen Eltern. Hans hätte lieber Genaueres über die Herkunft des Kindes erfahren, für das er ein Leben lang sorgen würde, und dessen Vater er werden sollte. Aber als er Maikes leuchtende Augen sah und die Vorfreude, die in ihrer Stimme mitschwang, sobald sie über den kleinen Knirps redete, erklärte er sich einverstanden. Nach etlichen Besuchen von Beamten und Verantwortlichen der Adoptionsstelle wurde ihnen der kleine Jörg, so hatte eine Krankenschwester ihn getauft, gebracht.


Nach der gesetzlich geregelten Pflegezeit erklärte das Sozialgericht Schleswig Hans und Maike Karau zu Jörgs Eltern. Es folgten vier glückliche Jahre. Harmonisches, sorgloses Miteinander. Eine glückliche Familie, Maike eine stolze Mutter, Hans ein zufriedenes Familienoberhaupt und fürsorglicher Vater. Maike blühte in ihrem Muttersein auf, dem kleinen Jörg fehlte es an nichts. „Du verwöhnst ihn“, sagte Hans. „Bei aller Liebe, ein Kind braucht auch Grenzen“. Als Jörg sechs Jahre alt ist, beginnt sich sein eigenartiges Verhalten abzuzeichnen. Acht Jahre später, als Jörg vierzehn Jahre alt wurde, war sein Jugendstrafregister umfassend gefüllt, besser gesagt, auffallend voll. Die hiesige Polizei kannte ihn nur zu gut, das Jugendamt war unterrichtet, die Adoptionsvermittlungsstelle war eingeweiht. Der kleine, kriminelle Karau. Abstand halten. Der Hausarzt, der Jörg für einen schwer gestörten Jungen hielt, überredete Maike und Hans dazu, ihn wegzugeben. Eine Therapie hielt der zu Rate gezogene Jugendpsychiater, für aussichtslos. Nach eingehenden Prüfungen und gründlichen Untersuchungen kam er zu dem Schluss, dass Jörgs schlechter Charakter wohl Veranlagung wäre. „Der Junge wird sich nicht mehr ändern“, sagte er, und die Adoptionsstelle stimmte ihm zu. Hans und Maike Karau wurden mit ihrem Sohn nicht mehr fertig.


So verbrachte Jörg die Zeit zwischen seinem vierzehnten und siebzehnten Lebensjahr in einem Internat bei Flensburg. Mit siebzehn Jahren wurde er wegen einer Vergewaltigung verurteilt, die Jörg aufs heftigste bestritt. Der amtierende Staatsanwalt erhob Anklage, da der Bericht eines Polizeibeamten Jörg schwer belastete. Der Rechtsanwalt, den Hans für seinen Adoptivsohn beauftragt hatte, plädierte auf Freispruch, da auch Polizisten bestechlich seien. Doch die Indizien waren zu belastend. Der hartgesottene Staatsanwalt zeigte weder Milde noch Nachsicht, auch wenn Jörgs Schuld nicht einwandfrei bewiesen werden konnte. Aufgrund seiner Vorgeschichte und weil Hans einen ärztlichen Gutachter sehr gut bezahlte, wurde er statt in den Jugendknast in die geschlossene Abteilung einer Psychiatrie eingewiesen. Von dort entwischte Jörg, als er achtzehn Jahre alt war, und verschwand spurlos.


Hätten sie durchhalten müssen? Hätten sie leidenschaftlicher um Jörg kämpfen müssen? Hatte das Ehepaar Karau zu schnell aufgegeben und Jörg zu früh abgeschoben? Diese Frage war für zwei Wochen Thema Nummer eins des örtlichen Dorfklatsches. Maike quälte sich mit diesen Fragen, die sich im Laufe der Jahre zu schweren Selbstvorwürfen steigerten, und die sie ihr ganzes – leider viel zu kurzes – Leben lang nicht mehr losließen. Der Zweifel nagte in ihr und schien sie manchmal von innen her zu zerschneiden. Hätte ich doch… wäre ich doch… versagt haben. Endgültig.


Sie hatte Jörg aufs Innigste und von ganzem Herzen geliebt. Ihn dann von sich zu stoßen, abzugeben, weiterzureichen – kam ihr im Laufe der Zeit mehr und mehr als ein unverzeihlicher Fehler vor, für den es keine Entschuldigung gab. Irgendwie schaffte Maike es, ihren inneren Tumult, ihre selbstzerfleischenden Vorwürfe vor Hans geheim zu halten. Und dann gab es zum Glück die kleine Anita. Hans` Liebling und Maikes Augenschein. Momente des Glücks. Flüchtig. Lichte Momente, die Maike am Leben erhielten. Aber die Zeit heilt nicht alle Wunden. Und Schuld ist eine Wunde, die sich – statt irgendwann barmherzige Narben zu bilden – tiefer und tiefer nach innen frisst. Schleichend. Aggressiv und bösartig. Heimtückisch und namenlos. Krankmachend. Tödliche Wucherungen hervorrufend. Chronische Dissoziation, paranoide Wahnvorstellung, würde der Facharzt konstatieren. Der Mensch fällt aus der Einheit, sagt der Heilpraktiker. Mit achtundfünfzig Jahren verlor Maike den Kampf. Sie unterlag der Macht ihrer Selbstanklage.


„Tortellini oder Pizza? Ich geh schnell!“ Andreas hält Anita die Karte des italienischen Restaurants vor die Nase. Wie in Trance geht Anita an Andreas vorbei in ihr Zimmer. „Ich muss nach Nordfriesland, jetzt gleich!“ Wahllos schmeißt sie ein paar Pullover in eine offene Reisetasche. Ihre Bewegungen sind fahrig. Sie ist nicht ansprechbar. Der Schock presst ihren Brustkorb mit einer eisigen Zange zusammen. Andreas hält sie fest.

„Lass mich doch fahren. Wir müssen nicht heute Abend gleich durchstarten. Du kannst nichts mehr tun, warum willst du überhaupt fahren?“ Hilflos streicht Andreas ihr übers Haar. Aber Anita will nicht diskutieren.


Hans war früher der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Vater und Lehrer, ein Mensch bei dem sie zu Hause war. Das alles verbindet sie mit ihrem Onkel. Deshalb hat sie die zwei Jahre in New York durchgehalten. Hans hat ihr ein Fundament fürs Leben mitgegeben, ein starkes Fundament aus Sicherheit und Liebe.


Später, als sie auf der Autobahn Richtung Norden fährt, hat Anita sich etwas beruhigt. Warum hat sie den Kontakt zu Hans einschlafen lassen? Sie versucht, sich zu konzentrieren. War es der neue Job in...

Erscheint lt. Verlag 21.5.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Beziehung • Eifersucht • Haubarg • Leben • Liebe • Nordfriesland • Seance • Spiritualität • Tod • Transformation
ISBN-10 3-7565-8027-X / 375658027X
ISBN-13 978-3-7565-8027-9 / 9783756580279
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