Tom Prox 148 -  Derrick Day

Tom Prox 148 (eBook)

Trio der Ehrlosen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
64 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-6752-1 (ISBN)
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Jesse Owens, der mit Abstand reichste Großgrundbesitzer in der Umgebung von Greenvillage, ist einem feigen Anschlag zum Opfer gefallen. Am Tatort trifft Sheriff Duke auf Larry Box und verhaftet diesen sogleich wegen Mordes, obwohl Box seine Unschuld beteuert. Aber der junge Cattle-Besitzer lag schon länger im Clinch mit dem alten Owens, nicht zuletzt, weil sich Larry und Owens' Tochter lieben und heiraten wollen.
Eigentlich mochte jeder in Greenvillage den stets freundlichen, hilfsbereiten Larry, nun aber schwenkt die Stimmung um. Alle Indizien sprechen gegen ihn, und kaum einer glaubt noch an seine Unschuld. Ausgerechnet Mabel aber hält weiterhin zu ihrem Verlobten, und auch Box' bester Freund, der Cowboy George Haller, ist überzeugt, dass Larry niemals einen Menschen feige von hinten erschießen würde.
In seiner Not wendet sich Haller an einen alten Bekannten. Und schon bald tauchen zwei seltsame Cowboys mit noch seltsameren Namen, Lucky und Funny, in Greenvillage auf ...

2. Kapitel


Larry Box war während der vergangenen drei Tage ein anderer geworden.

Nachdem seine wiederholten Unschuldsbeteuerungen ungehört verhallt waren, hatte sich seiner eine tiefe Bitterkeit bemächtigt. Vielen, die stets zu ihm gehalten, konnte er nicht verzeihen, dass sie jetzt auf die andere Seite übergelaufen waren. Er konnte einfach nicht begreifen, dass man ihn für den Mörder hielt. Alles, was er getan hatte, war doch nur, dass er dem Toten den Zettel wieder abgenommen hatte. Und dafür durfte ihn doch niemand verurteilen.

»Es hat doch keinen Zweck«, grollte Sheriff Duke immer wieder. »Im ganzen Bezirk gibt es keinen mehr, der an deine Unschuld und diese faule Geschichte mit den Geiern glaubt.«

Diese letzte Behauptung steigerte Larrys Widerspruch. Noch gab es Menschen, die an ihn glaubten, auch wenn es nur verschwindend wenig waren!

»Ihr vergesst George Haller und Mabel Owens, Duke«, fuhr er gereizt auf. »Die beiden stehen mir am nächsten, doch es gibt noch ein paar andere, die wissen, dass ich Owens nicht erschossen habe.«

»Dein alter Verwalter Jackson vielleicht ...? Oder die alte Schwarze, die für euch beide gekocht hat?«

»... und noch einer!«, unterbrach ihn der Gefangene ruhig, »der wirkliche Täter!«

»Hör doch auf mit diesem Theater! Ich möchte nur wissen, weshalb du so hartnäckig bist. Ein Geständnis würde vieles ändern. Ich habe dir nicht nur einmal gesagt, dass der Richter für deine Lage eventuell doch einiges Verständnis aufbringen könnte. Schließlich hatte Owens dich halb und halb erpresst. Und praktisch wäre diese Tat dann eine natürliche Reaktion darauf gewesen. Erleichtere doch dein Gewissen, Larry! Wie oft soll ich dir noch vorkauen, dass weiteres Leugnen sinnlos ist. Die Indizien genügen vollauf, um einen Schuldspruch zu rechtfertigen.«

»Das ist das achte Verhör seit meiner Verhaftung, Duke. Jedes Mal reden Sie das gleiche, jedes Mal versuchen Sie, mir ein Geständnis abzupressen für etwas, das ich nicht getan habe! Sparen Sie sich! Es hat wirklich keinen Zweck.«

Duke setzte sich auf einen Stuhl. Seine Augenbrauen zuckten nervös. Seit drei Tagen redete er nun täglich mehrere Male auf Larry ein, um ihn zur Vernunft zu bringen. Vergebens! Der Junge blieb hart, zu hart, um sich durch seine Taktik zermürben zu lassen.

»Hör mal zu, Fellow!«

Duke angelte nach einem vor ihm liegenden Aktendeckel und holte ein Blatt hervor.

»Dies hier ist der Bericht von Phil Sanders, der mit einer Posse im Gebirge nach deinem Aasgeier suchte. Sie sind genau nach deinen Angaben geritten und haben alles abgesucht. Die Boys haben sich bestimmt große Mühe gegeben. Was sie gefunden haben, waren die beiden Geschosse hier. Was sie nicht gefunden haben – deinen verdammten Geier. Mit deiner Story sieht es also nicht gut aus.«

»Einen besseren Mann als den konntet Ihr wohl nicht finden, Duke?« Larrys Ton wurde höhnisch.

»Ausgerechnet einen von Jesse Owens Leuten! Da konnte man sich schon vorher ausrechnen, dass die nichts finden würden.«

Der Sheriff schaute seinen Gefangenen ernst an. Ein Zug von Traurigkeit lag auf seinem zerfurchten Gesicht.

»Du machst es mir verdammt schwer, Larry!«, murmelte er heiser.

»George Haller, dein bester Freund, war ebenfalls dabei und hat mitgesucht, bis es dunkel wurde.«

Eine Weile herrschte ein beängstigendes Schweigen zwischen ihnen.

Larry überlegte, ob er noch eine Frage stellen sollte. Seit drei Tagen quälte ihn der Gedanke an Mabel. Während des Lokaltermins hatte er sie nicht gesehen. Nur George war dagewesen und hatte ihm ermunternd zugenickt. Er war überzeugt, dass der Freund nichts auf Indizien gab und ihm auch in der aussichtslosesten Lage die Treue hielt.

Und Mabel? Konnte er so sicher sein, dass auch das Mädchen weiter zu ihm stand, wie er vorhin behauptet hatte?

Er musste es einfach wagen! Duke wusste schließlich, wie sehr er Mabel liebte.

»Ich hätte noch eine Frage, Sheriff!«, würgte er unvermittelt hervor. »Eine einzige Frage; ich würde es Ihnen nie vergessen, wenn Sie mir diese Frage offen beantworten würden.«

Dukes Brauen hoben sich. Er ahnte, was Larry jetzt fragen würde. Wo wohl jeder andere Mann nur noch an eine Verbesserung seiner verzweifelten Lage gedacht hätte, da bewegte diesen jungen Kerl nur eins: hatte ihn seine Braut verlassen, oder glaubte sie noch an ihn?

»Frage!«, knurrte er kühl.

»Wie hat ... Mabel ... wie hat sie es aufgenommen?«

Er hatte also recht gehabt. Duke schüttelte den Kopf. Es gab nur noch wenig starke Herzen in dieser Zeit. Der Junge war wie sein Vater, und Larrys Mutter hatte schon gewusst, weshalb sie Norman Box genommen hatte.

In diesem Augenblick überkamen den alten Sheriff zum ersten Mal Zweifel, ob Larry schuldig war.

Dessen Augen hingen wie gebannt an Dukes Lippen.

»Mabel glaubt an dich – wenn es das ist, was du hören wolltest, Boy!«, murmelte Conny Duke kurz.

»Hat sie Ihnen das selbst gesagt?«

»Du wolltest eine Frage stellen – und ich habe sie beantwortet! Nun Schluss mit diesem Thema!« Er blickte angestrengt in eine Ecke.

»Sie erzählt es auch überall.«

»Gott sei Dank!«, flüsterte Larry fast unhörbar.

Der Sheriff hüstelte leicht. Er hatte das Aufatmen und auch die wenigen Worte doch verstanden.

Wieder schwiegen beide.

Larry war glücklich, denn nun war ihm alles andere gleichgültig. Sie stand auf seiner Seite, sie wusste, dass er es nicht getan; sie kannte ihn. Sie und George würden alles daransetzen, ihn zu entlasten und den wahren Mörder zu finden.

William Cook ritt gerade am Amtsgebäude vorbei, als Duke auf die Treppe trat und die Tür hinter sich zuwarf.

»Oha!« Der Rancher zügelte sein Pferd und starrte den Sheriff verblüfft an. »Sind ja ganz nett in Fahrt, Oldtimer. Was ist denn nun wieder passiert, und wie geht es dem Gefangenen?«

Duke kam langsam die Stufen herab.

»Hallo, Will! Nett, dass Sie nach ihm fragen. Gibt nicht mehr viele, denen sein Wohl am Herzen liegt.«

Cook runzelte die Stirn.

»Das sind die Narren, die hier scharenweise herumlaufen, Conny«, meinte er verächtlich. »Ich glaube nicht daran, dass Larry mit der Sache etwas zu tun hat. Er ist mehr durch Zufall hineingeschliddert!«

Der Sheriff stand jetzt neben dem Rappen des Ranchers, strich fahrig über dessen glattes Fell.

»Was Sie glauben oder nicht, ist nicht maßgebend, Will. Die Tatumstände sprechen nun einmal gegen ihn. Ich persönlich ... ach was, er muss es getan haben! Und wenn er auch sonst ein anständiger Kerl war, einmal kann sich jeder vergessen. Und bei den beiden war es eben so weit, dass der eine beim Anblick des anderen in Wut geriet.«

Cook lächelte dünn.

»Das war nicht nur bei denen so, Conny. Auch wenn ich den alten Owens sah, platzte mir jedes Mal der Kragen. Ich kann nicht sagen, dass ich ihm gerade nachtrauere.«

»Das ist wohl auch der Grund für Ihre Sympathie für den Boy.« Duke nickte.

»Er hat Ihnen die Arbeit abgenommen und Ihren stärksten Widersacher aus der Welt geschafft.«

Der Rancher schüttelte den Kopf.

»Den stärksten nicht, Sheriff – den größten vielleicht. Übrigens sind Sie im Irrtum. Ich hätte Owens gar nicht erst herausgefordert, ihn auch nicht in den Rücken geschossen. Lass mich nämlich auf solche Sachen nur ein, wenn der Gegner gleichwertig ist. Und das war Owens nicht. Trotzdem – jetzt atmen viele erleichtert auf.«

»Das habe ich heute schon einmal gehört«, murmelte der Alte und fuhr sich über das weiße Haar. Und plötzlich sah er fest in das Gesicht des Ranchers.

»Übrigens, Cook, ich frage bloß pro forma: wo waren Sie eigentlich an diesem vertrackten Vormittag?«

Einen Herzschlag lang wusste der Rancher nicht, was der andere meinte. Dann aber grinste er.

»Wenn Sie mein Alibi wollen, Conny – ich habe keins! Jedenfalls war ich im Gelände, als Owens erschossen wurde. Nach Ihren Angaben soll die Tat ja ungefähr gegen zehn Uhr dreißig geschehen sein! Um diese Zeit war ich noch auf den Weiden. Später ritt ich in die Stadt und ging in Fekkys Kneipe. Warum fragt Ihr eigentlich so dumm? Braucht Ihr vielleicht noch einen Täter?«

»Unsinn!« Duke rieb grimmig seine knochigen Fäuste aneinander. »Hol Sie der Satan, Cook!«

Der Rancher lachte spöttisch auf.

»Mir soll es gleich sein – oder hat es noch etwas Zeit? Übrigens, gegen Ärger und Migräne hat Fekky einen ausgezeichneten Gin! Drei Gläser – und man fühlt sich wieder wie ein Zwanzigjähriger.«

Dicky Clever, der Wirt der Konkurrenz, war an diesem Tag nicht gut gelaunt. Trübselig starrte er auf die blanken Platten der Tische, die vereinsamt im Raum standen. Um diese Tageszeit war nichts zu verdienen. Die Puncher waren draußen, und die Einwohner von Greenvillage gingen...

Erscheint lt. Verlag 18.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7517-6752-5 / 3751767525
ISBN-13 978-3-7517-6752-1 / 9783751767521
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