Ein Mord zu viel -  Hans Bischoff

Ein Mord zu viel (eBook)

Camillo Mancini. Der Exbulle und sein persönlichster Fall. Toskanakrimi
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2024 | 1. Auflage
372 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-20705-0 (ISBN)
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Die Tote vor der Tür seines kleinen Hauses in der Toskana lässt Camillo Mancinis Albträume wegen der Zweifel an seinen Ermittlungen im Fall des Hortensienmörders Franco Russo abrupt real werden. Ist Russo, der einst mächtige Boss der Oppositionspartei, doch unschuldig? Habe ich eine Karriere und das Leben einer jungen Familie zerstört? Das fragt sich der ehemalige Vicequestore der Polizia di Stato in Rom, seitdem er nach dem Urteil vor einem Jahr den Dienst quittierte. Warum nun dieser Mord an der jungen Frau? Genau wie damals hält sie eine Hortensienblüte in der Hand. Ein Trittbrettfahrer? Auftragskiller? Oder der Worst Case und Russo ist doch unschuldig? Camillo Mancini findet lange keine Antworten, bis ein Anschlag auf ihn verübt wird und der Exbulle in ihm wieder zu alter Form aufläuft. Er bricht wieder zu seinen von früher bekannten Alleingängen ohne Regeln auf. Auch gegen seine ehemaligen Kollegen. »Das ist einfach ein Mord zu viel. Ich muss das tun!« Er taucht dabei rücksichtslos in einen Sumpf aus Macht, Geld und menschlichen Abgründen ein.

Hans Bischoff wurde im Mai 1949 in Stuttgart geboren, wo er auch aufwuchs. Nach einem Werbestudium arbeitete er rund 40 Jahre lang erfolgreich in der Werbung: 8 Jahre in leitender Position in der Industrie, 2 Jahre als Agenturgeschäftsführer in Stuttgart, dann führte er 27 Jahre lang von 1987 bis 2014 seine eigene Werbeagentur in Pfullendorf mit international vertretenen Kunden. Nach dem Ausscheiden aus dem operativen Geschäft begann Hans Bischoff 2015 seinen ersten Kriminalroman zu schreiben, den ersten Band einer Serie um seinen Protagonisten Peter Förster. Seine drei klassischen Kriminalromane, ein Bodenseekrimi sowie der Politthriller »Der Jemen Deal« sind im Selbstverlag veröffentlicht. Das neu aufgelegte, überarbeitete Werk »Im Bann der Rache« erschien im Dezember 2021. Dabei bezieht er sich auf die oft undurchschaubaren Aktivitäten der Finanzbranche und mannigfaltiger Steuerschlupflöcher. Präzise Recherche, das Entdecken interessanter Schauplätze und eine ungekünstelte klare Sprache zeichnen Hans Bischoff aus. Der Autor greift gerne Themen aus dem aktuellen Zeitgeschehen auf. Beim jetzt neu aufgelegten, überarbeiteten Politthriller »Der Jemen Deal« führten die politische Situation und der langjährige Krieg im Jemen zur Romanidee. Der Autor verbindet gerne reine Fiktion und reale Begebenheiten. Neben dem Schreiben von Kriminalromanen ist er als Fotograf und Videofilmer unterwegs. Bleibt dann noch Zeit übrig, beschäftigt er sich mit Grafik und Malerei und frönt der italienischen Küche. Er lebt mit seiner Frau in Überlingen am Bodensee. www.hans-bischoff.de mail@hans-bischoff.de

Dienstag, 10. Juli 2018

01 Die Tote vor der Tür

Die junge Frau blickte ihn aus ungläubig aufgerissenen Augen an. An diesem jetzt schon brütend heißen Julimorgen schien ihr die Sonne direkt ins Gesicht. Camillo Mancini gefror das Blut in den Adern. Er hielt sich mit der linken Hand krampfhaft am Rahmen der Haustür fest und starrte die Tote auf den Stufen der Eingangstreppe an.

Sie lag dort nicht wie zufällig gestürzt. Nein, sie war auf den schmalen, ausgetretenen Stufen sorgfältig aufgebahrt worden, das geblümte kurze Sommerkleid ordentlich drapiert. Lediglich einer der beiden roten Highheels war vom Fuß gerutscht. Die Szenerie wirkte surreal friedlich. Man konnte meinen, die Frau genieße die Morgensonne. Die bunten Sommerblumen auf dem Kleid wetteiferten mit etwas anderem, das Camillos Blick magisch anzog. Eine hellblaue, leicht welke Hortensienblüte in der linken Hand der jungen Frau ließ sein Gehirn Achterbahn fahren.

Der Hortensienmörder. Er ist zurück.

Ist Russo doch unschuldig? Oder ist es ein Nachahmer? Gilt die Tote mir? Tausend Gedanken prasselten gleichzeitig auf ihn ein.

»Mein Gott! Das gilt mir.«

Camillo seufzte zitternd und versuchte, Ordnung in sein Denken zu bringen, um wieder rational handeln zu können. Einen Puls musste er nicht mehr ertasten, die Frau war tot. Er kniff die Augen gegen die blendende Sonne zusammen und betrachtete die Tote näher. Blonde lange Haare, ein hübsches, etwas kindlich wirkendes Gesicht, volle Lippen, schlank. Sie wies am Hals zwei nebeneinanderliegende Strangulationsfurchen auf. Aus seiner Erfahrung heraus war sie erdrosselt worden. Mit einem ganz eng zusammengedrehten Schal oder eher einem Seil. Die nähere Beurteilung überließ Mancini schon immer dem Gerichtsmediziner.

Was soll mir diese Frau sagen, fragte er sich wieder. Du hast den Falschen in den Knast gebracht? Oder ich zeige dir, dass ich es auch kann? Also vielleicht irgendein neuer Psychopath, der sich, warum auch immer, mit mir anlegen will.

Bin ich schuld an ihrem Tod?

Camillo atmete mehrfach tief ein und aus, um sich zu beruhigen, dann holte er sein Handy aus dem Haus und rief die Carabinieri an.

Diva hatte ihn mit kräftigem Bellen geweckt, was ungewöhnlich war. Normalerweise bequemte sie sich erst zur Frühstückszeit, aus ihrem Hundekorb aufzustehen. Jetzt meldete sie sich maulend aus der Küche, in die er sie eingesperrt hatte, bevor sie die Tote beschnuppern konnte.

Er setzte sich auf eine niedrige Natursteinmauer neben dem Hauseingang und überlegte, ob er sofort seinen früheren Chef bei der Polizia di Stato anrufen sollte, entschied sich aber dagegen. Die Leute hier sollten zuerst mal den Fall aufnehmen und er wollte noch eine Weile in Ruhe nachdenken.

Er fühlte sich nicht gut in letzter Zeit. Neben den Zweifeln machte ihm sein hoher Blutdruck zu schaffen, den er laut seinem Hausarzt mit Tabletten bekämpfen und immer wieder messen sollte. Vor allem jetzt bei der Hitze. Was er natürlich nicht tat. Dazu das dauernde Theater mit dem Bürgermeister und der Bauverwaltung, das ihm immer mehr zusetzte. Seit er angefangen hatte, das uralte Rustico zu sanieren und auszubauen, gab es ständig Probleme vonseiten des Rathauses. Mal brauchte er plötzlich zusätzliche Genehmigungen, dann wurden die Anschlüsse an Wasser, Abwasser und Strom verzögert. Man wollte ihn hier nicht, war sein Eindruck. Deshalb warf man ihm Knüppel zwischen die Beine. Und seit dem Urteil gegen Franco Russo wurde dessen enger Parteifreund und Bürgermeister von Arcidosso, Ricardo Pellegrini, zu Mancinis erbittertem Gegner.

Das Stadtoberhaupt stellte trotz der vorhandenen Genehmigung den Status des Hauses als Dauerwohnsitz infrage, forderte den Rückbau zweier kleiner, bereits vom Vorbesitzer erstellter Anbauten und versuchte, den Bau einer Gartensauna am unteren Ende des Grundstücks zu unterbinden. Dafür gab es einen Termin Anfang August im Consiglio Comunale, dem Gemeinderat, an dem Mancini Stellung nehmen sollte. Camillo rechnete damit, dass sein Baugesuch abgelehnt werden würde. Er fühlte sich einfach zunehmend genervt und bei seinem letzten Telefonat mit Bruno Giordano, dem alten Freund im Piemont, äußerte er zum ersten Mal Rückzugspläne. »Weißt du, ich habe so die Schnauze voll mit diesen Idioten hier. Ich glaube, ich gebe auf und ziehe wieder zurück nach Rom! Oder zu dir. Es scheint so, als wäre ich nicht für das Leben auf dem Lande geschaffen.« Giordano hatte ihn heftig aufgefordert, das Ganze durchzuziehen. »Sei keine Memme, und behaupte dich endlich! Du passt in dieses wunderschöne kleine Haus! Du hast mit Mördern gekämpft, also wirst du auch einen geltungssüchtigen Bürgermeister zur Strecke bringen! Hau drauf!«

Mancini war sich nicht mehr sicher, ob Bruno tatsächlich recht hatte. Aber vielleicht sollte er es doch darauf ankommen lassen und nicht nachgeben.

Die näher kommende Sirene des Streifenwagens bremste seine Gedanken aus und er erhob sich von seinem Mauersitzplatz. In diesem Moment traf die Truppe der Carabinieri ein. Drei Mann und eine Frau.

Einer der vier hielt am Einfahrtstor die Stellung. Wahrscheinlich, dass ich nicht abhauen kann, ich könnte ja der Mörder sein, dachte Camillo. Er wunderte sich selbst, warum er schon negativ gegen die Beamten eingestellt war, obwohl noch keiner von ihnen irgendetwas gesagt, geschweige denn getan hatte. Die gegenseitige herzliche Abneigung zwischen der Staatspolizei und den Carabinieri als Teilstreitkraft des Verteidigungsministeriums bestand noch aus seiner aktiven Zeit bei der Kripo.

»Buongiorno, Signor Mancini. Camillo Mancini? Sie haben angerufen.«

»Stimmt. Gleich als ich sie gefunden habe.« Camillo deutete auf die Tote.

»Wann haben Sie sie gefunden?«, wollte der Älteste der vier Beamten wissen. »Adriano Bianchi, Capitano«, stellte er sich vor.

»Ich habe Sie vor fünfzehn Minuten angerufen und fünf Minuten davor die Leiche gefunden, also vor zwanzig Minuten.«

Bianchi schaute ihn kritisch an. »Warum liegt sie vor Ihrer Tür?« Erst dann bemerkte er die Hortensie und erfasste deren Bedeutung. Er starrte mit aufgerissenen Augen Mancini an. »Was …?«

»Tja, das frage ich mich auch, Capitano. Und genau das müssen wir ermitteln. Warum die Hortensie? Warum hier? Warum jetzt? Im Moment weiß ich es noch nicht.«

Der Carabiniere schüttelte den Kopf. Ein nervöses Grinsen huschte über sein Gesicht. »Wir!«

»Was meinen Sie?«

»Nicht Sie, sondern wir ermitteln, meine ich damit. Das ist unser Fall! Und dass das klar ist, Sie sind maximal ein Zeuge, sollten sich nicht andere Ermittlungsergebnisse zeigen.« Bianchi wandte sich an die junge Beamtin, die neben ihm stand. »Tenente, Sie klären die Fakten des Herrn hier und die äußeren Umstände. Und bestellen Sie die Kriminaltechnik. Ich bin mal im Wagen um die notwendigen Maßnahmen anzuordnen.« Als er sich in Bewegung setzte, drehte er sich noch einmal um. »Damit ist ja wohl bewiesen, dass Franco Russo zu Unrecht verurteilt wurde, Signor Mancini!«

Camillo reagierte ruhig. »Vielleicht etwas voreilig, Capitano!«

Wir beide mögen uns nicht, dachte er. Er hielt den Polizeichef für einen Wichtigtuer und schaute erwartungsvoll auf die Beamtin. Schlank, schwarze Haare streng zusammengebunden. Sie hatte eine lustige Zahnlücke, genau in der Mitte der oberen Zahnreihe. Macht sie sympathisch, dachte er.

»Tenente Francesca Barbieri«, stellte sie sich vor. »Gibt es einen ruhigen Platz, an dem wir ungestört reden können?«

»Sicher, auf der Terrasse. Kommen Sie. Den armen Kollegen lassen Sie hier stehen? Wird heiß in der Uniform.« Er deutete auf den bei der Leiche Wache schiebenden Beamten.

Barbieri winkte ab. »Guido ist Hitze gewohnt.«

Kollegial ist anders, dachte Mancini und ging voraus. »Tenente, ich habe einen Hund, der in der Küche wartet. Haben Sie ein Problem damit?« Barbieri schüttelte den Kopf und folgte ihm.

»Schön haben Sie es hier«, meinte sie, während sie den Wohnraum durchquerten.

»Danke, trotz der Knüppel, die mir die Stadtverwaltung stets zwischen die Beine wirft«, sagte Camillo. »Aber lassen wir das. Etwas zu trinken?«

Barbieri schüttelte den Kopf. »Oder vielleicht doch, ein Wasser.«

Mancini öffnete die Küchentür, hinter der Diva schwanzwedelnd wartete und den Befehl »Diva, Platz!« wie üblich ignorierte.

»Du bist ja ein schöner Hund«, meinte Barbieri. »Da passt der Name.« Sie bückte sich, um den Basset zu streicheln, was Diva sehr zu gefallen schien während sie die Carabiniere neugierig beschnupperte.

»Wie alt ist sie?«, wollte die Polizistin wissen.

»Sechs, aber ich habe sie erst seit einem Jahr. Sie gehörte einer Frau, die ich ins Gefängnis brachte.«

Barbiere starrte ihn ungläubig an. »Und dafür kriegen Sie ihren Hund?«

Camillo musste lachen. »Nein, ja, eigentlich schon. Ich habe ihr viele Jahre Haft erspart, da ich nachweisen konnte, dass sie ihren Ehemann nicht geplant ermordet, sondern im Affekt aufgrund häuslicher Gewalt tötete.« Dabei füllte er zwei Gläser direkt aus dem Wasserhahn in der Küche und stellte sie auf ein kleines Tablett, das er vorsichtig auf einer Hand balancierte. Auf der Terrasse mit herrlicher Aussicht auf den Monte Amiata setzten sich die beiden in den Schatten des Nussbaumes, den Camillo vor zwölf Jahren gepflanzt hatte, als er begann, das Haus bewohnbar zu machen. Diva wich keinen Zentimeter von ihrer neuen Freundin ab.

Er wartete ab und schaute seine Gesprächspartnerin an. »Ein natürlicher Schatten ist doch immer am...

Erscheint lt. Verlag 14.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-384-20705-X / 338420705X
ISBN-13 978-3-384-20705-0 / 9783384207050
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