Altersblut -  Claudia Tülp

Altersblut (eBook)

Krimi
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
212 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-18976-9 (ISBN)
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Auf einem Spielplatz wird in der Nacht ein Junge tot aufgefunden. Das Opfer zeigt deutliche Spuren von Misshandlungen auf. Die Kriminalkommissare Anke Fleur und Hans Eckhard ermitteln in dem familiären Umfeld des Opfers, was sich schnell als komplexes Geflecht aus Problemen herausstellt. In welcher Beziehung steht der Betreuer vom Jugendamt? Ein Schuss in der Innenstadt wirkt wie eine Art Hinrichtung. Die Ermittler kämpfen sich durch ein Gerüst aus Lügen und Intrigen. Der Fall führt sie ins Milieu und in die dunkle Welt des Darknet. Die beiden Kommissare stehen vor einer Aufgabe, die sie tief in die Abgründe menschlicher Psyche führt. Jede Spur, die sie verfolgen, verläuft im Nichts. Ein neues Gewaltverbrechen bringt sie an den Rand der Verzweiflung. Schaffen Fleur und Eckard, die Wahrheit ans Licht zu bringen, bevor weitere Morde geschehen?

Happy wife happy life - sagt mein Mann immer und auf welches Paar trifft das nicht zu. Ich bin Claudia Tülp, verheiratet und 1969 in Bremen geboren, als drittes Kind einer Schifffahrtsfamilie. Jeder Autor sagt über sich, geschrieben habe ich schon immer und das trifft nun auch auf mich zu. Meine Jugend wurde begleitet von Prosa und Kurzgeschichten. Später als Mutter und berufstätige Frau fehlte mir dann leider die Ruhe für meine Kreativität. Bis wir vor vier Jahren eine Entscheidung getroffen haben. Wir haben uns zwei Standorte gesucht und sind dabei in Namibia gelandet. Diese freie Zeit habe ich genutzt und mein erstes Buch geschrieben: 'Biltong zum Frühstück'. Das erste Buch war eine Erfahrung für mich und das zweite Buch: 'Einfach nur vergessen', ein Abenteuer. Das Schreiben lässt mich nicht wieder los und ich wagte mich an einen Krimi. Klingt einfach, ist es aber nicht. Ich habe mich darauf eingelassen und so entstand Hotelblut, Schlüsselblut und jetzt Altersblut. Egal in welchem Genre wir uns begegnen, mich wird man halt nicht wieder los. 

Mühsamer Weg


„Ich habe Hunger“, sagt Anke und setzt sich wieder ins Auto.

„Gab es kein Frühstück?“

„Nein, aber so langsam knurrt der Magen.“

„Wir fahren eben zu dieser Lehrerin und anschließend holen wir uns etwas zu essen.“ Anke schnauft hörbar.

„Um diese Zeit ist generell Pause in den Schulen“, ergänzt Alicia.

„Die Schule ist hier um die Ecke. Perfektes Timing“, meint Hans. „Wo bist du zur Schule gegangen Alicia?“

„Nicht hier in Bremen. Mein Vater hat mich auf ein Internat geschickt.“

„Oha, ein Internat. Das ist nicht günstig“, meint Anke dazu.

„Nee, nicht so ein teures. Es gibt ein Internat im Harz. Das ist bezahlbar.“

„Was macht dein Vater beruflich?“

„Er ist Bürgermeister in einer kleinen Gemeinde und nur am Wochenende zu Hause.“

„Das ist aber schade. Warum wohnt ihr nicht zusammen dort?“

„Nee, meine Mutter ist eine waschechte Bremerin und die bekommt man hier nicht weg“, lacht sie. „Wir haben uns daran gewöhnt.“

„Es ist erfreulich zu sehen, dass eine Familie auch auf Distanz zusammenhält.“

Sie fahren bei der Schule vor. Die Schulkinder rennen lautstark über den Schulhof. Zwei Lehrer stehen an der Mauer und schauen sich das Spektakel an. Sie betreten das Gelände und wandern direkt auf sie zu. Misstrauisch beäugen die Lehrer die drei.

„Kriminalpolizei. Wir suchen Frau Messel“, ruft Hans durch die Geräuschkulisse. Er zeigt seinen Ausweis vor. „Sie ist im Lehrerzimmer. Ich bringe sie hin.“ Der Größere von beiden läuft los. Sie betreten das Gebäude und Erinnerungen ploppen auf. Der Geruch, das Geschrei und Bohnerwachs lässt Anke in ihre eigene Schulzeit eintauchen. Sie erinnert sich an ihre Englischlehrerin, die mit dem Hin- und Herschwingen des Schlüsselbundes für Ruhe gesorgt hat. Wie unkompliziert das Leben war. Man kam nach Hause und das Essen stand auf dem Tisch. Nachmittags hing man mit seinen Freunden ab und abends las man unter der Bettdecke heimlich ein Buch im Schein der Taschenlampe. Leider haben nicht alle Kinder diese Sicherheit innerhalb einer Familie. „Warten Sie bitte hier. Ich hole meine Kollegin“, und er verschwindet in dem Zimmer vor ihnen. Schweigend warten sie artig vor der Tür. Es klingelt und die Kinder kommen babbelnd zurück ins Gebäude. Der eine rennt, der andere schlurft. Die Mädchen schnattern aufgeregt hinter vorgehaltener Hand. Die Tür öffnet sich und Frau Messel tritt heraus. Sofort wird es leise in ihrem Umfeld. Eine Frau Mitte 50 in einem schwarzen Hosenanzug mit passender grüner Bluse stellt sich vor.

„Frau Messel wir haben zu Julian Kovacz ein paar Fragen.“, erklärt Hans.

„Über Julian? Hat er etwas verbrochen? Er war zwei Tage nicht mehr in der Schule. Ich habe versucht, seine Eltern anzurufen, aber dort ist keiner ans Telefon gegangen. Seine Schwester hatte ich heute auf den Zettel.“ Der Flur leert sich langsam und es wird still.

„Leider haben wir den Julian auf dem Spielplatz tot aufgefunden.“ Ihr Gesichtsausdruck verändert sich. „Sie haben was? Haben es seine Eltern geschafft, ihn umzubringen?“

„Entschuldigen Sie, aber was meinen Sie, mit den Eltern, dass sie es geschafft haben?“

„Ich war beim Jugendamt wegen Julian. Er wurde ersichtlich dünner. Hin und wieder hatte er Verletzungen am Körper. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, aber er ist mir ausgewichen. Jeder hat mitbekommen, dass da etwas nicht stimmt. Ich habe mich mit seiner Schwester unterhalten. Sie kam regelmäßig zum Schulhof und hat nach ihm gesehen.“

„Ja, das hat uns Tatjana erzählt. Hat er nie etwas gesagt oder sich merkwürdig verhalten?“

„Nein, er hat hier keine Freunde. Der eine oder andere redet mal mit ihm, aber Julian ist ein absoluter Einzelgänger und in sich gekehrt. Seine Eltern sind zu keinem Elternabend gekommen und auf Klassenfahrten war Julian nicht dabei.“

„Warum sind Sie zum Jugendamt gegangen?“

„Er wurde so dünn und sagte mir, dass er etwas mit dem Magen hat. Das habe ich ihm nicht abgekauft. Er hatte ständig Probleme mit seinem Körper. Seine Schwester war hier und die beiden stritten auf dem Schulhof. Ich hörte Wörter wie Frühstück und Essen. Da war mir einiges klar.“

„Wussten Sie, dass er ein gebrochenes Handgelenk hatte?“

„Ach diese Geschichte. Sein Handgelenk hatte eine merkwürdige Form. Es sah für mich eher aus, wie selbst bandagiert. Ich bot ihm an, mit zum Arzt zu fahren, aber er lehnte es ab. Seine Eltern sind Alkoholiker und ich hatte so meine Bedenken. Ich habe seine Schwester darüber informiert, dass ich das Jugendamt einschalte, und sie hat mich bekräftigt. Ich habe eine Anzeige wegen Kindeswohlgefährdung aufgegeben. Leider hat das Jugendamt nicht reagiert und jetzt sehen wir, was davon resultiert!“

„Na ja, so ganz stimmt das nicht. Der Krisendienst hat die Familie aufgesucht und sie haben eine Vereinbarung abgeschlossen.“ Erstaunt sieht Anke Hans an und fragt sich, warum er jetzt das Amt in Schutz nimmt.

„Davon hatte ich keine Ahnung, aber es hat deutlich erkennbar nichts gebracht. Woran ist er gestorben?“

„Er wurde vergiftet.“

„WAS! Ich bin sprachlos. Der arme Kerl. Wer war das? Seine Eltern?“

„Das versuchen wir herauszufinden. Hatte Julian hier auf dem Schulhof mal Besuch von jemand anderem als seine Schwester?“

„Nicht dass ich wüsste. Ich frage die Kollegen, wir wechseln uns mit der Pausenaufsicht ab.“

„Das wäre sehr freundlich. Wir sind über jede kleine Information dankbar.“ Hans gibt ihr seine Karte.

„Ja, das werde ich! Bitte finden Sie dieses Schwein!“

Anke sieht die Frau an. Eben noch die korrekte Lehrerin und jetzt vergisst sie alle Manieren. Sie verabschieden sich und verlassen das Gelände.

„Schwein hat sie gesagt. Lehrer sind auch nur Menschen“, freut Anke sich. „Ich habe jetzt Hunger“, ergänzt sie.

Sie fahren los und halten bei der ersten Bäckerei, die ihren Weg kreuzt und Anke holt für jeden ein Brötchen raus.

Einsames Wettrennen


Tatjana sitzt in der Straßenbahn auf dem Weg zurück ins Viertel. Ihre eigenen Vorwürfe, machen ihr zu schaffen. In ihrem Kopf überschlagen sich die Gedanken: „Warum hat sie Juli nicht zu sich geholt. Sie hätten es zusammen schaffen können. Wieso ist das passiert.“ Sie sieht aus dem Fenster. Hier ist er nachts alleine langgelaufen. Wo war er? Sie beschließt, sich bei ihrer Kundschaft umzuhören und wird die Kolleginnen darauf ansetzen. Sie bekommen für gewöhnlich alles heraus. Die Männer sind redselig, wenn es um Lust geht. Der Kalle kommt regelmäßig und sie weiß, er steht auf junge Mädchen. Vielleicht hat er etwas gehört. Er wohnt in der Gegend vom Brommyplatz und verkehrt ständig in der Gaststätte. Ja, genau, sie nimmt sich fest vor, ihn auszuhorchen.

 

„Hast du eine Ahnung, wo Kalle arbeitet?“, fragt Anke und beißt von ihrem Brötchen belegt mir Ei ab. „Nein, hast du auch keine Ahnung?“ Sie schüttelt den Kopf. „Ich aber“, kommt es von der Rücksitzbank. Anke schmunzelt. Die Stimme des Duali. Wie Gunnar Schleif. „Oh, wie kommts?“

„Jan und ich haben den Kalle mal durchleuchtet. Warte, ich habe das hier auf meinem Block stehen.“ Alicia kramt in ihrer viel zu großen Handtasche und holt einen Notizblock heraus. „Karl-Heinz Zwecker ist 62 Jahre alt und geschieden. Hat zwei erwachsene Kinder. Er arbeitet in Walle in der Mühle.“

„Vorbildlich“, lobt Hans. „Ihr wart unterwegs und Jan hat mir so einiges gezeigt. Das war hochinteressant, welche Möglichkeiten wir haben.“

„Gunnar Schleif hatte einen elektronischen Notizblock dabei. Ich habe angenommen, damit arbeitet ihr jetzt alle?“, fragt Anke mit einem Blick auf Papier und Stift.

„Nein, ich bin kein Freund davon. Ich habe mal eine wichtige Datei verloren, seitdem schreibe ich wieder alles auf.“

„Auf zur Mühle.“ Hans dreht den Autoschlüssel um und dabei klingelt sein Handy. Er macht das Auto wieder aus und sieht auf sein Display. „Leibold“, sagt er zu Anke und nimmt ab. „Hmm, ja.“..... „Natürlich“...... „Wir arbeiten daran. Wir fahren jetzt zu Kalle.“..... „Wir tun unser Bestes“.... „Tschüss.“ Anke sieht ihn an. „Pressekonferenz ist vorüber. Er meint, er hat sich gut geschlagen, aber er erwartet Ergebnisse.“

„Das erwarten wir alle. Ich bin auch nicht glücklich damit, dass wir sinnlos umherfahren und nichts finden und zu gar keinem eine Verbindung aufdecken.“ Hans lässt das Auto erneut an. „Ach Anke, mach mal das Ei von deiner Jacke weg“, und parkt aus.

 

Sie fahren Richtung Überseestadt und an der Waller Welle entlang. „Im Frühjahr blühen hier am Deich die Blumen, wie eine Welle“, erklärt Hans den beiden. „Schulklassen pflanzen die Zwiebeln und wir werden belohnt mit einer blühenden Landschaft. Meine Tochter war mal daran beteiligt.“ „Kling nett, aber leider ist noch nichts zu sehen“ und Alica sieht suchend aus dem Fenster. „Nein, das braucht ein paar Sonnenstrahlen und den Frühling.“ An der Straße entlang sind noch einige Bars vertreten. Die Mühle ist zu sehen. Sie verlassen die Nordstraße und fahren ins Hafengebiet. „Heute kann ich euch mit hier hereinnehmen, aber vor Jahren war das der Straßenstrich.“ Anke sieht ihn an. „Davon hatte ich keine Ahnung, obwohl ich hier schon einmal in der Überseestadt zum Essen war.“

„Man nannte den Bezirk Holzhafen und die Mädchen waren hier auf dem Straßenstrich. Die Gegend erkennt man noch an den leerstehenden Bars. In der Mühle gab es Ende der 70er eine Mehlstaubexplosion. Ich weiß noch, dass mein...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-384-18976-0 / 3384189760
ISBN-13 978-3-384-18976-9 / 9783384189769
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