John Milton: Das Paradies verloren -

John Milton: Das Paradies verloren (eBook)

Paradise Lost

Rau Peter (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
336 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-4489-0 (ISBN)
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Miltons "Paradise Lost" (1667) ist eines der großen Weltgedichte, ein Epos über den Sturz der abtrünnigen Engel in die Hölle, über deren Rache durch Verführung des ersten Menschenpaares, Adam und Eva, im neu geschaffenen Paradies und und über die Verbannung aus dem Paradies. Eingeschlossen sind alttestamentarische Geschichte, Sagen des antiken Mythos und Vorstellungen der Geographie und Kosmographie der Zeit Miltons. Die Übersetzung sucht, mehr als manche Vorgänger, die hohe und schwierige Sprache Miltons möglichst authentisch wiederzugeben.

BUCH I


Wie erstmals sündigte der Mensch und aß

Von des verbotnen Baums fataler Frucht,

Die brachte Tod der Welt, all unser Leid,

Mit Bann aus Eden, bis ein größrer Mensch

Uns heilte und neu gewann den sel’gen Sitz, 5

Sing, Himmels Muse, die auf stiller Höh

Des Horeb oder Sinai den Hirten du

Zuerst beseeltest, das erwählte Volk

Zu lehren, wie am Anfang Himmel und Erd

Vom Chaos schieden. Oder falls der Berg 10

Zion dich mehr freut und Siloahs Bach,

Der nah beim Tempel Gottes floss, ruf ich

Von dort um Hilf’ dich für mein kühnes Lied,

Das in nicht mäß’gem Flug sich höher als

Der Helikon will heben; denn Dinge hat 15

Es vor, noch nie gewagt in Prosa und Vers.

Und sonders du, Geist, der vor allen Tempeln

Du vorziehst das gerade, reine Herz,

Belehr mich, denn du weißt; du warst seit je,

Und, mächt’ge Fittiche gebreitet, gleich 20

Der Taube saßt du brütend auf der Tiefe

Und zeugtest Frucht: was dunkel ist in mir,

Erleuchte, und heb und halte, was niedrig ist,

Dass ich der Höhe wert des großen Stoffs

Die ew’ge Vorsehung bezeugen mag 25

Und Gottes Wege zu den Menschen künd.

Sag – denn nichts birgt der Himmel deinem Blick

Und nicht der Hölle Tiefe – sag zuerst den Grund,

Der unsre Ureltern in jenem Glück,

So hoch in Himmels Gunst, sich wenden ließ 30

Von ihrem Schöpfer und verschmähn sein Wort

Um ein Verbot, sonst Herren doch der Welt?

Wer stiftete sie an zum falschen Abfall?

Der höll’sche Drache; er war’s, dessen List,

Von Neid und Rachgier aufgewühlt, betrog 35

Der Menschheit Mutter, da Vermessenheit

Vom Himmel ihn gestürzt mit allem Heer

Aufsäss’ger Engel, mit deren Hilfe er,

Sich glorreich hebend über seinen Rang,

Sich schmeichelte, dem Höchsten gleich zu sein, 40

Wenn er ihm trotzte; und voll Ehrgeiz rührt’

Er gegen Gottes Thron und Herrscherreich

Ruchlosen Krieg im Himmel und stolzen Kampf:

Ein eitler Schlag! Kopfüber stieß ihn der

Allmächt’ge flammend von des Äthers Höhen 45

In fürchterlichem Sturz und Brand hinab

In bodenloses Unheil, zu hausen dort

In Ketten von Demant und Feuers Zucht,

Ihn, der gefordert den Allmächtigen.

Neunmal die Zeit, die Tag und Nacht durchmisst 50

Den Sterblichen, lag er samt wilder Schar

Besiegt, sich windend in dem Feuerschlund,

Zuschanden - doch unsterblich; doch sein Fluch

Schont’ nur zu größrer Wut ihn: denn nun quält

Ihn beides, Wissen ums verlorene Glück 55

Und dauernd Schmerz; rings schweift sein Schreckensblick,

Der von gewalt’gem Leiden zeugt und Gram,

Vermischt mit trotzigem Stolz und stetem Hass:

Auf eins - so weit sehn Engel - schaut er da

Die jammervolle Stätte, wüst und wild; 60

Ein schreckliches Gefängnis, ringsum wie

Ein großer, flammender Ofen, doch kein Licht

Von diesen Flammen, sondern Finsternis,

Die sehn lässt, jedoch Blicke nur auf Leid,

Ein Land von Gram, elende Schatten, wo 65

Nie Ruh noch Frieden wohnt, nie Hoffnung kommt,

Die sonst zu allen kommt; nur endlos Qual

Drängt an und eine Feuerflut, genährt

Von Schwefel, immer brennend, nie verzehrt;

So war der Ort vom Ewigen Recht bestellt 70

Für jene Meutrer, hier lag ihr Verlies

In völligem Dunkel, war ihr Los erteilt

So fern von Gott und Himmels Licht, wie von

Der Mitte dreimal bis zum fernsten Pol.

Oh, wie ungleich dem Platz, von dem sie fielen! 75

Dort nimmt er die Genossen seines Falls,

Von Fluten und Feuerstürmen überschwemmt,

Bald wahr, und neben ihm sich wälzend Einen,

An Macht zunächst ihm und zunächst an Schuld,

Hernach bekannt in Palästina einst 80

Als Beelzebub. Zu ihm begann der Erzfeind,

Genannt im Himmel Satan, kühnen Worts

Das fürchterliche Schweigen brechend, so:

“Wenn du es bist - doch wie gestürzt! wie sehr

Verändert, der im seligen Reich des Lichts 85

Du in vollkommner Helle überschienst

Myriaden noch so hell! - bist du’s, den Bund,

Vereintes Sinnen, Planen, gleicher Wunsch

Und Wagnis bei dem ruhmesreichen Werk

Mir einst verband, jetzt elend zugesellt 90

In gleichem Fall: in welchen Schlund du blickst,

Aus welcher Höh gestürzt, so viel zeigt’ E r

Mit seinem Donner stärker sich: wer kannte

Schon dieser grausigen Waffen Kraft? Doch nicht

Um sie, noch was der mächt’ge Sieger sonst 95

Kann tun im Zorn, bereu ich oder beug,

Gebeugt an Glanz nur, meinen festen Sinn

Und stolzen Groll gekränkten Ehrgefühls,

Der mit den Mächtigsten mich zu kämpfen trieb

Und mir zum wilden Kampf zur Seite gab 100

Zahllose Macht bewehrter Geister, die

Sein Regiment verwarfen und für mich

Die höchste Macht bekriegten mit Gegenmacht,

In ungewisser Schlacht im Himmelsfeld,

Und rüttelten seinen Thron. Verlor’ne Schlacht? 105

Verloren nicht alles: der Wille unbesiegt,

Nach Rache Trachten, unsterblicher Hass

Und Mut, der nie sich beugt noch unterwirft,

Und was sonst heißt es, nicht besiegt zu sein?

De n Ruhm soll nie mir seine Wut noch Macht 110

Entwinden. Mich beugen und um Gnade flehn

Auf Knien und vergöttern seine Kraft,

Der vor dem Schrecken dieses Arms noch jüngst

In Furcht war um sein Reich, das wär doch feig,

Das wäre Schmach und Schande, niedriger 115

Als dieser Sturz. Nun kann uns kraft Geschicks

Nicht Götter Kraft und Himmels Stoff vergehn,

Nun durch Erfahrung dieses großen Falls

In Waffen schlechter nicht, an Vorsicht besser,

Da können hoffnungsvoller wir bestehn 120

Gewaltsam oder listig ewigen Krieg,

Nie je versöhnt, mit unserm großen Feind,

Der triumphiert jetzt und im Übermut

Allein die Himmelsherrschaft innehat.”

So sprach der Abgefallene, trotz Schmerz 125

Laut prahlend, doch in tief gedrückter Qual.

Und ihm gab Antwort so sein kühner Gesell.

“O Fürst, Anführer vieler Mächtiger,

Die kampfbereite Seraphim zum Krieg

Dir brachten und mit Schrecknissen ohne Furcht 130

Des Himmels König brachten in Gefahr,

Und prüften seine hohe Obermacht,

Ob Kraft sie trage, ob Zufall, ob Geschick:

Zu gut seh ich, beklag den bittren Fall,

Der uns mit traurigem Sturz und bösem Schlag 135

Den Himmel raubte und dies mächt’ge Heer

In grässlicher Verwüstung niederwarf –

Soweit denn Götter und Geister nur zugrund

Gehn können: denn doch unbesiegbar ist

Der Sinn und Mut, und Kraft kehrt bald zurück, 140

Ist all unser Ruhm auch hin und unser Glück

Verschlungen hier in Trübsal ohne End.

Doch was, wenn er, der Sieger (den ich jetzt

An Kraft allmächtig glaub, da kein Geringrer

Als solcher unsre Macht bezwingen konnt), 145

Uns Mut und Stärke ganz gelassen hat,

Zu leiden stark und tragen unsre Qualen,

Um so ihm grimmige Rache zu befriedigen,

Sei’s bessren Dienst als Knechte ihm zu tun

Kraft Kriegsrecht, was er so im Herzen hier 150

Der Hölle hat im Feuer zu versehn,

Sei’s Boten in der Düsternis zu sein;

Was kann es wert sein, fühlen wir die Kraft

Doch ungeschwächt und ewig unser Sein,

Wenn wir uns ewiger Strafe unterziehn?” 155

Worauf geschwind der Erzfeind Antwort gab.

“Gefallener Cherub, schwach zu sein, ist Schmach

Im Tun und Leiden: aber sei gewiss,

Das Gute tun wird unsre Sache nie,

Nur Böses stets tun unsre einz’ge Lust, 160

Das Gegenteil zu seinem hohen Willen,

Des, dem wir trotzen. Wenn sein Plan denn sucht,

Aus unserm Bösen Gutes zu erzielen,

So müssen wir verkehren diesen Zweck

Und noch aus Gut für Böses Wege erspähn; 165

Was oftmals wohl gelingt und ihn vielleicht

Verdrießen wird und, irr ich nicht, durchkreuzt

Die innersten Pläne vom bestimmten Ziel.

Doch sieh, der zornige Sieger hat zurück

Geholt die Diener seiner Rachejagd 170

Zum Himmelstor: der Schwefelhagel, im Sturm

Nach uns geschossen, hat verweht gelegt

Die glühende Flut, die von den Klippen her

Des Himmels uns...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
ISBN-10 3-7597-4489-3 / 3759744893
ISBN-13 978-3-7597-4489-0 / 9783759744890
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