Die Überführung - Marlenes neuer Auftrag -  Patricia Dietrich

Die Überführung - Marlenes neuer Auftrag (eBook)

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2024 | 1. Auflage
348 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-0907-3 (ISBN)
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Der neue Band um Marlenes zweiten Auftrag. Springt er oder springt er nicht? Diese Situation schwirrt noch immer in Marlenes Kopf herum, als der selbstmordgefährdete Oliver für eine weitere Hiobsbotschaft sorgt. Sein Aufenthaltsort muss geheim bleiben. Der Auftrag Oliver wird rätselhaft. Sonntagmorgen. Ein Mensch ist verschwunden. Die beiden Detektivinnen Eva und Marlene stoßen durch ihre Recherchen auf eine weitere vermisste Person. Sie selbst geraten ungewollt in lebensbedrohliche Situationen. Mittels ihres Scharfsinns und ihrem Charme dringen die beiden Detektivinnen in die Geheimniskrämerei des Verdächtigen Klaus Wiesing ein. Kann Oliver gerettet werden? Stellt Marlene ihre Beziehung zu Holger infrage? Bissig zynisch, aber auch komisch witzig entführt Marlene den Leser ein zweites Mal in die Welt der Detektivarbeit.

Patricia Dietrich wurde 1958 in Schönebeck geboren. Heute lebt sie in einem Dorf unweit ihrer Geburtsstadt. Nach ihrer Berufstätigkeit in der Energiewirtschaft konnte sie endlich ihre Liebe zur Schreiberei ausweiten. Am 27. Januar 2023 wurde ihr Debütroman Der Irrtum oder Marlenes erster Auftrag veröffentlicht. Seither führt sie erfolgreich Lesungen durch. Im neuen Roman Die Überführung Marlenes neuer Auftrag 2. Band wird die Geschichte der Protagonistin Marlene weitererzählt.

Detektivinnentreffen


Samstagmorgen

Springt er oder springt er nicht? Diese Situation schwirrt noch immer in meinem Kopf herum, als Oliver wieder für eine neue Hiobsbotschaft sorgt. Seine Situation ist nicht eindeutig erklärbar und verwirrend. Auf der Fahrt zur Detektei folgen meine Gedanken angstvoll der Idee, die kleine Detektei könnte mit diesem Auftrag an ihre Grenzen gelangen.

Ich habe Oliver auf der Brücke überzeugen können, mich zu begleiten und nicht in die Tiefe zu springen. Inzwischen sind drei Wochen vergangen. Nachdem er sich einige Tage in meiner Wohnung aufhielt, bot ihm Eva für die kommende Zeit die Möglichkeit, ihn in einer Pension unterzubringen, an. an. Dort fühlt sich Oliver sicher. Die Zusammenarbeit mit der Pensionswirtin Frau Seidel funktioniert über viele Jahre gut. Sie kümmert sich liebevoll um Oliver. Frau Seidel ist in Evas Tätigkeit eingeweiht. Eva vertraut der Wirtin. Drei Klienten der Detektei fanden dort schon eine vorrübergehende Unterkunft.

Eine Frau musste sich vor ihrem gewalttätigen Ehemann verstecken, denn ein Frauenhaus kam für sie nicht in Frage. Der Ehemann war als Dieb stadtbekannt und es war nur eine Frage der Zeit, bis er wieder straffällig werden würde. Die Polizei reagierte damals sehr schnell und er wurde gefasst. Die Frau konnte wieder zurück in ihre Wohnung. Später entschied sie, Hoysburg zu verlassen.

Ein anderes Mal wurde in der Pension ein Mann untergebracht, welcher einen Mord beobachtet hatte. Weil es keine Leiche gab, glaubte die Polizei ihm nicht. Er wendete sich an Evas Detektei und bat um Hilfe. Zunächst war sich Eva nicht sicher, ob sie ihm glauben könnte. Sie setzte sich mit Kommissar Konrad Berend in Verbindung und nannte ihm den Aufenthaltsort des Zeugen. Im Kommissariat wurden dennoch Ermittlungen eingeleitet. Eva erhielt seitens des Zeugen verschiedene Detailangaben und nach drei weiteren Wochen wurde eine Leiche gefunden. Zu allem Unglück geriet der Zeuge unter Mordverdacht und wurde verhaftet. Eva konnte Konrad von einer weiteren Nachforschung überzeugen und letztendlich setzten sie gemeinsam die einzelnen Puzzleteile zusammen. Der tatsächliche Täter wurde überführt. Dieser Pensionsgast verließ nach all dem Erlebten ebenfalls Hoysburg.

Die dritte Person, welche Eva diesen Unterschlupf bot, war wieder eine Frau. In diesem Fall handelte es sich um einen Betrugsfall. Zum Schluss stellte sich heraus, dass die Frau selbst die Betrügerin war. Eva hat ihre eigene Auftraggeberin überführt, ähnlich wie im Auftrag „Hausenschild“.

*****

In Evas kleiner Detektei arbeitet inzwischen wieder eine fest angestellte Mitarbeiterin. Ich bin als personelle Verstärkung für die Wochenenden vorgesehen. Im Prinzip läuft Evas Detektei gut. Reich wird sie nicht, aber sie kann ganz gut von den Honoraren der einzelnen Auftraggeber leben. Evas Mitarbeiterin Elfi, hat sich nach ihrer Babypause schnell wieder eingearbeitet. Ihre damalige Ansage Eva gegenüber, dass sie wegen ihrer Schwangerschaft von jetzt auf gleich nicht mehr in dieser Branche tätig sein könnte, hatte Eva sprachlos gemacht. Sie war außer sich vor Ärger. Genau an diesem denkwürdigen Tag kam für mich die Chance eines neuen Jobs in greifbare Nähe. Ich überzeugte Eva zu einem Versuch mit mir. Sie stellte mich als Hilfsdetektivin ein. Den Auftrag „Hausenschild“ haben wir mit Bravour erledigt. Einige Zeit später fand ich einen neuen Job bei „Chemico“. Seitdem stehe ich der Detektei an den Wochenenden gern mit meiner Hilfe zur Verfügung. Die Mitarbeiterin ist mir immer noch ein Dorn im Auge. Sie hatte sich mir gegenüber unflätig verhalten. Das nehme ich ihr übel. Da ich nur an den Wochenenden tätig bin, laufen wir uns nicht allzu oft über den Weg. Ich bin ihr gegenüber freundlich, aber reserviert. Ich weiß schließlich, was sich gehört.

*****

Ich öffne unsere Bürotür. Ach ja, „unsere Bürotür“ sind meine Gedanken, obwohl ich kein fester Bestandteil der Detektei mehr bin. Ich fühle mich jedoch dazugehöriger denn je.

Also, schon beim Öffnen der Bürotür sehe ich Eva an ihrem Schreibtisch sitzen. Sie ist fleißig wie immer. Nach unserer Begrüßung mit einer Umarmung, koche ich mir meinen geliebten Kaffee und setzte mich an „meinen“ Schreibtisch.

„Wir sind zwei verrückte Hühner, uns an einem Samstagmorgen ins Büro zu setzen, um zu arbeiten“, umschreibe ich mit einem Grinsen unser heutiges Treffen.

„Stimmt, du hast recht, aber Oliver hat uns einen Auftrag erteilt und der muss schnellstens geklärt werden. Seine Angst ist sicherlich begründet und diese Tatsache ist nicht neu für uns. Sonst wäre er nicht mit der ernsten Absicht auf die Brücke geklettert, um hinunter in den Fluss zu springen und sich das Leben zu nehmen. Hattest du gestern einen schönen Tag mit Holger?“

„Ja und nein. Ich war allein.“

„Du klingst niedergeschlagen. Ist etwas?“

„Wir haben uns gestritten. Darüber möchte ich aber heute nicht mehr sprechen. Es war dumm.“

„Okay, dann bohre ich nicht weiter.“

Eva schaut mich mit ihrem durchdringenden Blick an und ich weiß genau, dass ihre Zustimmung nur verschoben ist. Ich kenne meine beste Freundin nur zu gut.

„Du, bevor wir uns dem ernsten Thema „Oliver“ zuwenden, möchte ich dir eine außergewöhnliche Frage stellen, Marlene. Heute Morgen wurde das Wort „Überführung“ im Rätsel gesucht. Was genau fällt dir zu diesem Wort ein?“

„Na ja, zuerst würde ich an die Überführung einer Leiche zum Krematorium denken. Liegt nahe, oder?“

Evas Grinsen ist unübersehbar.

„Okay, an welche Verbindung würdest du noch denken?“

„An die Überführung eines Autos von A nach B. Oder, dass ich jemanden der Lüge überführe. Das ist ein guter Gedanke. Oder die Überführung von Privateigentum in Staatseigentum oder umgekehrt. Eine Brücke kann auch eine Überführung sein.“

„Wahrscheinlich gibt es noch mehr Bedeutungen für dieses Wort. Weißt du Marlene, ich kann mich für derlei Überlegungen über mehrfache Bedeutungen mancher Worte begeistern.“

„Noch ein zweites Beispiel. Welche Erklärung hast du für das Wort Durchlass?“

„Durchlass, lass mich überlegen. Ein Durchlass ist ein Weg unter einer Eisenbahnbrücke hindurch. Ich kann jemanden durchlassen oder ihm Durchlass gewähren. Es gibt einen Mauerdurchlass.“

„Das sind interessante Wortspiele, nicht wahr?“

„Ja Eva, hoffentlich müssen wir niemals einen Leichnam

überführen lassen. Lass uns lieber Gedanken zu Oliver machen. Weißt du, diesen Auftrag können wir mit dem Wort Überführung in Verbindung bringen. In seinem Fall war es eine Brücke. Ich denke noch oft über diese Situation an dem besagten Abend nach. Wenn Oliver gesprungen wäre, hätte ich weggeschaut. Der Bengel macht mir echt Kopfzerbrechen. Sollten wir den Auftrag lösen, bin ich gespannt, wen wir überführt haben.“

„Frag mich mal. Ich habe in den vergangenen Tagen nicht viel aus ihm herausbekommen. Er mauert sehr. Für diese merkwürdige Geschichte ist unser Ausgangspunkt im Moment noch denkbar schlecht. An die Honorarzahlung wage ich nicht zu glauben. Unsere Einstellung zu diesem Auftrag sollte vorerst hauptsächlich Hilfe für diesen jungen Mann sein.“

Ich blicke aus dem Fenster. An der gegenüberliegenden Hauswand lese ich Evas Werbeschrift für ihre Detektei: „Eva – Eine versucht alles“. Der Slogan passt prima zu ihr. Sie arbeitet konzentriert und zielorientiert. Mit meinem Blick an der Werbung haftend, stelle ich ihr eine Frage:

„Wann bist du zuletzt bei Oliver in der Pension gewesen?“

„Ich besuche ihn täglich. Die Gespräche sind eher einseitig. Er beantwortet oft meine Fragen nicht. Dann blickt er beschämt zu Boden. Seine Worthülsen sind nichtssagend. Er hinterlässt das Gefühl, dass er Details vor mir verbirgt.“

Eva hält kurz inne. Ich weiß, dass sie solche Situationen bei Klienten nicht ausstehen kann.

„Er rückt nicht mit der Sprache heraus. Ich kann mir auf seine bisherigen Aussagen noch keinen Reim machen. Soweit ich verstanden habe, muss es sich um eine oder sogar zwei verschwundene Personen handeln. Diese Personen kennt er angeblich gut. Ich nehme an, dass sie zum Haus der Familie Wiesing gehören. Ebenso gut könnte es sich um Personen außerhalb seiner Familie handeln. Es kann sein, dass er ein Gespräch belauschte und schnell Mutmaßungen anstellte. Irgendwann geriet er mit seinem Vater in einen Streit. Worum es dabei ging, hat er mir bis jetzt noch nicht erzählt. Es ist alles möglich. Seine bisherigen Erzählungen klingen an jedem Tag anders. Ich durfte noch nicht handeln. Er bat sich Zeit aus. Dass er mir...

Erscheint lt. Verlag 13.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7597-0907-9 / 3759709079
ISBN-13 978-3-7597-0907-3 / 9783759709073
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