Dorian Hunter 149 (eBook)

Insel des Schreckens

(Autor)

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2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6763-7 (ISBN)

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Dorian Hunter 149 - Neal Davenport
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Der magielose Zustand hatte mit voller Wucht eingesetzt. Überall auf der Straße waren herumirrende Menschen zu sehen, die tierisch brüllten. Doch die meisten lagen seltsam verkrümmt herum und waren bewusstlos.
Zwanzig riesige Fledermausgeschöpfe flogen geräuschlos über den East River auf Manhattan zu. Kein Mensch bemerkte sie. Vier der unheimlichen Geschöpfe hatten eine Frau gepackt, die an diese ungewöhnliche Beförderungsart gewöhnt war.
Die Frau war Rebecca, die Vampirin.
Nie zuvor hatte sich die Dämonin so seltsam gefühlt. Anfangs hatte sie vermutet, dass daran der magielose Zustand Schuld hatte, doch jetzt dachte sie anders darüber. Irgendetwas Unerklärliches war mit ihr geschehen, als sie von Baphomets Blut getrunken hatte.
Die Wunden, die ihr Trevor Sullivan zugefügt hatte, waren innerhalb weniger Augenblicke verheilt. Das Blut des Kinddämons schien ihr neue Kräfte zu verleihen.

1. Kapitel


Deutlich hatte sie die fremdartigen Gedanken gespürt, aber doch gierig weiterhin Baphomets Blut getrunken, das aus einer Nackenwunde rann, die Sullivan dem Dämon mit einem zugespitzten Silberkreuz zugefügt hatte. Irgendwann, als der magielose Zustand über New York hereingebrochen war, war sie bewusstlos geworden, und erst vor wenigen Minuten erwacht.

Rebecca hatte sofort nach ihrem Erwachen das Blut getrunken, das in der Zwischenzeit aus Baphomets Wunde geflossen war.

Hol Martin, hatte ihr eine unsichtbare Stimme zugeflüstert. Hol Martin.

Sie ahnte, wo Martin, der Sohn von Coco Zamis und Dorian Hunter, hingebracht worden war. Sie war sicher, dass sie ihn in Jeff Parkers Penthouse in der Fifth Avenue finden würde.

Die Fledermausmenschen flogen nun genau über der 60. Straße. In wenigen Minuten würden sie die Fifth Avenue erreicht haben.

Martha hat uns getäuscht, dachte die Vampirin. Sie hatte den magielosen Zustand vorausgesagt, aber den 25. Mai angegeben, an dem das Chaos über New York kommen sollte, doch die Katastrophe war genau einen Tag früher eingetreten.

»Martha habe ich getötet«, sagte sie zufrieden.

Ihr Gesicht verzerrte sich hasserfüllt, als sie daran dachte, dass sie und Baphomet sich von Martha und Trevor Sullivan hatten täuschen lassen.

Die Fledermausmenschen erreichten die Fifth Avenue und schwebten auf das zwanzigstöckige Haus Nummer 666 zu. Deutlich erblickte Rebecca den beleuchteten Dachgarten. Und sie sah einige Gestalten. Ein bösartiges Knurren kam über ihre Lippen, als sie Coco, ihre frühere Freundin, erblickte, die Martin an sich presste.

Drei Fledermausgeschöpfe landeten auf dem Dachgarten. Rebecca hörte, dass Unga einen Warnschrei ausstieß. Immer mehr der riesigen Fledermäuse flogen in den Dachgarten. Eine von ihnen schwebte auf Trevor Sullivan zu, doch Dorian Hunter erschoss die Fledermaus mit einem Eichenbolzen.

Nun setzten die Fledermausliebhaber, die Rebecca gepackt hielten, zur Landung an.

»Ich hole Martin!«, schrie die Vampirin, als die Fledermausmenschen sie abgesetzt hatten.

»Tante Rebecca!«, jubelte Martin. Der dreieinhalb Jahre alte Junge wollte sich aus der Umarmung seiner Mutter befreien, die ihn aber stärker an sich presste.

Rebecca grinste bösartig. Sie blickte Dorian Hunter an, der seinen Kommandostab gezogen hatte. Plötzlich bildete sich auf seinem Gesicht ein abscheuliches Stigma – eine unheimliche Tätowierung, die Martin vor Entsetzen aufschreien ließ.

»Bring Martin fort, Coco!«, brüllte der Dämonenkiller.

Eine der Fledermäuse verkrallte sich in Hunters Schulter, doch er schüttelte sie ab, rannte zum Schwimmbecken und stürzte auf Rebecca zu.

Die Vampirin zog einen Dolch. Rebecca hatte nur Augen für den Dämonenkiller, der wild entschlossen angriff. Die unheimliche Tätowierung verfehlte auch ihre Wirkung nicht auf Rebecca. Ihre Bewegungen wurden unsicher. Sie versuchte, Dorian Hunter den Dolch in den Bauch zu stoßen, doch er blockte den Stich ab und schlug ihre Hand zur Seite. Rebecca verkrallte ihre linke Hand in Hunters Nacken. Verzweifelt versuchte sie, nochmals zuzustechen, doch der Dämonenkiller ließ sich einfach auf sie fallen. Sie wurde gegen das Geländer gedrückt und sein heißer Atem strich über ihr Gesicht. Mit der linken Hand hatte Hunter ihr Handgelenk gepackt.

Ruckartig sprang der Dämonenkiller einen Schritt zurück, und Rebecca war wie gelähmt. Er holte mit dem Kommandostab aus und stieß mit aller Kraft zu. Ein rasender Schmerz durchraste Rebeccas Körper. Der Dolch entfiel ihr, und ein Zittern schüttelte ihren Körper durch. Die Wucht von Dorians Stoß war so gewaltig gewesen, dass die Dämonin hochgerissen wurde und über das Geländer fiel.

Das ist das Ende, dachte Rebecca, dann wurde sie bewusstlos. Immer rascher werdend stürzte sie in die Tiefe.

Einige der Fledermausgeschöpfe stießen nun klagende Geräusche aus. Deutlich spürten sie, dass ihre Herrin schwer verletzt war. Ein halbes Dutzend der riesigen Geschöpfe stürzten Rebecca nach. Krallen griffen nach ihrem Körper und rissen sie hoch. Kurz bevor ihr Körper auf dem Gehsteig der Fifth Avenue zerschmettert worden wäre, hatten sie die Fledermausmenschen erreicht.

Dorians Kommandostab hatte das Herz der Dämonin verfehlt, ihr aber eine faustgroße Wunde zugefügt, aus der das Blut rann und ihre Bluse tränkte. Normalerweise wäre diese Wunde nicht tödlich für die Vampirin gewesen, doch ihr Körper war geschwächt.

Ihre Fledermausdiener spürten, dass es mit ihr zu Ende ging. Das Wehklagen der Fledermäuse wurden immer lauter, und sie flogen immer rascher. Es dauerte nur wenige Minuten, dann hatten sie Queens erreicht und flogen über die Skillman Avenue. Und schließlich erreichten sie das Haus Nummer 465. Sie zerrten ihre sterbende Herrin durch eines der geöffneten Fenster. Im Haus war es ruhig. Baphomets Beschützerinnen waren noch immer bewusstlos.

Zwei der Fledermausmenschen schleppten Rebecca mühsam den Gang entlang, in welchem auch Baphomets Zimmer lag. Die Tür stand offen, und sie trugen Rebecca hinein.

Der Kinddämon, der wie ein Engel aussah, lag auf dem Bauch und atmete kaum merklich. Aus seiner Nackenwunde floss noch immer ein dünner Blutfaden hervor.

Obzwar Rebecca bewusstlos war, roch sie den frischen Blutgeruch. Ihre Nasenflügel bebten. Ein Zittern durchlief ihren Körper. Ihr Mund öffnete sich halb.

Ihre in Fledermäuse verwandelten Liebhaber trugen die Dämonin zu Baphomet und legten sie neben ihn. Wieder durchlief ein Zittern Rebeccas Körper.

Ein lederartiger Flügel schob sich unter Rebeccas Kopf, hob ihn hoch und drückte ihn näher zu Baphomets Nacken herab. Ein heiseres Knurren kam über Rebeccas Lippen. Ihr Mund berührte Baphomets Nacken. Ihre Zunge bewegte sich leicht. Sie schluckte einen Blutstropfen, dann noch einen. Der Flügel schob ihren Kopf höher. Nun lag ihr Mund genau über der Nackenwunde, und das Blut floss langsam über ihre Lippen. Gierig leckte sie Baphomets Blut. Für einen Augenblick erwachte sie aus ihrer Bewusstlosigkeit und sofort gab sie sich ihrem dämonischen Trieb hin. Ihre Eckzähne wuchsen, wurden nadelspitz. Sofort biss sie zu. Verlangend trank sie Baphomets Blut. Und dann waren wieder die unheimlichen Gedanken da. Doch sie achtete nicht darauf. Deutlich spürte sie, wie sich ihre Brustwunde langsam schloss und wie ihre Kräfte zurückkamen.

Nie zuvor hatte sie ein Blut getrunken, das ähnlich köstlich schmeckte und ihre Sinne so anregte. Sie bekam nicht genug davon. Ihr Körper wurde heiß. Das Blut in ihrem menschlichen Körper schien zu kochen. Alles drehte sich plötzlich vor ihren Augen. Sie ließ von Baphomet ab und drehte sich zur Seite. Sie wusste ganz genau, dass etwas höchst Ungewöhnliches mit ihr geschehen war. Nie zuvor hatte sie das Blut eines Dämons getrunken. Geschmeidig stand sie auf. Die Fledermausmenschen zogen sich respektvoll zurück.

Im Zimmer war es dunkel, doch die Vampirin konnte auch bei völliger Dunkelheit sehen. Sekundenlang starrte sie Baphomet an. Der Kinddämon hatte den magielosen Zustand überhaupt nicht vertragen. Seit zwei Tagen hatte er nur geschlafen, und jetzt, nachdem sie ihm fast alles Blut entzogen hatte, war es höchst zweifelhaft, dass er am Leben bleiben würde.

Dann blickte sie die bewusstlosen Beschützerinnen an. Sie waren unwichtig geworden, ja, sie stellten sogar ein Risiko dar. Niemand durfte erfahren, was hier geschehen war. Rebecca überlegte ein paar Minuten, dann stand ihr Plan fest. Sie würde sich und Baphomet von ihren Dienern fortbringen lassen. In Albany hatte sie ein gutes Versteck, das niemand kannte. Dort konnte sie sich in aller Ruhe überlegen, was sie als Nächstes unternehmen sollte.

»Schafft die Beschützerinnen fort«, sagte Rebecca. »Werft sie in den East River.«

Teilnahmslos sah Rebecca zu, wie die Fledermausgeschöpfe die Beschützerinnen packten und mit ihnen aus dem Haus flogen. Die Vampirin trat ins Nebenzimmer und blieb einen Augenblick vor der toten Martha Sullivan stehen.

»Ich werde mich rächen«, sagte Rebecca leise. »Meine Rache wird fürchterlich sein. Ich werde dich quälen, Dorian Hunter, das schwöre ich. Und auch du wirst meiner Rache nicht entkommen, Coco Zamis. Entweder werde ich dich töten, Coco, oder ich werde dich zu meiner Sklavin machen.«

Die Dämonin trat über die Tote hinweg und schlüpfte aus ihrer blutbesudelten Kleidung. Mit beiden Händen strich sie über ihren nackten Körper. Von den Wunden war nichts mehr zu bemerken. Sie war groß und schlank. Das schmale Gesicht war unnatürlich blass.

Rebecca kleidete sich rasch an, dann schob sie das lange, in der Mitte gescheitelte Haar zurück und griff nach einer Tasche, in die sie einige Gegenstände warf.

Die Fledermauswesen kehrten zurück. Sie hatten ihren Auftrag erfüllt. Einem der unheimlichen Geschöpfe drückte sie die Tasche in die Hand. Kurze Zeit später flogen sie über das nächtliche New York.

Rebecca...

Erscheint lt. Verlag 11.5.2024
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-6763-0 / 3751767630
ISBN-13 978-3-7517-6763-7 / 9783751767637
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