13 und 3 Sommerflieder -  Max-Erich Sommerfeld

13 und 3 Sommerflieder (eBook)

Die Lean-Transformation eines Ingenieurs
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
338 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-4477-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
In der vorliegenden Geschichte, die zum großen Teil auf wahren Begebenheiten basiert, verknüpft Max-Erich Sommerfeld die Welt des Lean Manufacturing mit seinen beruflichen Erfahrungen. Er erzählt die Geschichte einer Reise, einer Reise durch die letzten 16 Jahre seines Berufslebens. Es ist die Geschichte eines Lean-Befürworters, der sich in einer Welt des Wandels und der ständigen Verbesserung zurechtfinden musste. Es ist die Geschichte von Höhen und Tiefen, von Begegnungen und Erkenntnissen, von kleinen Schritten und großen Sprüngen auf dem Weg zum Lean Sensei. Das Buch richtet sich an all jene, die sich auf ihrer eigenen Reise der Veränderung befinden, unabhängig, ob es sich um junge Ingenieure, erfahrene Führungskräfte oder einfach neugierige Geister handelt. Es zeigt, dass es nicht immer einen festen Plan gibt und dass wir uns manchmal einfach vorwärtsbewegen müssen, um zu wachsen und zu lernen. Die Reise in die Lean-Welt beginnt hier. Möge sie euch inspirieren, euch bewegen und euch daran erinnern, dass Bewegung und Veränderung guttut.

Max-Erich Sommerfeld wurde am 14. August 1957 geboren und hat in Berlin Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften stu-diert. Seit 1989 ist er verheiratet und konnte während seiner lang-jährigen beruflichen Laufbahn umfassende Erfahrungen in der Industrie sammeln. Er begann seine Karriere in verschiedenen Unternehmen in Berlin, bevor er sich auf langjährige Engagements bei zwei renommierten Firmen konzentrierte. In diesen 32 Jahren erwarb er umfassendes Wissen und Fachkompetenz in der Fertigung und im Lean-Manufacturing. Im März 2020 trat Max-Erich Sommerfeld in den Ruhestand und nutzt seither seine Zeit für Reisen und dazu, sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. In der vorliegenden Geschichte, die zum großen Teil auf wahren Begebenheiten basiert, verknüpft er die Welt des Lean Manufac-turing mit seinen beruflichen Erfahrungen. Um die Privatsphäre der Beteiligten zu wahren, wurden Namen und Orte im Sinne einer respektvollen Darstellung der Ereignisse geändert. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch auf das Gendern bewusst verzichtet. Selbstverständlich sind alle Leserin-nen und Leser gleichermaßen angesprochen und eingeladen, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.

Einleitung


Als Kind mit zehn Jahren, ab dem Jahr 1967, verbrachte ich nach der Schule manchmal ein paar Stunden allein zu Hause. Mein Vater besaß ein eigenes Taxiunternehmen und kam meist erst am Abend nach Hause. Meine Mutter arbeitete in einem Restaurant bei Woolworth. Gelegentlich ging ich dorthin, um etwas zu essen. Oft sah ich dort einen großen Mann mit Vollbart und seine Frau. Sie aßen eine Kleinigkeit am Nachmittag, tranken etwas und gingen wieder. Es waren sehr ruhige Menschen, stachen aber mit ihrem Aussehen ein wenig aus der Masse hervor. Meine Mutter bat mich immer, niemals so auszusehen wie dieser Mann. So jemand sollte nie ein Vorbild für mich sein. Die langen Haare, so ein Vollbart; das sah ungepflegt und liederlich aus. Ich traf ihn später noch einmal in meinem Leben.

Nach dem Essen ging ich nach Hause und erledigte meine Hausaufgaben. Wenn ich damit fertig war, spielte ich draußen oder hörte bei schlechtem Wetter gelegentlich im Fernsehen die Vermisstenanzeigen. Obwohl der Krieg nur 22 Jahre zurücklag, erschien mir diese Zeitspanne unvorstellbar. Ich war ja erst zehn Jahre alt. Doch für die Menschen, die ihre vermissten Angehörigen suchten, musste es sich anfühlen, als wäre es erst gestern gewesen. Nach den Vermisstenmeldungen folgten stets die Aktienkurse auf dem schwarz-weißen Testbild im Ersten Programm. Ich hörte zu, obwohl mir die Namen und Zahlen wenig sagten: Gelsenwasser, Hamborner, Haus der Aussicht, Harpener. Diese Namen fand ich immer faszinierend. Ich hatte keine Ahnung, dass einer dieser Namen mich später in meinem Leben immer wieder begleiten würde.

Im Jahr 1971 hatte ich die Grundschule absolviert und kam auf das Gymnasium. Das Bertha-von-Suttner-Gymnasium lag nur zwei Querstraßen von unserer Wohnung entfernt. Es hatte auch einen richtigen großen Sportplatz. Ich war gespannt und freute mich tatsächlich auf diese neue Schule. Am Tag der Einschulung waren viele Leute in der Aula versammelt: die neuen Schüler mit ihren Familien, alle Lehrer und ein paar ältere Schüler. Die Klassen wurden eingeteilt, ich kam in den „b“-Zug. Einige Klassenkameraden kannte ich bereits von der Grundschule. Als der Lehrer genannt wurde, sah ich in der Aula plötzlich einen großen Mann mit einem Vollbart aufstehen. Es war der Mann, der bei Woolworth immer mit seiner Frau etwas gegessen hatte, und den ich mir auf keinen Fall als Vorbild nehmen sollte. Er war nun mein Klassenlehrer auf dem Gymnasium. Meine Mutter konnte es nicht fassen, während ich es irgendwie witzig fand.

Das Lernen war nicht mehr so einfach wie auf der Grundschule. Meine Eltern hatten keine höhere Schulbildung und konnten mich dabei nicht mehr unterstützen. Es wurde ein Jahr später noch schwieriger, denn meine Mutter starb früh. Sie war nicht groß und ihr Herz war schwach. Sicher eine Folge der Kriegserlebnisse, vielleicht auch des Rauchens. Aber mein Vater und ich haben es irgendwie geschafft. Er arbeitete, fuhr sein Taxi, und ich lernte und machte Sport. Bewegung tut gut, hatte ich von meinem Vater gelernt. Er war vor und nach dem Krieg ein erfolgreicher Radrennfahrer und auch mit Mitte sechzig noch sehr fit. Ich bestand das Abitur, fand keine Ausbildungsstelle und entschied mich für ein Studium des Maschinenbaus und ein anschließendes Studium der Wirtschaftswissenschaften. Die Vorlesungen gingen von morgens bis zum späten Nachmittag. Für die Pausen besorgte ich mir Brötchen und nahm Butter, Belag und Marmelade mit zur Hochschule. Ich hielt jeden Morgen an der Bäckerei um die Ecke an und kaufte Brötchen. Meine Kommilitonen bestellten auch irgendwann bei mir, es wurde immer mehr. Es war mir auch sehr recht, mir gefiel die junge Verkäuferin mit ihren dunklen Haaren sehr. Irgendwann fasste ich Mut und fragte sie, ob wir etwas Essen gehen wollten. Wir sind noch heute zusammen. Seit 45 Jahren sind wir ein Paar und seit 34 Jahren verheiratet.

Deutschland war zu dieser Zeit noch geteilt, und in Berlin gab es nur wenige Industrieunternehmen. Unsere Professoren boten uns im Jahr 1981 eine Exkursion ins Bundesgebiet an. Wir besuchten zahlreiche große Unternehmen in Essen, Duisburg, Mülheim und anderen Orten. Eines dieser Unternehmen trug den Namen FR-HDA. Das HDA stand für Haus der Aussicht. Dort wurden uns moderne Fräs- und Schleifmaschinen sowie neue Technologien für die Bearbeitung von hochkomplizierten Drehteilen für komplexe Industrieprodukte vorgestellt. Der Maschinenpark war das Neueste vom Neuesten. Endlich erfuhr ich, was bei der Firma „Haus der Aussicht“ hergestellt wurde – der Firma, dessen Namen ich als Kind oft bei den Börsennachrichten gehört hatte. Es waren hochwertige Getriebe. Mein Studium schloss ich sehr erfolgreich ab. Es war jedoch keine Option, nach dem Studium die Stadt Berlin zu verlassen.

Während meines zweiten Studiums der Wirtschaftswissenschaften war ich im Rahmen der Diplomarbeit in einem Lebensmittelbetrieb tätig. Hier wurden Instantprodukte hergestellt und Kakao abgefüllt. Das Thema der Arbeit war „Vorbeugende Instandhaltung“. Zu Beginn hatten wir ein Vorbereitungstreffen mit unserem Professor. Er lebte in einem großzügigen Haus mit einem wunderschönen Garten in Berlin-Hermsdorf. Unmittelbar, bevor wir in die Firma aufbrachen, pflückte er frische Blumen aus seinem Garten und hüllte sie in Papier. Wir waren neugierig und fragten, für wen diese Geste sei. Seine Antwort war einfach: „Warten Sie ab, meine Herren!“

In der Firma angekommen, empfing uns die freundliche Sekretärin des Geschäftsführers, Frau Ballauf. Als sie die Blumen erhielt, erstrahlte sie vor Freude und bedankte sich mehrmals.

Anschließend führte sie uns in das Besprechungszimmer, in dem Herr Müller, der Geschäftsführer, bereits auf uns wartete. Wir präsentierten uns, und nach nur wenigen Minuten betrat Frau Ballauf erneut das Zimmer, diesmal mit einer Tasse Kaffee. Herr Müller fand, dies sei eine gute Idee, und fragte, ob sie nicht auch eine Tasse Kaffee für unseren Professor mitbringen könne. Ihre Antwort überraschte uns alle, auch Herrn Müller: „Diese Tasse ist für den Herrn Professor. Möchten Sie auch eine, Herr Müller?“

Die Botschaft war klar: Halte stets ein gutes Verhältnis zu den Sekretärinnen, Empfangsmitarbeitern oder Pförtnern! Denn wenn du ihre Wertschätzung gewinnst, öffnen sich Türen und Tore für dich. Nach Abschluss des Studiums trat ich gemeinsam mit meinem Freund und Studienkollegen dort meine erste Stelle als Ingenieur in einem Lebensmittelbetrieb an.

Ich wechselte in den ersten Jahren einige Male das Unternehmen, die Zeit verging schnell. Im Jahr 1988 fing ich in Berlin bei einem Unternehmen an, welches im Maschinenbau tätig war. Es war meine erste langjährige Stelle nach dem Abschluss des Studiums. Wir planten ein neues Werk auf einer grünen Wiese in Berlins Süden. In Berlin war damals kein leichtes Unterfangen, aber wir fanden ein passendes Grundstück. Das Werk wurde nach den Prinzipien des Materialflusses geplant und erbaut, was zu dieser Zeit nicht alltäglich war. Nicht alle Bereiche in dem neuen Werk waren mit einem Kran erreichbar, auch das war erstaunlich im Jahr 1990. Wir setzten CAD-Planung bei der Layoutgestaltung ein. Viele Gruppenleiter konnten diese Darstellungen jedoch nicht so richtig interpretieren. Sie wollten die Dinge lieber sehen. Also entschieden wir uns, ein legoähnliches Bauteilset im Maßstab 1:25 zu verwenden. Mit diesen Bausteinen konnte man das Gesamtbild gut erkennen, aber sie ermöglichten keine schnellen Änderungen oder die Simulation des Materialflusses.

Viele Beteiligte stimmten Dingen zu, die sie nicht vollständig verstanden hatten. So startete das Werk trotz aller Beteiligung der Mitarbeiter und Gruppenleiter etwas holprig. In den folgenden Jahren hatten wir viele Unternehmensberatungen vor Ort. Alle bestätigten, dass wir gut vorgegangen sind, empfahlen jedoch, Lean-Elemente wie Value Stream Analysis, Kanban, Supermärkte, 5S usw. intensiver oder überhaupt anzuwenden. Zu dieser Zeit verstand ich diese Konzepte nicht vollständig und dachte, sie seien nur für Großserien im Automobilbereich geeignet. Einer der Berater legte mir Wertstromanalysen sehr ans Herz und gab mir Unterlagen zum Selbststudium.

Lean-Manufacturing, kurz erklärt

Nun, vielleicht wäre es an dieser Stelle sinnvoll, ein paar Worte über Lean Manufacturing zu verlieren und einige Begriffe zu erklären, also die Dinge, auf die mich die vielen Berater im Unternehmen neugierig gemacht hatten. Die in den nächsten Jahreskapiteln folgenden Erklärungen von Instrumenten und Verhaltensweisen erscheinen dann im Gesamtbild deutlicher. Es sind sozusagen Puzzlesteine, die das Bild ergeben.

Das Kernziel von Lean-Management ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter eigenständig denken und handeln, Probleme erkennen und lösen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es zunächst entscheidend, die Mitarbeiter zu entwickeln, bevor man Prozesse oder Produkte verändert. Das Wissen der Mitarbeiter ist das wertvollste Gut des Unternehmens. Dieser Ansatz führt letztendlich zu verbesserten Prozessen und Produkten, indem die Wertschöpfungskette optimiert wird. Die...

Erscheint lt. Verlag 9.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7597-4477-X / 375974477X
ISBN-13 978-3-7597-4477-7 / 9783759744777
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 343 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99