Jerry Cotton Sonder-Edition 234 (eBook)

Die Heldin der Nation

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6718-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 234 - Jerry Cotton
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Vier verwahrloste Strolche überfielen Lynn Cheston. Sie wollten ihr Geld. Als die Angreifer nach ihrer Handtasche griffen, kam Lynn ihnen zuvor. Sie zog eine Pistole und feuerte viermal. Jeder Schuss traf. Alle vier starben im Kugelhagel. Für die amerikanische Öffentlichkeit wurde Lynn Cheston nach diesem Notwehrakt ein strahlendes Idol. Nur das FBI betrachtete sie mit Argwohn - die Heldin der Nation ...

1


Aus der glühenden Mittagshitze tauchte der Subwayzug in die Schwärze des Tunnels. Die Stahlräder kreischten auf den Schienen. Es klang wie der Schrei eines verletzten Tiers.

Sie fluchte auf sich selbst. In Gedanken. Sie hätte sich ohrfeigen können für ihren Entschluss. Diese verdammte New Yorker U-Bahn war ein stinkendes, dreckverschmiertes Ungeheuer. Weshalb, in aller Welt, fuhren die Leute überhaupt noch in solchen rumpelnden Schrottkisten?

Mit der Einfahrt in den Tunnel musste normalerweise die Beleuchtung aufflammen. Doch es wurde stockfinster. Die Lampen flackerten einmal kurz auf und erloschen wieder. In der schwarzen Betonröhre nahm das Kreischen der Räder einen schrillen Nachhall an.

Sie bemerkte, wie sich jemand ihrem Eckplatz näherte. Schritte waren nicht zu hören. Aber sie roch den fremden Schweiß, das Leder, und sie hörte einen rasselnden Atemzug. Sie spürte, wie sie sich innerlich verkrampfte. Schwierigkeiten wollte sie nicht. Alles andere als das.

Es war um die Mittagszeit. Die Luft in dem Wagen war zum Schneiden dick. Nur etwa die Hälfte der Plätze war besetzt. Sie hatte die Situation genau erfasst, schon als sie eingestiegen war. Ein paar Jugendliche, Schwarze und Puerto Ricaner meist. Zwei alte Frauen, deren unablässiger Redeschwall über die Köpfe von übergewichtigen Schoßhündchen hinwegplätscherte. Eine Gruppe von Männern in blauen Overalls. Irgendwo in der Nähe musste eine Fabrik sein, bei der die Spätschicht begann.

Wieder flackerte und erlosch die Beleuchtung.

Sie glaubte, Silhouetten gesehen zu haben. Drei oder vier. Ein glucksendes Lachen? Das verfluchte Kreischen!

Was für Leute waren noch in dem Wagen? Ein paar mehr von diesen schäbigen Gestalten. So schäbig wie Brooklyn, von wo der Tunnel nach Manhattan hinüberführte.

Anständig gekleidete Menschen waren jedenfalls die Ausnahme in diesem Dreckwurm, der sich unter dem East River hindurchwand.

Plötzlich endete das Kreischen, und in derselben Sekunde flammte das Licht auf. Ein zuckendes Licht. Das Geräusch der Räder klang jetzt wie in einem Schnellzug.

Sie entspannte sich, wusste, woran sie war. Gefahr bedeutete ihr fast nichts mehr, sobald sie sie erkannt hatte. Unerträglich war für sie nur eine unausgesprochene und nicht erkennbare Bedrohung.

Vor den fahlen Leuchtstoffröhren bildeten die Kerle eine Schattenwand, die sich auf sie legte. Niemand im Wagen blickte herüber. Die alten Frauen redeten noch angeregter. Die Overallmänner studierten schweigend ihre Zeitungen. Die anderen stierten einfach vor sich hin.

Wer sich in New York City um einen anderen kümmert, hat selber schuld, so sagte man. Sie hatte es oft genug gehört.

Sie hob den Kopf und betrachtete die Gesichter der Kerle. Alle vier grinsten ein Grinsen, das sie den schrägen Vögeln im Kino oder im Fernsehen abgeguckt hatten. Es sollte bedeuten, dass sie die Herren der Lage waren. Dass man einen höllischen Fehler beging, wenn man sich ihnen widersetzte.

»Ihr seht aus wie aus der Mülltonne gezogen«, sagte sie verächtlich und verzog das schmale Gesicht in einer Art, dass es aussah, als würde sie auch noch ausspucken.

Den Kerlen fiel das Grinsen aus dem Gesicht. In die eben noch heimtückischen Augen trat ein ungläubig staunender Ausdruck.

»Das war wohl nichts«, sagte der älteste der vier. »Dass du nicht von hier bist, hört man, Baby. Doch deswegen brauchst du dich noch lange nicht im Ton zu versteigen.« Sein Schnauzbart war so struppig wie seine schulterlange Mähne. Er trug die gleiche schwarze Lederkleidung wie seine Kumpane. Abgewetztes Leder, an dem sie unzählige Male ihre dreckigen Finger abgewischt hatten.

»Oh, Verzeihung«, sagte sie spöttisch. »Ich wollte die Gentlemen nicht beleidigen.« Vielleicht konnte sie Zeit gewinnen. Aber sie wusste andererseits, dass die paar Minuten bis nach Manhattan Downtown noch verteufelt lang werden konnten.

Die Kerle nahmen den Spott nicht wahr.

»Klingt schon viel besser, was?« Einer mit einem struppigen Irokesenschnitt sah die anderen nacheinander an.

»Weiß nicht«, sagte der nächste, ein Bartloser mit sorgfältig gescheiteltem Glanzhaar. »Vielleicht kommt sie uns gleich wieder mit so einem dämlichen Spruch. Kann ja sein, dass sie denkt, sie fertigt in Nebraska hinter dem Heuhaufen ein paar Dorftrottel ab.«

Die vier brachen in johlendes Gelächter aus, krümmten sich vor Vergnügen und klatschten sich auf die belederten Schenkel.

Die übrigen Personen im Wagen wurden stiller. Die beiden alten Frauen stellten ihr Gespräch ein. Niemand rührte sich. Sie auf dem Eckplatz lächelte, scheinbar gleichfalls erheitert.

»Bestimmt habt ihr recht.« Sie nickte, als sich die Schwarzgekleideten beruhigt hatten. »Ich muss mich wohl erst an New York gewöhnen.«

»Dabei können wir helfen.« Derjenige feixte, der bislang noch nichts gesagt hatte. Ein pickelgesichtiger Jüngling mit verschlagenem Blick. »Wir können dir die tollsten Sehenswürdigkeiten zeigen.«

Die anderen kicherten und glucksten.

»Na, dann lasst mal was sehen«, forderte sie kühl.

Starre Blicke aus fassungslosen Augen hefteten sich auf sie. Doch nach einer Sekunde ging der Ausdruck der Augen in Wut über.

»Verscheißern können wir uns selber«, fauchte der Schnauzbärtige. Seine rechte Hand zuckte unter die Jacke und war blitzartig mit einem Stilett wieder da.

Er ließ die Klinge herausschnappen und richtete sie auf ihren Busen, der sich unter dem sommerlichen Shirt abzeichnete. Die hellblaue Baumwollhose ließ auch über ihre übrigen Formen keinen Zweifel.

»Nimm das Ding weg, bitte!« Ihre Stimme klang jetzt angstvoll.

»Na also«, zischte der mit dem Schnauzbart. »Du brauchst erst einen Dämpfer, wie?«

»Was wollt ihr von mir?«, fragte sie scheinbar zaghaft. »Mich vergewaltigen?«

Wieder ertönte Gelächter.

»Nicht so hastig!«, rief der Pickelgesichtige. »Kannst es nicht abwarten, stimmt's?«

»Erst mal ein paar Glimmstängel«, forderte der Irokese. »Dann Feuer und ein paar Bucks. So was hast du sicher dabei.« Er deutete auf ihre flache Handtasche, die sie auf den Knien hielt.

»Aber ja«, antwortete sie leise. »Nur das Messer muss weg.«

Der Schnauzbärtige klappte das Stilett zusammen und sah seine Kumpane großspurig an. Dann zuckte seine Linke vor. Der Griff, mit dem er ihre Brust packte, war schmerzhaft.

Mit der rechten Hand schlug sie zu. Aufstöhnend wich er zurück, als hätte ihn eine Schlange gebissen.

»Macht sie fertig!«, brüllte er im nächsten Moment. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Nehmt sie euch vor, dieses Miststück! Zeigt es ihr, verdammt noch mal!«

Sie wusste, dass ihr nur noch eine Sekunde blieb. Wenn sie das wehrlose Huhn spielte, das diese Strolche in ihr vermuteten, würde sie es vielleicht nicht überstehen – im Hospital aufwachen oder zwischen den Schienen im Subwaytunnel enden.

»Lasst mich in Ruhe!«, sagte sie warnend.

Es nützte nichts. Die Kerle grölten vor Hohn und walzten auf sie los. In einer der Fäuste funkelte eine Rasierklinge zwischen zwei Fingern.

Es war der Punkt, bei dem ihr die Sicherung durchbrannte.

Sie griff in die Handtasche. Ihre Bewegung war mit Blicken kaum zu verfolgen. Im Hochreißen entsicherte sie die Pistole und zog durch. Viermal hintereinander feuerte sie.

Hell peitschte das Bellen der Pistole durch den Wagen. Die Leute schrien und warfen sich zu Boden. Jede Kugel tötete innerhalb von einem Atemzug, und mehr als vier Kugeln brauchte sie auf die kurze Entfernung ohnehin nicht.

Sie sprang auf. Ihre Sinne waren glasklar. Nichts von einem Rausch, von Panik oder anderen unkontrollierten Zuständen. Sie erfasste die Einzelheiten mit der Genauigkeit eines Computers, der eine Kamera auslöst.

Vor ihr die vier Kerle, die ein verkrümmtes Knäuel bildeten. Blut rann über schwarzes, schmutzverschmiertes Leder. Sie hörte die Angstschreie, die noch immer durch den Wagen gellten. Von den Leuten war keiner mehr zu sehen. Alle hatten sich unter die Sitze verkrochen.

Plötzlich sangen die Bremsen des Subwayzugs. Ein durchdringendes Schaben von Metall auf Metall. Jemand hatte die Notbremse gezogen, vermutlich im vorausfahrenden Wagen, denn nach hinten gab es keinen Durchgang.

Sie musste sich an einer Haltestange festhalten. Die Bremswirkung nahm jetzt rasch zu. Es gelang ihr, die Handtasche zu schultern und das halb leere Pistolenmagazin mit geübtem Griff gegen ein gefülltes Reservemagazin auszutauschen. Sie spürte ein Kribbeln unter der Haut, sah, wie sich die feinen Härchen auf ihren Unterarmen aufrichteten. Die Lage entwickelte sich ungünstig für sie – teuflisch ungünstig. Noch lagen die Leute unter den Sitzen. Aber wenn sich in den nächsten zwei, drei Sekunden nichts tat, würde bei den ersten die Angst der Neugier weichen. Sie würden Blicke riskieren und sich dann später mit der Zunge über die Lippen fahren, wenn sie von der gut gebauten Blondine...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2024
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-6718-5 / 3751767185
ISBN-13 978-3-7517-6718-7 / 9783751767187
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