Ein schottisches Herz in Flammen (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
384 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2683-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein schottisches Herz in Flammen - Gina Conkle
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Als Korsettmacherin versorgt die schöne Mary sowohl die Damen der feinen Gesellschaft als auch die halbseidene Unterwelt mit den verführerischsten Stücken. Geschickt sammelt sie dabei Informationen über den verlorenen Schatz von Arkaig, den sie und ihre Clanmitglieder suchen. Bei einem heiklen Bordellbesuch rettet sie der gut aussehende Unternehmer Thomas West aus einer brandgefährlichen Situation. Doch Thomas' Hilfe hat ihren Preis! Während sie ihm hilft, seine eigenen Ziele zu erreichen, verliert Mary beinahe ihre Pflichten gegenüber ihrem Clan aus den Augen. Und damit nicht genug: Thomas' feurige Küsse bringen auch ihr Herz in Gefahr!

PROLOG


Schottland, 1738

Männer waren das Problem – oder besser gesagt, ein bestimmter französischer Mann und der Kuss, den er ihrer Mutter auf dem Deck eines Schiffes stahl. Mary beobachtete den Kuss, während der Wind ihr das Haar zerzauste. Als pflichtbewusste Tochter war Geduld ihre Tugend. Jedes Mal wartete sie in Leith am Ufer auf ihre Mutter. Ihr Wiedersehen lief immer gleich ab – eine liebevolle Umarmung, während die weichen Locken ihrer Mutter ihre Wange umschmeichelten und ihr der Duft von Rosenwasser in die Nase stieg.

Mit geschlossenen Augen schwelgte sie in der Wärme und Zärtlichkeit dieses Moments.

„Du siehst genauso aus wie ich, als ich fünfzehn war“, flüsterte ihre Mutter ihr ins Ohr.

„Nur dass du hübscher bist“, flüsterte Mary zurück und wünschte, es wäre das letzte Mal gewesen, dass ihre Mutter fortgegangen war.

Es war nie das letzte Mal. Denn es reichte nie.

„Bleibst du eine Weile zu Hause, Mama?“ Hoffnungsvoll sah sie ihrer Mutter in die rätselhaften grauen Augen, die ihren eigenen so ähnlich waren.

„Mein liebes, süßes Mädchen, lass uns diesen herrlichen Tag nicht mit solchen Dingen verderben.“

In der Tat, das taten sie nie. Mary schob ihre Gefühle beiseite und versuchte, jede Sekunde des Zusammenseins mit ihrer Mutter zu genießen. An diesem Morgen schlenderten sie beieinander untergehakt durch Leith und sprachen über die letzte Reise ihrer Mutter, die sie zu einer Töpferei in Niderville geführt hatte, die eine Französin betrieb.

„So reizend, Madame Andre“, erzählte ihre Mutter. „Als Geschäftsfrau bestimmt sie ihr Schicksal selbst. Merk dir das, Mary.“

Ihre Mutter schien den Mann vom Schiff bereits vergessen zu haben.

Dabei hatte er ihr Leben verändert.

Einen Monat später waren die rosigen Wangen ihrer Mutter bleich, und ihr schwarzes Haar war stumpf und fettig. Ausgemergelt und schwach, wie sie war, konnte sie das Bett nicht mehr verlassen. Kein Mensch kümmerte sich um sie, außer einem alten Arzt, Dr. Ross, der sich ein Taschentuch vor die Nase hielt. Verständlich. Der Gestank von Urin und Schweiß schwängerte die Luft. Nach der Untersuchung warf er das Taschentuch in den brennenden Kamin. Mary sah zu, wie die Flammen das Tuch verschlangen. Was für eine Verschwendung. Dr. Ross hätte das Taschentuch bei seinem nächsten Besuch wieder verwenden können.

Der fiebrige Blick ihrer Mutter folgte ihm. „Was … habe ich?“

Der Arzt kramte in seiner Tasche, die Flaschen klirrten leise.

„Sie haben die Franzosenkrankheit, Madam.“

„Aber wie …?“

„Waren Sie in letzter Zeit in Frankreich?“

„Ja, in Lothringen“, murmelte sie. „Aber das Fieber – ich dachte, es wäre … vorbei.“

Dr. Ross seufzte schwer. „In Paris, ja. Aber es gibt Berichte darüber, dass die Krankheit in den Provinzstädten weiter grassiert.“ Er stellte ein Fläschchen mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit darin auf den Nachttisch. „Nehmen Sie das gegen Ihre Beschwerden.“

Das Kerzenlicht brachte das Glas der fast leeren Flasche zum Funkeln.

„Braucht sie nicht mehr als das?“, fragte Mary.

Traurige, von Alter und Hoffnungslosigkeit gezeichnete Augen begegneten den ihren. „Nein.“

Dr. Ross schloss seine Tasche, das Klicken des Messingverschlusses war ein unangenehmes Geräusch. So kalt, so endgültig. Als würde es das Ende besiegeln. Mary war beinahe übel vor Sorge um ihre Mutter. Sie hatte letztes Jahr über die Krankheit gelesen, viel war darüber nicht bekannt. Wunden im Mund, schreckliche Schweißausbrüche. Die Hälfte der Erkrankten wurde von der Krankheit dahingerafft. Die andere Hälfte genas zwar, dies aber unter schrecklichen Qualen. Doch Dr. Ross gab keine weiteren Ratschläge.

„Darf ich jetzt auf das Bett klettern und Mama umarmen?“, flüsterte das Kind neben ihr.

Ihre Schwester Margaret, noch keine fünf Jahre alt, saß auf einem Schemel neben ihr und schwang ungeduldig mit den Beinen.

„Später“, sagte Mary und streichelte Margarets tintenschwarzes Haar. „Zuerst müssen wir uns um sie kümmern, du und ich, und wenn Dr. Ross zurückkommt, wird er dich zu einem Engel erklären, weil du Mama geheilt hast.“

„Ich werde nicht zurückkehren“, sagte er.

Mary sprang auf. „Das verstehe ich nicht.“

Die dünne Gestalt von Dr. Ross überragte sie, seine knochigen Finger krümmten sich um den Griff seiner Tasche.

„Die Luft hier drin ist verdorben. Auch du solltest dich nicht länger hier aufhalten. Nimm deine Schwester, und sucht euch woanders eine Unterkunft.“

„Aber meine Mutter …“

„Wird bald tot sein.“

Sie ließ das parfümierte Taschentuch fallen, das sie sich bis eben vors Gesicht gehalten hatte – das Gewicht war plötzlich zu schwer.

Nein … das konnte nicht sein. Nicht ihre Mutter.

„Sie können doch sicher etwas tun“, sagte sie verzweifelt.

„Nein, das kann ich leider nicht.“

Ein Hustenanfall erfasste ihre Mutter. Mary griff nach dem Ärmel des Arztes, nicht bereit, das Schicksal einfach so hinzunehmen.

„Ich kann sie nicht allein lassen.“

„Was ist mit der kleinen Margaret?“, zischte er. „Ist sie dir völlig gleichgültig? Denn wir wissen beide, dass sie niemand mehr hat, der für sie sorgt, wenn du stirbst.“

Mary ließ sich nicht beirren und versuchte verzweifelt, ihn zum Bleiben zu überreden, aber seine Miene blieb abweisend. Schließlich gab sie auf und ließ ihn los. Zu lange hatte Dr. Ross die Last der Familiengeheimnisse der Fletchers getragen. Die Exzentrik ihrer Mutter, die Gleichgültigkeit ihres Vaters, die winzigen Verbrennungen an ihren Fingern – das geordnete Chaos ihres Lebens.

Sie kannte es nicht anders. Aber dieses Leben, ihr Leben, war gerade im Begriff, in tausend Stücke zu zerbrechen.

Betrübt nahm Dr. Ross seinen Hut. „Ich muss die Königliche Krankenstation alarmieren. Und wir alle müssen beten, dass diese Seuche sich nicht weiter ausbreitet.“

Eine Seuche?

Sie ließ sich gegen die Wand sinken. Dr. Ross verließ den Raum, der dicke Teppich dämpfte seine Schritte. Ihr war die Kehle wie zugeschnürt. Das Zimmer schien sich um sie zu drehen. Dunkel getäfelte Wände ragten über ihr auf, schwer und erdrückend schienen sie immer näher zu kommen.

Dieser Albtraum war real.

Ein kleiner Körper, der sich an sie schmiegte, verhinderte, dass sie einen Zusammenbruch erlitt. Sie blickte nach unten.

Blaue Augen, untertassengroß, sahen sie flehend an. „Ich habe Angst.“

Mary fiel auf zittrige Knie und zog ihre Schwester in eine verzweifelte Umarmung.

„Schhhh. Mach dir keine Sorgen. Ich passe auf dich auf.“

Zuversichtliche Worte, während ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie unterdrückte sie mit aller Macht und atmete Margarets süßen, unschuldigen Duft ein. Bis auf die Knochen erschöpft, klammerte Mary sich an sie. Kindliche Atemzüge, die ihr Ohr streiften, begannen, die Anspannung in ihr zu lösen. Die beiden Seelen, die sie am meisten auf dieser Welt liebte, befanden sich in diesem Raum. Sie würde sie beide retten.

„Sei ein Schatz“, sagte sie und richtete sich auf. „Und zieh deiner Puppe das hübsche blaue Kleid an, das wir zusammen genäht haben.“

Kleine Hände umfassten vertrauensvoll ihre Wangen.

„Darf ich Mama das Kleid zeigen?“

„Ja.“ Sie küsste Margaret auf die Stirn. „Ab mit dir.“

Ihre kleine Schwester huschte davon und nahm das letzte bisschen Freude mit. Mary schob sich eine lockige Strähne hinters Ohr, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte. Sie stand auf, während ihre Gedanken sich überschlugen. Wie konnte sie ihre Mutter und ihre Schwester retten? Vielleicht konnte ein anderer Arzt helfen. Es gab Gerüchte über einen vielversprechenden neuen Arzt in der Drummond Street.

„Ich weiß … was du … denkst“, keuchte ihre Mutter. „Aber es ist … sinnlos.“

Mary wandte sich dem Bett zu. „Du weißt, dass ich dich nicht verlassen kann.“

„Du musst. Um … um deiner Schwester willen.“

Mary beugte sich vor und sagte entschlossen: „Ich kann für euch beide sorgen.“

Ein rasselndes Geräusch ließ sie aufschrecken. Es war das traurige Lachen ihrer Mutter.

„Ist das nicht … das, was du … immer getan hast?“

„Dann lass mich …“

„Nein! Margaret ist das Wichtigste, ich bin verloren. Du musst für sie da sein, bitte.“ Mühsam holte sie Luft. „Sie braucht dich jetzt.“

Heiße Tränen schossen Mary in die Augen, und mit ihnen kam der Schmerz, gnadenlos und überwältigend. Der drohende Verlust ihrer Mutter. Ihre kaputte Familie. Sie musste der Wahrheit in ihr hässliches Gesicht blicken – ihre Mutter würde sterben.

Und eine Entscheidung musste getroffen werden.

Für ihre Schwester. Oder ihre Mutter.

Sie schwankte, als wollte der Boden sie verschlingen – was ein Teil von ihr sich sogar wünschte.

„Du kannst … es tun“, sagte ihre Mutter.

Konnte sie das? Nein, sie glaubte nicht, dass sie es übers Herz bringen könnte, ihre Mutter ihrem Schicksal zu überlassen.

Als sie im zarten Alter von zehn Jahren gewesen war, hatte eine Hebamme ihr ein Neugeborenes in die Arme gelegt, das ganz glitschig...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2024
Reihe/Serie Historical Gold Extra
Übersetzer Carlotta Jakob
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7515-2683-8 / 3751526838
ISBN-13 978-3-7515-2683-8 / 9783751526838
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