Bombenjahre -  Holger J. August

Bombenjahre (eBook)

Südtirol Thriller
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
248 Seiten
Athesia-Tappeiner Verlag
978-88-6839-749-4 (ISBN)
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Aus einer Buchrecherche wird ein Spiel um Macht und Geld. Der Einsatz: das Leben Unschuldiger. Eine geheimnisvolle Botschaft, ein Mord im Pflerschtal, die Suche nach stillen Helfern der Südtiroler Freiheitskämpfer - das alles bricht über die junge Reporterin Marie Pichler herein. Sie sucht Hilfe bei dem deutschen Star-Journalisten Tom Bauer, der seinen Ruhestand in Sterzing genießt. Ohne es zu ahnen, geraten beide in die Mühlen einer Geheimorganisation, die in Italien die Fäden zieht. In einem Verwirrspiel aus Politik und Macht geht es für die beiden bald um Leben und Tod.

Holger J. August (geboren 1971) lebt und arbeitet in München, wenn er nicht gerade in Südtirol unterwegs ist. Mittlerweile bezeichnet er Südtirol als zweite Heimat, in der er viele Bekanntschaften und Freundschaften pflegt. Auch ist er dort als Berater und Coach für das Nachrichtenteam bei Südtirol 1 tätig. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet er als Journalist. Erst für Tageszeitungen und die Nachrichtenagentur AP, später als Hörfunkjournalist für Radiosender in NRW, Hessen und Bayern. Seit 2017 präsentiert er die Frühnachrichten bei BAYERN3 im Bayerischen Rundfunk. Seine Leser finden ihn auf Facebook und Instagram, wo er sich immer auch für sie Zeit nimmt.

Montag, 18. März


»Luna, komm. Runde«, rief Tom der alten Beagle-Hündin zu, die ihn schon so viele Jahre begleitete. Seit kurz nach acht wirbelte seine Haushälterin Johanna durch die Wohnung. Zu früh in seinen Augen. »Damit sich der Tag lohnt, soll man früh aufstehen«, war ihr Credo. »Wenn Sie nachher putzen, bitte nicht im Arbeitszimmer«, rief Tom schnell in die Küche, wo Herberts Schwester mit dem Frühstücksgeschirr klapperte. »Nehmen Sie doch endlich die Spülmaschine.«

»Die braucht kein Mensch für Ihre zwei Teller und die eine Tasse«, echote es zurück. »Und die Weingläser«, schob sie mit einem verschmitzten Unterton nach.

»Ach, Johanna, und bitte verschonen Sie mich und andere künftig mit Mutmaßungen über mein Liebesleben, das geht Sie nichts an – Ihren Bruder mal gar nicht.«

»Ich kann Sie nicht hören, das Radio ist so laut«, kam als Antwort. Erst danach wurde die Musik aus dem Küchenradio lauter. Irgendetwas Volkstümliches hatte sie eingestellt.

Tom gab auf. »Wir gehen jetzt.« Umständlich zog er sich die alten Winterstiefel an. Das Futter war seit Jahren durchgelaufen – er mochte die Schuhe einfach. »Johanna, Finger weg vom Arbeitszimmer!« Das war sein Heiligtum. Zentral am Fenster stand ein großer alter Schreibtisch aus Kirschbaumholz, voll mit Büchern und Zeitungen. Der Ausblick: eher langweilig, ein typischer Sterzinger Innenhof, der von außen mit prächtigen Giebelfassaden die Touristen begeisterte. Dazu ein Computer aus den Anfangsjahren der Digitalisierung. In einer Ecke des Arbeitszimmers lagen sorgfältig aufgereiht einige alte Taschenuhren und zahllose Armbanduhren. Aus einer Zeit, in der man Uhren noch von Hand aufzog. Vor allem da konnte Johanna mit ihrem Staubwedel großen Schaden anrichten.

»Rrvqv Kmuflhr löeeg Ffie qu Qmkfe iür Oplffmv«, buchstabierte Marie in ihr Handy. Am anderen Ende: Mario, ein Freund aus Kindertagen, der nun in London arbeitete. Dort verdiente er sich mit irgendwelchen Banksachen dumm und dämlich. Zumindest zog ihn Marie damit immer auf. Beide telefonierten oft miteinander. In erster Linie hörte er Marie zu, wenn sie wieder ein Problem hatte – mit Geld, dem Chef oder mit Männern. Gerne mal alle Probleme gleichzeitig.

»Hä?! Warum bekommst du so was? Von wem?«

»Alter, ich habe keine Ahnung. Ist das gleiche Papier wie der Brief neulich.«

»Aber da standen normale Sätze drauf. Schick mir mal ein Bild davon. Ich schau mir das mal an. Zahlen sind zwar mehr meins …«

»Vielleicht zeig ich den Zettel mal diesem Journalisten. Gestern habe ich das nicht mehr geschafft. Dieser Mord in Gossensass ist dazwischengekommen. Vierzig Zeilen Print und Online. Bild kommt in einer Sekunde, bye.«

Blick auf die Uhr: wieder zu spät dran. Sie wollte sich in drei Minuten mit dem jungen Carabiniere treffen, der ihr gestern den Tipp gegeben hatte. Also wieder mal zu schnell fahren, wieder mal falsch parken. Was soll’s. So ist es nun mal. Sie eilte zu ihrem kleinen Fiat Uno.

»Nein, ich weiß nicht, wann ich fertig bin. Nein, ich will mich auch nicht festlegen. Ja, du bist mein Verleger. Ja, ich bin dein Freund«, rief Tom Bauer genervt in sein Handy, während sich Luna an ihrer Leine durch die Sterzinger Altstadt schnupperte. Die übliche Runde führte sie schnurstracks bis zum Deutschhaus bei der Marienpfarrkirche. Tom ärgerte sich jedes Mal, dass er seinem Verlegerfreund schon von seiner Romanidee erzählt hatte. Aus dem Feuer in der Arbeiterkaue* im Schneeberger Bergwerk 1967 wollte er eine schöne Geschichte stricken – voller Drama, Herz und Schmerz. Auf die Idee war er bei einer Führung im Bergbaumuseum im Ridnauntal gekommen. Herbert hatte ihn letzten Sommer dorthin mitgeschleppt. »Ich melde mich bei dir, dauert aber noch«, beendete Bauer das Gespräch. Er klappte das Handy zu.

Allein mit der Benutzung eines Klapphandys sorgte er immer wieder für Aufsehen. Sogar bei einem alten Mann, der hier auf einem wackeligen Schemel saß und malte. Den Rand seines abgewetzten Sitzkissens zierten Hunderte Farbkleckse. Der Maler richtete seinen Blick wieder auf den Zwölferturm. Kurz blieb Tom stehen. Die aufgestellten Bilder zeigten alle das gleiche Motiv: den Turm, das Wahrzeichen der Stadt.

»Interesse?«, murmelte der Mann durch seinen ungepflegten Vollbart.

»Echt schön, aber nicht mein Ding.« Tom war sicher, in seinem ganzen Leben keine hässlicheren Bilder gesehen zu haben. »Malen Sie immer nur den Turm?«

»Nicht nur.« Seine Augen blitzten kurz auf.

Der Beagle wollte weiter. »Wir müssen los, frohes Pinseln«, wünschte Tom und ging.

»Wir sehen uns bestimmt bald mal wieder«, hörte er den alten Mann sagen, während Luna ihn Richtung Wurstbude zerrte, die am Rande des Platzes stand.

Marie erreichte das Carabinieri-Kommando an der Trattengasse in Brixen im Sprint. Genau vor dem Gittertor der Einfahrt, das gerade langsam aufglitt, wäre sie um ein Haar angefahren worden. Eine dunkle Alfa-Limousine war direkt an ihr vorbei durch das Tor gerauscht. Im Hof blieb der Wagen stehen, hinten rechts stieg ein Mann aus. »Hey, keine Augen im Kopf?«, rief Marie. Eine Antwort kam nicht. Der große schlanke Mann in einem, wie selbst Marie auffiel, teuren Anzug, verschwand sofort im Gebäude.

»Das war knapp«, sagte eine Stimme direkt hinter Marie.

Marie fuhr herum. »Mensch, musst du mich so erschrecken?«, begrüßte sie den Carabiniere, der ihr am Abend zuvor in Gossensass wenigstens ein paar knappe Infos über den Mord gegeben hatte. Küsschen links und rechts. »Carlo Pettone, mein Polizeiheld. Hast du was für mich?«, fragte sie ihn.

»Lass uns ein Stück gehen. Nicht hier.« Er zog sie vom Eingang weg, blickte sich dabei um. Er sah nicht, wie sich eine Gardine im zweiten Stock des alten Polizeigebäudes leicht bewegte. »Trinken wir einen Kaffee.«

Wenig später, in einem Café auf dem Domplatz, kam sie sofort wieder zur Sache. »Nun, was weißt du über den Mord?«

Der junge Carabiniere nippte an seinem Macchiato: »Also, das Opfer ist grausam zugerichtet worden, bevor es erschossen wurde. Gestohlen haben die nichts, der Geldbeutel lag auf der Anrichte.« Er hob die Hand: »Bevor du fragst, ich sage ›die‹, weil ich immer ›die‹ sage, egal wie viele es am Ende waren. Drinnen sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die haben alles durchwühlt. Sogar Farbtöpfe haben sie ausgeschüttet, ganz schöne Sauerei.«

»Was noch?«

»Zeugen gibt es wohl keine. Der Alte war ein ziemlicher Eigenbrötler.«

»So einen erschießt man doch nicht einfach so. Vielleicht haben sie doch was gestohlen.«

»Woher sollen wir das wissen?« Dabei versuchte er, mit dem Kellner Blickkontakt aufzunehmen. »Der hatte niemanden mehr, aber die Spurensicherung ist noch da.« Er sah auf die Uhr.

»Willst du wieder los?«

»Wie du neulich«, antwortete er. »Wie an unserem ersten Abend. Da hast du mich praktisch aufgegabelt für ein schnelles Vergnügen und weg war die Reporterin.«

»So war das nicht.« Auch kein Vergnügen.

»Wahrscheinlich nur, damit ich dir Tipps gebe, wie beim Mord, oder?«

»Sag das nicht. Ich wusste gar nicht, dass du bei denen bist«, sie deutete in die grobe Richtung, wo die Carabinieri-Station lag. Carlo konnte ja nicht wissen, dass Marie ihn sehr wohl schon in Uniform gesehen hatte, bevor sie sich angeblich zufällig kennengelernt hatten. »Wer war eigentlich der Typ im Anzug, der mich fast über den Haufen gefahren hat, eben vor dem Kommando?«

»Keine Ahnung. Nummernschild aus Mailand, mit Fahrer – hohes Tier schätz ich.«

»Wegen des Mordes?«

»Nicht alles dreht sich um ›deinen‹ Mord. Was ist denn nun mit heute Abend mit dem Club?«

Marie sah nun ihrerseits auf die Uhr. Siedend heiß fiel ihr ein, dass sie ihm eigentlich versprochen hatte, als Dank für den Hinweis auf den Mord, mit ihm auszugehen. »Mir ist da was dazwischengekommen.« Jetzt winkte sie nach dem Kellner. »Ich zahle.«

»Was heißt, wir sollen den Mord nicht an die große Glocke hängen?« Der Ermittlungsleiter Guido Rossi war aufgebracht. Sein Kugelschreiber diente ihm als Ventil. Klick, klick. Seit mehr als zehn Jahren war er nun in Sterzing stationiert. Einige größere Fälle hatte er aufgeklärt, aber so einen Mord gab es selten. Wenn mal jemand ums Leben kam, war der Täter ein Betrunkener oder ein Verwandter oder ein betrunkener Verwandter. Eingemischt hatte sich in seine Arbeit eigentlich noch niemand. Vor zwei Stunden hatte ihn jedoch sein Vorgesetzter ins Kommando nach Brixen bestellt.

»Wir sollen bloß kein großes Fass deswegen aufmachen«, beschwichtigte dieser ihn. Major...

Erscheint lt. Verlag 23.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 88-6839-749-8 / 8868397498
ISBN-13 978-88-6839-749-4 / 9788868397494
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