Rätselhafte Eliana -  Catherine St.John

Rätselhafte Eliana (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
268 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-0508-9 (ISBN)
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Eigentlich freut sich Lady Mary Dering, dass nun auch ihr jüngerer Bruder Arthur heiratet. Und seine Auserwählte, Eliana Haring, ist wirklich hübsch und freundlich. Dass die Hochzeit unbedingt mit großem Gepränge in London stattfinden muss und das noch ohne die Brauteltern, die ihren niedergebrannten Landsitz im Norden nicht alleine lassen können, wie es scheint, ist allerdings etwas lästig, denn so bleibt die Organisation der Feier vollständig an Mary und ihrer Mutter, der Countess of Daleham, hängen. Sobald die Hochzeit überstanden ist, freut sich Mary auf die Rückkehr nach Dale und die beruhigende Wirkung der Landschaft in Hampshire. Dort allerdings verändert sich Eliana zusehends: Sie wird immer stiller und trauriger, hört den Familienmitgliedern nicht zu, interessiert sich für nichts und zieht sich zumeist einfach auf ihr Zimmer zurück, anstatt Fragen zu beantworten. Was ist da nur los? Warum wirkt Arthur verwirrt und Eliana fast schon gespenstisch? Und vor allem, warum haben die beiden so schnell geheiratet? Alle zerbrechen sich den Kopf, vor allem Mary, die es gar nicht leiden kann, wenn sich nicht alle wohlfühlen. Hilfe kommt schließlich von einem neuen Nachbarn, den Mary schon auf dieser verflixten Hochzeit in London kennengelernt hat...

Catherine St.John ist Historikerin und eine große Verehrerin der legendären Georgette Heyer; deshalb schreibt sie auch historische Romane im Stil ihres großen Vorbilds. Catherine St.John ist ein Pseudonym.

Kapitel 2


Bei diesem Frühstück fühlte sie schon, dass ihre Kräfte zurückgekehrt waren, immerhin war sie auch noch jung genug, gerade einmal zwanzig. Und ausgezeichnet geschlafen hatte sie auch. Sie kleidete sich wenig festlich, denn schließlich wollte sie ja ihr Gepäck zusammensuchen und Doris beim Verpacken helfen.

Das Frühstück hatten die Köchin, der Butler und die Diener sehr gut ohne Aufsicht der Herrschaft organisiert und die letzten Gäste ließen es sich schmecken, wie man sah. Mary lächelte freundlich in die Runde, ihr Vater wünschte gegen Ende des Frühstücks allen eine gute Heimreise und alle Derings winkten den diversen Kutschen vergnügt hinterher.

 „Das wäre also überstanden“, stellte der Earl dann fest und rieb sich die Hände. „Charles, wir bereiten die Wagen für die Heimreise vor!“

„Und ich?“ Arthur wirkte gekränkt.

„Du hilfst deiner jungen Frau beim Packen! Vor dem späteren Herbst kommen wir nicht mehr nach London, höchstens aus geschäftlichen Gründen!“

„W-was heißt das?“ Eliana wirkte leicht verwirrt.

Arthur nahm sie am Ellbogen und führte sie ins Haus zurück; Mary folgte ihnen, denn sie wollte ja  auch mit Doris zusammen packen. Eliana drehte sich auf der Treppe um: „Mary, es ist nett, dass du mir helfen willst!“

„Das werde ich leider nicht tun können, Eliana, ich packe mit Doris zusammen meinen eigenen Kram. Aber du hast doch Trish – und Arthur erklärt dir alles über unsere Häuserwechsel, nicht wahr, Arthur?“

Eliana gab einen leicht erstaunten Laut von sich und drehte sich abrupt wieder um. Im zweiten Stück lief Mary dann hinter dem jungen Paar her und verstand gerade noch das Wort: „…ungefällig!“

Verflixt, sie war doch nun wirklich nicht Elianas Zofe! Ärgerlich suchte sie ihr eigenes Zimmer auf, wo Doris bereits etliche Körbe und Koffer bereitgestellt hatte. Sie packte schon einmal ihren Schreibkasten und ihre Bücher in einen der Körbe und ihren – eher bescheidenen – Schmuckkasten noch obendrauf und kontrollierte den Toilettentisch, ob er auch wirklich leer war. Ja, alles in Ordnung.

Mit Doris zusammen verstaute sie Kleider, Hüte, Wäsche, diversen modischen Schnickschnack und Schuhe in Koffern und Körben; Doris und zwei Lakaien trugen alles nach unten in die Halle, wo mittlerweile auch schon eine behäbige Gepäckkutsche vor der Tür wartete.

Eine? Na, ob das ausreichte? Die Eltern, Charles und Moira und nicht zu vergessen Arthur und Eliana hatten bestimmt noch mehr als Mary zu transportieren, die nur drei Koffer und zwei Körbe gefüllt hatte – und das war schon ein Koffer mehr, als sie bei der Fahrt in die Stadt gebraucht hatte: Hatte sie sich tatsächlich so viel Putz und Ballkleider geleistet? Was eine Saison so kostete…

Einen Wagen brauchte man bestimmt noch für das Personal, das mit nach Dale reiste, die Zofen und Kammerdiener wenigstens; die übrigen waren zumeist für den Betrieb des Stadthauses nötig. Einer der Herren, ob nun Papa oder ihre Brüder, würde im Abstand einiger Wochen sicher hier absteigen, um eben Geschäftliches zu erledigen oder weil Papa an einer Sitzung des Oberhauses teilnehmen musste. Das war dann für das Personal sicherlich Kontrolle genug…

Nach einiger Zeit voller Hektik, der Suche nach Baby Barbys Lieblingsstofftier, ohne das sie vermutlich die halbe Fahrt hindurch quengeln würde (wenn nicht Ärgeres), der Ansprache Seiner Lordschaft wegen angeblich schlechter Organisation und Charles´ lauten Überlegungen, ob er im Wagen fahren oder lieber reiten sollte, war schließlich alles bereit zum Aufbruch; in den komfortabelsten Wagen stiegen die vier Ladys, während die Gentlemen alle – zum Teil in letzter Minute – beschlossen hatten, den Weg zu Pferd zurückzulegen.

„Arthur lässt mich alleine?“ Eliana schien es nicht glauben zu können.

„Für knapp zwei Stunden Richtung Küste, dann sind wir doch schon da“, erklärte Mary ihr. „Und dann hast du ihn ja wieder.“

„Warum wollte er nicht fahren?“

„Vermutlich hätten wir dann noch einen Wagen mehr gebraucht. So viele Kutscher haben wir nun auch nicht“, erklärte Moira und rückte das Baby auf ihrem Schoss zurecht. Barby kaute auf dem Bein ihres Stoffhasen herum und schaute sich gut gelaunt um. Eliana schüttelte leicht den Kopf. „Was gibt es?“ fragte die Countess, ihre Schläfen mit etwas Lavendelwasser betupfend.

Eliana winkte ab und Mary bewunderte unwillkürlich die unnachahmliche Eleganz dieser Bewegung. Über die mögliche Aussage wollte sie lieber nicht länger nachdenken. Sie kuschelte sich in ihre Ecke und schloss die Augen. Vielleicht waren ja alle möglichen Streitthemen schon abgehandelt, wenn der Wagen in der Auffahrt von Dale Estate hielt und das Große Ereignis endgültig geschafft war?

Sie nickte tatsächlich fast umgehend ein, wachte aber leider nach knapp einer Stunde wieder auf. Ein Blick in die Runde verriet ihr, dass Mama und Eliana schliefen und Moira ihr schläfrig zublinzelte. Vor dem Fenster rollte die Landschaft vorbei; wo sie sich genau befanden, hätte Mary auch nicht zu sagen gewusst – und es war ihr auch gleichgültig, die Kutscher kannten doch schließlich den Weg! Also schloss sie die Augen wieder und döste wenigstens. Im Halbschlaf überlegte sie, dass die Hochzeit gestern doch wirklich anstrengend genug gewesen war, um alle müde werden zu lassen.

Immerhin, auf der Seite des Wagens ritten Charles – sichtbar bewaffnet – und einer der Lakaien. Dann waren Arthur und Papa ebenso unterwegs, sehr beruhigend! Sie schob das Fenster ein wenig tiefer und schnupperte: Ja, ein Hauch von Salz lag in der Luft, dann konnte es nun wirklich nicht mehr weit sein… ach ja, später konnte sie doch zu den Klippen gehen und tief die gute Luft einatmen!

Und morgen vielleicht ausreiten…

Und nach den Pächtern sehen…

Und den Park inspizieren…

Und nach Hunden und Katzen sehen…

Und gemütlich mit einem Roman in dem leicht verwohnten kleinen Salon zu sitzen – die Pracht der beiden großen Salons oder gar des Ägyptischen Zimmers hatte ihr noch nie gefallen.

Ach ja! Sie schnupperte noch einmal, dann schob sie das Fenster wieder zu, denn Moira hatte schon schaudernd ihren  Schal enger um sich gezogen. Sie lächelte ihr entschuldigend zu und schloss die Augen wieder.

Das hatte sich kaum noch gelohnt, stellte sie nach unruhigem Halbschlaf fest, als sich das Geräusch der Kutschenräder auf dem feinen Kies der Auffahrt von Dale veränderte. Aber sie war wieder zu Hause…! Sie räkelte sich wenig damenhaft, aber genüsslich und erntete ein vage mahnendes Geräusch von Mama; Eliana schlief immer noch.

Der Wagen hielt an, eine weißbehandschuhte Hand öffnete den Schlag und klappte die Stufen aus. Mama raffte ihre Röcke und ließ sich nach draußen helfen, Moira folgte, danach Mary.

„Willkommen zu Hause, Lady Mary“, lächelte der Butler.

„Danke, Liveley – aber jetzt habe ich doch tatsächlich Lady Arthur überholt. Schlechte Manieren!“ Sie beugte sich in den Wagen und stupste Eliana an: „Wir sind da, Eliana, möchtest du nicht aussteigen?“

Eliana schreckte hoch. „Was – oh? Ja, danke…“ Sie glättete ihre Frisur, der nach Marys Dafürhalten überhaupt nichts fehlte, strich über ihr Kleid, arrangierte ihren Schal neu und zögerte immer noch. Liveley musste bald einen Krampf im ausgestreckten Arm bekommen!

„Los, Eliana, du möchtest doch sicher Dale genau ansehen?“ Da erhob sie sich und ließ sich von Liveley aus der Kutsche helfen.

Draußen sah sie sich irritiert um, was Mary nun wieder nicht recht verstand – das von einer niedrigen Buchsbaumhecke umgebene Rasenrondell war tadellos gepflegt, die Kieswege leuchteten hell, die Fassade des Schlosses strahlte golden und dahinter ließ sich ein weitläufiger und wohlgepflegter Park erahnen.

„Eliana, was hast du denn?“

„Wo ist denn das Personal?“

„Liveley ist hier, er ist der Butler. Und die Diener, die wir aus London mitgebracht haben, tragen gerade das Gepäck nach drinnen. Oder suchst du nach Trish? Alle Zofen saßen in der Kutsche dort hinten, aber vermutlich sind sie schon ausgestiegen… ja, ich sehe Doris dort drüben – und die im rosa Kleid, ist das nicht Trish? Schau, dort?“

Eliana seufzte. „Das meine ich doch nicht, wozu sollte ich denn jetzt Trish brauchen?“

„Ach nein? Ja, was meintest du denn sonst?“

„Ich dachte, das ganze Personal von Dale sollte hier aufgereiht stehen, um mir vorgestellt zu werden? So ist es doch üblich?“

„Erstens nicht mitten in all diesem Wirbel und zweitens geschieht so etwas zumeist nur, wenn eine neue Hausherrin kommt. Eigentlich passt da nur die Situation, wenn der Schlossherr seine junge Frau herbringt, denn die soll ja auch schnell die Zügel in die Hand nehmen, nicht wahr?“

„Ich bin wohl weniger wichtig?“, entgegnete Eliana hörbar pikiert.

„Nein, aber eben nicht die Hausherrin, genauso wenig wie Moira, jetzt jedenfalls. Sie wird ja eines Tages die Herrin sein, aber bis dahin kennt sie doch das ganze Personal ohnehin. Das tut sie ja jetzt schon“, fügte Mary nachdenklich dazu.

„Das gefällt mir nicht!“

„Das ist wohl auch das Recht des Erstgeborenen, der erbt doch auch den Titel und den ganzen Besitz, der am Titel hängt. Der zweite bekommt ein Zweitgut, das ist im Allgemeinen deutlich kleiner, und weitere Söhne bekommen nichts. Die gehen dann zur Armee. Im Frieden ist das dem Vernehmen nach eher langweilig… Ja, und man könnte noch Geistlicher werden. Oder man muss sich eine eigene Nische suchen. Charles hat einmal erzählt, er kennt einen, der der jüngste Sohn eines Earls ist und sich als...

Erscheint lt. Verlag 19.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7598-0508-6 / 3759805086
ISBN-13 978-3-7598-0508-9 / 9783759805089
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