Mit dem Wikinger in den Wogen der Leidenschaft -  Lucy Morris

Mit dem Wikinger in den Wogen der Leidenschaft (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2661-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
4,49 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Küste von Northumbria, 880 n. Chr.: Gydas Langschiff droht in den sturmgepeitschten Wogen zu zerbrechen! In letzter Sekunde wird sie von einem breitschultrigen Wikinger gerettet. Doch ist es wirklich eine Rettung? Die schöne, junge Witwe wollte ein neues, freies Leben beginnen, hatte Schmuck und Silber dabei - all das liegt nun auf dem Meeresgrund. Und sie ist Thorstein Bergson ausgeliefert! Dass zwischen ihnen vom ersten Moment heißes Verlangen lodert, versucht sie hinter der Maske einer unnahbaren Eiskönigin zu verbergen. Denn der mächtige Kämpfer passt nicht in ihren Zukunftsplan. Doch dann lässt sie sich zu einem verhängnisvollen Kuss hinreißen ...

2. KAPITEL


Gyda keuchte, als sie in das eiskalte Wasser eintauchte. Es gelang ihr gerade noch, etwas Salzwasser auszuspucken, bevor sie unter die Oberfläche gezogen wurde. Wie ein Kinderspielzeug wurde sie in der aufgewühlten See hin und her geworfen, und sie wusste nicht mehr, wo oben und unten war, wo das Meer und wo der Himmel. Panik erfasste sie, während sich ihr Umhang und Gewand wie ein eiskaltes Leichentuch um den Körper wickelten.

Sie war dabei zu ertrinken.

Das Meer zerrte an ihrem Geist und Körper mit einer Kraft, gegen die sie nicht ankämpfen konnte, und irgendwann ließ sie sich regungslos treiben, ihr brannten die Lungen und bettelten um die Gnade eines Atemzugs.

Etwas packte sie an der Taille. Ihre Gedanken waren erfüllt von den Erzählungen ihrer Mutter über Seeungeheuer. Sie rang mit den Tentakeln, kratzte das Ungeheuer mit stumpfen Nägeln – nur um später festzustellen, dass die Tentakel in Wirklichkeit zwei starke Arme waren.

Sie kam hustend an die Oberfläche, sie war vollkommen erschöpft. Die Arme um sie waren die eines Mannes – ihres Retters. Bruchstücke des zerbrochenen Langschiffs schwammen um sie herum. Sie runzelte die Stirn, als ihr klar wurde, dass sie wieder einmal diesem Fremden, diesem Bären von einem Mann, ihr Leben zu verdanken hatte.

Doch obwohl sie hätte dankbar sein sollen, brachte sie es nicht übers Herz, ihm zu danken. Ohne ihr Silber hatte sie nichts.

„Ich habe Euch“, sagte er und hielt sie fest im Arm und ihren Kopf über Wasser, während er zu seinem Schiff schwamm.

Sie spürte das Sonnenlicht des frühen Morgens auf ihren Wangen, und sie sehnte sich nach Wärme und Geborgenheit.

Die Mannschaft griff nach ihr und zog sie schnell ans Deck. Ihre Zähne klapperten so heftig, dass sie befürchtete, sich einen Zahn auszuschlagen. Decken wurden ihr um die Schultern gelegt, die sie so fest umklammerte, dass die Knöchel an ihren Händen weiß hervortraten.

Der schwarzhaarige Fremde kletterte kurz darauf an Bord, indem er seine langen Beine mit einem dumpfen Aufprall an Deck schwang. Ohne eine Atempause einzulegen, gab er seinen Männern Befehle, schälte sich schnell aus seiner nassen Tunika und ließ sie einfach fallen.

Sein linker Arm war vom Handgelenk bis zur Schulter mit blau-grünen Symbolen und Runen verziert, und Thors Hammer, Mjölnir, bedeckte die dicken Muskeln über seinem Herzen. Die Tätowierungen schienen sich unter ihrem Blick zu winden und zu pulsieren, und sie blinzelte rasch, um ihren Blick zu klären.

Er entledigte sich seiner nassen Hose und griff nach der trockenen Tunika, die ihm einer seiner Männer reichte. Als Nächstes schlüpfte er in hohe Lederstiefel und zog die Schnürsenkel mit kräftigen Bewegungen fest.

Das Schiff schwankte zur Seite, und sie hielt sich an einem Holzvorsprung fest, um dem Fremden nicht vor die Füße zu kullern.

Da fiel sein Blick auf sie, und er hockte sich vor sie hin. Abschätzend musterte er sie. Es war offensichtlich, dass ihm nicht gefiel, was er sah, denn er murmelte einen Fluch. Dann ließ er eine Hand wie eine Schlange vorschnellen und griff nach ihrem Fuß.

Sie stieß einen Protestschrei aus. „Was tut Ihr da?“, fragte sie und hasste es, sich ihm derart ausgeliefert zu fühlen.

„Ich untersuche Eure Füße“, antwortete er, während er ihr mit gekonnten Griffen die Stiefel auszog.

Beim Anblick ihrer nackten Füße atmete sie scharf ein. Sie waren so bleich wie Knochen, und ihre Zehennägel schimmerten blau. Der Mann fluchte abermals und zog die Decke, die er sich umgelegt hatte, mit einem Ruck von den Schultern. Er schüttelte sie aus und wickelte Gydas bloßen Füße und Waden darin ein, bis sie fest verpackt waren.

„Ihr solltet all Eure nassen Sachen ausziehen und Euch in trockene Decken hüllen, damit Ihr Euch nicht erkältet.“

Er nahm ein Tuch und begann, ihr Haar kräftig trocken zu reiben, als wäre sie ein Kind. Von der groben Bewegung wurde ihr schwindlig, ihre Zöpfe lösten sich und fielen ihr in einem Wirrwarr über die Schultern. Sie würde stundenlang damit beschäftigt sein, die Knoten zu lösen.

„N-n-nein“, stieß sie bebend hervor.

„Ich habe gesehen, wie Männer Gliedmaßen verloren haben, nachdem sie ins Meer gestürzt waren.“

Er hatte natürlich recht, und sie wussten es beide. Aber sie war eine einsame Frau in einem fremden Land, ohne Schutz oder Reichtum. Das Einzige, was ihr geblieben war, waren ihre Kleidung und ihr Schmuck, die sie als Frau eines Jarls auswiesen. Sie gaben ihr Macht in einer Welt, die von Männern regiert wurde. Sie waren ihr Schwert und ihr Schild. Und sie würde ihre Waffen mit Zielstrebigkeit und Stolz führen – denn wenn diese Männer merkten, wie verletzlich sie wirklich war … Nun, daran wollte sie gar nicht denken.

„Zieht wenigstens Euren Umhang aus. Sonst durchnässt er nur die trockenen Decken, und Ihr werdet auf jeden Fall krank.“

Die Vorstellung, nicht nur mittellos, sondern auch krank zu sein, ließ ihre Entschlossenheit ins Wanken geraten. Sie blickte in seine strahlend blauen Augen und fragte sich, ob sie ihm trauen konnte. Trotz seiner ruppigen Art und seiner gewaltigen Statur schien er sich aufrichtig um ihre Gesundheit zu sorgen.

Ohne den Blick abzuwenden, stand er auf und hob fragend eine Augenbraue.

Sie beschloss, den nassen Umhang auszuziehen, auch wenn ihr Stolz es eigentlich nicht zuließ. Aber sie spürte bereits, wie der Wind durch den feuchten Stoff drang, und ihr wurde immer kälter statt wärmer. Verärgert rappelte sie sich auf die Beine und weigerte sich zuzugeben, dass er recht oder Einfluss auf ihre Entscheidung gehabt hatte. Auf ihren tauben Füßen geriet sie ins Wanken, als die Erschöpfung sie zu überwältigen drohte.

Rasch packte er sie mit einer großen Hand, um sie festzuhalten, und unwillkürlich zuckte sie zusammen. Er hielt einen Moment inne und legte ihr die Hand dann sanft und warm auf die Schulter.

Sie wich seinem besorgten Blick mit grimmiger Entschlossenheit aus und begann, an der bronzenen Fibel an ihrem Umhang herumzunesteln.

„Lasst mich Euch helfen … Eure Finger sind sicher taub“, sagte er in einem beruhigenden Ton, als wäre sie ein verängstigtes Pferd.

Er griff nach ihrer Fibel. Das Muster war filigran und hatte die Form eines Raben. Vielleicht war es einer von Odins ständigen Begleitern, Munin oder Hugin.

Ihre Schultern entspannten sich, als sie einen kleinen Schritt auf ihn zuging und sich die Decken fester um die Schultern legte, um sich vor der beißenden Kälte zu schützen, die ihr noch ärger zusetzen würde, wenn sie erst den Umhang ausgezogen hätte. Er nahm ihr schnell die Fibel ab, und der blaue Umhang rutschte ihr von den Schultern zu Boden.

Sie war dankbar, als er die Decken, die ihr um die Schultern lagen, schnell wieder zusammenzog, um sie vor dem Wind und den Blicken der anderen Männer zu schützen.

„Niemand wird es sehen, wenn Ihr Euch bis auf die Unterwäsche auszieht“, sagte er und blickte angelegentlich zu den Möwen hinauf, die über ihnen kreisten.

Jetzt, da sie von dem durchnässten Umhang befreit war, ließ die kalte Seeluft sie heftig zittern. Sie beschloss, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als auf die Ehre dieses Kriegers zu vertrauen, und machte sich mit klammen Fingern daran, die Fibeln, die ihr dickes Wollkleid zusammenhielten, zu lösen. Aber ihre Finger schmerzten von dem Seil, und sie waren immer noch ganz steif von der Kälte. Sie hatte Mühe, nicht aufzuschreien, so sehr tat jede Bewegung weh.

Mit einem Seufzer gab sie auf. „Ich kann die Fibeln nicht öffnen … Meine Finger …“

„Haltet die Decken, ich helfe Euch.“

Sie ergriff die Ecken der Decken, und ihre Hände streiften sich. Er wich ihrem Blick aus, während er sich vorbeugte, um sich auf die Fibeln zu konzentrieren. Sie wirkten winzig in seinen Händen, und er beugte sich noch ein Stückchen weiter vor, um besser sehen zu können. Sein warmer Atem strich Gyda über den Hals, und sie musste sich auf die Lippen beißen, um sich ein Seufzen zu verkneifen.

Sie blickte nach unten, und Verlegenheit stieg in ihr auf. Sie musste schrecklich aussehen, und sein unbehaglicher Gesichtsausdruck bestätigte dies nur. Er löste jede Fibel mit so grimmiger Entschlossenheit, als ob er einen Blutegel entfernen würde. Das war ein weiterer Schlag für ihren ohnehin schon angeknacksten Stolz.

Gyda straffte die Schultern und richtete sich kerzengerade auf. Es war ihr egal, was dieser Mann – eigentlich jeder Mann – von ihr dachte.

Kein Mann würde sie jemals wieder brechen.

Es war eine grausame Quälerei, ihrer sich bei jedem Atemzug hebenden und senkenden Brust mit dem Gesicht so nahe zu sein. Es erinnerte Thorstein an eine andere Art von Intimität – eine, auf die er viel zu lange verzichtet hatte, nach den unpassenden Gedanken zu urteilen, die ihm durch den Kopf gingen.

Es war schon lange her, dass er eine Frau mit in sein Bett genommen hatte. Seit er die Große Armee verlassen hatte, verbrachte er seine Tage damit, ein verlassenes sächsisches Dorf wieder aufzubauen in der Hoffnung, dass daraus irgendwann eine wohlhabende Siedlung würde. Er hatte bewiesen, dass das Vertrauen seines Jarls in ihn richtig war, und bald würde er mit einem Bündnis und einer Braut belohnt werden, die sein Jarl für ihn ausgewählt hatte.

Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, alles dafür zu tun, sein Ziel zu erreichen, dass er sich für nichts anderes Zeit genommen hatte.

...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2024
Übersetzer Carlotta Jakob
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7515-2661-7 / 3751526617
ISBN-13 978-3-7515-2661-6 / 9783751526616
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 792 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99