Das rabenschwarze Rätsel -  Klaus-Dieter Soja

Das rabenschwarze Rätsel (eBook)

Die Schattenburg
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2024 | 1. Auflage
396 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4873-0 (ISBN)
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Im Mittelpunkt des sechsten Buches steht die Eroberung der Schattenburg. Sie ist das letzte Bollwerk der Boaden im Menschenreich. Fällt die Burg, sind die Menschen frei, aber noch längst nicht gerettet. Für die Eroberung der Schattenburg braucht Beowulf Verbündete. Er hofft, dass er die Rydaheimer, die Räuber und die Centaurianer für diese blutige Aufgabe gewinnen kann. Darüber hinaus braucht er Shardik. Der Schwarze Tiger ist einer der wenigen Geistriesen, die eine Goldene Schlange besiegen können. Sarah und Rabea geraten in große Gefahr. Die Necromancer entdecken, dass die KInder Sternentor-Gürtel tragen. Gor muss zur Kenntnis nehmen, dass sich die Centaurianer und Menschen gegen sie gestellt haben. Gleichzeitig muss sie sich der im Zwergenreich stehenden Mutanten und Necromancer erwehren. Gor sieht sich gezwungen, ihre Strategie zu ändern. Sie will den Mutanten und Necromancern ein Bündnis anbieten. Kommt das Bündnis zustande, verschiebt sich das Kräfteverhältnis deutlich zugunsten der bösen Seite.

Klaus-Dieter Soja, geboren 1945 in Berlin, wuchs in Espelkamp (Ostwestfalen) auf. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft wandte er sich der Informatik zu und blieb ihr 26 Jahre treu. Die letzten 15 Berufsjahre war er als Informatikleiter (Anwendungsentwicklung) in einem weltweit operierenden Chemiekonzern tätig. Mit 51 Jahren beendete er seine Informatik-Laufbahn. Seitdem widmet er sich seinen Interessen, als da sind: Mathematik, Physik, Astronomie, Kosmologie, Musik (Keyboard, Klavier) und Literatur. Mit dem achtbändigen Märchenroman (20 Arbeitsjahre) hat er sich einen Jugendtraum erfüllt. Klaus-Dieter Soja lebt heute auf einem Bauernhof nahe Münster (Westfalen).

Das Abenteuer


Beowulf und die Kinder hatten das Zwergenreich durch ein Nebentor verlassen und strebten nach Süden. Ihr Ziel war das Drachenhaus. Um das Osttor des Zwergenreiches hatten sie aus naheliegenden Gründen einen großen Bogen gemacht.

Die Kinder dachten nur wenig an die überall lauernden Gefahren. Sie hatten das dunkle Zwergenreich und das Sternentor aus ihren Köpfen verdrängt und ihre alte Unbekümmertheit wiederentdeckt.

Verträumt schaute Rabea nach oben. Die Wolkendecke zeigte Risse, durch die ein verheißungsvolles Blau schimmerte. Dabei blieb es nicht. Die Sonne nutzte die größer werdenden Lücken, um ihrer ureigenen Aufgabe gerecht zu werden. Mit einer geradezu entwaffnenden Großzügigkeit schenkte sie der irdischen Welt Licht und Wärme.

Sarah bückte sich, pflückte ein vierblättriges Kleeblatt und steckte es sich an ihre Kleidung. Auf diesen seltenen Glücksbringer wollte sie nicht verzichten.

Rabea sah es, lachte und meinte: »Du glaubst doch nicht an so was! Oder?«

»Nein!« antwortete Sarah. Dann setzte sie ihr oberschlaues Lächeln auf und erklärte: »Ich habe mir aber sagen lassen, dass es trotzdem Wunder wirkt.«

Sprachlos schaute Rabea ihre Schwester an.

Schließlich wandten sich beide Kinder wieder der verschwenderischen Natur zu. Beide fühlten sie sich zu den Blumen hingezogen. Ihre bunten Köpfchen wiegten sich im Wind und taten so, als hätten sie sich viel zu erzählen. Sarah und Rabea bückten sich nach jeder neuen Blume. Die meisten waren ihnen unbekannt.

Rabea sah eine wilde Tulpe. Ihr rotgelber Blütenkelch war aufgrund seiner Größe nicht zu übersehen. Sarah erspähte ein Hasenglöckchen, dessen Blüten eine leicht überhängende Traube bildeten. Jede einzelne Blüte glich einem blauen Glöckchen.

Was aber Hasenglöckchen mit einem Hasen zu schaffen hatten, war auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Sarah kramte ihren Lesestein hervor und sah sich die blauen Glöckchen genauer an. Der vergrößerte Anblick machte sie jedoch nicht schlauer. Der naheliegende Gedanke, dass Hasenglöckchen auf dem Speisezettel eines jeden Hasen ganz oben stehen, kam ihr nicht.

Es ist eine Binsenweisheit, dass dort, wo Blumen wachsen, sich auch Insekten tummeln. Ihr geschäftiges Summen erfüllte die Luft. Die Bienen und Hummeln flogen von einer Blüte zur andern, aber auch farbenprächtige Schmetterlinge gaukelten über den bunten Blumenteppich. An manchen Stellen war besonders viel los. Dort hatten sich die Blumen scheinbar zum Schwätzen versammelt, was den fleißigen Insekten nicht entgangen war.

»Lasst uns eine Pause machen!«, rief Sarah und fügte hinzu: »Ich möchte mich zwischen den schönen Blumen setzen.«

Beowulf war einverstanden.

Sie ließen sich mitten im Blumenmeer nieder, sodass sie den Insekten bei ihrem emsigen Treiben zusehen konnten. Die Hummeln und Bienen waren trotz ihres unüberhörbaren Summens in der Minderzahl. Käfer in allen möglichen Farben und Formen krabbelten an und in den Blüten herum, und farbenprächtige Raupen taten sich an den Blättern gütig. Ameisen gab es ebenfalls in großer Zahl, doch was sie taten, blieb den Kindern verborgen. Auch kleine Tiere waren unterwegs. Immer wieder hörten Sarah und Rabea ein Rascheln im Gras, konnten es aber nicht deuten.

Schließlich hatten die Kinder genug gesehen und wandten sich Thor zu. Er wurde ausgekämmt und auf gesellschaftsfähig getrimmt. Danach folgte die Kriegserklärung. Sarah warf sich auf ihn. Rabea wollte nicht zurückstehen und packte seinen Schwanz. Thor wand sich wie ein Aal und schüttelte die Kinder regelmäßig ab. Er ließ auch keine Gelegenheit aus, sie mit seiner Schnauze umzustoßen.

Beowulf sah eine Weile belustigt zu. Schließlich sagte er: »Lasst den Unsinn.«

»Das ist kein Unsinn«, erklärte Sarah, die rittlings auf Thor thronte. »Wir müssen Kampferfahrung sammeln, und das geht nur, wenn wir uns mit einem mächtigen Gegner anlegen.«

Dann schmetterte sie den in ihrem Kopf hausenden Unsinn heraus:

»Dunkel wars, der Mond schien helle,

Schneebedeckt die grüne Flur,

Als ein Wagen blitzeschnelle

Langsam um die runde Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,

Schweigend im Gespräch vertieft,

Als ein totgeschossener Hase

Auf einer Sandbank Schlittschuh lief.«

Vergnügt rief sie: »Jetzt weißt du, was Unsinn ist«

»Ein Leben ohne Unsinn ist Unsinn«, fügte Rabea hinzu.

Sarah versuchte, Thor in den Schwitzkasten zu nehmen, was ein aussichtsloses Unterfangen war. Von einem kräftigen Ziehen oder Drücken konnte keine Rede sein. Mit ihren dünnen Ärmchen hing sie mehr an ihm. Völlig außer Atem keuchte sie: »Das Gedicht stammt von den Alten Menschen.«

»Ihr habt einen etwas schrägen Humor«, meinte Beowulf und lächelte in sich hinein.

Ohne besondere Absicht stand er auf und musterte den fernen Horizont. Schlagartig wich seine aufgeräumte Stimmung. Seine scharfen Augen hatten eine Gestalt entdeckt. Ein Necromancer oder Boade schied aus. Auffällig war, dass die Person sich stockend und schwerfällig bewegte.

»Wir bekommen Besuch.«

Sofort ließen die Kinder von Thor ab und schauten mit bangen Augen umher.

»Es ist Laurin, der Mutant«, erklärte Beowulf. Nach einem weiteren forschenden Blick fügte er hinzu: »Er scheint verletzt zu sein.«

Beide Kinder atmeten auf. Gegen Laurin war nichts einzuwenden. Sein Sohn Dennis hatte ihnen bei ihrer Flucht aus dem Mutantenland geholfen.

Mittlerweile war der Mutant auf Rufweite herangekommen. »Ich bin überrascht, euch hier anzutreffen«, rief er. »Ich habe euch jenseits der Grauen Berge vermutet.«

Schließlich stand er leicht schwankend vor ihnen und ließ sich sichtlich erschöpft nieder. Sein Gesicht verriet große Schmerzen.

»Wo hat es dich erwischt?«, fragte Beowulf.

Laurin deutete auf seine linke Seite und antwortete mit müder Stimme: »Ein Schwerthieb. Die Necromancer sind hinter mir her.«

»Wie viele?«

»Anfangs waren es fünf.«

»Und wie viele sind es jetzt noch?«

»Zwei habe ich erschlagen.«

»Wie groß ist dein Vorsprung?«

»Zehn bis zwölf Stunden ...« Laurin sackte zusammen, fiel auf die Seite und verlor das Bewusstsein. Das kleine Bündel in seiner rechten Hand hatte er trotz seiner Ohnmacht nicht losgelassen. Dieser merkwürdige Umstand fiel aber keinem auf.

Beowulf untersuchte Laurins Wunde, reinigte sie und setzte seine Geistkräfte ein, um den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Während Beowulf sich um Laurin bemühte, verabschiedete sich die Sonne. Die Dämmerung war sofort zur Stelle und fing an, das Licht aufzusaugen. Immer enger rückten die Schatten der Bäume und Büsche zusammen – immer mehr flossen Himmel und Erde ineinander.

Die Kinder wussten, was zu tun war und suchten Brennholz. Thor machte sich ebenfalls nützlich und schleppte nach kurzer Zeit zwei Fasanen an.

Während Beowulf sich um die Feuerstelle kümmerte und noch einmal nach Laurin sah, setzten sich Sarah und Rabea ans Feuer und rupften die Hühnervögel. Der Widerschein des Feuers rötete ihre Gesichter. Das Feuer tat noch mehr. Seine Flammen spiegelten sich winzig klein in den Kinderaugen.

Nach dem Rupfen wurden die Hühnervögel ausgenommen, aufgespießt und über das Feuer gehangen. Rabea drehte sie regelmäßig, damit sie von allen Seiten goldgelb wurden.

Goldgelbe Fasanen brauchen ihre Zeit. Die dafür erforderliche Geduld wird nur selten von Kindern aufgebracht, und wem die Geduld fehlt, der macht sich oft ungute Gedanken.

Sarah ahnte Unheil und fragte mit sorgenvollem Gesicht: »Müssen wir einen Angriff der Roten Mönche fürchten?«

»Noch nicht«, antwortete Beowulf.

»Wieso nicht?«

»Die Dunkelheit zwingt sie, ihre Verfolgung abzubrechen.«

»Bist du sicher?«

»Nachts können sie keine Spuren lesen.«

»Rabea hat mir erzählt, dass die Roten Mönche ungewöhnlich große Augen haben.«

»Und?« fragte Beowulf. »Auf was willst du hinaus?«

»Wer große Augen hat, sieht nachts besser als eine Eule.«

»Laurin hat seinen Vorsprung auf zwölf Stunden geschätzt.«

»Was hat das mit den großen Augen der Roten Mönche zu tun?«

»Laurin hat diesen Vorsprung nur, weil er nachts durchmarschiert ist.«

»Und morgen?«

»Morgen müssen wir uns sputen.«

Sarah dachte über die vertrackte Situation nach und zog dabei immer wieder an ihrem rechten...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7583-4873-0 / 3758348730
ISBN-13 978-3-7583-4873-0 / 9783758348730
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