John Sinclair Großband 42 (eBook)
640 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6515-2 (ISBN)
10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!
Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.
Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.
Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 411 - 420.Jetzt herunterladen und losgruseln!
Der Herold des Satans (1. Teil)
Das Gesicht des Mannes neben mir leuchtete so bleich wie der Mond, und die Stimme des Franzosen konnte ich mit dem kühlen Windhauch vergleichen, der von der Loire zu uns herüberwehte. »In wenigen Minuten ist es soweit, John. Das kann ich Ihnen versprechen.«
»Ich hoffe es auch.«
»Keine Sorge. Mich belügt man nicht.«
Ich lächelte still in mich hinein. Der Mann neben mir hieß Gerald Gress. Er war Reporter und ein Bekannter meines Freundes Bill Conolly. Ich war nach Frankreich an die Loire gefahren, um einer bestimmten Sache nachzugehen, die in der Gegend der Romantik-Schlösser für einiges Aufsehen gesorgt hatte.
Wir warteten in Gress’Wagen, einem Peugeot 504. Geparkt hatte er das blaue Fahrzeug in einer Scheune. Von dort sah man bei Tage den Fluss und das Château Medoque, ein prächtiges Schloss. Die Nacht jedoch hatte ihr dunkles Tuch über die Landschaft gesenkt und ließ selbst die Berge verschwinden …
Der Ort hießt ebenfalls Medoque. Er war klein, die Häuser schmiegten sich an die weichen Hügelketten, und die Menschen lebten zumeist vom Tourismus.
Jetzt war allerdings Nebensaison. Auf den Bergen lag der erste Schnee. Auch in den Tälern hatte es vor einer Woche noch eine weiße Schicht gegeben, aber die war inzwischen getaut.
Gress zündete sich wieder eine Schwarze an. Er holte sie aus einer hellblauen Packung. Die vierte Zigarette innerhalb einer Stunde. Seine schmalen Finger waren nikotingelb, und als er mir die Schachtel hinhielt, schüttelte ich den Kopf.
»Nicht meine Marke.«
»Wenn Sie in Frankreich leben würden, hätten Sie sich längst daran gewöhnt.«
»Ich bin aber Engländer.«
Er ließ das Feuerzeug aufleuchten und schielte mich über die Flamme hinweg an. »Nicht Europäer?«
»Ich möchte es gern sein.«
»Dann dürfen Sie sich kein Beispiel an den Politikern nehmen.«
»Das sowieso nicht.«
Gerald Gress gehörte zu den Typen, die man als zäh, windig und neugierig umschreiben konnte. Er reichte mir gerade bis zur Schulter. Sein Gesicht erinnerte mich an zerknitterten Stoff. Sein Haar war grau, künstlich gelockt und »hinten lang«, weil es modern war. Wie eine Nadel stach die spitze Nase aus dem Gesicht des Mannes hervor. Über ihr und zur Seite weichend wölbten sich die dunklen Augenbrauen wie gebogene Balken. Gress trug seine »Berufskleidung«: Lederjacke, Cordhose, Hemd und Pullover. Natürlich durften auch die Turnschuhe mit den drei Streifen nicht fehlen.
»Gesehen hat ihn noch nie jemand, oder?«, fragte ich.
»Nein, nur gehört.«
»Woher wollen Sie wissen, dass man uns nicht reingelegt hat?«
Er zwinkerte mir zu. »Wie meinen Sie das denn?«
»Ich denke da an einen Recorder.«
Er winkte mit der Zigarette in der Hand ab. Die Asche fiel zwischen seine Beine auf den Sitz, was ihn nicht weiter kümmerte. »Nein, das habe ich schon überprüft. Keiner aus dem Ort hätte daran Interesse.«
»Dann warten wir ab.«
Gress warf einen Blick auf die Uhr. »Gleich Mitternacht. Dann kommt er wieder.«
»Sollen wir den Wagen verlassen?«
Der Franzose grinste. »Das wäre im Prinzip nicht schlecht. Es könnte aber gefährlich werden.«
Ich hob die Schultern. »Gefahr gehört zu meinem Job. Leider, muss ich oft sagen.«
»Kleiner Supermann, wie?«
»Nein, genau das Gegenteil.«
»Hat auch Bill gesagt. Er ist ein guter Typ. Ich kann mich auf sein Urteil verlassen.« Gress schnippte die Kippe aus dem Fenster. Sie fiel zu Boden und explodierte in einem Funkenregen.
Ich stieg aus. Auch Gress verließ den Wagen. Vor der Kühlerhaube trafen wir wieder zusammen.
Die alte Scheune stand außerhalb des Dorfes. Sie wurde schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Dementsprechend verfallen sah sie auch aus. Ein Wunder, dass sie noch nicht eingestürzt war.
Wieder schaute Gress auf die Uhr. »Noch zwei Minuten bis Mitternacht.«
»Bleiben wir hier stehen?«
»Wäre nicht schlecht.«
Ich deutete nach vorn. Etwa zehn Meter weiter lief die Straße her. Mehr ein Weg, der nur stellenweise asphaltiert war. »Eigentlich könnten wir uns dort aufbauen«, schlug ich vor.
Mein Begleiter erschrak. »Sind Sie eigentlich wahnsinnig?«, fragte er. »Sie begeben sich in Gefahr.«
»Wer kommt denn dort an?«
»Das wissen wir ja nicht, aber es gibt Vermutungen, was die Familie Medoque angeht.«
Ich nickte. »All right, mein Lieber, warten wir also bis Mitternacht.«
Gress stellte den Kragen seiner Jacke hoch, als könnte ihn dieser vor irgendwelchen Gefahren schützen.
Fünf Sekunden nach Mitternacht geschah es. Da wurde die Stille plötzlich unterbrochen.
Gress stieß mich an. »Hören Sie es auch?«, wisperte er. »Ich meine …«
»Mensch, sei mal ruhig.«
»Bon. Entschuldige …«
»Schon vergeben.«
Ich drückte mich jetzt weiter vor und presste mich rechts des Scheunentores gegen die Wand.
Da lauerte ich.
Und ich hörte die Schritte. Nach rechts musste ich schauen, denn dort waren sie aufgeklungen. Die Person musste sich auf dem schmalen Weg bewegen, der sich jenseits des Dorfes in den Hügeln verlief.
Auf dem Weg war trotz des Mondlichts nichts zu erkennen. Auch Gress sah nichts. Er stand mir gegenüber. Ich hörte sein scharfes Flüstern. »Verdammt, er ist wieder nicht zu sehen.«
Der Reporter bekam von mir keine Antwort. Statt dessen wartete ich ab und konzentrierte mich voll auf die Schritte. Sie waren lauter geworden. Ich ging davon aus, dass der andere näher kam und mich irgendwann, wenn er die Richtung beibehielt, auch erreicht haben musste.
In meinem Nacken spürte ich das Kribbeln. Jeder Schritt des nicht Sichtbaren knirschte auf dem Boden, aber wir sahen niemanden. Mir drängte sich eine Frage auf: Gab es unsichtbare Menschen?
Ich hatte mal mit einem CIA-Agenten zusammengearbeitet, der sich hatte unsichtbar machen können. Auch Geister sind unsichtbar. Meine erste Vermutung, dass jemand ein Tonband ablaufen ließ, verwarf ich.
Ich starrte auf den Weg.
Den Echos nach zu urteilen, musste sich der andere mit mir auf gleicher Höhe befinden, aber ich sah ihn nicht.
»Jetzt ist er vorbei.«
Diese Bemerkung war für mich so etwas wie ein Startsignal. Ich setzte mich in Bewegung, lief dabei auch ziemlich schnell, aber noch flinker war Gress. Er erreichte mich, bevor ich noch einen Fuß auf den Weg setzen konnte. Seine Hand fiel auf meine Schulter. »Nein, Sinclair, nicht so. Warten Sie, es kommt noch etwas.«
Die Schritte entfernten sich, während wir hier herumstanden. Ich blickte Gress scharf an.
Sein faltiges Gesicht hatte sich verzogen. Der Wind spielte mit den grauen Locken und in den Augen las ich die Sorge, die sich der Mann machte. »Glauben Sie mir«, flüsterte er.
Ich war einverstanden. »Okay, folgen wir dem Unsichtbaren. Wenn er aber verschwunden ist, ohne dass ich ihn …«
»Er wird nicht verschwunden sein. Ich kenne das Spielchen. Es kommt noch einiges auf uns zu.«
Ich hatte mich überreden lassen. Wir gingen jetzt schneller. Die Schritte des Unsichtbaren waren allmählich deutlicher zu vernehmen, während wir auf Zehenspitzen gingen. Eigentlich war es verrückt, einen Unsichtbaren zu verfolgen. Ich hätte auch nicht an dessen Existenz geglaubt, wenn nicht die Schritte gewesen wären.
Wir schritten nun über buckliges Kopfsteinpflaster hinweg. Manche Steine bildeten regelrechte Stolperfallen. Entsprechend vorsichtig verhielten wir uns.
In das Dorf hinein führte der Weg in einer weiten Rechtskurve. Rechts und links der Fahrbahn standen die kleinen, sauberen Häuser. Viele Fachwerkhäuser waren darunter.
Die meisten Bewohner vermieteten Fremdenzimmer und brauchten sich in der Saison über Besuchermangel nicht zu beklagen. Es gab auch Weinbauern im Ort, die es verstanden, einen inhaltsreichen Roten zu keltern.
Ich war leider erst mit Beginn der Dämmerung eingetroffen, deshalb hatte ich die malerische Schönheit des Dorfes noch nicht genießen können.
Auf der Straße sah ich außer uns keinen Menschen. Danach fragte ich den Reporter.
»Sie alle wissen hier Bescheid, aber sie trauen sich nicht, aus den Häusern zu gehen. Sie haben Angst!«, hauchte er. »Verdammte, hündische Angst.«
»Sie auch?«
»Sinclair, ich bin ein harter Brocken, das haben sogar die Weiber gesagt. Zweimal war ich verheiratet, aber beide Frauen sind mir davongelaufen. Doch wenn ich an diesen Unsichtbaren denke, der da vor uns hergeht, rutscht mir das Herz in die Hose. Du hörst ihn, aber du siehst ihn nicht …«
»Bitte, seien Sie mal ruhig.«
Gress war nicht zu bremsen. »Dabei frage ich mich, ob er nicht uns schon längst...
Erscheint lt. Verlag | 9.4.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | John Sinclair Großband |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred bekker • Anthologie • Bastei • Bestseller • Box • Bundle • Collection • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • e-bundle • eBundle • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geist • Geisterjäger • Gespenst • Gespensterjäger • Großband • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paket • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Reihe • Roman-Heft • Sammelband • Sammlung • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Spuk • Staffel • Stephen-King • Terror • Thriller • Tod • Tony-Ballard • Top • Vampir • Werwolf |
ISBN-10 | 3-7517-6515-8 / 3751765158 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6515-2 / 9783751765152 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 5,7 MB
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich