Jerry Cotton 3486 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6547-3 (ISBN)
Die Filmproduzentin Louise Sandman aus San Francisco verschwand in New York, die äußeren Umstände deuteten darauf hin, dass sie Opfer eines Verbrechens geworden war. In den Fokus der Ermittlungen geriet ihr aalglatter Nachfolger Nat Buckland. Verdächtig waren aber auch die beiden Männer, die sie kurz zuvor bei einem Filmfestival kennengelernt und mit denen sie ein geheimnisvolles Projekt geplant hatte. Es blieb nicht bei einer Toten. Und schon bald spielte sich in der Upper Bay ein U-Boot-Drama ab ...
U-Boot-Drama in der Upper Bay
Aus dem Vernehmungsprotokoll
»Wie würden Sie das Verhältnis zu Ihrem Vater beschreiben?«
»Dad war mein Gott.«
»Was meinen Sie damit?«
»Ohne ihn wäre ich nichts. Abschaum. Ein Wurm.«
»Finden Sie nicht, dass Sie ein bisschen übertreiben?«
»Ich wollte immer sein wie er. Erfolgreich, charmant, dominant. Alle lieben Dad. Alle respektieren ihn.«
»Er war Ihr Vorbild.«
»Er war mehr als ein Vorbild. Viel mehr. Aber das verstehen Sie nicht. Wie war Ihr Dad?«
»Seine dunkle Seite haben Sie nicht gesehen?«
»Wovon reden Sie? Dad hatte so was nicht. Er war der beste Dad der Welt!«
»Haben Sie nie gespürt, dass seine Liebe zu Ihnen nicht ... gesund war?«
»Sie kapieren gar nichts! Null Komma null! Beenden wir das hier! Es macht keinen Sinn!«
»Dass seine Gefühle krankhaft übersteigert waren? Und gefährlich werden könnten?«
»Hören Sie auf damit! Das ist eine Lüge! Ich sage kein Wort mehr! Kein. Einziges. Verdammtes. Wort!«
»Bobby! Inya! Eine halbe Stunde. Nicht länger. Ist das klar?«
»Ja, Mom.«
»Und lauft nicht über die Straße. Wartet, bis die Ampel grün wird.«
»Dürfen wir jetzt?«
»Eine halbe Stunde. Und immer im Park bleiben. Habt ihr verstanden?«
Sie liefen los. Bobbys Mom war okay. Sie konnte aber auch furchtbar anstrengend sein, besonders wenn es so heiß war wie heute.
Den ganzen Tag hatten sie Jadens Geburtstag feiern müssen. Dabei hatten sie bis gestern nicht mal gewusst, dass es Jaden überhaupt gab.
Er war der jüngste Sohn von Inyas Tante zweiten Grades aus Connecticut. Oder doch der Großneffe ihrer Cousine Laura aus New Hampshire?
Wie auch immer, Jaden war eine Nervensäge allererster Güte, und sein gottverdammter Geburtstag hatte sie einen wertvollen Ferientag gekostet.
An der Freiheitsstatue waren sie gewesen, gähn, im Central Park und auf dem Empire State Building, stöhn, und zum Schluss wollte Jaden dann natürlich auch noch ins Eiscrememuseum am Broadway.
Dabei sah man jetzt schon auf den ersten Blick, dass er in den ersten acht Jahren seines Lebens mehr Eiscreme verspeist hatte als andere Leute in ihrem ganzen Leben.
»Ich finde, er sieht aus wie eine Kröte«, stellte Bobby erbarmungslos fest. »Eine fette, eingebildete Kröte.«
»Eine fette, eingebildete, hypochondrische Kröte«, ergänzte Inya der Vollständigkeit halber.
»Was ist hypochondrisch?«
»Wenn Jaden furzt, denkt er, er hat Darmkrebs.«
»Was ist Darmkrebs?«
Inya verdrehte die Augen. »Unsere Unterhaltung mäandert.«
Bobby bewunderte seine Cousine grenzenlos. Nur dieses Wort hatte sie garantiert eben erst erfunden.
»Da hinten ist Musik! Los, wer zuerst da ist!«
Inya lief los. Sie war neun, Bobby sieben. Obwohl sie ein Mädchen war, würde sie immer in allem besser sein als er. Schneller, geschickter, cleverer.
Er bemühte sich darum, diesen Punkt gelassen und ohne größere Gefühlsregung zu akzeptieren, was ihm nicht immer gelang.
Aber er arbeitete dran.
Die kleine Kapelle hatte sich an einem der Hauptwege im Park aufgestellt, im Schatten einer mächtigen Buche. Gut dreißig Spaziergänger hatten sich darum versammelt und lauschten der temperamentvollen Musik. Einige Frauen tanzten versunken.
»Mexikaner«, raunte Inya ihm zu, »Mariachi-Musik.«
Wieder so ein Wort. Heute legt sie es echt drauf an, mich alt aussehen zu lassen, dachte Bobby und nickte cool wie ein Mariachi-Experte.
Es waren sieben Musiker, drei Frauen und vier Männer. Die Männer trugen lächerlich große Strohhüte und schwarze Westen mit großen goldenen Knöpfen. Zwei Männer spielten Gitarre, einer Trompete, und der vierte schlug mit einem Tamburin im Takt gegen sein Knie.
Eine Frau spielte Geige, die beiden anderen wiegten sich im Takt und sangen dazu in einer merkwürdigen Sprache.
Auch Inya hatte angefangen, sich im Takt der Musik zu bewegen, was Bobby megapeinlich war. Er stellte sich etwas abseits und betrachtete konzentriert seinen rechten Daumennagel, den er in seinem bisherigen Leben sträflich vernachlässigt hatte.
Plötzlich meldete sich sein Magen, und ihm wurde nachdrücklich bewusst, dass auch er sich im Eiscrememuseum besser etwas zurückgehalten hätte. Auf einmal hatte er den Geschmack der zwei Frühlingsrollen im Mund, die er gerade im Happy Wok runtergewürgt hatte und die so gar nicht mit dem Drachenfruchteis harmonierten, auf das sie im Magen getroffen waren.
Und diese hysterische Musik wirkte zusätzlich alles andere als beruhigend auf seinen aus dem Gleichgewicht geratenen Verdauungsprozess.
Endlich endete das Stück in einem lang anhaltenden Rasseln des Tamburins. Während ringsum begeistert Beifall geklatscht wurde, zupfte er Inya am Ärmel.
»Lass uns zurückgehen. Mir ist schlecht.«
»Zurück zu der fetten Kröte? Spinnst du? Erst will ich mir den Zirkus angucken!«
»Welchen Zirkus?«
»Bist du blind?«
Tatsächlich, ganz hinten, am anderen Ende des Parks, war ein sonnengelbes Zirkuszelt zu sehen. Bobby blieb nichts anderes übrig, als seiner Cousine hinterher zu hetzen. Allein hätte er den Weg zum Happy Wok nicht gefunden, wo ihre Familien den hektischen Tag bei Chop Suey und Pekingente ausklingen ließen.
Rund um das Zelt war jede Menge los. Die Abendvorstellung begann erst in zwei Stunden, und die kleinen Islandponys, die später in der Manege ihre Kunststücke vorführen würden, tollten noch ausgelassen über die Weide, die mit einem provisorischen Zaun abgesteckt war. Dazwischen stolzierten zwei stattliche Kamele mit majestätisch erhobenen Köpfen umher, als wollte sie der ganzen Welt demonstrieren, dass ohne sie hier gar nichts lief.
Ein alter Clown saß auf der Treppe vor seinem Zirkuswagen und jonglierte versunken mit zwei Orangen, drei Tennisbällen und einer kleinen Gurke. Die rote und schwarze Schminke, die er von der letzten Vorstellung noch nicht ganz abgewischt hatte, zerlief in der Nachmittagssonne.
»Ich will jonglieren lernen!«, entschied Inya spontan und machte Anstalten, auf den Clown zuzugehen.
Bobby hielt sie fest.
»Wir müssen zurück, Inya, sonst gibt's Ärger. Die halbe Stunde ist längst vorbei.«
»Spielverderber! Geh doch. Ich lerne erst Jonglieren.«
Als hätte er geahnt, was auf ihn zukam, erhob sich der Clown in diesem Moment und verschwand in seinem Wagen.
»Also?«
Bobby hatte sich zu früh gefreut. Inya war es gewohnt, ihren Willen durchzusetzen, und würde auch jetzt nicht klein beigeben.
»Dann gehen wir wenigstens noch zum Fluss.«
»Welcher Fluss?«
»Der Passaic River. Ist gleich hinterm Park. Da gibt es Muscheln.«
Mit Muscheln kriegte man Bobby immer. Von seinem letzten Sommerferien auf Long Island hatte er hundertsiebzehn Muscheln mitgebracht.
»Also gut, aber nur fünf Minuten.«
Sie überquerten die Passaic Ave und einen großen, staubigen Parkplatz, dann erreichten sie das Ufer. Bobby sah sich gierig um.
»Wo sind die Muscheln?«
»Kein Stress, wir finden deine blöden Muscheln schon. Guck mal, was ist das denn?« Inya hatte eine große, schwarze Tonne entdeckt, die sanft im brackigen Wasser dümpelte. »Komm, wir ziehen sie raus.«
Sie sprang die leicht abschüssige Böschung hinunter, Bobby folgte ihr notgedrungen.
»Los, fass mal mit an!«
Die Tonne war schwer. Mit vereinten Kräften und mithilfe einer verfaulten Holzplanke, die Inya aus dem Wasser fischte und als Hebel einsetzte, gelang es ihnen, sie an Land zu hieven.
Inya strahlte triumphierend. »Wetten, die ist voll Gold!«
Bobby verzog das Gesicht und wandte sich ab. »Uuhhh, das stinkt ja mega!«
»Weichei! Stell dich nicht so an.«
Sie sah sich um, entdeckte einen großen, weichgespülten Stein und schlug kräftig auf den Deckel ein.
Der Deckel war rostig und porös, und schon nach wenigen Schlägen gab er nach. Eine stinkende gelbliche Brühe floss heraus. Jetzt musste sich auch Inya abwenden, denn der Gestank war bestialisch.
»Gold, genau!«, ätzte Bobby. »Den Mief kriegen wir nie mehr raus aus den Klamotten.«
»Wir werden ja sehen ...« Todesmutig hielt Inya die Luft an und steckte eine Hand tief in das Fass hinein.
Was sie hervorholte, war kein Klumpen Gold.
Es war ein verwitterter, von grünen Algen bedeckter menschlicher Schädel.
Ein feiner Regen fiel, als ich meinen Partner Phil Decker um kurz nach acht an der üblichen Ecke aufnahm. Das ganze Wochenende hatte die Stadt unter einer schwül warmen Hitzeglocke gestöhnt. Der Regen war die willkommene Abkühlung, nach der sich alle Menschen gesehnt hatten.
»Schönes Wochenende gehabt?«
Phil seufzte....
Erscheint lt. Verlag | 6.4.2024 |
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Reihe/Serie | Jerry Cotton |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner |
ISBN-10 | 3-7517-6547-6 / 3751765476 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6547-3 / 9783751765473 |
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Größe: 776 KB
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