Blutiger Fehler -  Sören Prescher

Blutiger Fehler (eBook)

Der achte Fall für Mark & Felix
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
388 Seiten
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-96215-441-7 (ISBN)
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Nur wenige Wochen nach dem Mord an einem Nürnberger Anwalt kommt eine weitere Person aus Holger Jansens Umfeld ums Leben. Diesmal trifft es eine Frau, die in ihrem Haus erstochen wird. Während der Ermittlungen beschleicht die Kommissare der Verdacht, dass die Tat mit einem früheren Fall zusammenhängen könnte. Haben sie damals möglicherweise etwas übersehen?

Sören Prescher wurde am 9. August 1978 in Bautzen geboren, ist verheiratet und wohnt mit seiner Familie in Nürnberg. Er ist Mitglied des 42erAutoren e.V. und des Phantastischen Autoren Netzwerks (PAN). Neben seiner Arbeit für ein internationales Wirtschaftsunternehmen schreibt er Artikel und Berichte für das Nürnberger Musik- und Kulturmagazin RCN. Seit der Jahrtausendwende veröffentlicht er Kurzgeschichten und Gedichte in zahlreichen Anthologien. Dazu sind bisher zwölf Romane aus den Bereichen Thriller und Mystery/Urban-Fantasy in zahlreichen Verlagen erschienen.

MITTWOCH


5


Der Morgen begann viel zu früh und wie üblich mit einer kleinen Joggingrunde durch den Stadtpark. Der Antrieb schien diesmal von Felix auszugehen, der den müden Mark an der Leine hinter sich herzog. Erst als sich an einer Weggabelung ein übermütiger Cockerspaniel ohne Leine näherte und Felix der Meinung war, er müsste in die gleiche Richtung wie der Artgenosse abbiegen, wurde Mark richtig munter. Die unerwartete Kehrtwende trieb seinen Puls gewaltig in die Höhe.

Gleich darauf trat eine Rentnerin mit einem gefüllten, orangefarbenen Kackbeutel von der Wiese, um zu schauen, wieso ihr Hündchen auf einmal losgestürmt war. Sie rief mehrmals den Namen Oskar, aber entweder hatte der Hund vergessen, wie er hieß, oder es interessierte ihn im Moment nicht. Mark tippte auf Letzteres.

Wirklich brenzlig war die Situation nicht. Als der Cockerspaniel und Felix sich trafen, beschnupperten sie sich neugierig und hätten vermutlich gerne zusammen eine kleine Fangrunde im Gras gespielt. Mark hätte ebenfalls nichts gegen eine Pause gehabt. Sollten die zwei sich doch austoben. Die Rentnerin hingegen nahm ihren Hund ganz und gar nicht oscar-reif an die Leine, entschuldigte sich für den Zwischenfall und stapfte davon, ohne eine Erwiderung abzuwarten.

„Kein Problem“, rief Mark hinterher. Ob sie das hörte oder ob die Frau einfach nur schwerhörig war, blieb im Dunkeln.

Deutlich wacher als zuvor setzte Mark seine Joggingrunde mit Felix fort und machte sich nach einem Abstecher unter die heimische Dusche auf den Weg zur Arbeit. Das Radio spielte das gut gelaunte Your Team is Looking Good von den Black Keys als Motivationshilfe und stimmte ihn auf den Tag ein. Ob sein Team gut ausschaute, war jedoch zweitrangig. Es genügte ihm, wenn die Kollegen kompetent und effizient waren.

Anwesend zu sein wäre ebenfalls wünschenswert, denn auch das war früh am Tag keine Selbstverständlichkeit. Das Großraumbüro wirkte verwaist. Dass Dominiks Platz nicht besetzt war, überraschte Mark wenig. Ein Frühaufsteher war sein Partner noch nie gewesen, ganz im Gegensatz zu Jan Schuster, der wie üblich längst an seinem Schreibtisch saß.

Ans Weiterarbeiten war nun allerdings nicht mehr zu denken. So euphorisch, wie Felix den Kollegen mit den dunklen Haaren, dem dünnen Schnurrbart und den stets wachsamen braunen Augen begrüßte, blieb diesem gar keine andere Wahl, als den Kugelschreiber sinken zu lassen. Er tat es gerne und kniete sich neben dem Vierbeiner nieder, der sich längst erwartungsvoll auf dem Boden ausgestreckt hatte.

Während Kollege Schuster dem Hund den Rücken und die Ohren kraulte, suchte Mark seinen eigenen Schreibtisch auf und startete den alten PC. Während die Kiste leise ratternd hochfuhr, schlenderte er zurück zu Jan Schuster, um den kleinen Plausch zu führen, zu dem sie gestern nicht gekommen waren.

Über Marks neuen Fall gab es nicht viel zu berichten, sodass sich das Gespräch bald Jans aktueller Ermittlung zuwandte. Sein Freund schüttelte den Kopf: „Das ist eine recht komplizierte Nummer“, seufzte er, „die mich schon seit geraumer Zeit fast zur Verzweiflung bringt.“

„Immer noch der angebliche Un-Fall, den du neulich erwähnt hast?“

„Genau der. Ein Mann mit Krücken, der behauptet, von allein vor einen Bus gelaufen zu sein. Als wenn das in seinem Zustand ohne weiteres möglich wäre.“

„Vielleicht war er nur nicht schnell genug von der Straße runter …“

„Eher das Gegenteil: zu schnell auf die Straße rauf.“

„Du meinst, es hat jemand nachgeholfen?“

„Ja, ich denke schon, kann es aber nicht beweisen. Keiner will was gesehen haben, und das in einer recht belebten Ecke der Südstadt. Auffällig ist auch, dass der Krückenmann für einen Nachtclubbesitzer arbeitet, der in zig dubiose Geschäfte verwickelt sein soll. Hast du schon mal von Dragan Lebovic gehört?“

„The Finger? Klar, wer kennt den nicht? Der ist fast so was wie eine Legende.“

„Leider nicht in positiver Hinsicht. Na, ich werde weiter subtil auf den Busch klopfen. Vielleicht erreiche ich was.“

„Wenn du Hilfe brauchst …“

„Im Moment nicht. Die Sache scheint irgendwie ins Stocken geraten zu sein. Außerdem habt ihr zwei, Dom und du, ja mit eurem eigenen Fall zu tun. Glaubst du, es läuft auf eine Beziehungstat hinaus?“

Mark runzelte die Stirn. „Es hat den Anschein. Aber es ist wie bei dir: Ohne Beweise kommen wir nicht weit.“

„Wer kommt nicht weit?“, ertönte es auf einmal vom Eingang her. Unisono schauten die Polizisten und der Hund auf – und erblickten das dritte Mitglied des Trios mit vier Pfoten. Dominik steuerte in gemächlichen Schritten auf sie zu. Er trug eine dunkelblaue Jeans, ein hellgrünes Hemd und eine schwarze Stoffjacke. Der Look war gewöhnungsbedürftig, aber für Dominik regelrecht en vogue.

„Nicht schlecht, dein Outfit“, bescheinigte Jan ihm sogleich. „Und meilenweit besser als das augenkrebsverursachende Shirt gestern.“

Obwohl das ein Kompliment war, schien sich Dominiks Begeisterung in Grenzen zu halten. „Ich dachte, ich probiere mal was anderes aus.“ Ob er damit die gestrige oder die heutige Kleidung meinte, blieb ungewiss. Jan und Mark hakten nicht nach, sondern traten beiseite, damit Dominik das von Felix erwartete Begrüßungskraulen übernehmen würde. Das tat er – wenngleich bloß für wenige Sekunden. Dann erhob er sich, um die Stoffjacke über seine Stuhllehne zu hängen und ebenfalls den Computer aus dem Schlafmodus zu erwecken.

Einen Moment lang betrachtete er unschlüssig die Anzeige auf dem Bildschirm, bevor er sich mit einem tiefen Seufzer umdrehte. „Erst mal brauche ich einen Kaffee. Ohne den kann ich nicht denken.“

„O je, wie lange hattest du denn schon keinen?“, rief ihm Jan hinterher.

Dominik ignorierte auch diese Spitze und stapfte davon. Als er einige Zeit darauf mit einer dampfenden Tasse zurückkehrte, waren die Rechner an dem Doppelschreibtisch einsatzbereit, und die Kommissare konnten sich an die Arbeit machen. Felix beobachtete sie von seiner Decke aus einige Sekunden lang und nutzte dann die Zeit für ein kleines Nickerchen.

Wie üblich nahm sich Mark zuerst sein Postfach vor und scannte mit erwartungsvollem Blick die Betreffzeilen der neu eingegangenen E-Mails. Lang brauchte er nicht zu suchen, ehe er die erhofften Rückmeldungen der Mobilfunkprovider gefunden hatte. Mit wenigen Mausklicks hatte er die Dateianhänge geöffnet und studierte zuerst die Funkzellenbewegungen von Karolina und Richard Fritsches Handys in den vergangenen Tagen. Zuerst die der ermordeten Ehefrau. Karolina hatte mehrere Sendemasten innerhalb der Metropolregion Nürnberg-Fürth-Erlangen passiert und schien das zurückliegende Wochenende viel auf Achse gewesen zu sein. Am Morgen ihres Todes hatte es nur einen kurzzeitigen Sendemastwechsel gegeben – vermutlich als sie sich bei ihrer morgendlichen Joggingrunde zu weit von ihrem heimischen Funkmast entfernt hatte.

Wirklich weiter half diese Information nicht. Mark hoffte auf interessantere Details bei der Auswertung der Daten des Ehemanns – und wurde erneut enttäuscht. Am Samstag hatte es nur wenige und am Sonntag gar keine Bewegungen von Richard Fritsche gegeben. Auch am Montag hatte sich der Mann mit seinem Smartphone lediglich einmal gerührt – für eine Reise ins westlich gelegene Cadolzburg. In die Nähe seiner Frau war er kein einziges Mal gekommen. Nicht anders sah es am Tag von Karolinas Ermordung aus. Gemäß seiner Mobilfunkdaten hatte Richard seinen Wohnbereich den ganzen Vormittag über kein einziges Mal verlassen.

Das untermauerte seine Aussage, im Homeoffice gearbeitet zu haben, und auch die Andeutung über sein eher phlegmatisches Wesen. Ein Beweis für eine Mordbeteiligung war es nicht. Eher das Gegenteil.

Andererseits schlossen die mangelnden Mobilfunkbewegungen Richard Fritsche nicht zwangsläufig als Täter aus. In der heutigen Zeit verließen zwar viele Menschen niemals ohne Handy das Haus, wenn man jedoch – aus welchem Grund auch immer – nicht geortet werden wollte, war es am einfachsten, den heiß geliebten Minicomputer für den gewünschten Zeitpunkt daheim zu lassen. Oder jemand anderem zuzustecken. Selbst dies war eine äußerst effektive Möglichkeit, seine digitale Spur zu verwischen.

„Den Punkt hatten wir gestern schon“, erinnerte ihn Dominik, der die Funkdaten zusammen mit Mark überprüft hatte. „Im Internet kriegst du mühelos eine SIM-Karte, die nicht auf deinen Namen registriert ist. Dafür braucht es nicht besonders viel kriminelle Energie, sondern nur Entschlossenheit. Die nervige Ex loszuwerden halte ich durchaus für Motivation genug, um einen Mord zu begehen. Sofern kein Ehevertrag geschlossen wurde, der was anderes sagt, könnte sich der Mann vielleicht bald Richy Rich nennen.“

„Das mit dem Ehevertrag ist ein guter Punkt. Da sollten wir unbedingt noch mal nachhaken. Lass uns spaßeshalber vorher die allgemeine Funkzellenortung zur Tatzeit anschauen. Selbst illegal erworbene SIM-Karten brauchen Funkmasten, um empfangsbereit zu sein.“

„Außer du hackst dich in ein fremdes WLAN ein. Wenn die Ex ihren alten Router noch hat, sollte es kein Problem darstellen, sich darin einzuloggen. Da reicht es unter Umständen, wenn du mit dem Laptop vor dem Haus parkst. Aber du hast recht: Stellen wir den Punkt einstweilen zurück. Was haben unsere Telekommunikations-Dienstleister für den fraglichen Zeitraum zu bieten?“

Mark klickte mit der Maus, und eine Übersichtskarte zeigte die gewünschten Verkehrsdaten im entsprechenden...

Erscheint lt. Verlag 6.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-96215-441-8 / 3962154418
ISBN-13 978-3-96215-441-7 / 9783962154417
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