Yaro -  Wolfgang Schwatke

Yaro (eBook)

Im Auftrag des Daimyo
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2024 | 1. Auflage
244 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-1589-0 (ISBN)
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Dieses Buch setzt die Geschichte von Yamato Ichiro - genannt Yaro - fort, die im Buch 'Yaro - Geschichte eines Samurai' begann. Dem mittlerweile dreißig Jahre alten Yaro ist es inzwischen gelungen, zum persönlichen Berater des Daimyo Iroda Akira aufzusteigen und dessen uneingeschränktes Vertrauen zu gewinnen. Ihr gemeinsames Kampftraining führte zur Festigung ihrer Freundschaft. Als Meister der waffenlosen Verteidigung und des Schwertkampfes, mit den dafür notwendigen mentalen Fähigkeiten und technischen Fertigkeiten, erwarten Yaro immer wieder gefährliche Aufträge des Daimyo. So auch, als er den Auftrag erhält, einen Serienmörder zu fangen, der die Hauptstadt Jatsuma in Angst versetzt. Sein taktisches Geschick und seine wachsame Voraussicht verhindern auch ein Attentat auf die zukünftige Frau des Daimyo am Fürstenhof und retten sie vor dem sicheren Tod. In Toyuma begibt sich Yaro in große Gefahr, um das mysteriöse Verschwinden junger Frauen aus dem Ort aufzuklären. Außerdem muss Yaro seine Fähigkeiten einsetzen, um in geheimer Mission das mysteriöse Verschwinden der zukünftigen Frau des Daimyo Iroda aufzuklären.

Der Autor lebt mit seiner Familie in München und praktiziert seit über 40 Jahren die Kampfkünste Aikido und Iaido.

Leicht schwankend stieg Yaro die wenigen Stufen der Herberge ’Goldener Mond’ hinunter und fand einigermaßen sicher sein Gleichgewicht auf der vor ihm liegenden Hauptstraße. Der harte Lehmboden der Straße wies einige Unebenheiten auf, in denen sich das Wasser des vorangegangenen Regengusses gesammelt hatte. Der nur noch schwache Regen weckte die Hoffnung, dass die unerträgliche Regenzeit für dieses Jahr endlich vorbei war.

Sogar die seit Wochen meist geschlossene Wolkendecke begann aufzubrechen, so dass der Mond für einige Augenblicke die Straßen erhellte. So konnte Yaro auch in seinem betrunkenen Zustand die kleinen Pfützen erkennen und ihnen ausweichen.

Anscheinend hatte er wieder einmal zu viel Sake getrunken, in Gegenwart der käuflichen Frauen, wie er es in den letzten Wochen fast täglich getan hatte. Die Menschen um ihn herum schienen ratlos. Sie waren enttäuscht von ihm. Enttäuscht von dem Mann, den sie bisher als tugendhaften Samurai kannten. Nicht wenige vermuteten, dass das Verhältnis zu seiner Frau nach zwei Kindern abgekühlt war und er deshalb die Gesellschaft anderer Frauen vorzog.

Wurde er von Bekannten auf seinen Lebenswandel angesprochen, wies er sie unwirsch zurück und riet ihnen, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Zum Erstaunen aller erledigte er aber seine Arbeit wie bisher, klar und zielstrebig. Abends jedoch, wenn er das Vergnügungsviertel von Jatsuma aufsuchte, schien er wie ausgewechselt. Viele bedauerten Yaros Familie, die sein Verhalten ertragen musste.

Meistens besuchte er das Gasthaus ’Goldener Mond’, wo man sich gegen Bezahlung mit käuflichen Frauen in den ersten Stock zurückziehen konnte. Yaro kannte das Bordell bereits, da er dort vor Jahren den damaligen Daimyo Iroda Kamaro, den Stiefbruder des jetzigen Daimyo Iroda Akira, observiert hatte. Bei dieser Gelegenheit lernte er die Bedienung Shiku kennen, die ihm eine angenehme Gesprächspartnerin war. Damals zeigte er sich ihr gegenüber großzügig, ohne mit ihr intim zu werden.

Diese Shiku besuchte er nun regelmäßig, so auch an diesem Abend, und verließ sie meist zu später Stunde , so dass er durch die dunklen Gassen wankend nach Hause ging. Als er an diesem Abend die Herberge verließ und die verlassene Hauptstraße betrat, riss die Wolkendecke auf und der Vollmond erhellte die Gassen, in denen er sich teilweise an den Hauswänden abstützte, um sein Gleichgewicht zu halten. Für die wenigen Menschen, die er um diese Zeit noch begegnete, war er ein trauriger Anblick.

In Wirklichkeit war Yaro hellwach, bei klarem Verstand und völlig nüchtern, denn er ließ sich von Shiku nur Wasser in Sakeflaschen füllen. Er war auf der Suche nach einem Mörder und gab sich seit Wochen als betrunkener Bordellbesucher aus. Auf diese Weise versuchte er, einen Mörder aus seinem Versteck zu locken, der bereits drei Männern auf offener Straße nach dem Verlassen eines Bordells die Kehle durchgeschnitten hatte. Die Taten waren sehr rätselhaft, da die Opfer nicht ausgeraubt wurden. Deshalb versuchte er, sich als betrunkenen und wehrlosen Mann auszugeben.

Nachdem Nakamoto-san, der Leiter der Stadtpolizei, vor einigen Wochen dem Daimyo Iroda Akira von den mysteriösen Morden in der Hauptstadt Jatsuma berichtet hatte, beschlossen er und seine Berater, darunter auch Yaro, sofort zu handeln und Yaros Strategie zur Ergreifung des Mörders zu folgen. Aufgrund der Art und Weise, wie die Opfer getötet worden waren, gingen sie davon aus, es mit einem Serienmörder zu tun zu haben, der seine Morde immer auf die gleiche Weise verübte.

Überzeugt von Yaros technischen und mentalen Fähigkeiten, die einen erfahrenen Samurai auszeichnen, folgten sie seinem Vorschlag, sich als Lockvogel zur Verfügung zu stellen. Niemand sonst am Fürstenhof war für diese Aufgabe besser geeignet.

So taumelte Yaro durch die engen und dunklen Gassen, in die kaum Mondlicht fiel. Als er ein paar Schritte in die nächste Gasse gegangen war, wurde er aus einer dunklen Nische heraus angesprochen:

„Guten Abend junger Mann, noch so spät unterwegs und dann auch noch so allein wie ich. Ohne eine Frau, die Euch an diesem Abend noch Freude bereiten kann. Vielleicht kann ich euch als junge aber erfahrende Witwe dabei helfen”, sagte eine Frauenstimme mit erotischem Unterton.

Lallend antwortete er rau: „Ich hätte schon Lust, mich mit dir zu vergnügen, und wenn es nur hier in einer dunklen Nische wäre. Aber dazu muss ich dich erst einmal sehen, bevor ich mich mit einer Vogelscheuche einlasse, die sonst keiner haben will.”

„Gut, sieh nach, ob ich dir genüge", sagte die Frau und trat in das schwache Mondlicht. Die Überraschung, die ihr Erscheinen bei Yaro auslöste, war diesmal nicht gespielt. Denn vor ihm trat eine noch junge Frau aus der Dunkelheit. Zu ihrem hochgesteckten Haar trug sie, soweit er es in der Dunkelheit erkennen konnte, einen hellgrauen, einfarbigen Kimono. Ihre Bewegungen waren anmutig und sehr weiblich, so dass Yaro vermutete, dass sie aus einer wohlhabenden Familie stammte.

Sie bewegte sich leichtfüßig auf ihn zu und blieb etwa vier Schritte vor ihm stehen. Es fiel Yaro schwer, mit dieser adrett ausschauenden Frau weiter in diesem unhöflichen Ton zu sprechen.

„Na, du siehst ja nicht schlecht aus. Ich hätte schon Lust, meine Hände über deinen nackten Körper gleiten zu lassen.”

„Oh, so wie du sprichst, steigerst du meine Lust und erwärmst meinen Bauch”, stöhnte sie erregt und zog einen Fächer aus einem Ärmel ihres Kimono, wie ihn Frauen aus besseren Kreisen zur Abkühlung benutzen. Dann wedelte sie mit dem aufgeklappten Fächer und bewegte sich graziös auf Yaro zu, der sie dümmlich und mit müden Augen anstarrte.

Doch Yaro beobachtete sie aufmerksam und spürte die Gefahr, die von ihr ausging. Aus Erfahrung wusste er, dass man mit besonders präparierten Fächern auch töten konnte, wenn sie mit messerscharfen Kanten versehen waren. Er bemerkte sofort, wie sich der Griff ihrer rechten Hand um den Fächer veränderte und nun bis auf dem Daumen alle Finger auf dem Fächer lagen, so dass das Handgelenk leicht um die eigene Achse gedreht werden konnte.

Als die Frau nur noch zwei Schritte von ihm entfernt war, drehte sie den Fächer blitzschnell um, so dass er nun fest in ihrer Hand lag, und führte mit den Außenkanten des Fächers einen waagerechten Schnitt zur rechten Seite seines Halses aus.

Bevor der Fächer jedoch Yaros Hals berühren konnte, drehte er seinen Körper mit einem leichten Ausfallschritt nach links so, dass er im rechten Winkel zur Angreiferin stand. Dabei blockierte er ihr Handgelenk, mit dem sie den Fächer führte, mit der senkrecht gestellten Handkante seines vorderen, rechten Arms.

Fast gleichzeitig griff seine freie linke Hand von oben auf das Handgelenk der Fächerhand. Mit einer Rückwärtsbewegung seines Körpers brachte er die Angreiferin so aus dem Gleichgewicht, dass auch die Fächerhand ihre Stabilität verlor. Diesen Moment nutzte Yaro, um ihre Hand nach oben zu drehen, worauf die Kanten des Fächers auf ihr Gesicht gerichtet waren. Mit der nun freien rechten Hand drückte er auf ihren Handrücken, damit sie ins Hohlkreuz fiel und nach hinten kippte.

Bevor sie auf dem Rücken aufschlug, zog er ihren Fächerarm kurz nach oben, so dass sie auf ihrem Gesäß sitzend um die eigene Körperachse gedreht wurde und sich in einem schmerzhaften Armhebel auf dem Bauch wiederfand. Nun steigerte Yaro den Schmerz, indem er aus dem Stand auf das Handgelenk des senkrecht verdrehten Fächerarms drückte, bis die Angreiferin sich mit einem Schmerzensschrei den Fächer willenlos aus der Hand nehmen ließ.

In dem Moment, als Yaro die Angreiferin mit dem Handhebel zu Fall brachte, trat aus dem Schatten der Häuser eine ganz in schwarz gekleidete Person auf das kämpfende Paar zu. Als die Frau auf dem Bauch am Boden lag und fluchend ihren Widerstand herausschreien wollte, war die schwarze Person schon bei ihr, legte ihr einen Knebel an und fesselte dann blitzschnell und routiniert ihre Arme auf dem Rücken.

Danach berührten sich Yaro und die schwarze Person kurz, bevor diese wieder im Schatten der Häuser verschwand. Es war seine Frau Ayumi, die ihn in den letzten Wochen, abwechselnd mit ihrer Schwester Aiko, an den späten Abenden auf dem Heimweg vom Bordell beschützten aber unsichtbar blieben. Sie hatten sich zu diesem Schritt entschlossen, weil sie nicht wussten, ob die Morde von einem Einzeltäter oder von mehreren gemeinsam begangen wurden.

Nur Yaro, Ayumi und Aiko wussten von dieser Vorgehensweise, denn die beiden Frauen stammten aus einer Ninja-Familie, was am Fürstenhof niemand wissen sollte. Außerdem waren die Frauen darin geübt, sich anzuschleichen und im Verborgenen zu agieren, was ihre Aufgabe erleichterte. Nur seinem engen Freund Sugita Kaito, dem Leibwächter des Fürsten und engenWaffengefährten, hatte Yaro von seiner familiären Verbindung zu seiner Ninja-Familie erzählt.

Deshalb war Ayumi sofort wieder in den Schatten der Häuser verschwunden,...

Erscheint lt. Verlag 2.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7597-1589-3 / 3759715893
ISBN-13 978-3-7597-1589-0 / 9783759715890
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