Ich folge DIR -  Isa Katz

Ich folge DIR (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
342 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-7485-8 (ISBN)
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Daniela verpasst seit Jahren keine Folge der TV-Serie 'Berlin im Herzen', vor allem wegen der Hauptrolle Alexander Garbach, verkörpert von ihrem Lieblingsschauspieler Kiran Advani. Für ihn würde Daniela alles tun, er ist der Inhalt ihrer Tagträume und sie ist sich sicher, dass sie ihm auch gefallen würde, hätte sie nur die Gelegenheit, ihn persönlich zu treffen. Diese Chance rückt in greifbare Nähe, als Daniela eine Komparsenrolle gewinnt und mit größten Erwartungen nach Berlin fährt ...

Isa Katz ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, unter dem sie Romane abseits ihres üblichen Genres veröffentlicht.

2


 

Es waren nur wenige Stunden der Ruhe und eigentlich hätte sie sich müde fühlen müssen. Vielleicht war sie todmüde und ihr Körper schüttete irgendwelche Botenstoffe aus, als die Erinnerung zurückkam, denn Daniela fühlte sich hellwach, als sie sich im Bett aufsetzte. Und sie war ein wenig aufgeregt. Sie schlug die Bettdecke zurück und ging sofort Richtung Wohnzimmer. Sie öffnete das Notebook, drückte den Knopf, und das Gerät erwachte zum Leben. Qualvolle Minuten vergingen, bis sie endlich den Browser öffnen und nachsehen konnte. Dingdong hatte die Beiträge über Alex hoffentlich schon gelöscht. In ihren Postkasten mit den Fakeaccounts konnte sie gleich noch reinschauen. Sie öffnete die Diskussion und atmete enttäuscht aus. Es stand noch da. Dingdong hatte vielleicht noch nicht ins Forum hineingeschaut am frühen Morgen. Das erschien ihr unerträglich, denn gleich musste sie zur Arbeit und konnte nicht sehen oder kontrollieren, was in ihrer Abwesenheit im Forum passierte, denn aufs Smartphone schauen war während der Arbeit verboten. Die Aussicht auf eine Frühschicht ohne jede Information … grauenhaft.

Daniela stand auf und ging erst mal ins Bad. Sie duschte schnell und lief in ein Handtuch gewickelt wieder zum Rechner. Immer noch nichts. Auch keine Antworten auf ihre privaten Nachrichten an Dingdong. Sie zog sich an und setzte Kaffeewasser auf. Ihr stand nicht der Sinn nach Frühstück. Erst musste sie wissen, ob sie etwas erreicht hatte und herausfinden, was an den Gerüchten dran war.

Einmal hatte jemand behauptet, dass Kiran Advani auf Jungs stehen würde, und da waren sogar die größten Schnarchnasen des Forums erwacht und mobbten die Gerüchteköchin aus ihrer Mitte, während sie gleichzeitig Stapel an Gegenbeweisen zusammentrugen. Die Aufregung legte sich wieder und es kehrte Ruhe ein. Bis gestern. Aber sie würde auch diese Spamerin in den Griff bekommen.


***


Daniela lenkte ihren kleinen Fiat durch den morgendlichen Berufsverkehr. Das Altenheim lag nur wenige Autominuten von ihrer Wohnung entfernt und sie konnte sich einen schnellen Abstecher zur Tankstelle leisten. Am Monatsanfang kam das neue BIH-Fanheft heraus und das musste sie haben. Vielleicht gab es dort die offizielle Entwarnung oder eben das Gegenteil. Aber ganz sicher erfuhr man, ob diese Kristina ab jetzt fest zur Darstellerriege gehörte. Sie ließ das Auto in die Einfahrt der Tankstelle rollen und parkte etwas abseits der Zapfsäulen. Dann stieg sie aus und ging mit schnellen Schritten zu der gläsernen Kiosktür, die diensteifrig vor ihr zur Seite glitt. Das Zeitschriftenregal war nicht zu übersehen und Daniela wusste genau, wo sie suchen musste. Knallige Farben markierten die Ecke, in der die Zeitschriften für die Zielgruppe im Alter von zwölf bis etwa siebzehn angeboten wurden. Danielas Blick glitt über die chaotischen Cover, die in erster Linie lächelnde Jungstars zeigten. Dann sah sie es. Das Emblem von »Berlin im Herzen« prangte auf der oberen Ecke der Zeitung und Daniela griff zu. Sie stöhnte leise auf. Kristina auf dem Titelblatt. Strahlend und gut gestylt.

Verena Gint spielt ab jetzt in »Berlin im Herzen«! Lest mehr auf Seite 4 …

Daniela sah auf. Der Mann hinter dem Tresen beobachtete sie bereits. Es war besser, die Zeitung erst zu kaufen und dann zu lesen, auch wenn ihr der Weg zur Kasse und dann bis zum Auto endlos erschien. Sie ging flott durch das Regallabyrinth bis zum Verkaufstresen und legte die BIH-Fanzeitung auf den Tisch.

»Welche Nummer?«, fragte der junge Verkäufer.

»Keine. Hab nicht getankt«, antwortete Daniela und hoffte, dass er das Ding endlich einscannte und sie erlöste.

»Also nur das?«, fragte er und nahm die Zeitung in die Hand.

»Ja, nur das.« Daniela öffnete ihre Geldbörse.

»Da hat Ihre Tochter aber Glück, dass Sie extra für sie noch hierher fahren, um ihr das Heft zu kaufen«, sagte der Verkäufer und ließ den Scanner piepen.

Daniela sagte nichts. Sah sie so alt aus, dass er ihr eine Tochter zutraute?

»Würde nicht jede Mutter machen. Das sind dann drei fünfzig«, sagte er und legte die Zeitung wieder hin.

»Kümmer dich um deinen eigenen Kram«, murmelte Daniela.

»Wie bitte?«

»Nichts.«

Sie nahm schnell das Heft und lief zur Tür.

»Warten Sie!«, rief ihr der Verkäufer nach. »Sie kriegen noch fünfzig Cent!«

Daniela hörte nicht hin.

Keine zwanzig Sekunden später saß sie in ihrem Wagen und schlug mit zitternden Fingern Seite vier auf. Sie überflog den Text. Ein Interview mit Verena Gint, eine Andeutung, dass sie mal Schauspiel studiert habe, aber dann doch erst mal als Model für Katalogmode tätig gewesen war, bis sie ganz zufällig ein Agent auf einer Party ansprach und zum Casting einlud.

»Lügnerin«, sagte Daniela und las weiter. Das waren immer diese Geschichten, die gut klangen, aber in Wirklichkeit nur PR-Zwecken dienten. Verena hatte nach dieser angeblichen Einladung vorgesprochen und war angenommen worden. Ihre Rolle war tatsächlich als Hauptrolle angelegt. Und dann machte Danielas Herz einen Satz.

 

Auf die Frage hin, ob Kristina und Alex ein Paar werden sollen, lächelt Verena unsere Reporterin verschmitzt an. »Das sage ich euch nicht. Da müsst ihr schon weiter BIH gucken, wenn ihr das wissen wollt.«

Wir bedanken uns für das Interview, Verena, und hoffen auf spannende Folgen mit dir!

Tja, liebe Fans von BIH, das werden aufregende Wochen! Unsere Setreporterin bleibt für euch dran!

 

Übelkeit stieg in ihr hoch und Daniela hielt sich am Lenkrad fest. Das war das Gegenteil einer Entwarnung. Fast schon eine Ankündigung!

Jemand klopfte an ihr Autofenster und sie sah auf. Der Verkäufer stand neben ihrem Wagen und machte ihr ein Zeichen. Daniela ließ fast automatisch das Fenster herunter. Ihr war immer noch übel und sie konnte in dem Moment keinen Zusammenhang zwischen dem Auftauchen des Verkäufers und ihrer Situation herstellen.

»Ihr Wechselgeld. Ich dachte, Sie sind schon weg.« Er hielt ihr das Geldstück hin. »Ist Ihnen nicht gut? Brauchen Sie Hilfe?«

»Nein. Nur meine Ruhe.« Daniela nahm das Fünfzig-Cent-Stück und warf es achtlos neben sich auf den Beifahrersitz. Der Blick des Verkäufers blieb an der aufgeschlagenen Zeitung auf Danielas Knien hängen. Dann sah er sie wieder an.

Daniela drehte den Zündschlüssel und der Motor sprang an. Ohne ein weiteres Wort gab sie Gas und brauste davon. Sollte der Kerl doch denken, was er wollte. Sie hatte wirklich andere Sorgen.


***



Der Vormittag quälte sich voran und Daniela litt mit ihm. Die Pflegerinnen drückten ihr ein paar Sprüche rein, weil sie am Vortag die Bewohner aus Versehen in den Speisesaal gelassen hatte, obwohl noch nicht eingedeckt gewesen war, aber sie registrierte es kaum. Während sie Böden schrubbte, Urin von Klobrillen wischte und Teppiche saugte, kreisten ihre Gedanken nur um ihn. Das taten sie sonst auch, aber normalerweise handelte es sich dabei um Tagträume, in denen sie mal mit Alex und mal mit Kiran zusammen war. Positive, schöne Träume. Szenarien, die erdacht waren, aber in denen sie schwelgen konnte und die sich, wenn sie sie lange genug heraufbeschwor, echt anfühlten.

In ihrer Fantasie kam sie als neue Kleindarstellerin ans Set von BIH und der Regisseur bemerkte ihr Talent und entschied spontan, dass sie eine Szene zusammen mit Kiran spielen sollte. Einer ihrer häufigsten Träume, einer der wundervollsten. Daniela stellte sich dann vor, wie sie leicht verwundert tat ob dieser neuen Aufgabe, obwohl sie schon erwartet hatte, dass es dazu kam. Sie begrüßte Kiran, der ihr zulächelte und natürlich noch ein wenig schüchtern ihr gegenüber war. Sie gefiel ihm, das war deutlich zu sehen, und er hielt sich zurück, mit schauspielerischer Professionalität. Dann probten sie und Daniela sprach ihren neuen Text fehlerfrei, spontan und natürlich, während ihr die anderen Komparsinnen und Kleindarstellerinnen neidvolle Blicke zuwarfen und der Regisseur dem Regieassistenten beeindruckt zunickte …

Wichtig an ihren Träumen war ihr, dass sie theoretisch wahr werden konnten, auch wenn es noch so unwahrscheinlich schien. Es war theoretisch möglich, dass sie es ans Set schaffte und Kiran begegnete … und es war theoretisch möglich, dass man sie dort bemerkte und ihr eine größere Rolle anbot. Sie brauchte diese Möglichkeit für sich, für ihre Seele. Und Verena Gint konnte diese letzte Möglichkeit zunichte machen. Sie hatte das erreicht, was Daniela sich seit zwei Jahren erträumte, und sie verdarb, ja, sie vergiftete Danielas Fantasien, machte sie unrealistisch, theoretisch fast unmöglich.

In ihrem Gehirn ratterte es unaufhörlich. Sie grübelte und grübelte, erledigte ihre Arbeit wie in Trance. Und sie fand keine Lösung. Es war zum Verzweifeln. Obwohl sie genau wusste, was richtig war, konnte sie nicht bewirken, dass das Richtige passierte. Sie musste hilflos mit ansehen, wie das große Thema ihres Lebens sich in die falsche Richtung entwickelte.

Daniela klemmte ihren Mop in die Halterung des Putzwagens, lief den Gang entlang und dann die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Hier gab es eine wenig besuchte Personaltoilette. Ein Rückzugsort für Notfälle, den sie schon einige Male genutzt hatte, wenn ihr zum Weinen war oder sie dem ganzen Pulk für ein paar Minuten entfliehen wollte. Daniela öffnete die Tür zu dem dunklen, kühlen Raum mit den weißen Kacheln. Es schien niemand darin zu sein und sie verzichtete darauf,...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7565-7485-7 / 3756574857
ISBN-13 978-3-7565-7485-8 / 9783756574858
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