Gespenster-Krimi 142 (eBook)

Der Fluch von Loch Ormond

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6286-1 (ISBN)

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Gespenster-Krimi 142 - Frank DeLorca
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'Komm, Geliebte, komm zu mir! Ich erwarte dich ...' Die Stimme schwingt in der kühlen Abendbrise mit - sanft, lockend und gleichzeitig gebieterisch.
Joan McGregor spürt nicht, wie sie immer mehr in einen seltsamen Trancezustand verfällt. In ihrem Bewusstsein hallt nur noch diese Stimme, die jetzt von überall zu kommen scheint - von den schroffen Felswänden und aus der Tiefe des Sees.
Joans Bewegungen wirken steif und mechanisch, als sie auf den schmalen Steg tritt, in das schwankende Ruderboot steigt, die Leine losmacht und auf die spiegelglatte Wasserfläche hinausrudert.
Obwohl kein Mondlicht durch die Wolken dringt, schimmern Tausende Lichtreflexe auf dem See. Es ist, als käme das Licht aus der unergründlichen Tiefe von Loch Ormond. Und dann erklingt wieder die Stimme und eine Algenhand streckt sich verlangend aus dem Wasser: 'Geliebte, gleich bist du bei mir ...'


Der Fluch
von Loch Ormond

Von Frank deLorca

»Komm, Geliebte, komm zu mir! Ich erwarte dich ...« Die Stimme schwang in der kühlen Abendbrise mit – sanft, lockend und gleichzeitig gebieterisch.

Joan McGregor spürte nicht, wie sie immer mehr in einen seltsamen Trancezustand verfiel. In ihrem Bewusstsein hallte nur noch diese Stimme, die jetzt von überall zu kommen schien – von den schroffen Felswänden und aus der Tiefe des Sees.

Joans Bewegungen wirkten steif und mechanisch, als sie auf den schmalen Steg trat, in das schwankende Ruderboot stieg, die Leine losmachte und auf die spiegelglatte Wasserfläche hinausruderte.

Obwohl kein Mondlicht durch die Wolken drang, schimmerten Tausende Lichtreflexe auf dem See. Es war, als käme das Licht aus der unergründlichen Tiefe von Loch Ormond. Und dann erklang wieder die Stimme: »Geliebte, gleich bist du endlich bei mir ...«

Das Boot glitt jetzt mit spielerischer Leichtigkeit voran. Joan brauchte keine Kraft mehr aufzuwenden. Wie auf einen geheimen Befehl ließ sie die Ruder los, die leise klatschend ins Wasser fielen und auf der Oberfläche trieben. Das Boot glitt rascher auf die Mitte des Sees zu, wo der Lichtschein aus der Tiefe an Intensität zunahm.

Die Blicke des Mädchens waren wie gebannt auf diese strahlende Helligkeit gerichtet. Ein überwältigendes Glücksgefühl erfasste sie. Das Raunen der geheimnisvollen Stimme erfüllte ihren Körper mit wohligen Schauern.

Bald darauf erreichte das Boot den Mittelpunkt des Lichts, das vom Grund des Sees heraufstrahlte.

Hände reckten sich plötzlich von allen Seiten aus dem Wasser. Es waren diese Hände, die das Boot packten und zum Stillstand brachten. Dahinter waren jetzt Gesichter zu erkennen, rings um das Boot, lachend, frohlockend.

Lächelnd richtete sich Joan auf. Es war eine beglückende Art von Fröhlichkeit, die ihr diese Gestalten vermittelten. Sie schienen im Wasser zu schweben, hatten dunkelgrüne glitschige Haut, die mit unzähligen feinen Härchen matt schimmerte – wie die Algen, die an den Pfählen des Bootssteges wuchsen.

»Nun bist du bei mir«, raunte die Stimme. »Du wirst mir das Glück bringen, Geliebte – komm!«

»Ja«, hauchte Joan.

Die Brise fächerte ihr langes blondes Haar, während sie aufrecht im Boot stand. Das dünne Kleid umspielte ihren Körper.

Die Algenhände zogen und schoben. Langsam kippte das Boot auf die Seite.

Joan breitete die Arme aus, machte einen Schritt über die Bordkante hinweg. Im gleichen Augenblick schlug das Boot um.

Die kühlen, glitschigen Hände griffen nach dem Körper des Mädchens, hielten es fest und schwebten mit ihm in die Tiefe. Der Quelle des Lichtscheins entgegen.

Joan spürte keine Kälte. Das Wasser umgab sie wie mit wohltuender Wärme. Es war ein berauschendes Gefühl, in dieses Element hinab zu tauchen, in dem sie sich auf unerklärliche Weise heimisch fühlte.

Die Stimme war jetzt ganz nahe.

Gemeinsam mit ihren glitschig-grünen Begleitern schwebte Joan dem gleißend hellen Seegrund entgegen, der ihr in diesem Augenblick wie das Paradies erschien.

Grenzenloses Glück erfüllte sie.

Der alte Mann stand schreckensstarr am Ufer. Das Grauen ließ seinen hageren Körper erzittern. Seine Augen drohten vor Entsetzen aus den Höhlen zu quellen, als er immer noch auf die düstere Wasserfläche hinausblickte.

»Mein Gott!«, murmelte Rufus McIntire immer wieder. »O mein Gott ...«

Der geheimnisvolle Lichtschein versiegte jetzt. Das kieloben treibende Boot war nur noch schattenhaft zu erkennen. Die Brise wehte jetzt stärker über Loch Ormond. Die Wolkendecke riss auf, und fahles Mondlicht ergoss sich über den See im schottischen Hochland.

Als ihm die ersten Windböen entgegenfauchten, erwachte Rufus McIntire aus seiner Erstarrung. Er schlug den Kragen seiner derben Jacke hoch und wandte sich ab.

Rufus McIntire ging nicht in die nahe gelegene Stadt.

Während er über den schmalen morastigen Uferweg voranstrebte, bemühte er sich, keinen Blick mehr auf den See zu werfen, dessen Oberfläche nun von Wellen gekräuselt wurde.

Irgendwann würde das Boot an Land treiben. Vielleicht. Oder es würde von einer Sturmbö gepackt werden und an einer der Felswände zerschellen.

Etwa eine halbe Meile führte der Weg am Ufer entlang, um dann vor einer fast senkrecht aufragenden Felsbarriere rechtwinklig in das Hügelland abzuzweigen. Der Weg verlief mit beträchtlicher Steigung die erste Anhöhe hinauf. Die anwachsenden Windböen fächerten das kniehohe Gras, das hier überall die Hügel bedeckte. Nur vereinzelt gab es spärliche Buschgruppen, die jedoch die Kraft des Windes nicht einzudämmen vermochten.

Der Atem des alten Mannes ging heftig, als er die zweite Anhöhe emporstrebte und schließlich das ausgedehnte Tal vor sich im Mondlicht liegen sah.

Hinter dem Schlafzimmerfenster des Farmhauses brannte noch Licht. Rufus McIntire wurde etwas ruhiger, als er es sah. Hier, bei seinem Heim, herrschte Frieden. Es gab nichts, das die McIntire-Farm bedrohte. Auch in Zukunft nicht?

Den alten Mann packte die Ungewissheit, als er sich den flachen, wuchtigen Gebäuden näherte, die sich, wie Schutz suchend, an den nördlichen Hang duckten.

Würde sich das Grauen von diesem Tal abwenden lassen? Rufus McIntire wusste, dass Zeit und Raum für die Mächte der Finsternis keine Grenzen bedeuteten. Er wusste es so gut wie alle Menschen, die in der Nähe von Loch Ormond wohnten.

Mit bebenden Fingern zog er den Schlüssel aus der Jackentasche und sperrte die Eingangstür des Wohnhauses auf. Wohlige Wärme empfing ihn. Die Torffeuer in den Öfen waren noch nicht heruntergebrannt. McIntire durchquerte den dunklen Vorflur, ohne eine Lampe anzuzünden. Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer, das vom blakenden Lichtschein einer Petroleumlampe erhellt war.

Mary McIntire drückte mit beiden Händen die Bettdecke herunter, um ihren Mann sehen zu können. Sie war zu schwach, um den Kopf zu heben.

»Ich habe die Medikamente bekommen«, murmelte der alte Farmer und drückte die Tür zu. Er bemühte sich, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen. »Du wirst sehen, es geht dir bald besser.«

Er trat um das Bett herum, zog sich einen Stuhl heran und schob das Päckchen mit den Tabletten auf den Nachttisch.

Erst jetzt spürte er den forschenden, ängstlichen Blick seiner Frau. Ihre Augen tasteten seine Gesichtszüge ab, in denen die Furchen tiefer als sonst schienen.

»Rufus!«, hauchte sie. »Was ist geschehen? Du hast Böses gesehen! Ich weiß, dass du den Uferweg genommen hast. Du musst es mir sagen, denn ein Mensch kann es nicht allein tragen!«

Er faltete die schwieligen Hände über den Beinen und blickte zu Boden. Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Kehle.

»Ich wusste fast, dass ich es vor dir nicht verbergen kann, Mary. Aber nimm erst deine Medizin. Dann sollst du alles erfahren.«

Seine Frau war einverstanden. Er holte einen Becher Wasser aus der Küche, nahm die vorgeschriebene Menge Tabletten aus dem Röhrchen und begann zu berichten, während Mary die Tabletten schluckte. Ihr ohnehin blasses Gesicht wurde noch weißer, als sie atemlos zuhörte.

»Das Mädchen stammte nicht aus unserer Stadt«, schloss Rufus McIntire. »Du weißt, was das bedeutet ...«

»Ja. Es wird so kommen, wie viele von uns befürchtet haben. Es bringt Unglück, die Vergangenheit heraufzubeschwören. Die Dämonen ziehen ihren grausigen Nutzen aus den Ereignissen.«

»Das ist es nicht allein, Mary. Ich habe gesehen, wie sie sich ein Opfer holten. Ich war Zeuge. Es wird mir nicht viel nützen, dass ich mich rasch abgewandt habe. Sie werden mich aufspüren, und sie werden furchtbare Rache üben. Denn sie dulden nicht, dass jemand ihrem Treiben zuschaut.«

Mary McIntire stieß einen erschrockenen Laut aus.

»Du musst fort!«, rief sie beschwörend. »Geh zum Reverend, Rufus! Er ist der Einzige, der dir helfen kann. Er wird dir sagen, wo die Macht der Dämonen endet, wo du in Sicherheit bist, bis ...«

»Nein«, entgegnete er hart. »Ich werde dich nicht im Stich lassen, Mary. Du bist zu krank. Allein wärest du hilflos und ...«

»Es geht nicht um mich, Rufus!«

»Doch. Es geht um uns. Ja, ich werde mit dem Reverend reden. Es muss eine Möglichkeit geben, das Unheil von uns abzuwenden. Und wenn es dadurch wäre, dass ich öffentlich gegen die Tausendjahrfeier von Boylston protestiere. Wenn ich sage, was ich gesehen habe, werden sich die Veranstalter bestimmt Gedanken machen.«

»Niemand von denen wird dir glauben.«

»Aber der Reverend. Er hat genügend Einfluss.«

»Sprich erst einmal mit ihm, Rufus. Tu nichts Unüberlegtes! Vielleicht forderst du die Mächte der Finsternis erst recht heraus, wenn du redest ...«

Der Farmer barg das Gesicht in den Händen.

»Ich weiß es nicht«, murmelte er bitter....

Erscheint lt. Verlag 16.3.2024
Reihe/Serie Gespenster-Krimi
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-6286-8 / 3751762868
ISBN-13 978-3-7517-6286-1 / 9783751762861
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