G. F. Unger Western-Bestseller 2664 (eBook)

Der verlorene Wagen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6227-4 (ISBN)

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G. F. Unger Western-Bestseller 2664 - G. F. Unger
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Nachdem Stap Sunday die letzte Kiste im Wagen verstaut hat, hält er inne und dreht sich eine Zigarette. Und als er sie angeraucht hat und den Rauch ausbläst, geht sein Blick noch einmal in die Runde. Denn er weiß, dass er dies alles hier erst im späten Frühjahr wieder zu sehen bekommen wird - falls er und sein Partner Ben Vansitter Glück haben und das Frühjahr überhaupt noch erleben. Denn das Land, in dem sie ihre kleine Mine betreiben, ist voller Gefahren.
Stap Sundays Blick schweift über das Gewimmel von Menschen an den Schiffsanlegestellen bei Fort Benton unterhalb der großen Fälle des Missouri. Die Luft riecht nach Schnee.
Stap Sunday wagt gar nicht daran zu denken, was sein wird, wenn er den Wagen mit der so dringend benötigten Ladung nicht rechtzeitig vor dem Schnee zur Mine bringen kann. Er lässt den Rest der Zigarette auf den hart gefrorenen Boden fallen und will auf den Fahrersitz klettern.
Aber da tritt eine Frau an ihn heran ...


Der verlorene Wagen

Nachdem Stap Sunday die letzte Kiste im Wagen verstaut hat, hält er inne und dreht sich eine Zigarette. Und als er sie angeraucht hat und den Rauch ausbläst, geht sein Blick noch einmal in die Runde. Denn er weiß, dass er dies alles hier erst im späten Frühjahr wieder zu sehen bekommen wird – falls er und sein Partner Ben Vansitter Glück haben und das Frühjahr überhaupt noch erleben. Denn das Land, in dem sie ihre kleine Mine betreiben, ist voller Gefahren.

Stap Sundays Blick schweift über das Gewimmel von Menschen an den Schiffsanlegestellen bei Fort Benton unterhalb der großen Fälle des Missouri. Die Luft riecht nach Schnee.

Stap Sunday wagt gar nicht daran zu denken, was sein wird, wenn er den Wagen mit der so dringend benötigten Ladung nicht rechtzeitig vor dem Schnee zur Mine bringen kann. Er lässt den Rest der Zigarette auf den hart gefrorenen Boden fallen und will auf den Fahrersitz klettern.

Aber da tritt eine Frau an ihn heran ...

Oder ist sie noch ein Mädchen?

Er weiß es auf Anhieb nicht so recht abzuschätzen. Aber sie ist auf jeden Fall noch jung und auf eine eigenwillige Art hübsch. Unter ihrer hutartigen Haube quillt gelbes Haar hervor. Und ihre Augen sind von einem leuchtenden Blau, wie das Blau der Kornblumen in einem gelben Getreidefeld.

Er erkennt nun einige feine Linien in ihren Augenwinkeln und um den Mund.

Ihre Stimme gefällt ihm. Es ist eine dunkle und melodische Stimme.

Sie fragt: »Fahren Sie in Richtung Last Chance Gulch?«

»Und wenn?« So fragt er zurück und blickt auf ihr weniges Gepäck.

»Dann würde ich Sie bitten, mich mitzunehmen«, erwidert sie auf seine Frage.

»Es fahren Postkutschen, Ma'am«, erwidert er. »Die wechseln alle dreißig Meilen ihre Gespanne und bringen Sie dreimal schneller ans Ziel als ich mit diesem Wagen.«

Sie lächelt zu seinen Worten. Es ist das Lächeln einer Frau, der nicht mehr viele Dinge fremd sind auf dieser Erde.

Er hört sie sagen: »Ich besitze nur einen Dollar, Mister. Das ist mein Problem. Deshalb kann ich mir keine Postkutschenfahrt leisten.«

»Und in der Last Chance Gulch?«

Er fragt es ein wenig herausfordernd.

»Ach«, sagt sie scheinbar leichthin, »dort werde ich schon für mich sorgen können. Ich könnte dies gewiss auch hier in Fort Benton. Denn auch hier gibt es ja einige Amüsier- und Spielhallen. Aber ich will vor dem Schnee ins Goldland. Kann ich also mit?«

Sie sehen sich an.

Und er denkt: Sie ist eine Goldelster. Eigentlich wirkt sie auf den ersten Blick und auch jetzt noch nicht wie ein Tingeltangelgirl. Soll ich sie mitnehmen?

Wieder betrachtet er sie.

Er ist kein Heiliger, sondern ein Bursche, der sich gestern noch in Dolly Dunns Etablissement amüsierte. Auch einem weiteren Abenteuer mit einer Frau würde er nicht aus dem Wege gehen.

Er denkt: Vielleicht wird das eine sehr amüsante Fahrt, denn wir werden vier Tage und vier Nächte allein sein. Oha, die würde ich nicht unter meiner Decke wegjagen, die nicht.

Und so nickt er. »Na gut«, murmelt er. »Aber was ist, wenn ich ein mieser Bursche bin, der unterwegs Ihre Lage ausnutzen wird?«

Wieder sieht sie zu ihm hoch. Sie ist einen vollen Kopf kleiner als er, aber dennoch für eine Frau mehr als mittelgroß. Er ist ein sehr großer und hagerer Bursche.

»Nein«, sagt sie langsam, »da mache ich mir keine Sorgen.«

»Und warum nicht?«

»Sie sind Texaner. Ich hörte Sie vorhin mit dem Lademeister und dem Zahlmeister der Mary-Lou reden. Sie sind Texaner. Und einem Texaner kann sich eine Frau anvertrauen. Sie tragen auch immer noch Cowboystiefel. Und bei wem wäre eine Frau sicherer und besser aufgehoben als bei einem texanischen Cowboy? Sagen Sie es mir, Freund.«

Er grinst und reibt sich die Bartstoppeln.

»Aha«, murrt er dann. »Sie glauben, dass es genügt, einen Mann bei der Ehre und seinem Stolz zu packen. He, sind Sie damit nicht schon mehrmals böse reingefallen? Wissen Sie nicht, dass die Welt voller Mistkerle ist?«

»Das weiß ich längst«, erwidert sie und will ihr Gepäck vom Boden hochnehmen. Doch er kommt ihr zuvor und wirft alles in den Wagen. Sie klettert vor ihm hinauf auf den Beifahrersitz. Er kann erkennen, dass sie makellos gewachsen und geradezu vollendet proportioniert ist.

Verdammt, denkt er, warum ist so ein Wesen unterwegs auf rauen Wegen?

Er klettert nun ebenfalls hinauf, nimmt die Zügel und treibt die vier Zugtiere an. Es sind Pferde, die man auch als Reittiere benutzen kann. Der Wagen setzt sich in Bewegung.

Die junge Frau sagt neben ihm: »Wenn Sie mal ausruhen wollen, Mister, dann kann ich Sie auch beim Fahren ablösen. Ja, ich kann sogar vierspännig fahren. Mein Name ist Nancy, Nancy Sheridan.«

»Und ich bin Stap Sunday«, erwidert er. »Eigentlich heiße ich ja Staphard, aber man ruft mich nur Stap.«

»Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Stap Sunday«, erwidert sie förmlich.

Er grinst schief. »Freuen Sie sich nur nicht zu früh, Nancy«, sagt er. »Es gibt auch unter den Texanern Mistkerle. Vielleicht bin ich einer.«

Sie blickt schräg zu ihm hoch.

»Das werden wir ja herausfinden«, erwidert sie, und in ihrer Stimme ist ein spröder, harter Klang.

✰✰✰

Am ersten Tag ist der Wagenweg zu den Goldfundgebieten noch ziemlich belebt. Reiter, Packtierzüge und Fahrzeuge aller Art sind unterwegs. Sie alle holten noch Vorräte und vielerlei andere Dinge von der Schiffslandestelle.

Stap Sunday und Nancy Sheridan reden nicht viel an diesem ersten Tag, und dennoch herrscht zunehmend ein stillschweigendes Einverständnis zwischen ihnen.

Als sie dann nach Anbruch der Dunkelheit anhalten im Windschutz einer Hügelkette und eines Tannenwäldchens, da macht sie sich sofort nützlich. Sie bringt ein Feuer in Gang, indes er die vier Tiere versorgt, und sie brät Pfannkuchen mit Speck, kocht Kaffee und hantiert so geschickt, wie es nur eine Frau vermag, die schon oft im Freien kampiert hat.

Er sagt: »Nancy, Sie sind ein guter Kamerad auf einem Trail. Wurden Sie auf einer Rinderranch aufgezogen?«

»Nein«, erwidert sie, und ihre Stimme klingt wieder spröde. »Nein, ich wuchs unter Schafzüchtern auf. Ich stank nach Schafen wie ein Schaf. Damals glaubte ich, dass ich diesen Gestank nie wieder loswerden könnte, damals, als ich weglief von meinem Clan und man mir bald schon zum ersten Mal das Fell über die Ohren zog.«

Sie verstummt mit einem Lachen in der Kehle. Es ist ein Lachen der Verachtung gegen die ganze Welt. Er spürt es genau, und er fragt sich, wie rau wohl ihre Wege waren und ob sie überhaupt noch auf gute Dinge zu hoffen vermag.

Er sagt: »Es wird kalt werden diese Nacht. Zum Glück habe ich auch einen ganzen Stapel Decken für unsere Minenarbeiter gekauft. Ich werde Ihnen im Wagen zwischen den Säcken mit Hülsenfrüchten ein Lager bereiten. Da haben Sie es warm. Ich werde unter dem Wagen schlafen. Gut so?«

Sie sieht ihn über das Feuer hinweg an und nickt. Aber er erkennt dennoch ein wachsames Misstrauen in ihren Augen.

Er erhebt sich, um ihr im Wagen eine Lagerstatt zu schaffen.

Als er fertig ist, tritt sie zu ihm, um über das Vorderrad und die Fahrersitze in den Wagenkasten gelangen zu können.

»Ich werde die Wagenplane vorn und hinten zuziehen und festmachen«, sagt er. Sie verhält einige Atemzüge lang dicht vor ihm. Wenn er wollte, könnte er sie greifen. Doch er tut es nicht.

»Vielleicht sind Sie doch ein verdammt stolzer Texaner«, murmelt sie.

Dann klettert sie hinein.

Wortlos zurrt er vorne und hinten die Wagenplane zu.

Langsam tritt er vom Wagen und auch vom Feuer weg, entfernt sich dann noch ein Stück von den Tieren im engen Seilcorral.

Nun lauscht er in die Nacht.

Er macht sich Sorgen. Diese Sorgen zeigt er Nancy Sheridan nicht. Doch er war den ganzen Tag auf der Hut, obwohl sie sich immer noch auf dem viel benutzten Wagenweg befanden.

Am nächsten Morgen aber wird er einem einsameren Weg folgen müssen.

Und am übernächsten Tag wird es noch einsamer werden.

Er aber weiß, es gibt in diesem Land – und vor allen Dingen in der Nähe der Goldfundgebiete – viele verborgene Camps, in denen Geächtete leben, Goldwölfe und Banditen.

All diese Burschen benötigen Ausrüstung und Proviant für den Winter. Er aber fährt einen ganzen Wagen voll derart begehrter Dinge.

Es könnte sein, dass sich die Banditen wie ein ausgehungertes Rudel Wölfe auf ihn und den Wagen stürzen, etwa so wie nach einem langen Blizzard auf einen im Schnee festsitzenden Elch.

Aber es geschieht nichts diese Nacht, gar nichts.

✰✰✰

Es ist noch dunkel, denn die Tage sind kurz und die Nächte lang um diese Jahreszeit, als die beiden aufstehen, Frühstück machen und aufbrechen.

Bald sind sie schweigend wieder unterwegs.

Erst als die Sonne aufgegangen ist und durch die Wolken am östlichen Himmel hinter ihnen hindurch blinzelt, da fragt er: »Nancy, was...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2024
Reihe/Serie Western-Bestseller
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6227-2 / 3751762272
ISBN-13 978-3-7517-6227-4 / 9783751762274
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