Jerry Cotton 3483 -  Jerry Cotton

Jerry Cotton 3483 (eBook)

Abra Kadaver - Tödliche Tricks

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
64 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-6182-6 (ISBN)
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In einer alten Industriehalle machte ein Obdachloser einen grausigen Fund. In einem bis zum Rand mit Wasser gefüllten Plexiglasbehälter trieb eine gefesselte männliche Leiche. Die Anordnung erinnerte an einen berühmten Entfesselungstrick des legendären Magiers Houdini. Bei dem Toten handelte es sich um den Jazzmusiker Ryan Delgado. Delgado war in seinem Umfeld für sein privates Interesse an Magie und Zauberei bekannt. Hatte er einen Zaubertrick ausprobieren wollen und war bei diesem Versuch ertrunken? Wir vom FBI glaubten nicht so recht daran. Und schon bald sahen wir uns selbst mit tödlichen Tricks konfrontiert!

Abra Kadaver – Tödliche Tricks

Das Erste, was Ryan Delgado wahrnahm, waren die Stricke, die in seine Handgelenke schnitten. Es kostete ihn Mühe, die Augen zu öffnen, die mit Sekret verklebt waren. Langsam und verschwommen tauchte seine Umgebung aus der Dunkelheit auf. Er befand sich in einer leeren, schlecht beleuchteten Industriehalle.

Sein Blick wanderte an seinem Körper hinab.

Auch seine Beine waren gefesselt.

Jetzt wurde ihm bewusst, dass er weder saß noch lag, sondern wie schwerelos im Raum hing. Nein, Raum war nicht das richtige Wort. Als ihn die Wahrheit mit der Wucht eines Dampfhammers traf, schwanden ihm einen Moment lang die Sinne.

Er hing zehn Fuß über dem Boden in einem durchsichtigen Behälter. Zylinderförmig und so geräumig, dass Delgado in alle Richtungen Platz hatte, ohne mit dem Kopf, den Armen oder den Beinen anzustoßen.

Was war das für ein Material? Plexiglas? Acryl? Echtes Glas wäre zu schwer gewesen.

Er schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern. Am Abend hatte er noch einen Auftritt gehabt. Als Saxofonist war er Teil eines Jazzquartetts, das regelmäßig im Birdland, einem der traditionsreichsten New Yorker Jazzklubs, jammte. Nach dem Auftritt nahm er den obligatorischen Drink an der Bar auf Kosten des Hauses zu sich, quatschte kurz mit einigen Stammgästen und brach nach einer halben Stunde auf. Durch einen Hinterausgang steuerte er den Parkplatz an, zog seinen Schlüssel hervor und ...

Jetzt sah er es wieder genau vor sich. Er hatte ein Geräusch gehört, sich umgedreht und eine menschliche Gestalt erblickt, die sich vor dem dunkelvioletten Nachthimmel der Metropole scherenschnittartig abgehoben hatte.

Seltsam hatte sie ausgesehen. Ihr Kopf war klobig und viel zu groß gewesen, als würde er nicht zum Rest des Körpers gehören. Eine Maske?

Dieser Gedanke war das Letzte, woran er sich erinnerte. Hatte er einen Schlag auf den Kopf bekommen? Unwahrscheinlich, denn der würde ihm jetzt noch in Form einer pochenden Beule zu schaffen machen. Wahrscheinlich hatte man ihn auf andere Art und Weise betäubt, ihn hierher verschleppt und ...

Delgado versuchte zu schlucken, aber seine Zunge war rau und trocken wie Sandpapier. Seine Gedanken überschlugen sich, und mit einem Mal fiel ihm ein, woran ihn seine Lage erinnerte. Privat interessierte sich Delgado für Magie und Zauberei. Er hatte Ähnliches in unterschiedlichen Abwandlungen viele Male auf der Bühne gesehen. Und alles ging auf die Entfesselungstricks des legendären Houdini zurück.

Mit dieser Erkenntnis wurde Delgado von einem Zittern erfasst, und Schweiß perlte in dicken Tropfen auf seiner Stirn.

Erwartete sein Entführer von ihm, dass er sich aus eigener Kraft aus seiner Lage befreite? Oder war das Ganze nur ein geschmackloser Scherz von jemandem, der sein Interesse für derartige Auftritte kannte?

Hektisch begehrte Delgado gegen seine Fesseln auf. Professionelle Entfesselungskünstler ließen sich in der Regel in Handschellen legen. Sein Entführer hatte dankendwerterweise darauf verzichtet, denn im Gegensatz zu den bekannten Illusionisten hatte er vermutlich keinen Zweitschlüssel im Saum seines Ärmels versteckt. Ein Strick ließ sich auch ohne Hilfsmittel entknoten, was möglicherweise ein Hinweis darauf war, dass man ihm eine faire Chance geben wollte.

Delgado schloss die Augen und tastete mit Daumen und Zeigefinger nach einem der Knoten, mit denen seine Hände an den Gelenken zusammengebunden waren. Er saß sehr fest. Vielleicht gelang es ihm, ihn zu lockern, wenn man ihm etwas Zeit gab. Er ...

Ryan Delgado hielt inne und öffnete erschrocken die Augen. Bisher war es in seinem durchsichtigen Gefängnis so still gewesen wie unter einer Taucherglocke. Jetzt hörte er ein leises Plätschern. Und obwohl es klang, als käme es aus unmittelbarer Nähe, war es aufgrund der merkwürdigen Akustik in dem Zylinder im ersten Moment schwer zu orten. Es schien von überallher zu dringen. Sein Blick sank nach unten – und ihm rutschte das Herz in die Hose.

Die Öffnung im Boden des Plexiglasbehälters war so klein, dass er ihn bei seiner ersten Inspektion übersehen hatte. Jetzt wo er darauf achtete, sah er deutlich den durchsichtigen Schlauch, der wenige Inch in den Behälter hineinragte. Er bewegte sich leicht, und daraus plätscherte langsam und gleichmäßig eine farblose Flüssigkeit.

Wasser!, schrie es in ihm. Wer immer in diesem grausamen Spiel die Fäden zog, wollte den Behälter fluten!

Delgado gestand sich nur wenige atemlose Sekunden zu, um den Schock zu verdauen. Er schloss die Augen. Sein Brustkorb hob und senkte sich wie ein Blasebalg, als er ein weiteres Mal nach dem Knoten tastete. Er saß wirklich verdammt fest. Delgado bezweifelte, dass es ihm ohne Hilfsmittel gelang, ihn zu lösen. Versuchen musste er es trotzdem. Ihm blieb keine Wahl.

Minuten vergingen, in denen er immer wieder abrutschte, einen Fingernagel abbrach, und dennoch nicht innehielt. Irgendwann hatte er den ersten Knoten gelöst. Das Seil saß allerdings noch immer so straff wie am Anfang.

Leise fluchend tastete er die weiteren Knoten ab. Es waren fünf an der Zahl.

Zum ersten Mal in den letzten Minuten öffnete er die Augen und blickte zu Boden. Was er sah, ließ ihn keuchen. Das Wasser hatte schon fast seine Schuhsolen erreicht. Lange würde es nicht mehr dauern, dann stand es ihm bis zu den Knien.

Delgado dachte scharf nach. In der Zeit, in der es ihm gelungen war, einen Knoten zu lösen, hatte sich der Behälter zu einem Fünftel gefüllt. Fünf Knoten lagen noch vor ihm. Wenn er für die anderen genauso lange brauchte, würde es für den letzten verflucht knapp werden.

Ohne noch mehr Zeit zu verlieren, machte er sich wieder an die Arbeit. Als er den zweiten Knoten gelöst hatte, reichte ihm das Wasser bereits bis zur Hüfte. Entweder hatte er diesmal länger gebraucht, oder das Wasser wurde mit höherer Geschwindigkeit in den Behälter gepumpt als zuvor.

»Weitermachen!«, schrie er sich an und kam sich dabei vor wie ein Unbeteiligter, der seinen Todeskampf nicht am eigenen Leib erfuhr, sondern von außen beobachtete.

Als ihm das Wasser bis zu den Schultern reichte, hatte er vergessen, wie viele Knoten er bisher gelöst hatte. Das war auch egal, denn durch das Wasser waren die Seile durchweicht und zogen sich so sehr zusammen, dass er den Kampf unmöglich gewinnen konnte. Das hatte er bei seinen Überlegungen nicht bedacht. Jetzt blieb ihm nur noch eines – nach Hilfe rufen.

Er schrie aus Leibeskräften, auch wenn er ahnte, dass der Behälter annähernd schalldicht sein musste und vermutlich irgendwo hing, wohin sich sowieso keine Menschenseele verirrte. Er schrie, bis seine Stimme kippte und ihm den Dienst versagte.

Mehr ging sowieso nicht, denn das Wasser erreichte bereits seine Lippen. Für den Moment konnte er dem tödlichen Nass entkommen, wenn er den Kopf hob, es war jedoch eine kurze Galgenfrist. Ein Wettlauf, den er nicht gewinnen konnte.

Panik wallte in Ryan Delgado auf. Während er sich gurgelnd und zappelnd gegen die Fesseln stemmte, blitzten Schlaglichter seines Lebens vor seinem inneren Auge auf. Die Konzerte, die er gegeben, die Drinks, die er genossen, und die Frauen, die er geliebt hatte. Er hatte sehr viel in ein kurzes Leben gepackt, dennoch wollte er nicht, dass es vorbei war. Er wollte weiterleben, einfach nur leben ...

Delgado hielt den Atem an, als der Pegel über seine Nasenwurzel kroch.

Als ihm die Luft ausging und seine Sinne langsam schwanden, sah er einen diffusen Schatten, der sich dem Behälter näherte. Erst glaubte er an eine Halluzination, doch aus dem Schatten wurden menschliche Umrisse. Die Person trat dicht an den Behälter heran. Drückte sich förmlich die Nase daran platt wie ein Kind an einem Aquarium. Und dann, in den letzten Sekunden seines Lebens, erkannte Ryan Delgado das Gesicht.

Seine Augen wurden noch größer.

Du?, versuchte er zu sagen. Heraus kamen nur Luftblasen im Austausch gegen das Wasser, das seine Lunge füllte.

Schwindel erfasste ihn, und sein Bewusstsein trudelte dahin, als würde es an einen anderen Ort getragen. Einen Ort, an dem nur Dunkelheit herrschte.

Detective O'Malley hustete schwindsüchtig, als er über Abfall und Glasscherben die weitläufige Halle betrat. Früher waren hier Papierwaren gefertigt worden. Diese Zeiten waren vorbei, seit die Produktion nach Asien ausgelagert worden war. Der Industriekomplex am Rand von Hoboken war einer jener Lost Places, für den sich bevorzugt Obdachlose und feierwütige Teenager interessierten.

O'Malley hustete noch einmal, nieste, und seine Augen begannen zu tränen.

»Gesundheit, Sir«, sagte ein junger Officer, der ihm entgegentrat.

O'Malley nahm ihn durch den Tränenschleier nur unscharf wahr. Was er erkannte, waren ein pausbäckiges Gesicht und ein blonder Schopf, der unter einer Uniformmütze des NYPD hervorragte.

»Verdammte Stauballergie«, schimpfte O'Malley. Er war überzeugt, dass das der Grund war. Im Sonnenschein, der durch das Licht einer Deckenluke fiel, sah er die Partikel wie winzige Tiere durch die Luft tanzen. Allein der Anblick brachte ihn zum Niesen.

Dankbar ergriff er das Taschentuch,...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7517-6182-9 / 3751761829
ISBN-13 978-3-7517-6182-6 / 9783751761826
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