Belladonna auf hoher See -  Charlotte Born

Belladonna auf hoher See (eBook)

Kreuzfahrtkrimi
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-5263-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
7,49 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Bei einer Kreuzfahrt im Mittelmeer geschehen merkwürdige Dinge: Erst wird die Restauranttesterin von Krämpfen durch eine Tollkirsche gequält und entgeht dann haarscharf einer Erdrosselung mit einem Rouladenwickler. Ein humorvoller Krimi, bei dem Philomena und Theo sich nicht nur ineinander verlieben, sondern auch ihren ersten Fall lösen können.

Aufgewachsen in der Nähe von Frankfurt am Main schreibt sie unter ihrem Pseudonym Charlotte Born über das Böse und über unauffällige Menschen, die noch unauffälligere Menschen um die Ecke bringen, aber immer mit einem liebevollen Blick für das allzu Menschliche. Ein amüsanter und spannender Cosy Crime auf hoher See.

Kapitel 1


„Ist das ein Pudel?“, fragte Mario, ölte seine sehnigen, grobschlächtigen Hände ein und massierte den Unterschenkel von Peggy-Chantal, die völlig entspannt bäuchlings auf einer Liege im SPA-Bereich lag.

„Ja, das ist mein Abba, mein Süßer“, kam es da seufzend aus der kleinen, mit einem Frotteetuch ausgelegten Öffnung. Ihre wasserstoffblonde Mähne bewegte sich dabei nicht. „Ich habe mir das Tattoo an seinem dritten Geburtstag stechen lassen“, hauchte es wehmütig aus dem Loch der Massageliege.

„Bestimmt so süß wie das Frauchen.“ Marios Charme war so schmierig wie seine Hände.

„Ja, ein Toy-Pudelchen. Ein richtiger Prinz. Das Tattoo hat mir Enrico geschenkt, mein Mann. Er weiß, wie ich mein Baby liebe. Abba hatte am Geburtstag ein goldenes Krönchen auf seinem Köpfchen und ich hab‘ ihm extra eine Leckerli-Torte gebacken. War schön, der Geburtstag. Mit meinem großen Prinzen und unserem kleinen Prinzchen Abba.“

„Also ein Prinzenpudel und kein Königspudel.“

Über seine eigenen Witze lachte Mario selbst am liebsten und meist recht laut. Er freute sich diebisch über seine Konversationskunst und machte sich nun an den Oberschenkeln zu schaffen und hatte einiges zu tun, denn die Oberfläche derselben hatte enorme Ausmaße.

Lüstern blickte er zwischen die welligen Schenkel. Das mochte er besonders an seinem Beruf: Weibliche Körper, die willenlos vor ihm lagen. Da konnte er wie ein geschickter Handwerker dem anderen Geschlecht seine unterdrückte Lust aufzwingen. Egal, ob dünn oder füllig, verspannt oder narbig, Hauptsache weiblich und bereit, seine Hände über die Haut gleiten zu lassen. Da platzte Peggy in die meditative, pfefferminzöl-geschwängerte Stille:

„Sag‘ mal, Mario….“

„Ja?“

Offensichtlich traute sich Peggy nicht, eine heikle Frage zu stellen und drehte nun den Kopf auf die andere Seite.

„Was mache ich denn gegen die Cellulite am Po?“ Peggy, die gern Peggy-Chantal genannt werden wollte, musste wohl jetzt die Schamesröte ins Gesicht gestiegen sein und war sicherlich heilfroh, ihr pausbackiges Gesicht auf das weiche Frottee-Tuch betten zu können.

„Orangen helfen bei Orangenhaut, ganz sicher.

Und du musst viel trinken. Vielleicht noch ein bisschen Muskeltraining.“ Mario bearbeitete mit Hingabe die Oberschenkel seiner Kundin und sah sich vergnüglich den Po an, der prall in einem Höschen steckte und die Dellen mit Bravour verdeckte.

„Orangen? Ich dachte, ich müsste mir mal einen Termin beim Podologen geben lassen.“

„Ohh… ob dir ein Podologe helfen kann, weiß ich nicht.“ Auch wenn Mario nicht viel von den speziellen Problemen der Damen verstand und noch nie was von Podologen gehört hatte, hatte er sich über die Jahre hinweg ein Repertoire von kosmetischen Alltagsweisheiten angeeignet, die er sich aus Frauenzeitschriften zusammengesammelt und auswendig gelernt hatte.

„Ich dachte, die Frauen mit diesen Problemen müssten zum Podologen. Es gibt doch für alles einen Facharzt.“

Peggy schien erstaunt und hätte wohl gern ihr Problem einem Facharzt übertragen oder wollte sich nicht bloß auf Orangensaft verlassen, als es aus dem kleinen Lautsprecher dröhnte: „Mario, bitte in Kabine elf.“

„Schon rum?“

Peggy hob ihren Oberkörper und Mario entschwand mit einem „Ja, die Zeit vergeht immer so schnell……schade, amüsier‘ dich gut, bis die Tage!“, wischte sich mit dieser Floskel die Hände ab und erhaschte dabei noch einen kurzen Blick auf das sonnengerötete Dekolleté von Peggy.

In Kabine elf sollte der Vollblutmasseur nun Victoria mit einer Hot-Stone-Massage verwöhnen. Sie lag bereits in einer türkisfarbenen Bikinihose auf der Massageliege und schien zu entspannen. Nur die leise Musik war zu hören und das sündteure paillettenbestickte Oberteil baumelte neben dem weißen Bademantel an der Garderobe.

„Hallo, ich bin Mario. Wir machen also eine Hot-Stone-Massage.“ Die rhetorische Frage blieb unbeantwortet. Routiniert platzierte Mario Stein für Stein auf dem Rücken und genoss sein Kunstwerk. Die heißen Steine riefen keine Reaktion hervor, was ihn wunderte, denn normalerweise entwich den meisten Kundinnen ein wohliges Stöhnen. Hingebungsvoll und gedankenverloren setzte Mario seine Arbeit fort.

„Entspannend, was?“ Keine Reaktion. Stumm fuhr er fort, begleitet von einer sanften fernöstlichen Melodie. Langsam zweifelte er an der erotischen Ausstrahlung seiner Stimme, auf die er sich sonst eigentlich verlassen konnte.

„Soll ich sie einfach wecken, wenn ich fertig bin?“, fragte er vorsichtig. Wieder nichts. Da tippte Mario mit seinen Fingern auf den Rücken, dann auf den Arm und schließlich fasste er die Schulter an, um seine Kundin aus dem Schlaf zu wecken. „Jetzt sollten sie aber aufwachen, sie machen mir ja Angst“, scherzte er laut. Was für ein Murmeltier, dachte er und packte sie nun etwas derb an den Schultern und drehte sie um.

Das Geräusch der auf dem Marmorboden aufschlagenden Basaltsteine ging in seinem entsetzten Aufschrei unter.

Als der Bordarzt den SPA-Bereich betrat, war dieser schon von schaulustigen Passagieren bevölkert. In Flip-Flops und Bademänteln tuschelten sie miteinander, erschrocken und bisweilen sensationslustig. Eine Dame mit buntem Turban, die wohl gerade von der Maniküre zu kommen schien, gestikulierte wild und zeigte mit ihren falschen Nägeln in Richtung der Kabine elf.

„Was ist passiert?“ Jonas, der Bordarzt des Kreuzfahrtschiffes, das gerade Kurs auf Civitavecchia nahm, bot sich ein jämmerliches Bild: Mario kniete vor der Liege und winselte wie ein Hund. „Ich bin unschuldig, sie hat nicht geantwortet, da habe ich sie umgedreht. Ist sie tot?“

Kreidebleich starrte ihn der Masseur an.

Victoria van der Bleu lag apathisch auf der Liege, sie atmete schnell und ihre Haut war so rot wie ein gekochter Krebs. Krämpfe schüttelten sie und Mario verkroch sich in die hintere Ecke der Kabine. Gekonnt und in Windeseile ging Jonas Schritt für Schritt vor, murmelte etwas, dass Mario nicht verstehen konnte und legte eine Infusion an. Plötzlich riss Victoria die Augen auf, setzte sich auf und wurde von weiteren Krampfanfällen geschüttelt. Ihre Pupillen waren so groß wie Knöpfe und ihre Augenfarbe konnte man kaum noch ausmachen.

„Du bist der Teufel!“, fauchte sie Jonas an. „Ich weiß es, du bist es. Du hast mich ausgezogen und betatscht. Du bist der Satan.“ Mario griff sich verzweifelt an die schweißgebadete Stirn und ihm fielen mit einem Mal alle Versuchungen ein, denen er während seiner Massagen erlegen war.

Er fühlte sich schuldig, obwohl das fauchende Weib ihn gar nicht gemeint hatte. Wie ein Film liefen diverse Szenen vor seinem inneren Auge ab. Es wurde ihm übel und er konnte sich bei bestem Willen nicht daran erinnern, dass er je bei einer seiner Kundinnen seinen geheimen Wünschen nachgegeben hatte.

„Belladonna.“ Mehr sagte Jonas nicht.

„Glaub‘ mir Jonas“, Mario presste die Hände wie zum Gebet zusammen, „ich habe ihr nichts getan. Sie lag schon auf dem Bauch, als ich reinkam.“ Er jammerte mitleiderregend und konnte sich nicht beruhigen.

Da drehte sich Victoria abrupt zu ihm um, starrte ihn an, holte tief Luft und schrie: „Du bist es, Lucifer, ich kenne dich. Wo hast du deine Hörner versteckt? Und wo deinen widerlichen roten Schwanz? Ich werde dich vernichten!“

Das war zu viel für den armen Mario, der in sich zusammenfiel und anfing zu wimmern wie ein Kleinkind. Er fühlte sich wie ein Versager, ein Waschlappen, alle Männlichkeit war aus ihm gewichen, er konnte sich das selbst nicht erklären.

Zugleich empfand er eine tiefe Schuld, die ihn zu Boden drückte.

„Beruhige dich doch!“ Jonas verabreichte Mario kurzerhand eine Beruhigungsspritze und half ihm auf die Beine. „Das ist normal bei einer Vergiftung mit der Tollkirsche“, erklärte der Bordarzt, „sie hat Halluzinationen. Aber schau‘!

Sie atmet schon wieder normal und wird nun schlafen. Ich lasse sie nachher von Schwester Julie abholen. Sie soll sich ausruhen und du auch.

Ich gebe an der Rezeption Bescheid, dass du für heute nicht mehr einsatzfähig bist. Ruh‘ dich aus und nimm‘ es nicht so schwer. Du kannst nichts dafür. Natürlich glaube ich dir. Keine Angst! Ich werde herausfinden, wie sie an die Tollkirsche gekommen ist. Du hast sie ja nicht damit gefüttert“, scherzte Jonas und blickte den Masseur aufmunternd an. Doch der Scherz verfehlte seine Absicht. Mario war völlig abwesend und reagierte noch nicht einmal mit einem gequälten Lächeln. Der Bordarzt öffnete ohne ein weiteres Wort die Tür und hinterließ einen Mann, der spürte, dass diese Frau die Macht hatte, ihn zu vernichten.

„Belladonna“, flüsterte er. Vier Silben, die sein Leben...

Erscheint lt. Verlag 6.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7583-5263-0 / 3758352630
ISBN-13 978-3-7583-5263-8 / 9783758352638
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 301 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Georgia Bockoven

eBook Download (2024)
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
8,99

von Georgia Bockoven

eBook Download (2024)
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
8,99