Schatten der verlorenen Tränen -  Michael Tosch

Schatten der verlorenen Tränen (eBook)

Juist-Krimi
eBook Download: EPUB
2024 | 4. Auflage
155 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-8618-0 (ISBN)
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Schatten der verlorenen Tränen Ein Kunstkritiker besucht die Insel Juist und nimmt als Gast an einer Vernissage teil. Der ausstellende Künstler ist plötzlich verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Am nächsten Tag wird am Strand von Loog ein Leichnam gefunden. Die Kommissare Niemand und Weilburger übernehmen die Ermittlungen. Ist der Tote der verschwundene Künstler? Hat die geheimnisvolle Achat-Bruderschaft etwas mit dem Tod zu tun? Woher konnten sich die Täter auf der Insel Benzin besorgen? Wer gab die Schüsse auf den Radfahrer ab, der zur Domäne Bill unterwegs war? Wieso taucht eine in Aurich entwendete Pistole plötzlich in Juist auf? Welche Rolle spielt der verschwundene Kunstkritiker Alex Berger? Am Ende kann die Polizei das Knäuel entwirren und Juist wird wieder zur schönsten Insel der Welt.

Ich bin Michael Tosch, Jahrgang 1944 und lebe in Rüdesheim am Rhein. Als Coach für Manager habe ich Führungskräfte beraten, trainiert und zum Erfolg verholfen. In dieser Zeit entdeckte ich meine Liebe zum Schreiben. Ich verfasste unterschiedliche Lehrbücher und betrieb einen eigenen Verlag. Ich schrieb Drehbücher und übernahm die Regie bei diversen Lehrfilmen und wirkte als Schauspieler mit. Meine Erfahrungen als Vater und Großvater zeigten mir den Weg zum Jugendbuch, mein erstes Werk, das veröffentlicht wurde. Auf der Insel Juist entstand die Idee, Kriminalromane zu schreiben. Es entstanden Krimis, deren Handlungen auf der Insel Juist oder in Rüdesheim angesiedelt sind. Mein Lebensmotto lautet: 'Ich bin nicht auf der Welt, um so zu sein, wie du mich haben willst.'

Alex kommt nach Juist


 

Um 11:30 Uhr fuhr die Fähre pünktlich in Norddeich ab und erreichte anderthalb Stunden später den Hafen der Insel Juist. Bis zum Hotel war es nur ein Katzensprung. Da Alex Berger zum ersten Mal auf der Insel war und den Weg nicht kannte, hatte er das Romantik Hotel Achterdiek als Ziel in sein Handy eingegeben. Er folgte einfach dem Navi auf dem Smartphone und stand nach zehn Minuten vor dem Hotel.

Nachdem er sein Zimmer bezogen hatte, ging Alex wieder herunter an den Empfang und erkundigte sich, ob Viktor Stern im gleichen Hotel ein Zimmer gebucht hätte, aber dieser Gast war dort nicht bekannt. Man riet ihm, bei der Kurverwaltung nachzufragen. Leider erfuhr Alex, dass man ihm aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben könne.

Die Idee, jetzt alle Hotels nach Viktor abzuklappern, hatte er schnell verworfen. Irgendwo musste der Maler doch wohnen und so entschloss sich Alex, als Nächstes ins Haus des Kurgastes zu marschieren, denn vielleicht hatte Viktor Stern bereits die Vorbereitungen seiner Vernissage begonnen.

Als Alex das Haus des Kurgastes erreichte, war es geschlossen. Vergeblich versuchte er jemanden im Haus zu finden, der ihm Auskunft zu Viktor Stern erteilen konnte, aber es gab keine Möglichkeit hineinzugelangen.

Enttäuscht drehte er ab und erreichte die Strandpromenade. Als er das Kurhaus passierte, entdeckte er die Aussichtsplattform und begeisterte sich am Rauschen der Nordsee, dem nicht enden wollenden Strand und den Dünen. Hier könnte ich stundenlang stehen, dachte er und genoss den Wind und die Salzkristalle, die er auf den Lippen spürte und schmeckte.

Nach ungefähr dreißig Minuten verließ er die Plattform und ging die Strandstraße hinunter. Er hatte keinen Plan und fragte einen Passanten, ob er ihm ein gutes Café empfehlen könne. Der zeigte auf die nächste Straßenkreuzung und erklärte:

»Wenn Sie da vorn in die Friesenstraße nach rechts abbiegen, ungefähr nach 50 Metern dort ist ein hervorragendes Café, das ich Ihnen empfehlen kann.«

Alex bedankte sich und erreichte das Café Meeresleuchten. Die Tische und Stühle vor dem Meeresleuchten waren alle besetzt und er beschloss in das Café hineinzugehen. Denn erstens fühlte er ein menschliches Rühren und wollte die Toilette benutzen und zweitens spürte er ein starkes Verlangen nach einer Tasse Kaffee.

Er ging die drei Stufen hinauf und fragte eine Frau, die ein Tablett mit Getränken am ihm vorbeitrug, nach dem Weg zur Toilette. Als er zurückkam, wurden gerade an einem voll besetzten Tisch zwei Stühle frei und er freute sich, endlich einen Platz erobert zu haben.

Die Dame mit dem Tablett kam und fragte nach seinem Begehr.

»Ich hätte gern eine Tasse Kaffee«, bestellte er, »und ein Stück Kuchen wäre auch nicht schlecht.«

»Sie können wählen«, sagte die Frau und zeigte auf eine Vitrine, in der diverse Kuchen präsentiert wurden.

»Da oben der Kuchen«, meinte Alex, »was ist das für einer?«

»Das ist ein Birnenkuchen mit Mascarpone.«

»Den nehme ich«, entschied Alex.

Während er auf seine Bestellung wartete, hatte er Gelegenheit, sich im Lokal umzusehen. Mit viel Liebe zum Detail hatten die Inhaber ihr Café gestaltet. Alles verbreitete eine angenehme Atmosphäre.

»Mir gefällte es ausgezeichnet hier bei Ihnen«, erklärte er der Dame, die seinen Kaffee und den Kuchen servierte.

»Übrigens, den Kuchen habe ich selbst gebacken.«

Alex trank einen Schluck von seinem Kaffee und wollte gerade den Kuchen probieren, als eine Stimme von hinten rief:

»Alex?«

Er drehte sich um und war freudig überrascht, denn hinter ihm stand Viktor Stern. Viktor Stern war mit einer dunklen Jeanshose bekleidet, darüber trug er ein offenes Hemd. An einer silbernen Halskette hing eine circa fünf Zentimeter große Scheibe eines Achats.

Alex sprang von seinem Stuhl auf und umarmte den Künstler.

»Da bist du ja, ich habe dich schon überall gesucht.«

»Wieso hast du mich gesucht?«, fragte Viktor, »Wusstest du, dass ich auf Juist bin?«

»In der Tat, ich wusste das. Ich las in der Zeitung von deiner Ausstellung hier. Und da ich ohnehin Ferien an der Nordsee machen wollte, habe ich das gut miteinander verbinden können. Urlaub zu haben und dabei dich zu treffen, das ist doch wunderbar.

Aber sag mir, wo du wohnst. Ich habe schon ein paar Hotels abgeklappert, aber konnte dich nirgends finden.«

»Das ist klar, ich wohne hier auch nicht unter meinem Namen.«

»Musst du dich verstecken?«, fragte Alex und ahnte nicht, wie nahe er der Wahrheit kam.

 

»Silvia, bitte bring mir auch einen Kaffee«, rief Viktor zu der Frau mit dem Tablett und ging weiter nicht auf die Anmerkung von Alex ein.

»Oh, du kennst die Bedienung«, fragte Alex, »bist du häufiger hier?«

»Erstens, die Bedienung ist die Inhaberin. Sie heißt Silvia Harms. Ihr gehört zusammen mit Torben, ihrem Mann, das Café Meeresleuchten. Und zweitens, ja, ich bin häufiger hier. Ich komme ungefähr alle sechs bis acht Wochen hierher auf die Insel, und wenn ich dann auf Juist bin, kann man mich auch oft hier im Meeresleuchten treffen. Das ist nämlich mein Lieblingscafé.«

»Hallo Viktor«, Silvia Harms begrüßte den Maler, als sie ihm die Tasse Kaffee auf den Tisch stellte, »heute keinen Kuchen?«

»Danke«, schmunzelte Viktor und schüttelte den Kopf, »aber ich liebe deine Kuchen zu sehr. Ich muss etwas auf meine Figur achten. Vielleicht morgen wieder.«

Dann wurde Viktor plötzlich ernst, er senkte den Kopf und schwieg. Alex bemerkte die Veränderung, die in dem Künstler vorging, und er überlegte, ob er Viktor daraufhin ansprechen sollte.

»Was ist mit dir?«, fragte er schließlich, »Du wirkst so bedrückt.«

»Ach, nicht so schlimm«, wiegelte Viktor ab, »nichts Besonderes.«

Alex entschloss sich, nicht weiter nachzufragen und aß seinen Kuchen zu Ende.

»Ich muss mich um meine Ausstellung kümmern. Ich werde jetzt ins Haus des Kurgastes gehen, da gibt es noch einiges zu klären«, machte Viktor klar und wollte seinen Kaffee bezahlen.

Doch Alex kam ihm zuvor.

»Frau Harms, ich möchte zahlen«, rief er Silvia zu, »den Kaffee von Viktor übernehme ich.«

»Ich heiße Silvia«, meinte diese, »wir duzen uns hier. Mit netten Gästen und Freunden von Viktor ohnehin.«

Alex zahlte und verabschiedete sich von Silvia. Gemeinsam mit Viktor verließ er das Café und beide gingen in Richtung Strandstraße. Vor der Kurverwaltung wollte sich Alex verabschieden und meinte:

»Während du arbeiten musst, möchte ich mir noch ein wenig von Juist ansehen. Ich kenne die Insel noch gar nicht.«

Viktor fasste ihn plötzlich am Arm und hielt ihn fest.

»Alex, ich muss mit dir sprechen. Ich hoffe, du hast noch ein wenig Zeit und kannst mir zuhören. Ohne dass ich mir das von der Seele geredet habe, geht es nicht. Bitte hilf mir.«

Alex war regelrecht erschrocken, denn er hatte nicht geahnt, dass sich Viktor offensichtlich mit einem großen Problem herumschlug.

»Was ist los? Komm, sprich dich aus.«

»Nicht hier. Wir benötigen etwas Zeit und ich möchte mit dir allein sein. Wir brauchen keine Zuhörer.«

»Was schlägst du vor?«, fragte Alex.

»Komm mit, ich kenne einen geeigneten Platz.«

Schweigend gingen sie die Friesenstraße entlang und erreichten nach kurzer Zeit das Lütje Teehuus.

»Das sieht aber gemütlich aus, wollen wir uns dort hineinsetzen?«

»Nein«, sagte Viktor, »hier drüben ist es besser.« 

Er zog Alex förmlich in den Januspark hinein. Viktor sah sich um und wählte eine Parkbank. Beide setzten sich und Viktor schaute Alex tief in die Augen.

»Ich habe ein Problem, wie du schon gemerkt hast. Das wächst mir mittlerweile über den Kopf, ich habe Angst, große Angst. Aber lass mich von vorn beginnen, das ist eine längere Geschichte.

Vor fast dreißig Jahren habe ich mich mit anderen Künstlern zu einer Vereinigung zusammengeschlossen. Wir nannten uns damals ‚Achat Bruderschaft‘. Und so heißen wir auch heute noch. Wir haben den Achat zu unserem Symbol gewählt, weil dieser Halbedelstein unsere Ziele und Vorstellungen am besten verkörpert. Es gibt eine alte Sage, nach der Perlenfischer mit einem Achat an einer Schnur Perlen suchen und finden. Und Perlen werden als Christussymbol gedeutet. Unsere Bruderschaft basiert auf den Lehren der orthodoxen Kirche. Du weißt, das ist die Mehrheitsreligion in Russland und in Griechenland. Das ist für die Menschen bedeutungsvoll. Die Kirche sucht die Nähe zum Staat und hat daher nicht nur religiöse Bedeutung, sondern dient auch als legitimierende Kraft.

Unsere Bruderschaft strebte radikale Veränderungen in der Kunstwelt an. Wir waren davon überzeugt, dass die Kunst eine mächtige Plattform für sozialen und politischen Wandel sein könnte. Auf andere Künstler sahen wir herab, weil deren Kunst vollkommen unpolitisch war. Wir wollten mit unserer Bruderschaft die Kunst nutzen, um politische Veränderungen anzustoßen und die bestehende Gesellschaftsordnung zu stürzen. Das waren Gedanken von Revoluzzern, die entstanden, als wir jung waren. Wir gaben uns Regeln, die wir ‚Gesetze‘ nannten. Wir waren ein Geheimbund und ein Austritt war nicht möglich. Wenn jemand die Bruderschaft verraten würde, wurde er mit dem Tode bedroht.

Dann flachte das Engagement der Einzelnen im Laufe der Jahre ab. Geblieben sind zum Beispiel in meinen Bildern die Symbole. In meinen Werken taucht immer wieder ein Achat auf. Erinnerst du dich?«

Alex, der bisher gebannt zugehört hatte, nickte...

Erscheint lt. Verlag 10.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7584-8618-1 / 3758486181
ISBN-13 978-3-7584-8618-0 / 9783758486180
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