Blutrote Leidenschaft -  Stefan Roduner

Blutrote Leidenschaft (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
324 Seiten
Neptun Verlag
978-3-85820-351-9 (ISBN)
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Nach dem Besuch eines Eishockeyspiels macht sich Arno Früh auf den Heimweg. Unterwegs gerät er an einen Unfall. Dieser ist fingiert und er tappt in die Falle. Ausgerechnet heute führt er ein Vermögen mit sich herum. Das Gaunerpärchen verschwindet mit seinen Ersparnissen und lässt ihn gefesselt am Tatort zurück. Stunden später wird er von der Polizei aus seiner misslichen Lage befreit. Er engagiert den jungen Privatdetektiv, Milan Sommer. Dieser ist unerfahren, aber voller Tatendrang. Ein rasanter, actionreicher und berührender Kriminalroman.

2. Kapitel


Am frühen Nachmittag bog Milan Sommer bei Rümlang von der Flughofstrasse in die Klotenerstrasse ein. Sein Ziel war der Heli-Grill. ‹Zombie Zoo› von Tom Petty dröhnte aus den Lautsprechern seines weissen Mitsubishi Space. Er sang mit. Am Wochenende hatte er mit seiner Band einen Auftritt in einem Club in Zürich. Den Song hatten sie neu ins Repertoire aufgenommen. Gegen die fünfzig Gigs jährlich absolvierte er mit seiner vierköpfigen Coverband.

Halbtags arbeitete Milan bei einer Werbeagentur und seit kurzem hatte er sich als Privatdetektiv selbstständig gemacht.

Er war ein vielbeschäftigter Mann und liebte seine drei Jobs. In der Werbeagentur war Kreativität gefragt, in seinem Job als Privatdetektiv musste er vorsichtig und akribisch genau arbeiten und mit der Musik konnte er seine künstlerische Ader ausleben.

Er überholte eine Gruppe Inlineskater und stellte den Wagen zweihundert Meter weiter vorn am Ende des Waldrands ab. Die restlichen Meter ging er zu Fuss. Er stand in der Warteschlange vor einem ausgedienten Helikopter, einem Mi-8, der als Imbissstand diente. Endlich war er an der Reihe.

«Guten Tag, Sie wünschen?»

Er bestellte sich einen Rindfleisch-Burger mit Barbecue-Sauce, Salat, Röstzwiebeln und Gurken-Relish, dazu eine Dose Bier. Er bezahlte und machte es sich mit dem Getränk auf einer Bank neben dem Grill gemütlich. Bis der Burger genussbereit war, musste er sich einen Moment gedulden.

Nachdem er aufgerufen worden war, machte er sich mit dem Burger in der einen und der Bierdose in der anderen Hand, auf den Weg zu einem künstlich angelegten Wall. Der kleine Hügel war für die Plane-Spotters aufgeschüttet worden und diente ihnen als perfekte Aussichtsplattform. Im Herbst 2023 musste der Hügel und der Imbiss der Flughafenerweiterung weichen. Es war vorgesehen ihn an einen anderen Standort zu versetzen.

Oft kamen Flugzeugfans aus halb Europa angereist, um eine seltene Maschine tausendfach zu fotografieren. Der Flughafen Zürich war ein sehr beliebter Ort. So nah wie hier kamen sie selten an die beliebten Objekte heran.

Heute war nicht viel Betrieb, nicht mal eine Handvoll Leute waren auf dem Hügel, nur drei Senioren. Jeder der drei meinte, der grösste Fachmann in Bezug auf die fliegenden Maschinen zu sein. In der Weidmannsprache hätte man vom Jägerlatein gesprochen. Einen der drei hätte schon mal ein Flugzeug bei der Landung um ein Haar am Scheitel gestreift, erfuhr Milan. Na ja.

Er setzte sich auf eine Bank und amüsierte sich über die drei älteren Männer. Sie diskutierten händeringend und zogen zwischendurch an ihren dicken Stumpen. Eine Comedy-Vorstellung im Theater am Hechtplatz wäre nicht erfrischender gewesen.

Nach zehn Minuten war der Spuk vorbei, die Senioren hatten ausgeplaudert.

Der Flugverkehr stand im Moment still. Milan war allein auf der Plattform. Er beobachtete einen grossen Vogel, der in einiger Entfernung am Himmel kreiste. Es war ein Rotmilan. Seine Mutter hatte ihm dutzendfach erzählt, dass eines dieser Tiere der Grund für seinen Vornamen war. Immer wenn er am Himmel einen Milan sah, wurde er sentimental. Er dachte an seinen verstorbenen Vater, hatte ihn nicht kennenlernen dürfen. Er kannte ihn nur von Bildern. Seine Mutter hatte stets nur Gutes über ihn erzählt. Er sei seinem Vater sehr ähnlich, nicht nur vom Aussehen her. Auch er sei ein liebenswerter Filou gewesen, ein Spitzbube.

Milans Augen wurden feucht. Wie gern hätte er als kleiner Bub mit seinem Daddy Fussball gespielt. Ohne Vater aufzuwachsen war nicht einfach gewesen. Manchmal war er deswegen gehänselt worden. Wieso hatte ihn dieses verfluchte Auto erfasst? Laut Polizeirapport war er in ein heranfahrendes Auto gerannt. Selbstmord? Unmöglich. Er hatte sich bestimmt darauf gefreut einen Sohn zu bekommen. Vielleicht hätte er überlebt, wenn der Unfallfahrer sofort einen Krankenwagen gerufen hätte. Es gab keine Bremsspuren am Unfallort. Das feige Arschloch hatte sofort die Flucht ergriffen.

Der Rotmilan segelte lautlos durch die Luft. Ein herrliches Bild. Er hätte ihm stundenlang bei seinen Flugkünsten zusehen können.

«Ein Milan macht noch keinen Sommer.»

Milan schaute nach rechts. Er hatte nicht bemerkt, dass jemand neben ihm stehen geblieben war. Es war ein junger Mann, etwa in seinem Alter. Ja, er durfte etwas über dreissig sein.

«Wie bitte?»

«Ein Milan macht noch keinen Sommer», wiederholte der Typ, diesmal etwas lauter.

Milan lachte laut auf. «Macht er doch. Obwohl, dem Sprichwort nach, ist von einer Schwalbe die Rede. Zudem haben wir gerade mal Anfang März.»

Der Fremde schaute ziemlich verdattert drein.

Er klärte ihn auf. «Mein Name ist Milan Sommer.»

Beide lachten. Der Typ streckte ihm die Hand entgegen. «Arno Früh.»

«Freut mich. Bist du auch ein Flugzeugfreak?»

«Eigentlich nicht.»

«Wieso bist du denn hier? Nur wegen der da?» Milan deutete auf die dunkel gebratene Bratwurst, die Arno in der linken Hand hielt.

«Nö. Ich brauche etwas Ablenkung.»

«Ablenkung?»

«Ich habe eine schlimme Nacht hinter mir.»

«Schlecht geschlafen?»

«Gar nicht.»

«Wieso?»

«Ich wurde überfallen. Mein halbes Erspartes ist weg.»

«Shit.»

«Das kannst du laut sagen.»

«Erzähl mir davon. Vielleicht kann ich dir helfen.»

«Wie willst du mir helfen? Die Gauner sind mit meinem Geld über alle Berge.»

«Ich bin Privatdetektiv.»

***

Irina Kiteishvili stieg in den Zug. Sie arbeitete in einer kleinen Modeboutique im Zürcher Niederdorf. Es war kurz nach fünfzehn Uhr. Offiziell hätte sie erst um zwanzig Uhr Feierabend gehabt, doch sie hatte ihre Chefin gebeten, sie heute früher gehen zu lassen. Sie litt unter Kopfschmerzen und einem grossen Schlafmanko. Die Polizei war erst gegen sechs Uhr in der Früh mit der Spurensicherung in der Wohnung durch gewesen. Sie hatte keine Minute geschlafen. Eigentlich hätte sie daheimbleiben sollen.

Sie wählte eine Telefonnummer. Vergebens, Arno nahm nicht ab. Wo trieb sich ihr Freund herum?

Zwei Minuten später versuchte sie es erneut, diesmal mit Erfolg. «Arno, wo bist du?»

«Beim Heli-Grill in Rümlang. Ich habe per Zufall einen Privatdetektiv getroffen und ihm vom Überfall erzählt.»

«Du hast was?» Irina wirkte verärgert.

«Ich habe ihm erzählt, was vergangene Nacht passiert ist. Er nimmt sich der Sache an.»

«Das ist etwas für die Polizei. Lass nicht jeden herbeigelaufenen Typ an unserem Privatleben teilnehmen.»

«Milan macht einen seriösen Eindruck.»

«Milan?»

«Milan Sommer. Der Privatdetektiv.»

«Nochmal, das ist der Job der Polizei. Lass diesen Kerl aus dem Spiel. Ich bin in einer halben Stunde daheim.»

«Du hast auch gehört, was die Polizisten gesagt haben. Die Chance, die Täter zu schnappen, sei statistisch betrachtet verschwindend klein. Die Polizei hat keine Zeit sich gross um unseren Fall zu kümmern, dafür gibt es zu viele richtige Verbrechen. Du weisst schon, Morde, Vergewaltigungen, Körperverletzungen und so weiter.»

«Arno, wir leben in der Schweiz, nicht in Tijuana.»

«In der Schweiz gab es zum Beispiel im letzten Jahr immerhin beinahe zweihundert Tötungsdelikte, wenn man die versuchten dazuzählt. Das habe ich letzthin irgendwo gelesen.»

Irina stöhnte mürrisch ins Telefon.

«Soll ich dich am Bahnhof abholen?»

«Ich gehe zu Fuss nach Hause», sagte sie verärgert und legte ohne Abschiedsgruss auf.

***

Arno schob den Grund für Irinas schlechte Laune der Müdigkeit zu und nahm sich vor, ihr bald wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Er fuhr mit Irinas altem Seat Ibiza zum Bahnhof Dielsdorf. Sein Wagen war immer noch bei der Polizei, wegen der Spurensicherung. Mit dem Autohändler hatte er einen neuen Termin vereinbart, morgen konnte er sein neues Auto abholen. Er hatte das Geld heute online überwiesen. Das hätte er von Anfang an tun sollen. Er war einfach zu altmodisch in diesem Punkt. Viel Geld war nicht mehr auf seinem Sparkonto.

Endlich fuhr der Zug ein. Eine Minute später kam Irina die Treppe der Bahnhofsunterführung hinauf. Völlig in sich gekehrt ging sie in Richtung Bahnhofstrasse. Hatte sie ihn wirklich nicht bemerkt oder hatte sie wieder mal ihre Tage? Sie konnte recht anstrengend sein. Er liebte diese Frau mit den grünen Katzenaugen. Was er an ihr nicht mochte, waren ihre ständigen Stimmungsschwankungen. Er drückte auf die Hupe. Sie drehte ihren Kopf kurz in seine Richtung und ging weiter.

«Die spinnt», sagte er zu sich selbst. Was hatte er nur wieder falsch gemacht. Sie passten eigentlich nicht zusammen, stritten sich oft um Kleinigkeiten.

Er startete den Motor, hielt neben ihr an und liess das Fenster nach unten. «Bitte Schatz, steig ein.»

Mit ernster Miene stieg sie zu, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Schweigend fuhren die beiden in die Südstrasse. Er stellte das Auto in die Tiefgarage. Als sie austeigen wollte, nahm er sie bei der Hand. «Bitte, Irina, was hast du? Was habe ich getan?»

«Ich will nicht, dass sich ein Fremder in unser Privatleben einmischt.»

«Milan?»

Sie...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-85820-351-3 / 3858203513
ISBN-13 978-3-85820-351-9 / 9783858203519
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