Mit Geduld und Spucke -  Volker Himmelseher

Mit Geduld und Spucke (eBook)

Die anrührende Geschichte vom Mordfall Kati Meyer
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
158 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-3819-9 (ISBN)
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Ein Cold Case ist besonders berührend, wenn er den Mord an einem jungen Menschen betrifft, dem ein brutaler Mörder die Chance nahm, ein freies, selbstbestimmtes Leben zu erleben. In einem solchen Fall gibt es viele personen, die ihre Möglichkeiten besonders engagiert einbringen, um zu erreichen, dass der Fall doch noch aufgeklärt wird. Der Mordfall Kati ist ein solcher Fall. Kompetente Kriminalbeamte, exzellente externe Berater unf aufgeschlossene Medien werden, wie modernste Ermittlungsmethoden zu Dreh- und Angelpunkten einer erfolgreichen Fahndung. Der enorme Einsatz dieser Menschen lässt die Leserschaft nicht unberührt.

Dr. Volker Himmelseher führt ein großes Unternehmen der Versicherungsbranche mit Sitz in Köln. Dem Ruhestand nahe, schreibt er unter anderem Kriminalromane. Gern setzt er die Geschehnisse in Gegenden, in denen er selbst längere Zeit gewohnt und besondere Ortskenntnisse hat.

DIE MORDKOMMISSION KATI WURDE INS LEBEN GERUFEN UND BEGANN MIT DER ARBEIT


Da es sich bei dem Mord an Kati um ein Kapitalverbrechen handelte, war die Kriminalpolizei aufgerufen, eine Mordkommission als Organisationseinheit einzurichten.

Eine Mordkommission bestand mindestens aus einem Leiter, einem Aktenführer, einem Tatort-Team und mehreren Ermittlern. Deren Aufgaben waren die Fallanalyse, Sach- und Tatort-Beweiserhebungen sowie Personalaufgaben.

Inzwischen hatte der Kriminaldauerdienst (KDD) im Fall Kati ein Fremdverschulden bejaht. Spätestens damit war der Grund für die Einrichtung der Kommission gegeben. Die ihr zu übertragenen Aufgaben waren vielfältig: Sie fungierte als Bindeglied zwischen Verdächtigen, Zeugen, dem Ermittler-Team, dem Staatsanwalt und den zuständigen Gerichten.

Die polizeilichen Ermittlungen im Fall leitete sie.

Sie veranlasste weitere Spurensicherungen, führte Vernehmungen durch und hielt Kontakt zu anderen relevanten Behörden. Dazu gehörte die nationale und grenzüberschreitende Suche nach Parallelfällen. Letztendlich hatte sie zum Ziel, den Tathergang, auch mithilfe eines Profilers, zu rekonstruieren, mit ihm ein Motiv zu ermitteln, den Täter zu identifizieren und möglichst festzunehmen.

Die Aussetzung einer Belohnung für zielführende Hinweise aus der Bevölkerung lag ebenfalls in ihrem Verantwortungsbereich.

Die Kommissionsmitglieder traten bei ihren Tätigkeiten in Zivilkleidung auf. Das Wort »Kriminal« stand immer vor ihrem Dienstrang.

Für komplexe Aufgaben war es erlaubt, externe Spezialisten hinzuzuziehen. Dazu gehörten Gerichtspsychiater, Profiler und Wissenschaftler, besonders solche der Forensik.

Der Wunschkandidat für die Leitung der Kommission war Kriminalhauptkommissar (KHK) Holger Mittag.

Doch bei ihm wurde gerade jetzt bei einer Vorsorgeuntersuchung Darmkrebs im mittleren Stadium festgestellt, und er fiel aus.

Es war Glück im Unglück für die kriminalistische Arbeit, dass er erst gar nicht die Organisation der Kommission einrichtete und später ein anderer die Verantwortung und die Folgen aus seinen Entscheidungen tragen musste.

Im engen Schulterschluss mit der Staatsanwaltschaft, im Besonderen mit Staatsanwalt Max Reuter, wurde daraufhin Kriminalhauptkommissar Felix Müller ihr Leiter.

Max Reuter blieb für die Strafverfolgung und möglicherweise später für die Anklageerhebung zuständig.

Wurde die Leiche eines jungen Mädchens oder gar eines Kindes gefunden, wurden alle, die für das Mordkommission-Team infrage kamen, gefragt, ob sie sich die Ermittlung zutrauten. Besonders junge, unerfahrene Kollegen lehnten dann manchmal ab. Selbst bei Kollegen, die sagten: »Wir schaffen das«, war es nicht ausgeschlossen, dass eine besondere Belastung für sie zum Grund wurde, aus der Kommission auszuscheiden. Solche Probleme machten sich schließlich erst während der Tätigkeit bemerkbar.

Nach dieser Befragung wurden die restlichen Posten wie folgt besetzt:

Kriminalkommissar (KK) Ernst Felten wurde Müllers Stellvertreter.

KK Dustin Kordt wurde als besonders erfahrener Kriminalpolizist als Ermittler ausgewählt.

Sein Ermittlungsteam konnte er nach Bedarf zusammensetzen.

Kriminalhauptmeister (KHM) Ludwig Härting übernahm die Zuständigkeit für die innere Verwaltung. Er war für einen Lieblingsausspruch bekannt, er hielt es mit Tucholsky:

»Die Basis einer gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb.«

Der noch junge Kriminalobermeister (KOM) Fritz Schuster agierte als Springer.

Für eine Mitwirkung als externe Spezialisten gewann KHK Müller:

Professorin Dr. Elvira Rüstig, Ärztin des Instituts für Rechtsmedizin im Universitätskrankenhaus Eppendorf, sie war eine Frau mit eigenem Kopf.

Rudolf, Keller, Gerichtspsychiater und den Profiler und Fallanalytiker Justus Lustig. Er hatte in den Vereinigten Staaten von Amerika eine Ausbildung zum Profiler absolviert und in Deutschland eine Spezialausbildung genossen. Er galt in der Hansestadt als der Beste.

Die Mordkommission bekam den Namen »Mordkommission Kati«.

KHK Müller hatte sich angewöhnt, bei Besprechungen mit einem Whiteboard zu arbeiten. KHM Ludwig Härting hatte die Protokollierung zu übernehmen. Vollgeschriebene Seiten blieben als Erinnerungsposten bestehen, sie wurden einfach umgeklappt. Dann wurde die nächste Seite verwendet.

Bei der ersten Sitzung machte Felix Müller klar, wie er sich das Prozedere künftig vorstellte:

»Ich werde zunächst bemüht sein, nützliche Informationen aus der Bevölkerung zu gewinnen. Vielleicht hat ja irgendjemand irgendetwas Relevantes gesehen. Dann hätten wir einen Zeugen und vielleicht danach auch bald einen Beschuldigten.

Ich bitte um Redebeiträge, wie wir vorgehen sollten.«

KK Dustin Kordt meldete sich als Erster zu Wort:

»Für den Kontakt zu örtlichen Medien sowie auch zu nationalen und übernationalen gibt es eingefahrene Wege. Aber, was wir von Ihnen für uns als Hilfestellung wollen, sollten die aus einer von uns gefertigten Presseerklärung entnehmen.

Da darf nur drinstehen, was wir preisgeben wollen. Täterwissen sollte auf jeden Fall allein unser Wissen bleiben. Darin sind wir uns sicher einig.«

KHK Müller übernahm wieder die Regie: »Ja, das passt. Übernehmen Sie zusammen mit KOM Fritz Schuster die Fertigung eines Textes. Schicken Sie ihn mir per Mail zu, ich redigiere ihn und gebe ihn frei. Meine Antwort kommt ebenfalls per Mail an Sie. Sie geben dann den Text noch am Nachmittag in unsere Kanäle. Unsere Meldung muss morgen in den Frühausgaben erscheinen. Ist das klar?«

KK Dustin Kordt antwortete mit einem Grinsen: »Ja doch, Sie sind der Boss!«

Felix Müller erklärte sein nächstes Anliegen: »Ich möchte mit der Aussetzung einer Belohnung für zielführende Hinweise die Bereitschaft, Informationen zu geben, forcieren. Ich denke dabei zunächst an 10.000 Euro. Können Sie diesen Umstand in die Erklärung bitte aufnehmen?«, wandte er sich an Dustin Kordt und Fritz Schuster. Diesmal antwortete Schuster mit einem lauten »null Problemo«. »Wir fertigen Ihnen auch noch alternativ einen eigenen Text«, ergänzte Kordt.

KHK Müller ärgerte sich insgeheim, dass er etwas anzusprechen vergessen hatte. Er musste es zähneknirschend nachholen. »Ich muss gleich noch bei Familie Meyer vorbeifahren, um für unsere Aussendungen ein Foto von Kati zu erbitten.«

Der erfahrene Ermittler KK Kordt überraschte ihn mit einer sinnvollen Warnung: »Oftmals geben Angehörige ein Bild heraus, welches erkennbar geschönt ist. Ein Fremder wird das Opfer aber nur erkennen, wenn sein Foto dem normalen Aussehen entspricht. Ist ein geschöntes Foto erst mal im Umlauf, werden wir erfahrungsgemäß nicht verhindern können, dass es auch bei der nächsten Berichterstattung wieder zum Einsatz kommt. Wir würden mit einem solchen Bild vergeblich suchen. Erbitten Sie von den Eltern also ein ganz natürliches Bild und machen sich bitte, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Bild davon, dass dem so ist.«

KHK Müller brachte nur ein trockenes »danke« heraus, obwohl der Ratschlag nützlich war. Aber er ließ sich ungern vor allen anderen belehren. Sein Ärger wurde der Beginn einer richtigen Hassliebe.

»Sie haben meinen Gedankengang gestört, Herr Kordt.

Ich werde auch noch von der Mutter eine Beschreibung von Katis Bekleidung am Tag ihres Verschwindens erbitten.

Ich setze darauf, dass eine Mutter die am besten liefern kann. Eventuelle Zeugen werden sie kaum nackt gesehen haben, wie wir sie auffanden. So, jetzt bin ich am Ende. Morgen sollen nach Frau Professorin Rüstig die wichtigsten gerichtsmedizinischen Erkenntnisse vorliegen. Dann werden wir uns damit beschäftigen. Sollte allerdings irgendetwas Wichtigeres eintreten, so müssen wir flexibel genug sein, unsere Prioritäten zu ändern. Vielen Dank für heute.«

Als Erstes lag Müller der Text für den Aufruf mit Belohnung vor. Ein Bild von Kati, das sich dafür eignete und auch für die Presseerklärung gut war, hatten ihm die Meyers anstandslos zur Verfügung gestellt. Kati trug darauf sogar den Anorak, die Cordhose und die Gummistiefel, welche sie bei ihrem letzten Spaziergang anhatte.

Trotz der Freundschaft zu Willi Maurer zeigte sich das Paar erleichtert, weil sich nun die Kripo des Mordes an ihrer Tochter annahm. Es konnte in ihren Augen nicht schaden, dass die Ermittler nun in der oberen Liga spielten.

Roswitha Meyer hatte KHK Müller, ohne zu zögern, die Bekleidung der Tochter, die sie beim »Abschied für immer« trug, im Detail zusätzlich beschrieben.

Kati hatte einen wasserdichten, knallroten Anorak mit Kapuze an, darunter eine dunkelrote Cord-Jeans, die in ebenfalls dunkelroten Gummistiefeln steckte.

Müller war mit den Eheleuten übereingekommen, mit ihrer Hilfe zu versuchen, die Kleidungsstücke vom Foto nochmals zu besorgen. Auf...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7583-3819-0 / 3758338190
ISBN-13 978-3-7583-3819-9 / 9783758338199
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