Die Bankgefährten -  Frieda Friedrich

Die Bankgefährten (eBook)

Der Flaschenleser und der Liebende (Ein philosophisch-humorvoller Roman)
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2024 | 1. Auflage
388 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4648-4 (ISBN)
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Sensibel, einfühlsam und lebensweise... mit einer großen Portion Skurrilität Die Bankgefährten enthüllen ihre Bankgeheimnisse: Der Alte kombiniert Flaschenfunde zu logischen Schlüssen und jagt dabei einen mysteriösen Täter. Der Neue ergründet seine Liebe zu SIE, um nach einer jüngsten Trennung positive Erinnerungen zu schaffen. Nicht immer begründen die beiden ihre Ansichten, möchten nicht belehren, sondern Veränderung anregen. Ein Plädoyer: Toleranz und respektvolle Kommunikation machen selbst gegensätzliche Lebensansichten miteinander verträglich, außer sie sind inhuman, rassistisch, frauenfeindlich, herzlos oder schlicht dumm. Dieser Roman verwebt kriminalistisches Fährtenlesen, skurrile Verhaltensabgründe und philosophische Spekulationen zu einer spannenden Mischung - eine künstlerische Ode an das Leben.

Geboren in der Stadt mit den Ratten. Nach der Ausbildung zur Druckerin folgte - sie nennt es ihre verträumte Berliner Dekade - das Studium lebenserklärender, keineswegs aber lebenserleichternder geschweige denn -ernährender Fächer. Danach Verpuppung zur Managerin und Stationen in Frankfurt, München, Hannover, Kassel und Heidelberg. Seit einer zweiten Metamorphose arbeitet sie in diversen Jobs als Anzeigen- bis Schuhverkäuferin. Wenn sie nicht gerade wieder schreibt wandert sie - gerne auch allein - durch den Teutoburger Wald und angrenzende Regionen. Frieda hat zwei erwachsene Töchter.

[01. SEPTEMBER] – DIE BANKGEHEIMNISSE


Der Neue saß auf der Bank und hörte aus dem Wäldchen heraus das laute Knacksen eines brechenden Astes. Er meinte ein ärgerliches Fluchen - ‚verdammte Räuber‘ und noch irgendwas - verstanden zu haben. Erwartungsvoll blickte er zum Ausgang des Wäldchens, da bog der Alte auch schon leicht humpelnd um die Ecke. Als der den Neuen auf der Bank sitzen sah, zog er seine rechte Augenbraune nach oben und schaute missmutig zu diesem herüber. Der dachte sofort, den stört aber mächtig, dass ich doch wieder und dann auch noch vor ihm hier bin. Der blickt mich ja richtig gefährlich aus seiner so harmlos wirkenden, rotblauen Wanderjacke an. Entspann dich Alter, das ist eine Bank und keine edle Designerbadewanne, in die ich mich in das von dir mit exquisiten Düften verfeinerte, schaumige Nass vorgedrängelt habe. Diese seltsame Reaktion hätte ich nicht vom Alten erwartet. Komisch, habe ich mich so in ihm getäuscht? Aber wer weiß, was gerade im Wäldchen passiert ist? Ich lächele ihn weiter freundlich an.

Der Alte, unter dem beim Überklettern des querliegenden Baumstammes einer der morschen Äste abgebrochen war, und der sich dabei an empfindlichster Stelle schmerzhaft gestoßen hatte, bog allein schon deshalb missgestimmt um die Ecke. Als er dann auch noch sah, dass der Neue bereits auf der Bank saß, versetzte ihn das zusätzlich in übelste Stimmung. Dieser Anblick gefiel ihm nicht. Es störte ihn mächtig nicht als Erster an seiner Bank zu sein. Es fühlt sich an als ob mein Geheimnis verraten wird. Jetzt rächt es sich, dass ich vergangene Woche nicht länger als der Neue geblieben bin. Was hatte der fremde Eindringling auf dieser Insel und der Bank überhaupt verloren? Und ich habe ihn auch noch dazu eingeladen, dachte er. Er war nur noch wenige Meter auf dem Grasweg entfernt und in seinem Ärger gefangen. Was hätte es verhindert, länger sitzen zu bleiben? Doch seine Gedanken drehten sich weiter. Durch mich ist die Bank auferstanden, aber der Neue sitzt dort und lächelt mich selbstgefällig an. Als ob der irgendetwas zu ihrer Rettung beigetragen hätte, der elende Schmarotzer. Nein, es war nicht akzeptabel, dass ein Bankgraf seinen angestammten, heiligen Platz teilen musste. Er wünschte sich, sie wären einander nie begegnet, und er könnte wieder allein hier sitzen. Aber dann fragte er sich doch, warum er es als anmaßend empfand, dass der Neue bereits auf der Bank saß? Hätte dieser stehen bleiben und ehrfurchtsvoll abwarten sollen, bis er ebenfalls eintraf, um ihm gnadenvoll die Erlaubnis zu erteilen, doch bitte Platz zu nehmen? Überhaupt, was verteidigte er eigentlich? Gefühltes Eigentum? Seine eifersüchtige Liebe zu diesem, für ihn so besonderen Ort? Oder war es ganz banales, männliches Revierverhalten, weil er hier der Alte und der Bankgraf war? Dann erinnerte er sich an seine, am Beispiel einer Filmrolle schulmeisterlich vorgetragene Beziehungsregel. Ausführlich hatte er darüber schwadroniert, welche fatalen Auswirkungen nicht rechtzeitig beachtete oder unterdrückte Bedürfnisse und Gefühle haben können. Aus denen, so ähnlich formulierte er es doch vor erst acht Tagen, können sich, ohne frühzeitige Ableitung der gedanklichen Anspannung durch konstruktive, einander zuhörende Gespräche, unwetterartige und emotional höchstgeladene Gewitterzellen bilden. Und die trägt man besser nicht mit sich herum. Diesen, seinen eigenen Tipp galt es praktisch umzusetzen, und schon hörte er sich sagen: „Das wird teuer, Neuer. Das kostet dich eine saftige Strafgebühr!“ Auf diese, noch im Gehen barsch herausgebellte Begrüßung des Neuen folgte, als er kurz darauf die Bank erreichte, ebenso unfreundlich: „Widerrechtliche Abnutzung der von mir aufwendig und mit wertvollen Materialien reparierten und geretteten Bank. Dazu noch ohne eine das edle Holz schonende Unterlage aufzulegen, so lautet die scharfe Anklage. Was hast du, rein der Form halber, zu deiner im Vorhinein aber bereits aussichtslosen Verteidigung anzuführen?“

Der Neue sprang sofort auf, verneigte sich übertrieben devot in Richtung des Alten, griff dabei nach einer weißen Plastiktüte, die er neben die Bank gestellt hatte, hob sie empor und antwortete, entwaffnend fröhlich und noch immer lächelnd: „Sei er untertänigst gegrüßt auf der Höhe, grantelnder Alter, der du die heilige Bank wie dein Eigen bewachest, beherrschest und so ahnte ich es wohl, auch vormals errettet hast. Dann walte er, der große Bankenfürst, seines Amtes. Falte er die dämpfende Zaubermatte zwecks Wohltemperierung und Schonung weit aus. Auf dass die von dir einst zärtlich verschraubten Bohlen nicht rund und unsere knackigen Ärsche nicht wund werden.“ Mit den Worten: „Und hier die fällige Strafgebühr“, griff er in die Tüte, holte zwei Büchsen Bier heraus, und sagte: „Hoffe sie sind kalt genug. Deinen cleveren Kühlhaltetrick konnte ich mangels Eigenbestands an Winterfäustlingen nicht nachstellen.“ Es war seine Biermarke, das registrierte der Alte sofort, beruhigte ihn auch bereits ein wenig. Nachdem sie sich auf die, vom Alten übertrieben langsam auf der Bank ausgebreiteten Isomatte gesetzt und ihre Biere geöffnet hatten, prosteten sie sich zu und tranken beide einen ersten Schluck. „Sorry Neuer“, sagte der wieder sichtlich entspanntere Alte. „Ja, als ich dich hier so allein sitzen sah, war ich schlagartig, geradezu eifersüchtig verstimmt. Es gefiel mir einfach nicht. Aber das war etwas ganz Persönliches und ist jetzt abgehakt. Die Gebühr wurde angenommen, deine Schuld ist damit beglichen.“ Er machte eine kleine Pause, hob das Bier, nahm einen zweiten Schluck, nickte dem Neuen zu und fragte: „Nach unserer ersten Begegnung vor einer Woche habe ich darüber nachgedacht, wie du auf mich gewirkt hast und war mir sicher, es ging dir nicht wirklich gut. War das so? Rückblickend hatte ich das Gefühl, dass du in deinen Gedanken, aber auch in deinem Herzen, etwas Unverarbeitetes, belastend Schweres mit dir herumträgst? Falls das stimmt und du es möchtest, würde ich dir gerne zuhören.“ Und nach einem weiteren Schluck sagte er: „Meine Meinung dazu sage ich dir offen und ehrlich. Doch zu diesem vermutlichen Thema bekommst du keine Ratschläge von mir. Nicht einen einzigen.“

Beide schwiegen eine Weile, dann erst antwortete der Neue: „Aufmerksam beobachtet, Alter. Ja, das stimmt, es rumorte ziemlich heftig in meinem Schädel und noch kräftiger im Herzen. Das hast du ganz richtig bemerkt, und das ist auch noch weiterhin so. In den letzten Wochen musste ich viele traurig emotionale Federn lassen. Die Rosen, die ich ihr so gerne schenkte, erscheinen mir jetzt nur noch grau und versteinert, dazu habe ich sogar etwas gemalt.“ Er stockte und fragte leise, mehr an sich selbst gerichtet: „Will ich mit darüber reden?“ Laut und direkt zum Alten gewandt, sagte er: „Äußerst komplizierte Sache, die mich seit einigen Wochen umtreibt, auch sehr persönlich. Helfen könnte es aber, darüber zu berichten und eine fremde Meinung zu hören.“ Nachdenklich und in sich gekehrt, schwieg er wieder. Auch der Alte sagte nichts. Dann fragte der Neue: „Gibt es denn eine Sache, die du mir erzählen möchtest? Etwas, zu dem ich ebenfalls meine Ansichten äußern kann? Ich würde dir auch, falls gewünscht, Rat geben. Du verstehst schon, wegen der Augenhöhe. Wenn sie auch nicht auf einer Couch, sondern auf deiner durchlauchten Bank stattfinden, möchte ich dennoch keine einseitigen Psychositzungen buchen.“

Der Alte überging die kleine Zankerei, mit der der Neue betont langsam ‚deiner durchlauchten Bank‘ gesagt hatte. Kurz überlegte er und antwortete dann, ebenfalls zögerlich: „Mich treibt momentan auch etwas um, und diese skurrile Idee wird zunehmend mächtiger, verselbstständigt sich. Ich befürchte, dass mich ein seltsamer Jagdtrieb in einen Strudel der Aggression, wenn nicht sogar des Hasses, hinabzieht.“ Er machte eine Trinkpause, dann redete er weiter: „Ich spüre förmlich, dass ich zunehmend die Bodenhaftung verliere. Zum fairen Ausgleich unserer beiderseitigen Vertrauenswaage könnte ich dir darüber berichten und würde dich auch um deine Ratschläge bitten.“ Er überlegte sich die Sache wohl noch ein wenig, denn erst dann fragte er: „Willst du wissen, worum es geht?“ Der Neue nickte: „Erzähl mal, dann sage ich dir, worum es bei mir geht. Doch ich denke, dass du es längst erahnt hast.“ „Ja, da habe ich mehr als eine Ahnung, trotzdem wirst du es mir schon selbst berichten müssen“, antwortete der Alte, „meine Story handelt übrigens von der Beschäftigung als Flaschenleser.“ „Wie bitte?“ unterbrach ihn der Neue sofort: „Sicherlich meinst du damit deine Beschäftigung als Flaschensammler, wegen dem Pfand und so.“ „Nein, obwohl ich durchaus auch manchmal Pfandwertiges finde und dieses auslöse, darum geht es dabei überhaupt nicht. Ich nenne es Flaschenlesen,...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7583-4648-7 / 3758346487
ISBN-13 978-3-7583-4648-4 / 9783758346484
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