Träume ich, dass ich lebe? - Ceija Stojka

Träume ich, dass ich lebe?

Befreit aus Bergen-Belsen

(Autor)

Karin Berger (Herausgeber)

Buch | Hardcover
120 Seiten
2005
Picus Verlag
978-3-85452-492-2 (ISBN)
20,00 inkl. MwSt
Wie durch ein Vergrößerungsglas richtet Ceija Stojka ihren Blick auf ihr Überleben im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Von Anfang 1945 bis zur Befreiung durch die britische Armee ist das elfjährige Mädchen mit seiner Mutter in einen Teil des Lagers gesperrt, der aus einem kahlen Stück Erde mit baufälligen Baracken, umgeben von vier Wachtürmen, besteht. Nach den ersten drei Wochen erhalten die Häftlinge keine Nahrung und kein Wasser mehr und sind gezwungen das zu essen, was sie finden können: alten Stoff und Gras, Leder und Wolle. Am Morgen lecken sie den Tau vom Stacheldraht und nachts schlafen sie, solange es kalt ist, zwischen den Toten. Die Sterblichkeit im Lager ist hoch, täglich wachsen die Leichenberge an. Inmitten dieses Grauens schaffen sich Ceija und ihr Freund Burli eine imaginäre Welt. Sie spielen ihre Kinderspiele, auch mit den Toten. Als die britische Armee Bergen-Belsen befreit, erleiden viele der Soldaten einen Schock. Etwa 35.000 unbegrabene Tote befinden sich im Lager und 60.000 Überlebende, von denen viele krank sind. Auch nach der Befreiung sterben noch etwa 13.000 weitere Häftlinge an den Folgen der Bedingungen im Lager.Ceija Stojka hat erlebt, wozu Menschen fähig sein können, ihre Erinnerung an die Grausamkeit ist jedoch ohne Hass oder Verbitterung. Sie schildert ihr Erlebnis der Befreiung, den Genuss des ersten richtigen Essens nach langer Zeit und das unbegreifliche Gefühl, wieder frei zu sein.

Ceija Stojka, geb. 1933 in Kraubath/Steiermark, kommt aus einer Familie reisender Roma. Nach ihrer Rückkehr aus dem KZ lebte sie bis zu ihrem Ruhestand als Marktfahrerin in Wien und Umgebung. Sie schreibt Gedichte, Lieder und Texte in Romanes und Deutsch.

"Ich habe genau gewusst, wo ich herumgehen kann. Vorne war der große Totenhaufen und weiter hinten der kleinere. Meistens habe ich mich bei dem kleineren aufgehalten, dort konnte ich mich verstecken, dort konnte ich spielen. Oft habe ich mit ihnen geredet. Zu einem habe ich gesagt: 'Das ist der Karli', zu den anderen: 'Du bist der Mongo, du bist die Mizzi.' Dann haben wir gespielt: Ihr habt einen Ball und ich habe einen Ball.
Ich wollte auch manchmal ausbrechen, ich wollte etwas anderes erleben und wollte Tempelhüpfen oder Schnurspringen. Aber ich habe keine Schnur gehabt. Dann habe ich mir gedacht, da ist ja ein Wald! Da gibt es doch ein Lied von einem Jäger, mit einem Mantel! 'Wie geht das Lied, Mama, wie geht das?' 'Bin ich in die Schule gegangen oder du?', hat sie gesagt, 'Ich weiß es nicht. Denk dir halt selber was aus.'
Ich und der Burli, wir waren noch so lebendig. Wir wollten etwas tun, und wenn wir nichts zu tun gehabt haben, haben wir die Toten umgedreht, damit sie nicht verkehrt liegen. Damit sie mit dem Gesicht nicht nach unten schauen, sondern hinaufschauen zum Gott. Oder wir haben ihnen die Augen zugemacht. So sind wieder zwei Wochen vergangen ..."

Erscheint lt. Verlag 15.8.2005
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Maße 120 x 190 mm
Gewicht 210 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Briefe / Tagebücher
Schlagworte Autobiographie • Bergen-Belsen • Bergen-Belsen (Konzentrationslager); Biografien • Ceija Stojka • Erinnerungen • Hardcover, Softcover / Belletristik/Briefe, Tagebücher • HC/Belletristik/Briefe, Tagebücher • Konzentrationslager • Konzentrationslager; Biografien • Oral History • Zeitgeschichte
ISBN-10 3-85452-492-7 / 3854524927
ISBN-13 978-3-85452-492-2 / 9783854524922
Zustand Neuware
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