Ich freu mich schon auf die Hölle
Picus (Verlag)
978-3-85452-491-5 (ISBN)
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Michael Schulte, über den einmal jemand gesagt hat, die Randexistenzen der Gesellschaft fliegen auf ihn wie die Motten zum Licht, hat ein Buch geschrieben, das anekdotenreich und durch seinen hintergründigen Witz ein ungewöhnliches, vergnügliches Zeitdokument darstellt.
Michael Schulte, geboren 1941 in München, aufgewachsen in einem niederbayrischen Dorf und in Damaskus. 1959/60 erster Aufenthalt in den USA. Studium der Germanistik und Philosophie in Göttingen und Frankfurt am Main. Seit 1968 freier Schriftsteller. Häufig wechselnde Wohnsitze, zahlreiche Reisen durch Europa und Asien. 1982 Umzug in die USA, 1987 Rückkehr nach Deutschland. Lebt in Berlin und Schleswig-Holstein.
"Das Fach Turnen gab es nicht in der Schule, auf die ich schließlich geschickt wurde, die übrigens keine französische oder arabische war, wo ich noch mühelos ein oder zwei Fremdsprachen hätte erlernen können, sondern eine Zwergschule, die von einer österreichischen Volksschullehrerin, einer gewissen Frau Mariani, und ihrem bemerkenswert vertrottelten Schwiegervater Bobby, Nervenarzt seines Zeichens, eigens für die Kinder der in Damaskus lebenden Deutschen ins Leben gerufen worden war. Meinem Stiefvater war ein gutes Dutzend anderer Deutscher beigesellt, ehemalige Offiziere vorwiegend, die nicht mit der Ausbildung der Soldaten, sondern mit Verwaltungs- und Organisationsaufgaben befasst waren. Und all diese Offizierskinder trippelten Morgen für Morgen in das Institut der Wiener Pädagogin. Frau Mariani unterrichtete Deutsch und Englisch. Nach zwei Jahren konnten wir folgenden Satz hersagen: 'A polite little boy always says: Good morning mother, good morning father.' Der Bobby, Haarbüschel in den Ohren, schiefe Absätze, den Hosenbund kurz unter den Brustwarzen, unterrichtete Rechnen und Erdkunde. Alle anderen Fächer waren entweder für die Zukunft vorgesehen oder Frau Mariani und ihrem Bobby unbekannt. Es gab keine Einteilung in Klassen, wie bei Zwergschulen sonst üblich, alle Zöglinge, sie waren zwischen acht und vierzehn Jahre alt, mussten dasselbe didaktische Programm über sich ergehen lassen. Das größte Vergnügen waren Bobbys Erdkundestunden - eigentlich eher Erdkundeminuten. 'Anfangen tun wir mit Deutschland', sagte er und schlug seinen zerfledderten, speckigen Diercke-Atlas von 1898 auf. 'Und zwar folgendermaßen: Heute mach ma die Städte, nächste Woch die Flüss und dann die Berg. Also schlagts die Hefte auf und schreibts: München, Stuttgart, Frankfurt, Hannover, Hamburg. Des is von unten nach oben, wohlgemerkt. So, und des lernts auswendig bis nächste Woch.' Der Bobby erhob sich und schlurfte davon. An der Tür blieb er stehen und rief: 'Jessas, jetzt hätt i beinah was vergessen. Schlagts die Hefte noch mal auf und schreibts: Berlin.' ..."
Sprache | deutsch |
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Maße | 135 x 210 mm |
Gewicht | 420 g |
Einbandart | Leinen |
Themenwelt | Literatur ► Briefe / Tagebücher |
Schlagworte | Autobiographie • Biografien/Erinnerungen • Hardcover, Softcover / Belletristik/Briefe, Tagebücher • HC/Belletristik/Briefe, Tagebücher • Kneipen • Schulte, Michael • Syrien • USA |
ISBN-10 | 3-85452-491-9 / 3854524919 |
ISBN-13 | 978-3-85452-491-5 / 9783854524915 |
Zustand | Neuware |
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