Die Geliebte des Pilatus - Gisbert Haefs

Die Geliebte des Pilatus

Roman

(Autor)

Buch | Softcover
416 Seiten
2005
btb Verlag (TB)
978-3-442-73414-6 (ISBN)
9,50 inkl. MwSt
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Es ist das Jahr 29 nach Christus. Eine geheimnisvolle Schöne, ein römischer Offizier, ein nubischer Fürstensohn, ein indischer Schankwirt: Sie alle ziehen in der Karawane des Händlers Demetrios von Adane an der südarabischen Weihrauchküste in Richtung Mittelmeer. Doch was ist der wahre Zweck ihrer Reise? Alle scheinen insgeheim ganz eigene Pläne und Ziele zu verfolgen. Als zwei der Mitreisenden tot aufgefunden werden, ist dies nur der Anfang einer Kette von Verrat, Überfällen und Intrigen…

Gisbert Haefs, 1950 in Wachtendonk am Niederrhein geboren, lebt und schreibt in Bonn. Als Übersetzer und Herausgeber ist er unter anderem für die neuen Werkausgaben von Ambrose Bierce, Rudyard Kipling und Jorge Luis Borges zuständig. Zu eigenem schriftste

Duftende Salbe, das Gefühl kühler Seide auf gekühlter Haut, und die Gewißheit, sich beides nicht mehr lange leisten zu können. Der Vorrat an Goldmünzen war beinahe aufgebraucht. Aber in das Bedauern mischte sich die Überzeugung, Gold, Salbe und Seide wieder beschaffen zu können. Solange die Haut und der Körper nicht verfielen. / Nach dem ersten Mann, mit 13, hatte sie befürchtet, mit 20 werde sie so verbraucht und mit 25 so runzlig sein wie die Frauen aus den Bauerndörfern. Nun war sie 26, die Befürchtungen hatten sich verflüchtigt, und im Augenblick bedauerte sie nur, daß es hier kein richtiges Bad gab. Ein römisches Bad, mit Becken für heißes, laues und kaltes Wasser, und mit Badesklaven, die reiben und striegeln, und üppige Mengen Salbe... / »Ist es recht so, Herrin?« / Kleopatra ließ die mit glänzendem Silber belegte Bronzescheibe sinken. Der aufgetürmte Schopf erinnerte ein wenig an eine Pyramide - eine schlanke dunkle Pyramide, mit den edelsteinbesetzten Spangen als Leitern. Aber Pyramiden hatten gewöhnlich eine Oberfläche aus Stufen; wer brauchte da Leitern? Und wer, außer arabischen Läusen, sollte ihren aufgetürmten Schopf erklimmen wollen? / »Es ist gut. Du kannst gehen.« / Glauke neigte den Kopf. Geräuschlos glitt sie von dem breiten Schemel, auf dem sie gekniet hatte, und ging zur Tür. Vor dem schweren Ledervorhang, der Kleopatras Raum von dem ihrer drei Begleiterinnen trennte, blieb sie stehen und wandte sich um. / »Hast du Wünsche, Fürstin, oder kann ich eine Weile an den Hafen gehen?« / »Thais wird gleich hier sein. Wenn ich dich brauche, wird sie dich holen. Geh nur.« / Nicht, daß sie verstünde, was Glauke zum Hafen zog. Kleopatra mißtraute dem Meer. Gleich welchem. Roms Meer im Norden, das Rote Meer, das sie überquert hatten, oder dieser Teil des großen Meeres, das zwischen Arabien und Indien lag - drei Ansichten des gleichen Ungeheuers. Es fraß Schiffe und Männer und Geld; wogen eßbare Fische, Muscheln und Krebse das auf? Vielleicht der Handel... Aber es war nicht die Zeit, sich solch sinnlosen Gedanken hinzugeben. / Sie erhob sich aus dem beschnitzten Scherensessel und ging zum Fenster. Nicht ganz; nur so weit, daß sie im Schatten stehend, von außen unsichtbar, selbst alles sehen konnte, was auf dem Platz geschah. / Nicht viel, dachte sie. Mit Bedacht hatte sie diese Zeit gewählt, den frühen Nachmittag, da die meisten Leute des Orts sich in den Häusern aufhielten. Der Römer würde bemerkt werden, aber nicht von vielen. Man würde darüber reden - tuscheln, und Getuschel konnte Unwichtiges bedeutend machen. / Thais würde nicht gleich hier sein. Glauke war am Hafen, Arsinoë bei der Gattin des Handelsherrn Baschama, der die wenigsten Vorbehalte gegen Fremde zu haben schien. Thais hatte den Auftrag, sich bei den Frauen der Fischer und Seeleute an der langen nördlichen Bucht umzuhören, ob jemand etwas über Boote wußte, die ins Rote Meer fahren könnten, nach Norden. / »Aber da kommen wir doch her«, hatte Thais gesagt. / »Was nicht heißt, daß wir ewig hier bleiben müssen, oder?« / Kleopatra preßte die Lippen aufeinander. Thais und Arsinoë wußten, daß sie weggeschickt worden waren, und sie würden sich wie angewiesen bemühen, früh und überraschend genug zurückzukommen, um zu sehen. Glauke, am Hafen, würde den Römer ohnehin sehen, wenn er das Gasthaus betrat. Ihrem Gesicht war deutlich zu entnehmen gewesen, daß sie sich fragte, für wen die Fürstin mitten am Tag ihre Haare gelegt, gerollt, getürmt haben wollte. / »Für mich«, murmelte sie. »Für wen denn sonst?« / Dort kam der Römer. Vor dem Haus der Händler - ah nein, vor dem Tempel des Regengottes blieb er stehen und betrachtete die Rückseite des Gasthauses. Sie war sicher, daß er sie hier oben nicht sehen konnte; dennoch trat sie einen Schritt zurück. / Im Geiste ging sie noch einmal alles durch. Was sie wollte; was sie ihm sagen würde; was sie verschweigen mußte; was sie s

Reihe/Serie btb-TB ; 73414
Sprache deutsch
Maße 118 x 187 mm
Gewicht 340 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-442-73414-2 / 3442734142
ISBN-13 978-3-442-73414-6 / 9783442734146
Zustand Neuware
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