Ramsay (eBook)
400 Seiten
Plaisir d'Amour Verlag
978-3-86495-683-6 (ISBN)
Die aus Oklahoma stammende Mutter zweier hübscher Töchtern ist attestierte Liebesromansüchtige. Ihr bisheriger Lebenslauf spiegelt ihre Leidenschaft für alles Neue wider: Rhenna Morgan arbeitete u.a. als Immobilienmaklerin, Projektmanagerin sowie beim Radio. Wie bei den meisten Frauen ist ihr Alltag von morgens bis abends vollgepackt mit allerlei Verpflichtungen. Um ihrem anstrengenden Alltag zeitweise zu entkommen, widmet sie sich in ihrer Freizeit dem Liebesromangenre. Egal, ob zeitgenössisch oder übersinnlich - in Rhenna Morgans Liebesgeschichten stecken stets neue aufregende Welten und starke Helden, die um die Frauen ihres Herzens kämpfen.
Kapitel 1
Trinity Blair rutschte mit ihren verschwitzten Händen am Lenkrad ab, als sie den Wagen auf den Parkplatz vor dem Plush steuerte und beinahe einen Mann in Anzug überfahren hätte, der aussah, als käme er geradewegs aus einem Sitzungssaal. Mein Gott, was für ein Albtraum. Schicke Autos, grelle Lichter und eine Menge Menschen, die dicht gedrängt und herausgeputzt vor dem Club warteten. Offensichtlich hatte sie den Verstand verloren, als sie dem Vorschlag ihrer Freundinnen zugestimmt hatte. Jede andere dreiundzwanzigjährige Frau hätte wohl gern einen Abend mit den Mädels durchgetanzt, um das Wochenende einzuläuten, aber für Trinity war der Gedanke schrecklich.
Naomi streckte Trinity vom Rücksitz aus einen Zwanzig-Dollar-Schein über die Schulter. Der blutrote Nagellack ihrer Freundin passte perfekt zu ihrem Kleid, das sich wie eine zweite Haut an ihren Körper schmiegte. „Fahr zum Parkservice, Trin. Der Parkplatz ist voll und ich will diese Absätze für die Tanzfläche aufheben.“
Als bräuchte Naomi die Schuhe. Mit ihrem dunklen Haar und ihrer mokkabraunen Haut würde sie mit oder ohne Schuhe reichlich Gelegenheit zum Tanzen haben.
Trinity ignorierte das Geld und steuerte mit ihrem kostengünstigen Honda Accord auf den Bordstein zu, wobei sie die Finger so fest um das Lenkrad schlang, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. „Zwanzig Dollar fürs Parken ist Wahnsinn.“
Genauso wie die Tatsache, dass sie sich bereit erklärt hatte, ihre Freundinnen zu begleiten. Der Laden war gerammelt voll und sie würde den Körperkontakt mit anderen Menschen nicht vermeiden können. Mit jeder Berührung würde sie einen nicht gerade subtilen Einblick in die dunklen und schmutzigen Geheimnisse der betreffenden Person bekommen. „Steigt ihr hier aus, ich werde einen Parkplatz suchen.“
„Auf keinen Fall.“ Tessa, die auf dem Beifahrersitz saß, schnappte Naomi den Zwanziger aus der Hand und zeigte auf die wartenden Männer vom Parkservice. Ihr glatter blonder Bob betonte ihre markante Kieferpartie und ihre strahlenden haselnussbraunen Augen. „Parke einfach und lass uns reingehen. Wenn wir uns beeilen, kriegen wir noch einen Tisch.“
„Ist schon gut, Trin.“ Margo. Die ruhige, lässige, verständnisvolle Margo. Ihre Persönlichkeit war genauso unaufdringlich wie ihr nichtssagendes braunes Haar und ihre banale äußere Erscheinung. Trinity würde ihre Freundschaft oder ihre Bereitschaft, ihr den Rücken freizuhalten, um nichts in der Welt eintauschen wollen. Einige Menschen konnten ihre Phobie einfach nicht verstehen. „Setz uns ab und schick mir eine Nachricht, wenn du an der Tür bist. Ich treffe dich am Eingang.“
Trinity schaltete auf Parken, woraufhin sich die Türen automatisch entriegelten. Die Mädchen stiegen aus und das Dröhnen und Lachen der Menge drang in den dunklen Innenraum des Wagens. Margo beugte sich neben der Beifahrertür vor, um Trinity zuzuzwinkern. „Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, Freundin, aber irgendwann bewegst du deinen Hintern da rein. Du hast jetzt eine eigene Wohnung und keine böse Mutter mehr, mit der du dich herumschlagen oder der du Rechenschaft ablegen musst. Das hier wird dir guttun. Du musst unter Menschen gehen.“
Bevor Trinity etwas erwidern konnte, wurden die Türen zugeschlagen und das Summen ihrer Klimaanlage übertönte das Geplapper der Leute draußen.
Sie litt tatsächlich an einer Phobie, die sie ihrer ungewöhnlichen Abstammung zu verdanken hatte. Ihre Adoptiveltern hatten von den verblüfften Ärzten die Diagnose Haphephobie erhalten, die bestens geeignet war, die Wahrheit zu verbergen.
Trinity umfuhr eine Gruppe lachender Frauen, deren kurze Röcke und Schuhe ihre langen, sprühgebräunten Beine zur Geltung brachten. Wobei die Schuhe wahrscheinlich mehr gekostet hatten als die monatlichen Raten für ihren Wagen. Sie fuhr ans andere Ende des Parkplatzes und überprüfte einmal mehr ihre Frisur im Rückspiegel. Der Schnitt war fantastisch – hinten extrem kurz und vorn kokett lang, sodass ein wilder Pixie-Look entstand – aber in ihrer einfachen Levis und der weißen Bluse würde sie verglichen mit allen anderen wohl wie eine Hinterwäldlerin wirken.
Allerdings würde sie ohnehin nicht mit einem Mann nach Hause gehen. Bereits während ihres ersten Semesters hatte ein einfacher Kuss mit einem Kerl aus dem Englischkurs jegliche Hoffnung auf Intimität zunichtegemacht. Statt des rasenden Herzschlags und der Schmetterlinge im Bauch, die sämtliche Ausgaben der Cosmopolitan versprachen, hatte sie einen Sitz in der ersten Reihe seines Lebens eingenommen und jedes schmerzhafte Detail seines Abschlussjahres vor sich gesehen. Das hatte ihrer Erregung einen gewaltigen Dämpfer versetzt.
Ein blendend weißes Licht flammte plötzlich auf der Beifahrerseite auf und Trinity zuckte zusammen, wobei sie sich die Fingerknöchel am Lenkrad anstieß und nur knapp an einem silbernen Sportwagen vorbeischrammte. „Verdammt noch mal, Dad!“
„Sie hat recht, weißt du.“ Die tiefe, fast ausdruckslose Stimme ihres Vaters war kaum zu hören, denn sie wurde von ihrem rasenden Herzen übertönt.
Sie rieb sich mit dem Handballen über das Brustbein und starrte auf den Beifahrersitz. „Du kannst nicht jedes Mal einfach so hereinplatzen. Irgendwann bringst du mich noch um.“
„So leicht bist du nicht zu töten, außerdem wird dein Vater nicht für deinen Tod verantwortlich sein.“
Durch seine Worte fühlte sie sich nicht gerade besser. Da sie zum Teil menschlich war, haftete eine Verletzlichkeit an ihr, derer sich die meisten Leute nicht einmal bewusst waren. Aber sie war auch ein Spiritu, und das war etwas ganz anderes. Zum einen brachte diese Tatsache eine große Verantwortung mit sich und zum anderen leider auch Zugang zu übermäßig vielen Informationen. Dabei lag der Aufgabe eines Spiritus ein wunderschöner Gedanke zugrunde. Unsichtbar und unerkannt standen sie ihren Schützlingen ihr ganzes Leben lang zur Seite, während sie ihnen immer wieder inspirierende und ermutigende Worte zuflüsterten. Kein Wesen, das zu Empfindungen fähig war, kam ohne einen Spiritu aus, wobei nicht alle Schöpfungen des Großen auf ihren geistigen Begleiter hörten.
Nein, dieser Aspekt bereitete ihr keine Probleme. Aber sie hatte rund um die Uhr Zugang zu vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Ereignissen, und das machte ihr eine Heidenangst. Jeder Spiritu verfügte über einen Einblick in die Leidenschaften des Lichts und der Dunkelheit und war durch einen kollektiven Geist direkt mit dem Großen verbunden. Für ihren Job war das leider eine Notwendigkeit, denn nur so waren sie in der Lage, ihre Schützlinge in die richtige Richtung zu lenken. Für andere Leute war der Gedanke, in die Zukunft blicken zu können, sicher verlockend, aber Trinity würde menschliche Ignoranz und glückselige Verblendung jederzeit vorziehen. „Das bedeutet wohl, dass du weißt, woran ich einmal sterben werde?“
Ihr Vater Kazan ließ den Blick über die Reihen glänzenden Metalls schweifen. Sein einfaches schwarzes T-Shirt und seine Jeans hatten rein gar nichts gemein mit der sinnlichen Kleidung, die die Spiritu der dunklen Seite für gewöhnlich trugen. Er antwortete nicht. Das tat er nie. Es war verboten, Informationen über Dinge preiszugeben, die noch nicht stattgefunden hatten. Und Daddy stand mit seinen Vorgesetzten nicht gerade auf gutem Fuß, nachdem er sich mit Trinitys leiblicher Mutter, Anaya, eingelassen hatte.
Trinity lenkte den Wagen in eine Parklücke in der vorletzten Reihe. „Weißt du, da ich schon einen allwissenden Vater habe, könnte ich doch einen Vorteil daraus schlagen und in Erfahrung bringen, wann ich das Zeitliche segne. Zumindest könnte ich mich so darauf vorbereiten.“
„Fast allwissend. Und alles kann sich ändern. Du weißt, dass sich der Verlauf der Ereignisse dank des freien Willens von einer Sekunde auf die andere neu gestalten kann.“
Ach ja, richtig, der freie Wille. Der Trumpf, den alle Lebewesen in der Hand hielten, einschließlich der Spiritu. Dadurch erklärte sich auch Trinitys Geburt. Ein Spiritu machte sich allein schon dadurch strafbar, dass er sich seinem Schützling ohne ausdrücklichen königlichen Befehl zu erkennen gab. Aber wenn er sich dann auch noch verliebte und eine intime Beziehung mit seinem Schutzbefohlenen einging, dann war es ein Wunder, dass ihr Vater seine Existenz noch nicht verwirkt hatte. Im Moment hatte sie allerdings ganz andere Sorgen, denn auf sie wartete eine Bar, in der es vor Menschen und damit möglichen körperlichen Kontakten nur so wimmelte.
Sie kramte ganz unten in ihrer abgegriffenen Michael-Kors-Handtasche nach ihrem Lipgloss, klappte die Sonnenblende herunter und schminkte ihre Lippen nach.
Kazan durchbohrte sie förmlich mit einem Blick, sodass ihre Hand zu zittern begann. „Wenn du dich endlich mit deinen Kräften abfinden und dich ihrer bemächtigen würdest, könntest du dir die Frage selbst beantworten.“
Und über die gleichen Einblicke wie er verfügen? Nein, danke. „Ich kann Mom nicht verlassen. Sie hat nur noch mich.“ Nun, sie war zwar nicht ihre leibliche Mutter, denn Anaya war kurz nach Trinitys Geburt gestorben. Ihre Adoptivmutter, Carol Blair, war zwar nicht gerade eine Vorzeigemutter, aber sie hatte Trinity trotz ihrer „Phobie“ beigestanden, während andere sicher die Flucht ergriffen hätten.
Natürlich versäumte Carol es nicht, ihre guten Taten mit einer ordentlichen Portion Schuldgefühlen zu versehen, wenn es ihr in den Kram passte.
„Du schindest Zeit.“...
Erscheint lt. Verlag | 23.2.2024 |
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Übersetzer | Sandra Martin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
ISBN-10 | 3-86495-683-8 / 3864956838 |
ISBN-13 | 978-3-86495-683-6 / 9783864956836 |
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