Punk -  Pino Rauch

Punk (eBook)

Der fünfte Fall für Steffen Anbach und Linda Sachse

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
371 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-7699-0 (ISBN)
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Auf der Baustelle eines alternativen Kindergartens wird die Leiche des Punkers Arne Lobe gefunden. Er ist aus nächster Nähe erstochen worden. Die Kommissare Steffen Anbach und Linda Sachse werden gleich mit mehreren Rätseln konfrontiert. Unter mysteriösen Umständen wird ihre zuständige Staatsanwältin inhaftiert. Bald sehen sich die Kommissare dem Bundesnachrichtendienst ausgeliefert und geraten zwischen alle Fronten. Dass sie eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes und mit menschenverachtender Gesinnung aufdecken, erfährt der Leser in parallel geschnittenen Handlungssträngen, aus mehreren Perspektiven. Das eiskalte Vorgehen höchster Beamter des Bundes lässt dem Leser das Blut in den Adern gefrieren. Erst nach und nach schälen sich die Zusammenhänge heraus. Für Tempo und Spannung sorgen zahlreiche Wende- und Actionhöhepunkte, ebenso wie die Sicht einer unterschätzten Minderheit. Ein raffiniert gestrickter Krimi, der die Tabulosigkeit der mit Macht und Einfluss ausgestatteten Entscheider aufzeigt. Ein ebenso fesselnder, wie geschickt aufgebauter und thematisch aktueller Roman.

Pino Rauch ist ein Pseudonym. Der Autor, der sich dahinter verbirgt, wurde 1964 in Duisburg geboren und hat in Bayreuth und Mainz Jura studiert. Seit 1993 ist er Rechtsanwalt in Wiesbaden, wo er mit seiner Familie lebt und eine auf das Wirtschaftsrecht ausgerichtete Kanzlei führt.

DREI


„Linda, kennst du dich ein wenig in der Frankfurter Punkerszene aus?“, wollte Steffen von seiner Kollegin wissen.

Mit ihren strahlend blauen Augen blinzelte Linda den Ermittler nur verständnislos an.

„Ich meine, wo die Punks in der Stadt im Allgemeinen zu finden sind, ... also, wo die für gewöhnlich rumhängen oder abchillen, wie man heute so sagt.“ Der Kommissar fuhr sich mit der Hand durch die grauen Locken. „Du weißt, was ich meine, wo die so Party machen und ihr Punkerdasein den lieben langen Tag über fristen?“

Nach dem Fund der Leiche beim Café Klatsch hatten die Kommissare die Kantine des Polizeipräsidiums auf der Adickesallee aufgesucht. Sie gönnten sich ein spätes Frühstück mit Kaffee und grünem Tee.

Steffen knabberte an einem Brötchen mit Jagdwurst herum. Linda biss beherzt in ein Teigstück mit reichlich Auberginenaufstrich.

„Ich bin mir sicher, dass ich mit der Frankfurter Punkszene so wenig am Hut habe wie du, Steffen. Vielleicht sogar noch weniger? Du hörst doch ständig die Platten von den Wegbereitern des Punk. Von diesem Iggy Pop, dem ‚Godfather of Punk‘, der Patti Smith von der US-Ost-Küste und so weiter. Das ist überhaupt nicht meine Generation. Ich gehöre der Generation Y an, wenn du mich verstehst? Wir sind, was das angeht, völlig anders aufgestellt. Punk ist Scum für uns.“ Sie hob ihre Augenbrauen an. „Was denkst du denn von mir? Glaubst du etwa, dass ich in meiner Freizeit heimlich Pogo tanze? Unkontrolliert in die Luft springe und andere betrunken remple, bis die umfallen und sich blutige Nasen holen?“

Linda hatte ihr Frühstück bis auf den letzten Krümel vertilgt und wischte sich mit der Papierserviette die Finger sauber.

„Nee, eher nicht. Du hast ja vollkommen recht. Irgendwie müssen wir aber einen Zugang zu der Punker-Szene finden.“

„Ja, klar, da bin ich unbedingt bei dir.“

„Ich hatte schon geglaubt, dass es die Punkbewegung gar nicht mehr gibt und ihre Adepten längst ausgestorben sind.“

Linda schüttelte entschieden den Kopf. „Nee, so weit ist es noch nicht gekommen. Die Punker sind nach wie vor präsent und lebendiger Teil der Stadtkultur. Ich denke, dass es kein großes Problem sein wird, sie ausfindig zu machen. Wir sollten uns zügig einen Überblick über die Szene verschaffen. Das wird sicher kein großes Problem sein“, meinte Linda zuversichtlich.

Die Kommissarin lehnte sich entspannt in ihrem Stuhl zurück und schaltete ihr Smartphone an. Dann tippte sie ein paar Worte in die Google-Suchleiste: Punk, Frankfurt, Kneipen. Als Erstes auf ihrer Liste wurde die Szenekneipe Feinstaub angezeigt. Direkt darauf folgte das New Backstage. Das Feinstaub lag im Frankfurter Nordend und das New Backstage mitten in der Frankfurter Innenstadt.

„Na, da könnten wir zwei ja mal hingehen und ein wenig in die Szene eintauchen. Was meinst du dazu?“ Demonstrativ deutete die Kommissarin mit dem Zeigefinger auf das Display ihres Smartphones. „Willst du mal sehen, Steffen? Ich habe hier Fotos von den Läden heruntergeladen.“

Der Kommissar nahm das Smartphone in die Hand. Stumm betrachtete er die Bilder von den beiden Kneipen. „Ich bin mir sicher, dass sich die Punker in der Szene alle irgendwie kennen und sie über die eine oder andere Ecke miteinander verdrahtet sind.“

„Ja, sicher, da hast du bestimmt recht. Das ist eine gute Idee. Aber zunächst sollten wir abwarten, ob Martin den Toten identifizieren kann“, entschied der Kommissar.

„Wenn wir erst einmal wissen, mit wem wir es bei unserem aktuellen Fall zu tun haben, erleichtert das unsere Arbeit enorm.“

Linda nickte zustimmend. Ihre Serviette knüllte sie mit Verve zusammen und warf das Knäuel auf den Teller, der vor ihr stand.

„Mich wundert eigentlich, dass wir bis jetzt noch nichts von unserem lieben Martin gehört haben. Der ist doch sonst immer so flott bei der Sache. Der lässt doch sonst nie was anbrennen“, meinte Steffen stirnrunzelnd.

Der Kommissar war aufgestanden, um sich dem neuen Kaffeeautomaten zuzuwenden, der für die Kantine angeschafft worden war. Entschlossen fuhrwerkte er an den Knöpfen der mannshohen Maschine herum.

„Linda, magst du auch eine Tasse Espresso haben? Der ist wirklich Extraklasse, seitdem die hier die neue Profimaschine stehen haben. Das Ding hat sicher ein Vermögen gekostet.“

„Nein, Steffen, zum x-ten Mal. Ich trinke lieber grünen Tee.“ Linda hob ihre Tasse in die Höhe. „Mit Espresso habe ich es nicht so.“

„Ist ja schon gut, sorry. Ich kann mir das einfach nicht merken. Wie kann man bloß ...?“

Da stand unerwartet Martin Henze im rot-weiß karierten Hemd und Jeans mit akkurater Bügelfalte vor ihnen. Unter dem Arm trug er eine schmale Unterschriftenmappe. „Schön, euch beide hier zu treffen, meine lieben Kollegen“, sagte er aufgeräumt.

„Kaffee, Espresso oder Kakao? Magst du was zu trinken haben, Martin?“, fragte Steffen und fixierte seinen Kollegen.

Martin schüttelte kurz den Kopf, dann setzte er sich, kräftig ausatmend, zu Linda an den Tisch. „Nein, danke. Es gibt Wichtigeres zu tun.“

„Steffen, komm schnell rüber zu uns. Bitte setz dich her“, meinte Linda erwartungsvoll.

„Der Bericht der Gerichtsmedizin und mein Bericht von der Kriminaltechnik sind so gut wie fertig. Sie sind quasi noch druckfrisch, und ich habe mir gedacht, dass es nicht verkehrt ist, wenn ich sie gemeinsam mit euch mal auf die Schnelle durchgehe.“

Gönnerhaft verteilte Martin die Gutachten an die Kriminalbeamten. Steffen hatte derweil am Tisch Platz genommen, vor sich eine kleine, dickwandige Porzellantasse, aus der es herrlich duftete. Martin faltete die Hände ineinander, bevor er mit seinem Vortrag startete. Die Kommissare musterten den Spurenermittler aufmerksam.

„Also, für euch zwei kurz und knapp zusammengefasst, ist im Ergebnis Folgendes festzuhalten“, begann der Kriminaltechniker seinen Bericht. „Der Punker ist einwandfrei an einer Stichverletzung verschieden“, betonte er. „Ihm wurde mit großer Gewalt ins Herz gestochen, und sein Tod dürfte innerhalb kürzester Zeit eingetreten sein. Ich glaube nicht, dass er große Qualen erlitten hat.“

Steffen hörte ihm aufmerksam zu, während er genüsslich seinen Espresso schlürfte. Linda entgegnete nichts. Sie schaute Martin über den Rand der Tasse an und pustete in ihren heißen Tee.

„Der Mörder dürfte sicher männlichen Geschlechts gewesen sein. Das sage ich wegen des Winkels der Stichverletzung, die ihn getötet hat, und der puren Kraft, mit der der Täter zugestoßen hat“, erklärte Martin. „Wenn es doch eine Frau gewesen ist, muss sie zum Beispiel eine großgewachsene Zehnkämpferin sein, wovon ich im Moment mangels entsprechender Indizien aber nicht ausgehe.“ Aufmunternd sah er Steffen und Linda nacheinander an, während er gelassen in seinem Bericht blätterte.

Von den Kommissaren gab es nicht den leisesten Widerspruch zu seinen Ausführungen.

Wortlos platzierte Martin seine Lesebrille auf dem Tisch. Die Gläser sahen aus, als hätte er mit der Brille ein Schmalzbrot geschmiert.

„Was die Botschaft angeht, die man unserem Mann in den Bauch geritzt hat, gehe ich momentan davon aus, dass die Aktion erst nach seinem Ableben, also post mortem, erfolgt ist. Vermutlich wurde dazu ein kleines Taschenmesser verwendet, wie man es überall kaufen kann.“

„Das ist ja interessant“, bemerkte Linda.

„Die Schrift ist so klein, da hätte selbst ein Messerchen aus den alten Kaugummiautomaten ausgereicht, die früher an jeder Ecke hingen. Könnt ihr euch daran noch erinnern?“

Steffen nickte. Linda schüttelte zaghaft den Kopf.

„Habt ihr auf der Baustelle so ein Mini-Taschenmesser gefunden?“, fragte Steffen, der in Habachtstellung war.

„Leider nein“, sagte Martin. „Obwohl wir jeden Quadratzentimeter umgepflügt haben, konnten wir das Ding nicht finden. Tut mir leid, aber das ist im Moment die Faktenlage.“

„Das ist aber jammerschade“, meinte der Kommissar resigniert. Die Espressotasse stellte er klirrend auf dem Untersetzer ab.

„Immerhin spricht der Text der Botschaft dafür, dass sich der Tote und der oder die Täter kannten“, warf Linda ein. „Offenbar hatten die noch eine Rechnung miteinander offen“, schlussfolgerte sie.

„Ja, hundert Prozent. Wir haben auch keine Spuren von Abwehrverletzungen bei dem Toten gefunden. Unter seinen Fingernägeln war keine Ablagerung fremder Haut, die Rückschlüsse auf den oder die Täter zulassen würde“, betete Martin herunter. „Er muss seinen Mörder ziemlich dicht an sich herangelassen haben. Aus welchem Grund auch immer.“

„Das könnte dafür sprechen, dass sein näheres Umfeld etwas mit seinem Tod zu tun hat“, grummelte der Kommissar vor sich hin.

Martin nickte kurz. „Ob der Fundort auch der Tatort ist, wird von uns zurzeit noch intensiv untersucht. Es kann aber noch ein paar Tage dauern, bis wir zuverlässige Ergebnisse zu dieser Frage auf dem Tisch liegen haben“, fuhr der Kriminaltechniker fort. Energisch klappte er seinen schriftlichen Bericht zu. „Bemerkenswert ist allerdings das Folgende ...“, betonte Martin. „Hört mir jetzt bitte genau zu!“

Um dichter bei Martin zu sein und keines seiner Wörter zu verpassen, rückte Steffen näher an die Tischplatte heran. „Wir sind ganz Ohr, Martin.“, sagte der Ermittler lammfromm.

„Uns ist zufällig aufgefallen, dass...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7584-7699-2 / 3758476992
ISBN-13 978-3-7584-7699-0 / 9783758476990
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