Die Gärten des Alkinoos
Edition Karo (Verlag)
978-3-945961-36-0 (ISBN)
Beim Reisen in „homerische“ Landschaften lassen sich, neben der Stimme des Urvaters der europäischen Literatur Homer, auch viele ortsbezogene Stimmen von seinen Nachfahren vernehmen. In Vergils Aeneis und Ovids Metamorphosen erlebte der homerische Odysseus in Gestalt des troianischen Helden Aeneas eine Wiedergeburt; bevorzugter Handlungsraum dessen Fahrt von Troia nach Rom waren Sizilien und Latium. Hier auch siedelte Dante in den Commedia divina Odysseus' Abenteuer mit der Nymphe Kirke an. Goethe empfand bestimmte sizilianische Landschaften als den besten „Kommentar zur Odyssee“. In unserer Zeit hat Durs Grünbein mit seinem Gedicht "Torso des Polyphem" dem Zyklopen im latinischen Sperlonga ein Denkmal gesetzt. Und wieder andere banden ihre poetischen Imaginationen an Schauplätze ganz ohne Bezugnahme auf homerische Topographien wie Johann Gottfried Seume auf seinem Weg nach Syrakus oder der sizilianischen Schriftsteller Giovanni Verga in Acitrezza zu Füßen des Ätna.
Der Arzt PD Dr. med. Wolfgang Geisthövel, viele Jahre Leiter einer internistischen Abteilung in Köln, ist 1940 in Frankfurt am Main geboren und lebt mit seiner Frau in Berlin. Seit früher Jugend unternahm er zahlreiche Reisen. Nach drei kulturgeschichtlich und ethnologisch akzentuierten Reisebeschreibungen über den Mittelmeerraum (Reisen in Nordafrika 1974), Lateinamerika (Reisen in Lateinamerika 1978) sowie Südostasien und Neuguinea (Zwischen Ahnenkult und Video 1986) begann Wolfgang Geisthövel ein Projekt „literarisch-topographischer Spurensuche“, bei dem Reisen nach Maßgabe literarischer Schauplätze und Handlungsorte geplant wurden. Er suchte Orte auf, die mit den Werken großer Schriftsteller und Dichter verbunden sind, um zu erkunden, ob und wie ein Ort, eine Landschaft im Werk Widerhall gefunden haben. Die entstandenen Reisebeschreibungen verschränken eigenes Erleben und die erzählende Stimme des real Reisenden mit den vielfältigen Stimmen der Autoren zu einem Beziehungsgeflecht aus Beschreibung und Imagination, Realität und Fiktion. Aus diesen Spurensuchen gingen "Hölderlins Schwaben" (1996), "Reisen in Uwe Johnsons Mecklenburg" (2001), "Kein Besuch bei Lawrence Durrell" (2002), "Unterwegs mit Odysseus durch das Mittelmeer" (2007) und "Brasilien. Eine literarische Reise" (2013) hervor. Neben seiner eigenen literarischen Tätigkeit hat Wolfgang Geisthövel in mehreren Jahrzehnten eine umfangreiche Sammlung literarischer - und auch historischer - Reisebeschreibungen zusammengetragen.
Einleitung
Latium. Kampanien
Illusion. Monte Circeo
Gesamtkunstwerk. Sperlonga
Mythologisches Mixtum compositum
Von Gaeta bis Cuma, Et sirena canit.
Ravello, Li Galli, Capri, Apulien. Kalabrien
Reichtum. Neid. Zerstörung. Auferstehung. Sibari
Der Zahn der Zeit. Taranto
Piazza Pitagora. Crotone
Abendstunde im Theater. Locri
Kalabrisches Kleinod. Gerace
Heimat der 'ndrangheta. Aspromonte
Korsika. Sardinien, Laistrygonen hie. Bonifacio
Laistrygonen da. Santa Teresa. Porto Pozzo
Bauherr Dädalus? Tomba di Giganti Coddu Vecchiu
Tomba di Giganti Li Lolghi. Dolmen Sa Covaccada
Nuraghe Santu Antine
Griechenland
Durrels Phäakenland. Korfu
Höllenfluß, kristallklar. Achéron
Eingang zur Unterwelt. Kap Tainaron
Sizilien
Wo Goethe die Phäaken und die Urpflanze fand
Die Gärten des Alkinoos. Palermo
Aphrodite und Kyklops als Nachbarn. Monte Erice
Die Ziegeninsel oder Mattanza. Insel
"Unter Taormina, am Meer". Giardini-Naxos
Verismo am Fuße des Ätna. Acitrezza
Melancholie. Verzauberung. Syrakus
Die Abenteuer des Odysseus
Bibliographie
Wenn man ihrer Einflußsphäre noch die Wunderwelt der im Nordwesten des Bergmassivs beginnende Duna litoranea mit den Laghi costieri zurechnet, einer sehr schmalen, mehr als zwanzig Kilometer langen, von vier schmalen Lagunen-Seen begleiteten Düne, ein Blütenmeer jetzt im Frühjahr neben dem Wassermeer, Paradies für Kormorane, Wasserhühner, Enten, für Meereslilie, Sandquecke, Seekamille, Hexenkralle, für Palmen, Beerenwacholder, Erlen, Eschen, Pappeln; wenn man die durch Bauspekulation, eine breite Asphaltstraße und – im Sommer – Ströme von Ausflüglern und Badegästen provozierten ökologischen Schäden und ästhetischen Brüche übersieht; wenn man über Teppiche von Blumen und unter Gewölben von Vogelgezwitscher durch die benachbarte Selva del Circeo geht, wo Myrte, Farnkraut und Efeu sich unter Eichen, Pinien, Eukalyptus und Pappeln halbschattig wohlfühlen, wo Dachs, Fuchs, Igel, Wiesel und Fischotter sich mehr als nur Gute Nacht zu sagen haben; und wenn man sich daran erinnern läßt, daß dieser Wald, gerade einmal 32 Quadratkilometer groß, der letzte, bescheidene Rest eines ausgedehnten Waldgebietes ist, das sich in der pontinischen Sumpfebene vor deren endlich bewältigten Trockenlegung um 1930 ausbreitete: Dann – und übrigens noch eingedenk der früher jedem von Rom nach Neapel Reisenden mitgegebenen Warnung, dieses Gebiet in schnellstmöglichem Tempo und ja nicht schlafend zu durchfahren wegen hoher Malariagefahr durch Einatmen der verseuchten Luft – ja dann weiß man hier Ingredienzen eines (heute nicht mehr ganz jungfräulichen) Zauberlandes versammelt, von einer mächtigen Zauberin beherrscht. Ihren Namen trägt nicht nur das Vorgebirge, sondern auch der Parco Nazionale Del Circeo, zu dem neben dem Berg noch die Düne, die Lagunenseen und der Circe-Wald gehören, der nur zweieinhalb Kilometer vom Meer entfernt liegt und vermutlich früher bis an die Küste reichte. Vielleicht hat ihn Vergil so gesehen ...
Erscheinungsdatum | 29.05.2024 |
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Zusatzinfo | historische Abb. der Kirke |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Maße | 128 x 211 mm |
Gewicht | 300 g |
Themenwelt | Literatur ► Märchen / Sagen |
Schlagworte | Apulien • Capri • Griechenland • Kalabrien • Mythologie • Odysseus • Reisetexte |
ISBN-10 | 3-945961-36-X / 394596136X |
ISBN-13 | 978-3-945961-36-0 / 9783945961360 |
Zustand | Neuware |
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